„Das Leben schuldet uns nichts als das Leben, und alles andere haben wir zu tun“ / Privatarchiv Hildegard Knef

Film der Woche: „Ich will alles. Hildegard Knef“ - Ein unordentliches Leben

Dem Dokumentarfilm „Ich will alles. Hildegard Knef“ gelingt es, die letzte deutsche Diva in all ihren Facetten und Widersprüchen zu porträtieren. Dabei steht die kämpferische Natur der Knef im Zentrum dieses beeindruckenden Zeitdokuments.

Autoreninfo

Ursula Kähler ist promovierte Filmwissenschaftlerin und arbeitete unter anderem am Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main. Sie veröffentlichte „Der Filmproduzent Ludwig Waldleitner“ (2007) und „Franz Schnyder. Regisseur der Nation“ (2020).

 

So erreichen Sie Ursula Kähler:

Ihre Schönheit kollidiert mit den Trümmern Berlins im Jahr der Kapitulation. Ein bizarrer Kontrast. Hier die makellose Haut, die sinnlichen Lippen, der tiefsinnige Blick. Dort das Chaos aus Ruinen, Armut und Invaliden. Gleichwohl besitzt die Makellosigkeit der jungen Hildegard Knef als KZ-Überlebende in „Die Mörder sind unter uns“ neben dem rein ästhetischen auch einen höheren Sinn: Gepaart mit dem Lebensmut ihrer Figur vermittelt sie das Prinzip Hoffnung. Regisseur Wolfgang Staudte setzt sich in diesem ersten deutschen Nachkriegsfilm schonungslos mit der jüngsten Vergangenheit der NS-Zeit auseinander. Im In- und Ausland findet die Produktion große Beachtung. Knef macht sie zum Star.

In diesem Jahr wäre die am 28. Dezember 1925 in Ulm geborene und in Berlin aufgewachsene Künstlerin 100 Jahre alt geworden. Mit der Dokumentation „Ich will alles. Hildegard Knef“ setzt Regisseurin Luzia Schmid dieser letzten deutschen Diva von internationalem Format ein filmisches Denkmal. Ein Leben voller Höhen und Tiefen, an denen sie die Öffentlichkeit jahrzehntelang hat teilhaben lassen. Schmids hinreißendes Werk erzählt es anhand von Interviews, Fotos, Film- und Konzertausschnitten. Ein von der Schauspielerin Nina Kunzendorf eingesprochener Kommentar zitiert aus Knefs Autobiografien. Der Wechsel von Ruhm und Schicksalsschlägen ließ die Knef dennoch niemals aufgeben. Stattdessen taxierte sie mit gesundem Pragmatismus: „Das Leben schuldet uns nichts als das Leben, und alles andere haben wir zu tun.“

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Brigitte Simon | Mi., 2. April 2025 - 23:45

Bereits ihr Name demonstriert eine Frau, deren "unordentliches Leben ist ihr auf den Leib geschneidert. Für Leben mich im positiven Sinn für sie.

Ihre Eloquenz, Intelligenz, ihre Facetten - ich wiederhole Frau Ursula Kähler - konnten das "unordentliches Leben " für sie ein Lebenselixier gewesen sein.

Was für eine tolle Person. So toll, daß meine konservative Mutter Hildegard Knef verehrte.
Und meine Mutter verfügte über hervorragende Menschenkenntnisse. Auch meine Mutter war
hervorragend.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 3. April 2025 - 08:01

Hildegard Knef als Vorbild genommen hätte, das tat sie evtl. schon bei Katharina der II., so mag sie sich doch in deren Glanz sonnen.
Frau Knef war meiner Erinnerung nach ein wirklicher Star der Nachkriegszeit, nicht wie eine Marlene Dietrich, aber auch nicht soweit davon entfernt.
Sie spielte in einigen bedeutenden Filmen der Nachkriegszeit, ihre Stimme war weltbekannt.
Heute erinnert mich Frau Heike Makatsch an sie.
Ich nehme die Gelegenheit wahr, auf eine Komplementarität hinzuweisen, die ich theoretisch und praktisch nicht wirklich gutheisse, ohne jedoch zu wissen, inwieweit sie bei Frau Knef zum Tragen käme.
Es geht um die Komplementarität von Gott (männlich) und Gesclecht (weiblich), die ich auch spüre z.B. in dem Lied "Weil ich ein Mädchen bin".
Massgeblich vielleicht auch für das Verhältnis von Geistlicher und Hexe, evtl. zugrundeliegend ein hierarchisches Verhältnis von Natur und Geist.
Das hat mich schon immer geärgert.
Auch Männer sind Natur und nur dann bei Kant Götter?

U.P.Witzens | Do., 3. April 2025 - 09:42

Sie war nicht nur eine großartige Schauspielerin, sondern auch eine hervorragende Sängerin. Einige Songs sind zeitlos und von verbüffender Aktualität. So z. B.

"Sag mir wo die Blumen sind,
wo sind sie geblieben?"---

Darunter die Strophen:
...
"Sag mir wo die Männer sind,
wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Männer sind,
was ist geschehn?
Sag mir wo die Männer sind,
zogen fort, der Krieg beginnt.
Wann wird man je verstehn?
Wann wird man je verstehn?

Sag wo die Soldaten sind,
wo sind sie geblieben?
Sag wo die Soldaten sind,
was ist geschehn?
Sag wo die Soldaten sind,
über Gräbern weht der Wind.
Wann wird man je verstehn?
Wann wird man je verstehn?"