Nicole Kidman und Harris Dickinson / Constantin Film

Film der Woche: „Babygirl“ - Sie sah, sie kam, sie siegte

In dem Erotikdrama „Babygirl“ lebt eine begehrenswerte Frau mittleren Alters ihre masochistischen Sexfantasien mit einem jüngeren Liebhaber aus. So schonungslos mutig, lasziv und verwundbar hat man Nicole Kidman noch nie gesehen.

Autoreninfo

Ursula Kähler ist promovierte Filmwissenschaftlerin und arbeitete unter anderem am Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main. Sie veröffentlichte „Der Filmproduzent Ludwig Waldleitner“ (2007) und „Franz Schnyder. Regisseur der Nation“ (2020).

 

So erreichen Sie Ursula Kähler:

Das weibliche Stöhnen ist laut und eindeutig. Bereits während des Vorspanns dröhnt es aus den Lautsprechern des Kinosaals. Die ersten Bilder zeigen ein kopulierendes Paar von oben. Die Frau sitzt in einem Seidenhemdchen auf einem Mann. Am Ende des Aktes täuscht sie ihren Orgasmus vor. Er ahnt davon nichts. Stattdessen gesteht er ihr seine Liebe. Verzögert und damit unglaubwürdig erwidert sie ihre. Dann verschwindet sie heimlich ins Zimmer nebenan, legt sich auf den Teppichboden vor ihren Laptop und befriedigt sich selbst zu einem Porno. Darin begehrt eine sehr junge Frau einen älteren Mann, den sie „Daddy“ nennt. Um ihre Lustschreie zu verbergen, hält sich die Masturbierende den Mund zu. Jetzt ist ihr Höhepunkt echt.

Von der ersten Sekunde an betont die niederländische Regisseurin Halina Reijn, worum es in ihrem dritten Spielfilm geht – nämlich um Sex. Genauer gesagt, um den Sex einer Frau mittleren Alters. Um den, den sie haben darf, und um den, den sie will. Im Zentrum des Drehbuchs, das Reijn ebenfalls geschrieben hat, steht Romy, gespielt von Nicole Kidman. Dem Anschein nach führt sie das perfekte Leben einer modernen Frau. Sie besitzt alles, was für ihr Rollenbild erstrebenswert ist: Job, Geld, Mann, Kinder, Schönheit. Die stets perfekt gestylte Geschäftsführerin eines erfolgreichen Robotikunternehmens ist glücklich verheiratet mit einem renommierten Theaterregisseur (Antonio Banderas), hat zwei Töchter im Teenageralter (von denen mal wieder eine die im Gegenwartskino offensichtlich obligatorische Lesbe ist) und lebt mit ihrer Familie in einem Luxusapartment in Manhattan.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.
Für € 1, dann 0.20/min freischalten
Maximal € 11 pro Monat • Kein Abo
Zahlungsmethode verbinden
Hilfe & Support
Hier findest du einen Überblick über tiun.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 30. Januar 2025 - 14:41

die für mich aber auch reichen muss.
Solche Filme sehe ich nicht gerne und auch wenn die jungen Protagonisten* erwachsen sind, kann es evtl. nicht schaden, wenn Sexual"therapeuten" am Set behilflich sind.
Diese Filme/Serien gibt es auch viel? im asiatischen Raum, vielleicht auch jetzt bedingt durch das erfolgreiche Vordringen von Frauen in die Chef*etagen.
Nicht mein Thema, aber sicher von Relevanz und wenn gut gemacht, Hingucker.
Eine Sache nehme ich der Geschichte jedoch nicht ab, kann mich aber irren.
Eine Frau, die vor einem Hund Angst hat, stellt für mich keine starke Frau dar.
Gerade bei Wölfen ist das Leittier doch gerne auch ein weibliches?
Nachvollziehbarer für mich Mozarts Cherubino und der Rosenkavalier.
Ich empfehle daher parallel einen für mich glaubhaften Film
"Victoria & Abdul", der sich im Rahmen liebvoller Zuwendung und Verständigung bewegt und mich überzeugt.
Die Konstellation des besprochenen Films "Babygirl" ist sicher möglich, aber mir nur schwer verständlich.

Sven G. | Do., 30. Januar 2025 - 16:03

Treibt eigene Blüten.

Die Einnahmen an der Kinokasse werden die Relevanz dieses Themas spiegeln.

Die erfolgreiche Frau - im dekadenten Westen - Zeitgeist-dressiert zur Maßlosigkeit. Die Protagonistin dokumentiert das in Ihrer ekstatischen Unterwürfigkeit, - dem evolutionär angelegten soziologischen Verhalten, - und der sich selbstreflektierenden masochistischen Phantasie der „feministischen“ Regie, - folgend.

Kopf-Triebe vs Triebe der Liebe.
Die Schlüsselszene mit dem Laptop zeigt die zügellose animalische Verhaftung - trotz des zivilisatorisch gesicherten Hintergrunds.

Maßlosigkeit und Abwesenheit von Demut - eröffnen anscheinend neue feministische Kinohorizonte im proto-apokalyptischen westlichen Kulturbetrieb.

PS
Sehe gerade einen Dritte Welt Bericht - dem Selbstbedienungsladen des Westens, - und versuche das gerade oben kommentierte - mit den flimmernden Frauen-Bildern des Krieges und Elends - gedanklich zu verbinden. Nicht einfach - muss ich feststellen.

Ronald Lehmann | Fr., 31. Januar 2025 - 00:16

Es gibt wenige Filme, die einen begeistern.

Habe gestern ein Meisterwerk der Premium-Filmkunst von 1931 - neu bearbeitet - Chapeau 👍👏 gesehen

"Eine Stadt sucht einen Mörder"
wo damals wie heute Menschen aus Anstalten entlassen worden sind

die aber eine tickende Zeitbombe sind

jedenfalls ein Film, der so viel Diskussionsstoff zu bieten hat, wo man Wochen miteinander reden könnte für ein für & wieder

die zwei Seiten EINER Medaille

wer aber ein wirkliches sehr gutes Drama sehen will
der sollte den englischen Spielfilm
"Irina Palm" ansehen"

wo die ehrenwerte Moral einen mächtigen Tritt bekommt & vom Sockel fällt

dieser Film hatte leider nur 5 von 6 Punkten bekommen
> sicherlich, weil die Darsteller nicht so viele Auszeichnungen am Cover hatten

JA, über Geschmack lässt sich nicht streiten
& als Konservativer ist man eben
KONSERVATIV, auf Jahrhundert lange Werte basierend eingestellt & betrachtend

Viel Erquickung beim schauen 👍😇