
- Verzagte Schüler werden nie Corona-Aufarbeitung fordern
Im Stile von „Fridays for Future“ müssten Schüler eigentlich selbst aktiv werden, um eine Entschuldigung für den Schaden zu fordern, den ihnen die Corona-Politik zugefügt hat. Die Gründe, warum das nicht geschehen wird, sind ein ebenso großes Problem, wie es die Corona-Maßnahmen waren.
Am 16. März hat eine Autorengruppe Lehrer und Schüler dazu aufgerufen, die schädlichen Corona-Maßnahmen im Schulwesen aufzuarbeiten. Ich teile den Wunsch der Autoren, die Schüler sollten selbst aktiv werden und eine Entschuldigung für den Schaden fordern, den man ihnen zugefügt hat. Doch ich glaube, das wird nicht geschehen – und die Gründe, warum es nicht geschehen wird, sind ein ebenso großes Problem, wie es die Corona-Maßnahmen waren. Ich möchte sie hier erläutern.
Corona-Kritik hat keine Lobby
Zehntausende Schüler haben in den vergangenen Jahren die Schule geschwänzt, um bei „Fridays for Future“ zu demonstrieren. Wäre es nicht ein Leichtes, nun auf Kundgebungen anzuprangern, dass Sprachförderung durch Maskenpflicht torpediert wurde, dass staatliche Propaganda gezielt Angst geschürt hat, dass Kinder in prekären Verhältnissen gewalttätigen Eltern ausgeliefert waren? Nein, leicht wäre es nicht.
Wer zu „Fridays for Future“ ging, konnte nämlich sicher sein, dass viele Lehrer ihn stillschweigend unterstützten. Manch ein Pädagoge fühlte sich selbst wieder jung, wenn die klimabewegte Jugend dem Establishment ein hasserfülltes „How dare you?“ entgegenschleuderte. Mehr als ein Schuldirektor sah sich bemüßigt, der psychisch kranken Antisemitin Greta Thunberg in Festreden seinen Respekt zu zollen, um sich bei der Schülerschaft anzubiedern.
Kurz: Der Gang zu Fridays for Future-Demos war wohlfeil und risikolos. Ihre Inhalte entsprachen einer populären politischen Linie. Wer als Lehrer zu sagen wagte, dass man bitteschön in der eigenen Freizeit demonstrieren möge, statt die schulischen Pflichten dafür sausen zu lassen, der galt als kurzsichtiger Spießer ohne Blick für die wahren Probleme der Jugend. Wer braucht denn schon Algebra, wenn Mutter Erde stirbt! Klima war links, Klima war grün, Klima war gut.
Wer heute eine Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen fordert – oder gar juristische und personelle Konsequenzen –, hat keine politische Lobby. Schüler, die diesen Schritt wagten, müssten mit hartem Gegenwind rechnen. Außerdem würde es ihnen an kompetenten Mitstreitern mangeln, da viele Mitschüler nur geringe Urteilsfähigkeit und Lesekompetenz besitzen und indoktriniert, verängstigt, gleichgültig oder zu sehr mit ihren persönlichen Problemen beschäftigt sind. Unterstützung von Lehrern gäbe es primär hinter vorgehaltener Hand, wie man am demonstrativen Desinteresse der Lehrerschaft gegenüber den vorhandenen Aufrufen zur Stellungnahme sieht.
Schüler sind schon jetzt eingeschüchtert
Der hehre Bildungsauftrag der Aufklärung ist in unserem Schulsystem zu betreutem Denken verkommen. Angesichts der Komplexität des Themas Corona-Maßnahmen wären besonders Gymnasiasten und Realschüler gefordert. Die Fähigsten unter ihnen müssten die Auseinandersetzung mit der erlittenen staatlichen Ungerechtigkeit und der damit verbundenen Propaganda suchen. Hauptschüler tun sich intellektuell schwerer, zwischen den Zeilen zu lesen, auch fehlt es ihnen häufig an der nötigen Text- und Medienkompetenz. Doch gerade Gymnasiasten wissen heute sehr genau, was sie in der Schule sagen dürfen und was nicht.
Staatliche Schulen sind allzu stark vom Zeitgeist geprägt. Die NGOs, zu deren Aktivitäten die CDU jüngst bloß eine nichtssagende Auskunft erhielt, prägen längst auch das Schulleben. Es erhalten stets die üblichen Verdächtigen eine Bühne in der Schule, von der aus sie die Schüler mit ihren Meinungen überwältigen und indoktrinieren können. Während die Lehrergewerkschaft kritisiert, dass Jugendoffiziere der Bundeswehr an Schulen Vorträge halten dürfen, öffnet man anderen Organisationen bereitwilligst Tür und Tor. Das Werbeverbot ist plötzlich egal, wenn eine „Initiative“ anklopft.
