- Kein Happy End für den deutschen Film
Deutschland war lange Zeit ein attraktiver Filmstandort in Europa – und ist es heute nicht mehr. Die gute Nachricht lautet: Es wird auch 2025 eine Filmförderung geben. Allerdings droht eine Hängepartie mit schweren wirtschafts- und kulturpolitischen Folgen.
Der Film lebt vom roten Teppich, von Show, von Glamour und vor allem von der ganz großen Bühne. All das liebt auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Deswegen hat sie jedes Jahr zur Berlinale den „großen Wurf“ für die deutsche Filmförderung angekündigt. Nach drei Jahren hat sie nun den Gesetzentwurf zum FFG durch das Plenum des Deutschen Bundestages gebracht. Es ist ihr erstes Gesetz und wahrscheinlich auch das letzte, das sie durch diese Hürde gebracht hat. Der große Wurf ist zur Bruchlandung verkommen.
Dabei war Deutschland lange Zeit ein attraktiver Filmstandort in Europa. Doch bereits vor fünf Jahren waren sich die damalige unionsgeführte Bundesregierung und die gesamte Filmbranche einig, dass es dringend Reformen braucht, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. 2019 wurde eine entsprechende Reform der Filmförderung angestoßen, doch jäh von der Corona-Pandemie ausgebremst. Auf Drehverbote folgten Kinoschließungen, und die gesamte Filmwirtschaft musste hohe Umsatzeinbußen in Kauf nehmen. Allein 1,5 Millionen Kinobesucher gingen verloren.
Als Rettungsanker wurde das Zukunftsprogramm Kino erfolgreich von der damaligen Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) eingeführt. Parallel dazu wurde das Corona-Programm „Neustart Kultur“ ins Leben gerufen, welches die Filmbranche mit insgesamt 300 Mio. Euro unterstützte und am Leben hielt. Beide Programme wurden nach dem Regierungswechsel 2021 mittlerweile beendet. Was bleibt, ist die fehlende Planbarkeit für die Branche und Fördertöpfe, die in Zeiten von steigender Inflation schnell leer sind, obwohl der Bund jährlich über 200 Mio. Euro in die Film- und Serienförderung gesteckt hat. Die Rahmenbedingungen nationaler wie internationaler Filmproduktionen haben sich zwischenzeitlich jedoch fundamental verändert.
Am Ende fiel der Vorhang
Die Corona-Pandemie hat maßgeblich das Nutzerverhalten verändert. Filme werden nun bequem zu Hause auf der Couch bei den großen Streamingangeboten „gebinge-watcht“, statt im Kino um die Ecke. Der Anteil deutscher Produktionen an allen in Deutschland gezeigten Kinofilmen beträgt nur noch 25 Prozent. Andere Länder reagierten und verbesserten ihre Anreize und Förderbedingungen. 70 Prozent der Unternehmen haben bereits angekündigt, wegen besserer Förderbedingungen ihre Produktionen ins Ausland zu verlagern. Deutsche Produktionen wie „Im Westen nichts Neues“ werden mittlerweile in Tschechien gedreht. Deutsche Studios wie Babelsberg stehen mittlerweile leer.
Die anfängliche Euphorie der deutschen Filmbranche nach dem Regierungswechsel 2021 ist mittlerweile verflogen. Dabei versprach die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag, die Filmförderinstrumente des Bundes und die Rahmenbedingungen des Filmmarktes neu zu ordnen, zu vereinfachen und transparenter zu machen, sich eng mit der Filmbranche und den Ländern abzustimmen, die Einführung von Investitionsverpflichtungen und steuerlichen Anreizmodellen zu prüfen. Die Ziele waren ambitioniert, aber allein die Prüfung des Steueranreizmodells dauerte mehr als zwei Jahre. 2023 folgte die Vorstellung der Eckpunkte der Filmreform und 2024 die Ankündigung des 3-Säulen-Modells. Jeweils am Rande der Berlinale, jeweils mit großer Show und jeweils mit viel Applaus. Am Ende fiel der Vorhang.
Novellierung des Filmförderungsgesetzes
Als Unionsfraktion standen wir auch in Oppositionszeiten immer im engen Austausch mit der Branche, führten Fachgespräche durch, bei denen wir alle Vertreter der Filmwirtschaft einluden, und erklärten im Wissen um die Dringlichkeit unsere Bereitschaft, eine große Reform der Filmförderung grundsätzlich mitzutragen. Frühzeitig wurde dabei deutlich, dass die Beauftragte für Kultur und Medien weder notwendige Gespräche mit Branchenvertretern noch Abstimmungen mit den Bundesländern geführt hat.
