IGBCE-Chef Michael Vassiliadis und (warum auch immer) Gesundheitsminister Karl Lauterbach bei der diesjährigen 1.-Mai-Demo in Köln / dpa

Chemie-Tarifvertrag - Arbeitgeber belohnen Mitgliedschaft in der Gewerkschaft

Im neuen Tarifvertrag erhalten Mitglieder der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie einen zusätzlichen Urlaubstag. Arbeitgeber wie Gewerkschaft rücken damit vom Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ ab.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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20 Jahre lang hat die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) dafür gekämpft, jetzt hat sie ihr Ziel erreicht. Gewerkschaftsmitglieder erhalten neben der regulären Vergütung einen Bonus. Der besteht in einem zusätzlichen Tag Urlaub, also mehr Freizeit, als ihren Kollegen ohne IGBCE-Mitgliedsausweis zusteht. 

Der Jubel der Gewerkschaft fällt entsprechend aus: „Noch nie zuvor ist es einer Gewerkschaft in Deutschland gelungen, in einem so großen Flächentarifvertrag einen Mitgliedervorteil zu verhandeln! Damit haben wir einen Standard gesetzt, hinter den wir nicht mehr zurückgehen. Damit schlagen wir ein neues Kapitel in der Tarifpolitik auf.“

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Straub Klaus Dieter | Mo., 1. Juli 2024 - 11:45

Wer nur wegen diesem einen Urlaubstag in die Gewerkschaft eintritt, ist mathematisch ungebildet. 1% vom Bruttolohn ergibt schon in den niedrigsten Gehaltsstufen einen satten Mitgliedsbeitrag. Viele nehmen sich halt den Tag mit Krankheit frei! Kenne ich noch von Stoibers 42 Stundenwoche.
Auch der Riss innerhalb der Belegschaft wird weitergehen. Da freut man sich schon auf die Streitereien!

Wulf Richartz | Mo., 1. Juli 2024 - 20:27

Antwort auf von Straub Klaus Dieter

Anders kann Kapitalismus nicht funktionieren.

Btw, bei uns kriegen Gewerkschaftsmitglieder regelmäßig steuer- und sozialabgabenfreie Sonderzahlungen des Arbeitgebers (Corona, Erholungshilfen, etc), die bisher immer die Gewerkschaftsbeiträge nach Steuerabzug mehr als ausgeglichen haben.

Enka Hein | Mo., 1. Juli 2024 - 12:30

....immer weiter? Die Linksgrünen sind die Verursacher, rufen aber gleichzeitig "Haltet den Dieb."
Für alle die nicht in der Gewerkschaft sind kann Mann nur empfehlen sich den Tag über "Krankheit" zurück zu holen.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 1. Juli 2024 - 12:32

Ich bin schon sehr früh aus der Gewerkschaft ausgetreten. Warum? Nun, ich habe schnell erkannt, das dort Funktionäre am Werk sind, die über die Gewerkschaftsschiene ihre Karriere in der Partei und umgekehrt verfolgt haben. Kollegen die wirklich nur für die Sache eintraten und Vorgesetzten und dem Dienstherren nicht nach dem Mund redeten wurden schnell entweder auf Linie gebracht oder fielen in Ungnade und wurden isoliert bis sie von sich aus aufgaben. Auch Personalräte - wie z.B. ein Rainer Wendt von der DPOLG- haben sich auf diese Weise Vorteile verschafft. Nur das es Wendt (CDU) seinerzeit nicht gelang, wie ihm versprochen, Staatssekretär in SH zu werden, da war er einigen dann doch zu aufmüpfig und unberechenbar. Ich kann nur jedem raten, bleibt aus der Gewerkschaft, die belügen Euch und machen hinten herum oft das Geschäft der Politik und der Arbeitgeber. Sie sitzen in Aufsichtsräten und Parteigremien und machen für die Arbeitnehmer was? Genau. Eine Show bei den Tarifverhandlungen.