Schulleiter lieben es, Ehrenplaketten an den Eingang zu schrauben: „Umweltschule“, „Schule gegen Rassismus“, „Schule ohne Homophobie“, „Gute gesunde Schule“ … All diese schicken Label können Schulen nur erhalten, indem sie Geld und Zeit für die Vermittlung von Inhalten zur Verfügung stellen. Geld und Zeit, die dann für den regulären Unterricht fehlen. Und weil diese Inhalte von Gästen vermittelt werden, die anders als Lehrer keinem Neutralitätsgebot unterliegen, sind sie auch alles andere als neutral.
Wer da als Schüler widersprechen möchte, stört eine Schulveranstaltung und ist unhöflich gegenüber dem geladenen Gast. Hier besteht also eine viel höhere Hürde für Schüler, zu widersprechen. Es wäre etwas anderes, mit einer vertrauten Lehrkraft, die offen ist für Widerspruch, einmal so richtig heftig im Klassenzimmer zu diskutieren. Das geht mit Lehrkräften, denen eine solide Argumentation wichtiger ist als die Verteidigung ihres persönlichen Standpunkts. Sie wären auch fähig, echte Hassrede als solche zu entlarven und ihr etwas entgegenzusetzen. Doch solche Momente der unbeschwerten Redefreiheit sind selten. Wer jedoch mehr oder weniger subtil aufzeigt, welche Meinungen unerwünscht sind, schafft ein Klima des vorauseilenden Gehorsams. So entstehen Untertanen, nicht freie Bürger.
Meldestellen für Schüler fördern Denunziation
Sollte auf diese indirekte Weise noch nicht klar genug sein, was gesagt werden darf, dann gibt es einen neuen Weg: die Meldestellen. Angehende Anzeigenhauptmeister haben ein weites Betätigungsfeld, denn aktuell schießen Meldestellen wie Pilze aus dem Boden. Sie tragen stets die gleiche ideologische Couleur. In München zum Beispiel wird aus staatlichen Mitteln die „Meldestelle bei Diskriminierung und rechtem Hass“ finanziert.
Das klingt nach einem ehrenwerten Anliegen. Stutzig macht einen zunächst, dass explizit nur von „rechtem Hass“ die Rede ist, nie von linkem. Dieser Stelle sollen Schüler „Äußerungen“ melden. Dabei ist es egal, ob diese „Äußerungen“ sich gegen den Melder selbst richten, gegen eine andere Person – oder gegen niemand Bestimmten, so wie das Meinungsäußerungen tun. Die Kategorien für Meldungen sind: „Rassismus“, „Rechts“, „Antisemitismus“, „LGBTIQ*-Feindlichkeit“, „Sexismus“, „Klassismus“, „Verschwörungsideologien“ und „Ableismus“.
Wer also sagt, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt, dass in Schuldurchsagen nicht gegendert werden sollte oder dass Mädchen sich neben biologischen Jungs auf der „Divers“-Toilette nicht wohlfühlen, macht sich der „LGBTIQ*-Feindlichkeit“ oder des „Sexismus“ schuldig. Wer sich beschwert, weil ein verhaltensgestörter Mitschüler immer wieder schreiend am Boden liegt und das Lernen erschwert, oder wer sagt, Lehrer sollten lieber die fehlenden Rechtschreib-Kenntnisse aufbauen anstatt Schüler durch Legasthenie-Bescheinigungen von der Benotung auszunehmen, macht sich des „Ableismus“ schuldig.
Und wer sagt, dass Corona-Viren für Kinder unproblematisch waren, dass das Tragen von Masken reine Symbolpolitik war oder dass das mutierte Corona-Virus wahrscheinlich einem Laborunfall entstammt, muss damit rechnen, wegen „Verschwörungsideologien“ gemeldet zu werden. Denn wer vertraut schon darauf, dass etwas, was jahrelang zu sozialer Ächtung, zu Löschungen auf Facebook oder gar zu Bußgeldern führte, nun plötzlich akzeptabel ist, weil herauskam, dass es schlicht der Wahrheit entspricht? Natürlich kann man bei der Münchner Meldestelle auch Lehrer, Sozialarbeiter, Direktoren und ihre Sekretärinnen melden – für „rechte“ Aussagen, nicht für linke.
