
- Ein zweites Jalta?
In Polen und den baltischen Staaten ist die Sorge groß, dass US-Präsident Donald Trump die Ukraine Putins Russland opfert. Doch die Signale aus dem Weißen Haus sind widersprüchlich. Hinter Trumps Auftreten könnte auch Kalkül stecken.
„Ein zweites Jalta.“ Mal mit Ausrufezeichen, mal mit Fragezeichen. So steht es in vielen Kommentaren der Medien von Tallinn, Riga und Warschau bis Prag. Wiederholt sich die Geschichte genau 80 Jahre nach der für Osteuropa so verhängnisvollen Konferenz im Liwidija-Palast im Badeort Jalta auf der Halbinsel Krim? Die Frage drückt die Furcht der Osteuropäer vor einem tektonischen Wechsel der amerikanischen Außenpolitik aus, auf den die jüngsten Attacken Donalds Trumps auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj schließen lassen: Ende der Unterstützung für Kiew, stattdessen Entspannung mit Moskau.
Jalta ist das große Trauma der ehemaligen Ostblockstaaten, die heute EU und Nato angehören: Im Februar 1945 hatte sich der todkranke amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt vom Kremlchef Josef Stalin in Jalta über den Tisch ziehen lassen: Er hat ihm ganz Mittelost- und Osteuropa als Einflusszone zugestanden, weil er naiv Stalins Zusicherungen geglaubt hatte, dieser werde die Demokratisierung der von den deutschen Besatzern befreiten Länder garantieren und deren Souveränität respektieren. Der Britenpremier Winston Churchill verstand zwar sofort, dass Stalin schlicht log, doch warnte er vergeblich die Amerikaner vor dessen imperialistischen Gelüsten.
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Hat sich Donald Duck im Ton vergriffen? Sieht ganz danach aus. Das arme Porzellan im Laden. Das man mit 78 Jahren vor lauter Testosteron nicht gerade gehen bzw. stehen kann, ist eher sehr selten. ist wie es ist. Warten wir ab, was als nächstes kommt.
Stalin war Georgier, und wird auch heute noch von vielen Georgiern geschätzt.
Früher habe ich geglaubt, dass Osteuropäer sich über die Befreiung durch die rote Armee gefreut hätten.
Herr Urban, war es Ihrer Meinung etwa so, dass alle Osteuropäer (so wie die Kollaborateure der Wehrmacht in der Ukraine und in manchen baltischen Staaten) lieber unter Hitler weiter gelebt hätten?
Glaube ich erst mal nicht.
Oder was soll das Gejammere? Ist Roosevelt für Sie ein Agent des Georgiers gewesen?
Natürlich kann ich verstehen, dass Tusk nun seine Hoffnungen auf die Fratelli d'Italia setzt.
Nun, einen Wert haben Ihre Artikel: Man sieht, welche Gedanken bei osteuropäischen Nationalisten im Umlauf sind.
Der Beitrag suggeriert, die USA wollten sich auf eine (militärische?) Auseinandersetzung mit der Volksrepublik China konzentrieren. Die USA hatten bereits 1973 die Ein-China-Politik der VRC anerkannt. Und nun soll Präsident Trump für Taiwan mit 23 Millionen Einwohnern einen Krieg riskieren, weitab von den USA ? Dies würde eine völlige Wandlung des "Dealmakers" voraussetzen - eher unwahrscheinlich. Wesentlich wahrscheinlich ist ein Ussuri-Szenario mit Gebietsforderungen seitens China. Seit der rücksichtslosen Rekrutierung von Angehörigen der Volksgruppen östlich des Urals für den Krieg in der Ukraine ist dort die Stimmung pro Russland sehr stark gesunken. Die Hinwendung zu China ist eher gewachsen.
An das "Ussuri-Szenario" kann ich mich noch erinnern. Unsere Politlehrer
hatten tüchtige Probleme, uns auf einmal einen militärischen Konflikt
zwischen den beiden Brudervölkern (UdSSR und VR China) zu erklären.
Wenn ich mich nicht täusche, geht das zu klärende Gebiet bis nach
Wladiwostok und China hat die Region bisher nicht aus den Augen
verloren, natürlich einschließlich der Volksgruppen.
Man kann nur hoffen, dass unser Trampolinchen nicht noch in dieses
Thema mit ihrer feministischen Außenpolitik eingreift. Aber vielleicht
hat sich diese Sorge bald erledigt und sie hüpft wieder weg.
Bei der Taiwan-Frage bin ich nicht sicher, da es auch andere
Staaten in der Region stark betrifft und China wohl sehr robust agiert.
MfG
" In Polen hofft man auf Friedrich Merz und Giorgia Meloni "
Das dürfte der Witz des Jahres 2025 sein.
Die Koalition die Merz schmieden muß, wird europaweit für Irritierungen sorgen und so mancher Staatschef wird sich fragen:
Geht's eigentlich noch Herr Merz.
Die Ampel ist tot.
Es lebe die Ampel oder wie ???
Da werden wir noch einige Kabinettstückchen zu sehen und hören bekommen.
Was sagt Frau Meloni eigentlich dazu?
Weiß sie schon von ihrem Glück?
ein Anerkennen der realen Verhältnisse. Ob Roosevelt damals naiv war, ist nicht so relevant, ich glaube es auch nicht. Er war denke ich realistisch genug, dass er die USA nicht für unklare Ziele hätte weiterkämpfen lassen können. Ich finde auch erstmal Trumps Ansatz, dass man anerkennen muss, dass die USA keine Hegemonialmacht mehr sind, pragmatisch korrekt. Man muss sich mit China und anderen Playern arrangieren und dabei die eigenen Interessen schützen - das ergibt Sinn und Krieg wird am besten auf diese Weise vermieden.
