Nach dem „Putsch“: Russischen Streitkräften wird militärisches Material von Wagner überlassen / imago

Mutmaßlicher Tod von Jewgeni Prigoschin - Aufstieg und Fall der Wagner-Miliz

Wagner-Gründer Jewgeni Prigoschin kam offenbar bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Was war seine Mission und die seiner Truppe? Mark Galeotti, einer der besten Russland-Kenner, weiß die Antwort.

Autoreninfo

Mark Galeotti ist Historiker und einer der besten Kenner russischer Sicherheitspolitik. Der 55 Jahre alte Brite unterrichtet an der School of Slavonic and East European Studies am University College in London und ist Senior Research Fellow am Royal United Services Institute. Galeotti hat zahlreiche Bücher über Russland verfasst. / Foto: Signe

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Es ist wenig überraschend, dass kundige Beobachter hinter dem jüngsten Militärputsch im Niger den Einfluss Moskaus zu erkennen glaubten – genauer gesagt, die Söldnertruppe Wagner. Zwar existieren keine schlagenden Beweise für diese These, auch wenn während der Straßenproteste vor Ort einige russische Fahnen geschwenkt wurden; dies geschah vor allem deshalb, weil sie zu einem Symbol für antifranzösische und antiwestliche Stimmungen im Allgemeinen geworden sind.

Dennoch war der Gründer und Chef von Wagner, Jewgeni Prigoschin, durchaus bereit, diese Spekulationen zu befeuern. Immerhin ist Wagner auf perverse Weise zu einer mächtigen Marke in der modernen Geopolitik geworden – ein Zeichen dafür, wie sogar Gewalt und Unterdrückung in der heutigen kommerzialisierten Welt vermarktet werden können. Genau das war schon immer eine Stärke von Wagner und Prigoschin: die Fähigkeit, eine enorme Präsenz zu projizieren; ein Image, das ebenso auf Mythenbildung und geschickter Öffentlichkeitsarbeit beruht wie auf tatsächlichem Erfolg.

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Christoph Kuhlmann | Do., 24. August 2023 - 10:14

Die zehn Opfer des Fluges bestanden aus drei Mann Besatzung, Prigoschin, Utkin, dem Gründer der Gruppe Wagner und vier weiteren führenden Wagner Offizieren. Das heißt, Wagner hat sowohl die politisch-ökonomische als auch die militärische Führung verloren. Damit ist Wagner als eigenständig handelnden Organisation ausgeschaltet. Der Marsch auf Moskau, dem eine monatelange Kritik an der Kriegsführung Russlands, hatte in der Militärbloggerszene großen Anklang gefunden. Putin hat diesem ultranationalistischen Milieu bereits im Vorfeld Grenzen gesetzt. In dieses Szenario passt auch die Absetzung von General Surowikin, dem Chef der russischen Raumfahrtgruppe, der als Freunds Prigoschins galt. Wenige Tage später wird Prigoschins Flugzeug von der Luftabwehr getroffen. Auch hier wurde bereits einige Wochen zuvor ein weiterer Kritiker der russischen Kriegsführung, General Popow abgesetzt. Da sind nicht nur Wagner und die Kriegs-Blogger mundtot gemacht worden, sondern auch das russische Militär.

Alexander Brand | Do., 24. August 2023 - 10:26

Ereignisse die in einem mißliebigen Land stattfinden als „typisch“ für das jew. Regime herausgestellt werden. Wer es sich mit Putin verscherzt.... Wie ist das in anderen „Demokratien“? Wer in den VSA nicht mehr paßt/benötigt wird, wird fallengelassen wie eine heiße Kartoffel, Loyalität kennen Regimes nicht, auch das Deutsche nicht!

Anderes Beispiel: in einem jüngst im Cicero veröffentlichten Artikel zur Frage wie andere Länder den Klimawandel sehen, war bei China zu lesen „In….der Staatspresse wird der Klimawandel nicht unbedingt kleingeredet – eher wird er für die eigene Agenda genutzt“ Ist das in Deutschland anders? Hier ist der Klimawandel DAS beherrschende Thema, um so die zerstörerische „Agenda“ der Grünen zu rechtfertigen!