Schon Achtjährige werden auf Linie gebracht
Wenn Schüler durch institutionalisierten Druck gedrängt werden, den politisch erwünschten Meinungskorridor ja nicht zu verlassen, geht das weit über das notwendige erzieherische Eingreifen von Lehrkräften hinaus. Das erlebe ich im Rahmen meiner Arbeit mit Schülern immer häufiger. An einer Grundschule wurde ein Achtjähriger strafweise für eine Stunde zur Schulsozialarbeiterin geschickt, weil er folgenden Satz geäußert hatte: „Von den Flüchtlingen sind die meisten gar keine Ärzte, aber eine Menge Verbrecher sind dabei.“ Die Sozialarbeiterin sollte ihn „zur Vernunft bringen“.
In einer weiterführenden Schule plakatierten Unbekannte in der Aula rote Poster der linken NGO Campact mit der Aufschrift „Rote Karte für die AfD!“. Als ein Schüler im Politikunterricht äußerte, jegliche solche Plakate hätten wegen des Neutralitätsgebots in der Schule nichts zu suchen, insinuierte die Lehrkraft, er wäre wohl ein AfD-Sympathisant und antwortete: „Wenn du dich dadurch gekränkt fühlst, kannst du es ja abmachen.“ Ein Mädchen sagt dazu: „Die Lehrer tun so, als wären wir alle doof genug, übermorgen die AfD zu wählen, wenn sie uns nicht einbleuen, dass links und die vernünftige Mitte dasselbe sind.“
Eltern, die sich beschweren, weil die Schulleitung Spendengelder im Wert von mehreren tausend Euro für eine esoterische Kinesiologie-Fortbildung verwendet, werden abgewiesen, und in der Folge wird im Unterricht den Kindern erzählt, sie müssten mit den Händen eine „liegende Acht“ nachfahren, damit ihr Gehirn besser rechnen und schreiben lerne. Wo ist sie, die Meldestelle für irrationale Pseudowissenschaft? Die Meldestelle für linke Überwältigung? Die Meldestelle für Leistungsfeindlichkeit?
Nichts geht ohne Urteilsfähigkeit und Lesekompetenz
Wenn Schüler tatsächlich wagten, eine Corona-Aufarbeitung zu fordern, wäre das großartig. Sie würden dadurch ihre Bürgerrechte selbstbewusst ergreifen und den Ausgang aus der verordneten Unmündigkeit finden. Wir können doch nicht einer kommenden Generation Milliarden an Schulden und massive psychosoziale Altlasten aufbürden, ohne ihnen zugleich einen ehrlichen, unvoreingenommenen und aufgeklärten Diskurs zu ermöglichen.
Urteilsfähigkeit bedeutet, Neusprech zu durchschauen, überschießende Emotionen und kognitive Verzerrungen zu identifizieren, Zusammenhänge logisch und rational zu bewerten und Risiken besonnen, aber liebevoll gegeneinander abzuwägen. Wir müssen der jüngeren Generation zumuten und zutrauen, diese Kompetenzen zu entwickeln. Das bedeutet das Kontroversitätsgebot der Beutelsbacher Erklärung: Lehrer dürfen Themen, die im wirklichen Leben kontrovers sind, nicht so präsentieren, als gäbe es eine einfache Antwort.
Weil das schwierig ist, müsste eine entsprechende Jugendinitiative bezüglich der Corona-Maßnahmen zunächst von den klügsten Schülern ausgehen. Diese müssten sich selbständig über die Datenlage informieren, ohne dabei esoterischen Vereinfachungen einerseits und politischen Blendgranaten andererseits auf den Leim zu gehen. Nur eine sehr kleine Anzahl deutscher Schüler ist dazu in der Lage, denn die Lesekompetenzen sowie die naturwissenschaftliche und ethische Urteilsfähigkeit reichen für diese umfassende Aufgabe nur bei einer Minderheit aus.
Schüler ermutigen, unliebsame Argumente zu äußern
Gerade die Schüler, die zu einer solchen Leistung bereit und fähig wären, zögern: Schneller als es ihnen lieb ist würde man sie als „rechts“ brandmarken und ihnen vorwerfen, den „Schulfrieden zu stören“. Schwamm drüber, Abi machen, im Stillen seinen Teil denken und am besten keine schriftlichen Spuren hinterlassen, denn angebliche „Hassrede“ aus einem Chatverlauf landet im Zweifelsfall rascher bei der Schulleitung, als man „Datenschutz“ sagen kann.
