- „Größte Sicherheit entsteht nicht durch Unabhängigkeit“
Für die Schweizer Volksseele ist der Neutralitätsbegriff ähnlich identitätsstiftend wie Schillers Geschichte über den Freiheitskämpfer Wilhelm Tell. Anna-Lina Müller, Co-Geschäftsführerin des Schweizer Think Tanks Foraus, erklärt im Interview, wie die Schweizer Neutralität dereinst entstanden ist, wie angesichts des Ukraine-Kriegs über selbige diskutiert wird und warum sie sich mehr Mut in der Schweizer Außenpolitik wünscht.
Anna-Lina Müller ist Co-Geschäftsführerin von Foraus, einem Schweizer Think Tank für Außenpolitik. Zuvor war sie unter anderem für die UNO, verschiedene NGOs und Think Tanks in Brüssel, Nairobi, Athen, Oxford und Berlin tätig. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Schweizerische Europapolitik sowie internationale Demokratie-, Kriminalitäts- und Grundrechtsfragen. Sie ist Mitglied der externen Expertengruppe Neutralität 2022, die den Schweizer Bundesrat bei der Erstellung eines neuen Neutralitätsberichts begleitet.
Frau Müller, in meiner Kindheit kannte ich bereits die Formulierung „Ich bin die Schweiz“. Damit soll ausgedrückt werden, dass man sich bei einem Thema heraushält beziehungsweise neutral ist, also sich weder auf die eine noch auf die andere Seite schlägt. Was ist mit der Schweizer Neutralität wirklich gemeint?
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Kann zu diesem Thema auch bitte Roger Köppel heir zu Wort kommen?
die Schweiz. Eine gewisse Bauernschläue ist ihr ganz bestimmt nicht abzusprechen.
Dazu kann man stehen wie man will, ich jedenfalls sehe, dass dabei die Vorteile überwiegen...
Ist, dass es neu ist , die integrale Neutralität als Zweck in der Bundesverfassung festzuschreiben. Neu ist aber auch, dass diese Neutralität im Handstreich preisgegeben wird.
Denn erst führte der Aussenminister die Neutralität als Argument dafür ins Feld, warum die Schweiz die EU-Sanktionen nicht übernehmen soll. Vier Tage später knickte er ein. Wenn es so leicht ist, unsere Politiker von aussen zu beeinflussen, und der Bürger hat dazu nichts zu sagen, dann ist es Zeit, die Neutralität sturmsicher zu befestigen.
Ich sehe es auch so, dass Schweiz als glaubwürdiger, weil neutraler Vermittler auftreten kann.
Und ich verstehe da Frau Müller nicht, mit der Aussage: "...dass die größte Sicherheit durch Unabhängigkeit möglich ist."
Wo sie weiter oben doch betont, wie gut die Schweiz durch den 1.Weltkrieg gekommen ist.
Durch den Vertrag von Paris vom 20. November 1815, haben die Grossmächte faktisch die Neutralität der Schweiz anerkannt und die Unverletzlichkeit ihres Territoriums garantiert.
Der Ukraine-Krieg hat zwar auch in der Schweiz grundsätzlich zwei Lager ( konservatives und liberales) gespalten. Man geht aber weiter (auch nach UN-Beitritt) davon aus, dass das Neutralitätsrecht nicht auf militärische Uno-Einsätze anwendbar ist.
Das Grundprinzip, nicht an Kriegen teilzunehmen, weder direkt noch indirekt, ist für mich mit die größte Errungenschaft der Schweizer überhaupt.
Sie führte zum Verbot, dass DE und Dänemark die von der Schweiz gekaufte Panzer und Munition weiterreichen.
...kann ich dazu die kürzlich gelaufene, im Netz abrufbare "Sternstunde Philosophie - Die Schweiz ringt um ihre Neutralität" empfehlen.
Neben Frau Müller ist hier Katja Gentinetta mit tiefstem, detaillierten Wissen um Geschichte und Neutralität der Schweiz zu erleben.
ist für die Schweizer natürlich einfach zu gewährleisten, da potentielle Angreifer, etwa Putins Schergen, zunächst Nato-Mitgliedsstaaten überrennen müssten.
Nichts desto weniger hat sich die Schweiz im Gegensatz zu dem Tagträumerstaat Deutschland die Wehrhaftigkeit erhalten.
"Wer den Frieden erhalten will, muss für den Krieg gerüstet sein"