Seine jetzigen Einlassungen gegenüber der Ukraine und Selensky sind allerdings unterirdisch. Vollkommen inakzeptabel das so darzustellen. Ich würde als Konsequenz mit deutlich mehr Einsatz auf Abstand gehen.
allen Trump Gegnern, die Vorstellung was man denn stattdessen unternehmen sollte. Im Gegensatz zu Herrn Urban und diversen deutschen Politikern weiß Trump, dass im Krieg das Recht des Stärkeren gilt und nicht anderes. Deshalb ist ja Krieg weil man sich vorher auf nichts einigen konnte. Und man muss dann auch akzeptieren, wer der Stärkere ist. Und das ist im speziellen Fall nicht die UA. Bismarck, der Entsorgte, sprach von der Politik, als der Kunst des Möglichen; diese beherrschen Baerbock, Hofreiter, Merz u.a. nicht.
Ich beteilige mich daran, ständig den Blick in die Glaskugel zu machen und aus der ein oder anderen Äußerungen oder Bewegung irgendetwas schließen zu wollen. Wenn es belastbare Fakten gibt kann man sich natürlich zu dem ein oder anderen Ergebnis äußern und sicher auch Kritik üben. Und machen wir uns alle nichts vor. Dass Russland und die USA erst Mal allein verhandeln zeigt doch mehr als deutlich, wer da eigentlich miteinander in der Ukraine gegeneinander gekämpft und das Sagen hat. Erst wenn die sich einig sind, darf auch UA mitreden bzw. das was feststeht als Verhandlungserfolg verkaufen. Und ja, Trump neigt nach wie vor, das ist sein naturell, mit drastischen Worten und großen Drohgebärden das für ihn maximal beste rauszuholen. Nein, ich mag auch nicht alles was er da von sich gibt, aber dennoch muss man abwarten, was am Ende wirklich herauskommt.
Sehr richtig beobachet, Herr Konrad.
In der Tat ist Selenskyj nicht unschuldig daran, dass der Krieg immer noch andauert. Im März/April 2022, also kurz nach Ausbruch des Krieges, gab es in Istanbul zwischen russischen und ukrainischen Repräsentanten Friedensverhandlungen, und ein „Deal“ lag unterschriftsreif auf dem Tisch: Abzug der russischen Truppen aus den eroberten Oblasten gegen Neutralität und Verzicht der Ukraine auf eine NATO-Mitgliedschaft. Doch Selenskyi ließ sich törichterweise vom eilig angereisten Boris Johnson überreden, diesem Deal nicht zuzustimmen. Eine Riesenchance, den Krieg zu beenden, war vertan. Wenn Trump nun verkündet, er wolle gemeinsam mit Putin „Frieden schaffen“, dann kann dem geschundenen Land, das allmählich ausblutet nichts Besseres geschehen. Die Einlassung des Autors, Putin möchte „die souveräne Ukraine wieder dem russischen Imperium einverleiben,“ ist eine durch nichts belegte steile These und gehört ins Reich der Phantasie. Welches russische Imperium??
Sehr geehrter Herr Urban, es lässt sich kaum verleugnen, Sie sind kein Freund von Putin und Russland sondern eher von einem Wendehals Merz und einem deutschen "Weiter so!" Ich für meinen Teil sehe die aktuelle trump'sche USA eher positiv und als Regierung mit Friedenswillen mit Russland. Da unterscheiden wir uns offensichtlich, besonders weil ein größenwahnsinniger Merz verantwortungslos wie v. d. Leyen und Macron weiter die Kriegstrommel rühren und Taurus-Fernlenkwaffen liefern will. Der Selbstmord Deutschlands in Raten. Und auch zum Thema "Überfall" Russlands auf die Ukraine gibt es durchaus andere Betrachtungsweisen.
Es wird von vielen Autoren in den Medien und so auch von Herrn Urban immer wieder hervorgehoben, Russland hätte die Ukraine überfallen. Aber ist das so? Die Krim/Sewastopol ist seit 1772 Schwarzmeerhafen des russischen Kaiserreiches bzw. der russischen Flotte und wird vorrangig von russischstämmigen Menschen - wie auch die Ostoblaste Donezk und Luhansk - bewohnt. Donezk und Luhansk haben sich in Folge des Maidan-Aufstandes "verselbstständigt", was Kiew nicht akzeptiert hat. So entstand einfach dargestellt der Ukraine-Krieg schon 2014. Kiew hat die Bewohner der Ostoblaste mit widerwärtigsten Methode bekämpft und unterdrückt und das hatte mit Völkerrecht nichts zu tun. Es war eine "innerukrainische" Revolution. Putin als Russe und Präsident Russlands hat seit 2014 gegen die fortschreitende NATO-Osterweiterung die mit Unterstützung der USA (und der NATO) der Unterdrückung der Russen in den O.O. interveniert, was dann zum offenen angekündigten Ukraine-Krieg führte.
Dieser Kommentar tut wohl: Man kann Trump nicht einseitig in die Pfanne hauen, wie manche es jetzt tun. Vielmehr gibt es widersprüchliche Signale, und das gehört wohl zum Deal-Machen dazu. Entscheidend ist, was hinten rauskommt: Wird es ein stabiler Friede, der Putin nicht Lust auf mehr macht? Dann wird es gut sein. Dass die Ukraine Kröten schlucken muss, sollte sowieso jedem klar sein. Und wir Europäer auch.