Der Regieraum wird zum zentralen Setting des Kammerspiels / Constantin Film Verleih GmbH / Jürgen Olczyk

Film der Woche: „September 5“ - Mediale Zeitenwende

Als amerikanische Sportreporter 1972 live vom Münchner Olympia-Attentat berichten, schreiben sie Mediengeschichte. Klug und spannend beleuchtet „September 5“ den Terroranschlag aus Sicht der Nachrichtenmacher und deren moralisches Dilemma.

Autoreninfo

Ursula Kähler ist promovierte Filmwissenschaftlerin und arbeitete unter anderem am Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main. Sie veröffentlichte „Der Filmproduzent Ludwig Waldleitner“ (2007) und „Franz Schnyder. Regisseur der Nation“ (2020).

 

So erreichen Sie Ursula Kähler:

Verstaubte Erinnerungen an Hitlers Olympiade unter dem Hakenkreuz sollten verblassen. Mit den „heiteren Spielen“ wollten die Veranstalter der XX. Olympischen Sommerspiele 1972 in München ein modernes, weltoffenes Bild von Deutschland zeigen. Ein eher locker gehaltenes Sicherheitskonzept sollte zur betont zivilen und freundlichen Atmosphäre beitragen. Mehr als zwei Milliarden Mark steckte man in den Bau neuer Sportstätten und des Olympischen Dorfes. Noch heute ist in dem unter der Leitung Günter Behnischs entstandenen Olympiagelände ein Symbol von dessen architektonischem Credo zu erkennen: dem „demokratischen Bauen ohne jede Status- und Machtsymbolik“.

Doch am zehnten Wettkampftag nahm die Olympiade mit der Geiselnahme und Ermordung israelischer Sportler durch die palästinensische Terrororganisation „Schwarzer September“ eine tragische Wendung. Die von der überforderten bayerischen Polizei ausgeführte Befreiungsaktion am Flughafen Fürstenfeldbruck scheiterte. Alle Geiseln, fünf Terroristen und ein Polizist kamen dabei ums Leben. Im Nachhinein markiert das Attentat den Höhepunkt einer Reihe terroristischer Aktionen nach dem Sechstagekrieg von 1967 und zugleich so etwas wie die Stunde Null des transnationalen Terrorismus. 2005 bediente sich Hollywood-Altmeister Steven Spielberg für seine internationale Koproduktion „München“ des historischen Stoffes. Zwei Jahrzehnte später wagt sich nun endlich auch eine deutsche Produktion an die noch immer hochdramatischen und politisch brisanten Ereignisse.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns über eine konstruktive Debatte. Bitte achten Sie auf eine sachliche Diskussion. Die Redaktion behält sich vor, Kommentare mit unsachlichen Inhalten zu löschen. Kommentare, die Links zu externen Webseiten enthalten, veröffentlichen wir grundsätzlich nicht. Um die Freischaltung kümmert sich die Onlineredaktion von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr. Wir bitten um Geduld, sollte die Freischaltung etwas dauern. Am Wochenende werden Forumsbeiträge nur eingeschränkt veröffentlicht. Nach zwei Tagen wird die Debatte geschlossen. Wir danken für Ihr Verständnis.

Ihr Kommentar zu diesem Artikel

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.