Es gibt Lehrer, die diese Pervertierung der Erziehung zur Urteilsfähigkeit ebenso unerträglich finden wie die mündigen Schüler. Wenn Sie einer davon sind: Helfen Sie Ihren Schülern, nicht zu resignieren! Mir sagte ein Schüler: „Mein Lehrer beißt doch nicht die Hand, die ihn füttert.“ Liebe Kollegen, bitte widerlegen Sie diese Sorge durch Taten!
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... und ermutigender Beitrag! Ich arbeite ja selbst im Sozialbereich in einem Wohnheim für Jugendliche, teilweise mit Verhaltensproblematiken, teilweise minderjährig aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern zugewandert, teilweise einfach Auszubildende, die einen Wohnheimplatz brauchen. Heute hat mein Kollege kleine Tütchen gerichtet mit Süßigkeiten für unsere muslimischen Bewohner, die am Sonntag das Ramadan-Ende mit dem Zuckerfest feiern, während ich in der Pause eine Nachricht mit dem Messerangriff in Amsterdam mit fünf Schwerverletzten durch einen "Mann mit südländischem Aussehen" erhalten habe und ich dann meinem Kollegen gegenüber erwähnt hab, dass dies eben die andere Seite von Tütchen und Zuckerfest ist und ich mich frage, wie wir damit umgehen sollen. Die Reaktion war eher verhalten bis genervt, da "der jetzt schon wieder mit sowas kommt" und wir ja schließlich unser Geld mit unserer "Toleranz" verdienen! Allerdings bin ich auch nicht bereit, "die Klappe zu halten" ... ;)
nicht in die Diskussion einbringen, "psychisch kranke Greta Thunberg".
Das hat mich nicht an ihr gestört.
Psychische Krankheiten gibt es leider wie Sand am Meer.
Nein, ich fand die "Performance" schlicht zu dürftig.
Frau Neubauer und ihr "Teelichtermeer" wirkten dann auch "kindlich" auf mich.
Ich hattte das mal bei einer Nachbarin gesehen, fand es dort aber nett und berührend.
Ich habe den Artikel dann erst einmal nicht weitergelesen, weil ich auch die Eingangsthese ablehne.
Die Kinder mögen behütet lernen und spielen, statt politisch zu kämpfen.
Nein, sie müssen nicht aufstehen und Entschuldigungen einfordern.
Sie könnten es sicher, aber hat man ihnen nicht auch nahegebracht, dass sie sonst Schwächere und alte Menschen gefährdet hätten, also für einen guten Grund litten?
Aber darüber hat sich Precht schon aufgeregt?
Die Kinder könnten gelitten haben, aber das Ausmass der Verfehlungen, wenn das nicht angemessen war, schreit evtl. zum Himmel?
Ich war zu schwach und unwissend.
Mea Culpa
Wie kann man es bewerten, dass Prof.Dr. Drosten in einer vom Playboy in Auftrag gegebenen Umfrage zum "Mann des Jahres" 2020 gekürt wurde, mit der Spezifizierung "Experte, Seher, Reizfigur".
Bitte besprechen Sie in diesem Zusammenhang besonders das Wort "Reizfigur".
2. In einem Artikel des Cicero wurde Frau Merkel als "Göttin" angerufen.
Bitte prüfen Sie, in welchem Zusammenhang dieses Göttinnenbild stehen könnte. Beachten Sie besonders die Raute
Diese beiden Aufgaben könnten gleichzeitig Abithemen sein und vielleicht könnten wir dann sehen, dass (nicht) wenige Schüler und Schülerinnen ihre Lehrer und Lehrerinnen "weit" abgehängt haben?
Interessant wäre noch, ob diese hellsichtigen Schüler in welchem Umfang bei FfF aktiv sind.
Vielleicht versuchen sie nur die Schulzeit zu "überleben"?
Wie nennt man mein Ansinnen?
Zynisch, sarkastisch...?
NATÜRLICH IST DAS ÜBERZOGEN, das geht in der Kürze des Textes gar nicht anders, aber "trifft" es nicht auch?
Ich schrieb dies aus Verzweiflung
Diese Ermutigung unserer Kinder braucht es unbedingt, wenn diese zu eigenverantwortlichen und resilienten Erwachsenen heran reifen sollen, die dann mit Zuversicht, Integrität und Herz ihr eigenes Leben und das Gemeinwesen (mit-)gestalten können und wollen. Jeder einzelne Mensch, der zu einem solchen Klima der Ermutigung seinen Teil beiträgt, tut das Richtige und hilft mit, die Grundlagen für eine bessere Zukunft zu legen. Dankeschön für diesen mutigen, klaren und engagierten Artikel !