Dasselbe beim Umgang mit Andersdenkenden, (berechtigte) Kritik an China, Rußland & Co., während es bei uns nicht viel besser aussieht. Oder Staatsmedien die nicht unabhängig berichten während der ÖRR schon seit Jahrzehnten nicht mehr neutral/objektiv berichtet.

Wie überall auf der Welt, die jeweils interessierten Kreise betreiben ihre Propaganda, um das eigene Geschäft zu betreiben, die Macht zu erhalten.
Manchmal kann Propaganda zufällig etwas wahres enthalten.
Also nichts neues unter der Sonne.

In Russland werden Oppositionelle und kritische Journalisten inhaftiert, erschossen oder anderweitig mundtot gemacht. Prigoschin ist nun - mutmaßlich - mit dem Flugzeug abgestürzt.
Hätten Sie ein vergleichbares Beispiel aus Deutschland? OK, ist vielleicht unfair, weil wir uns meines Wissens keine paramilitärische Mörderbande leisten, die in Afrika, Syrien oder sonst wo Gräueltaten begeht. Aber vielleicht haben Sie ein Beispiel für einen Oppositionspolitiker, der unter ungeklärten Umständen ums Leben kam oder im Straflager sitzt. Oder einen regierungskritischen Journalisten, dem man so richtig übel mitspielt. Den Herren Grau, Paul und Krischke wird hier ja auch immer wieder „Mut“ bescheinigt, weil sie mehr oder minder polemische Kommentare schreiben - und dafür schlimmstenfalls eine Rüge vom Presserat kassieren.
Oder haken wir Ihren Beitrag ab unter „Ich-habe-zwar-keine-Argumente-aber-ich-finde-Deutschland/Demokratie-nicht-besser-als-Russland/Diktatur“?

"Immer wieder spannend wie hirzulande"
"Ereignisse die in einem mißliebigen Land stattfinden als „typisch“ für das jew. Regime herausgestellt werden."

Warum? Was erwarten Sie von einem Land, das von einem ausgewiesenen Kriegsverbrecher und Despoten geführt wird? Da sind Bezeichnungen wie "typisch für ein solches Regime" eher ein ziemlich freundlicher Euphemismus.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in den USA noch "hierzulande" Flugzeuge missliebiger Opponenten abgeschossen werden, selbige aus dem dritten Stock fallen oder mit Polonium vergiftet werden. Das lieber Herr Brand, ist eben typisch für dieses verbrecherische System im Kreml.
"Dasselbe beim Umgang mit Andersdenkenden, (berechtigte) Kritik an China, Rußland & Co., während es bei uns nicht viel besser aussieht."

Glauben Sie mir, auch wenn bei uns nicht alles perfekt ist, aber von China, Russland und anderen despotischen Staaten sind wir meilenweit entfernt. Sie scheinen noch nie in einer Diktatur gelebt zu haben.

Albert Schultheis | Do., 24. August 2023 - 11:29

Abwarten. War Prigischin einschl. Wagner-Führungsriege tatsächlich an Bord? Sowas tut man eigentlich nicht - all eggs in one basket! Im Übrigen war Prigoschin ein starkes Ass im Ärmel Putins - besonders auch im nord-äquatorialen Afrika. Das mit dem Marsch auf Moskau - zu seltsam, für einen kühlen Strategen wie Prigoschin. Es gibt einfach zu viele Spieler die ihm den Tod wünschen. Warten wir ab, bis sein Tod bestätigt wird. Sollte er tatsächlich ermordet worden sein, werden wir die Hintergründe - ausgenommen denen, die westliche Gazetten verbreiten - niemals erfahren. Vielleicht braucht Putin den cleveren Mann für's Grobe tatsächlich nicht mehr - der Krieg gewonnen und einen Krieg gegen Niger werden die USA nicht wagen, das Land ist keine Ukraine.
Nein, jetzt tritt die Nach-Ukraine-Ära an. Der Sieger diktiert die Friedensbedingungen - nicht der Verlierer. Die Amerikaner hauen nach verlorenen Kriegen immer ab, überlassen den Schlamassel anderen und ziehen weiter - ins chinesische Meer!

" der Krieg gewonnen und einen Krieg gegen Niger werden die USA nicht wagen, das Land ist keine Ukraine."

Welcher Krieg wurde denn gewonnen? Und weshalb sollte die USA einen Krieg gegen Niger wagen??