Norbert Heyer | Mo., 1. Juli 2024 - 12:34

„Gleiche Arbeit, gleicher Lohn“ - diese Formel gilt in Gewerkschaftskreisen schon lange nicht mehr. Neue Kollegen werden eingestellt und erhalten weniger Lohn für gleiche Arbeit. In der Stahlindustrie wurde man nur eingestellt, wenn gleichzeitig ein Beitritt in die Gewerkschaft erfolgte. Bei Kurzarbeit schnellte der Krankenstand enorm an, weil in diesem Fall die Lohnfortzahlung auf den Durchschnitt der letzten drei Monate erfolgte. Bei Großbetrieben stellten die Arbeiter die größte Gruppe, einer davon wurde Betriebsrats-Vorsitzender, sein Stellvertreter wurde ein gutverdienender Angestellter. Beim Grundsatz „ gleiche Arbeit - gleicher Lohn „ wurde das Gehalt des Arbeiters dem Einkommen des Angestellten angepasst - eine gewaltige Verbesserung der Finanzen. Keine leitende Funktion, keine Beförderung konnte ohne die Gewerkschaft durchgedrückt werden. Deshalb waren fast alle zähneknirschend bereit, jeden Monat einen stattlichen Betrag für die Gewerkschaft abzudrücken. Es war immer schon so

Albert Schultheis | Mo., 1. Juli 2024 - 20:14

"Arbeitgeber belohnen Mitgliedschaft in der Gewerkschaft" das gab's wohl bisher nur im Sozialismus der DDR - vielleicht können mich die Kollegen von Drüben korrigieren, falls ich falsch liege. Aber ein solcher Schwachsinn ist wohl nur in einem Land denkbar dessen verblödete "Eliten" eine Staatsquote von 100% anstreben.
Oh, Herr lass Hirnmasse regnen!

Reinhold Schramm | Di., 2. Juli 2024 - 12:42

Warum wurden im Faschismus freie Gewerkschaften verboten?
Der Faschismus war vor allem eine Schöpfung aus den Reihen der Finanziers der deutschen Wirtschaftsverbände, der Konzernvorstände und Monopolbourgeoisie; auch wenn die heutigen Erben und Lobbyisten diese Wahrheit über die Wirklichkeit leugnen.
Um einseitige Lohnerhöhungen für bevorzugte Gewerkschaftsmitglieder nachhaltig zu beenden, braucht es die Mitgliedschaft aller abhängig Beschäftigten in Gewerkschaften. Damit wäre zugleich der falsche Vorwurf der Bevorzugung beendet.
Es sollte eben nicht so sein, dass die Minderheit der gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten zugleich auch den tariflichen und sozialen Erfolg auch für Nichtmitglieder aus ihren Beiträgen an die Gewerkschaft mitfinanzieren müssen. Sind sie zudem in der wirtschaftlichen und politischen Krise die ersten Erwerbstätigen, die ihren Arbeitsplatz verlieren und als engagierte Gewerkschafter mit ihrer Verfolgung und Inhaftierung rechnen können.
Nachtrag, II.

Reinhold Schramm | Di., 2. Juli 2024 - 12:44

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Es sollte eben nicht so sein, dass die Minderheit der gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten zugleich auch den tariflichen und sozialen Erfolg auch für Nichtmitglieder aus ihren Beiträgen an die Gewerkschaft mitfinanzieren müssen. Sind sie zudem in der wirtschaftlichen und politischen Krise die ersten Erwerbstätigen, die ihren Arbeitsplatz verlieren und als engagierte Gewerkschafter mit ihrer Verfolgung und Inhaftierung rechnen können. Siehe wie infolge im deutschen Faschismus nach 1933 und wie in Spanien 1938 und in Chile 1973.

Der beste soziale Schutz für alle Erwerbstätigen ist die gemeinsame Organisation und Durchsetzung von sozioökonomischen und ökologischen Interessen: Gemeinsam sind wir stark!