"Nein, jetzt tritt die Nach-Ukraine-Ära an. Der Sieger diktiert die Friedensbedingungen - nicht der Verlierer."

Nach-Ukraine-Ära? Ist der Krieg in der Ukraine denn schon aus? Haben die Russen ihre Dummheit endlich eingesehen und sind abgezogen? Sorry Herr Schultheis, ich war ein paar Tage im Urlaub und bin nicht mehr so "up to date" ;-).

Prigoschin war sicher vieles, aber kein "kühler Stratege".
Viel interessanter aber finde ich, dass Sie der Weltöffentlichkeit mitteilen, dass der Krieg (Ich vermute, Sie meinen die "militärische Spezialoperation" in der Ukraine) "gewonnen" wurde.

Mal ganz im Ernst, Herr Schultheis: Sonst alles gut bei Ihnen?

Gerhard Lenz | Do., 24. August 2023 - 11:31

Aber für die frühe Uhrzeit waren das doch ein paar "Kracher" zu viel:

Wer in den VSA nicht mehr paßt/benötigt wird, wird fallengelassen wie eine heiße Kartoffel, Loyalität kennen Regimes nicht, auch das Deutsche nicht!

Na, wie gut, dass in dem von Ihnen stets gepriesenen Putin-Russland in Ungnade Geratene "nur" vergiftet, erschossen, totgeschlagen werden, aus dem Fenster fallen oder in Sibirien verschwinden.

Oder: Klimawandel wird hier nur diskutiert, um die Politik der Grünen durchzusetzen.

Oder: Im Umgang mit Andersdenkenden sieht es bei uns nicht viel besser aus als in China, Rußland & Co.: Natürlich. Wieviele AfDler wurden in letzter Zeit "weggesperrt", in die Verbannung geschickt oder - siehe oben - ermordet?

Aber wahrscheinlich sind solche Beiträge zu erwarten von jemandem, der Nazis konsequent als Linke bezeichnet (Nazis, die besonders schnell und gerne Kommunisten oder Sozialdemokraten in die KZs schickten - wussten Sie wahrscheinlich nur nicht).

Man oh man....

Alexander Brand | Do., 24. August 2023 - 16:51

Antwort auf von Gerhard Lenz

Es freut mich, daß ich Ihnen Grund zur Aufregung geliefert habe, denn wenn Sie und/oder der Hüglige sich aufregen, dann ist das ein untrüglicher Beleg für die Richtigkeit (m)einer Äußerungen. Und je vehementer und faktenbefreiter Ihre Aufregung ist, desto richtiger sind die von Ihnen kritisierten Aussagen. Sie sind der ideale Gradmesser für die Richtigkeit einer Aussage.

Ernst-Günther Konrad | Do., 24. August 2023 - 14:40

Ich nehme den Artikel als weitere Informationsquelle ohne Bewertung zur Kenntnis. Mal sehen was bei der Sache noch alles ans Tageslicht kommt. Am Ende ist Prigoschin gar nicht tot, ein Doppelgänger oder ein namensgleiches Opfer gebracht worden. Alles ist denkbar.

Bernhard Kaiser | Fr., 25. August 2023 - 03:09

"Im darauffolgenden Jahr kam es zur Revolution in der Ukraine, die Krim wurde annektiert, und es begann ein unerklärter Krieg im Donbass. Dies war eine seltsame und blutige Mischung aus Bürgerkrieg und fremder Intervention, und obwohl von Zeit zu Zeit reguläre Truppen über die Grenze geschickt wurden, behauptete Putin, dass Russland nicht involviert wäre. Es wurden alle Arten von abstreitbaren „freiwilligen“ Einheiten aufgestellt, und Wagner entwickelte sich zu Moskaus Erfüllungsgehilfen im Donbass, der die Rebellen unterstützte, aber auch lokale Kommandanten eliminierte, die sich nicht unterordnen wollten." Dieser ganze Artikel strotzt nur so von einseitiger antirussischer Propaganda!! Was ist 2014 in Kiev auf dem sogenannten Maidan passiert, was anschließend 9 Jahre lang im Donbass?! Wer das immer noch komplett leugnen will, dem sei zum EINSTIEG "Leben und Sterben im Donbass" von Domke-Schulz zu empfehlen! Ich hab's dermaßen satt, jedes mal wieder bei Adam und Eva anzufangen ...