Ende Mai 2024 – 30 Monate nach ihrem Amtsantritt – präsentierte die BKM den Entwurf zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes, welches Ende 2024 ausläuft. Einer von drei erforderlichen Gesetzentwürfen lag damit immerhin vor, war aber weder konsens- noch beschlussfähig. Das erklärte Ziel, neben den Produzenten alle weiteren Akteure – vom Drehbuch über Verleih und Kino – mit einer Reform ausreichend zu berücksichtigen, wurde verfehlt. Weite Teile der Branche waren nicht eingebunden und fühlten sich vor den Kopf gestoßen.
Es folgten laute Hilferufe: Im Juni 2024 forderten die deutschen Filmstudios in einem Brandbrief Bundeskanzler Olaf Scholz zum Handeln auf, sonst drohe Deutschland von der Landkarte der internationalen Filmproduktionen zu verschwinden. Im November 2024 dann ein Brandbrief aller Verbände aus der Filmwirtschaft, endlich die angekündigte Reform der Filmförderung umzusetzen. Statt einer Lösung des Problems folgte das Ampel-Aus, und damit drohte der Super-GAU für die deutsche Filmbranche.
Andernfalls fällt der Vorhang
Was folgte, war eine Operation am offenen Herzen. Mit dem Auslaufen des alten FFG zum 31.12.2024 drohte im Jahr 2025 das Aus für die gesamte deutsche Filmförderung. Die FDP signalisierte, dem bereits im Ausschuss beschlossenen Gesetzesentwurf nun doch nicht mehr zustimmen zu wollen. In einem hektischen und unkoordinierten Prozess schlug die BKM erst die Verlängerung des bestehenden FFGs vor, nur um einen Tag später die Zustimmung der FDP zum novellierten Filmfördergesetz zu erkaufen. Elementare Bestandteile wie der Diversitätsbeirat wurden über Nacht geopfert, um Claudia Roth ihr einziges Gesetz zu ermöglichen.
Die gute Nachricht ist, es wird auch 2025 eine Filmförderung geben. Allerdings droht eine Hängepartie mit schweren wirtschafts- und kulturpoliti-schen Folgen. Eine Einigung mit den Bundesländern bezüglich der Steueranreize ist nicht in Sicht, Gleiches gilt für die Investitionsverpflichtung, die in Zeiten knapper Kassen ebenfalls unrealistisch scheint. Die kommende Bundesregierung tritt ein schweres Erbe an. Es gilt, schnellstmöglich ein System aufzubauen, das verlässlich, unbürokratisch und vor allem international wettbewerbsfähig ist. Unser Anspruch ist es, an der Weltspitze mitzuhalten. Unsere Regisseure, Autoren, Schauspieler und Produzenten sind dazu in der Lage. Jetzt gilt es, dass die Politik im kommenden Jahr nachzieht. Andernfalls fällt der Vorhang für den Filmstandort Deutschland für immer.
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Wir recyceltes Toilettenpapier am Set, dann ist sie wirklich für‘ A…
Darüber hinaus lähmt die Wokeness jegliche Kreativität, weil jede Pointe vorab auf political correctness geprüft werden muss. Damit ist jede Form von Humor gestorben. Übrig bleiben nur Plattitüden und Lustlosigkeit. Trotz sind alle Schauspieler begeistert und machen mit, nach dem Motto „je starer die Besetzung, desto sch..er der Film.“
Hoffentlich ist bald Schluß mit dem Kinderkram von Wumms, Doppelwumms, Bazooka, Fortschrittskoalition, Großer Wurf, Haus des Politikwechsels, um nur einige Beispiele zu nennen.
Ein Neustart wäre ja bald möglich und eine Rückabwicklung von vielen unsinnigen Sachen könnte man beginnen.
Zum erforderlichen Besinnen gehört auch die Einsicht, dass man nicht immer auf die Weltspitze schielt und diese nun einholen bzw, überholen will.
Wir brauchen erst mal wieder eine solide Basis, alles andere ist eine rot-grüne Traumtänzerei der woken Blase.
MfG
Solange die Gremien vom “Tiefen Grünen Staat” beherrscht werden wird es keine Renaissance des großen Deutschen Films geben.
Ideologische Multiplikatoren von fordernden aggressiven Micro- und Nanogruppen - auf der Entscheidungsebene - haben die Filmförderung zur Farce verkommen lassen.
Wenn die Vergabeprämisse dadurch bestimmt wird, dass der “Farbige behinderte Migrant unter sexueller Verwirrung leiden muss - während einer Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln” - kann von Förderung kein Rede sein - eher vom Selbstbedienungsladen einer ideologisch-pervertierten Seilschaft mit Agenda.
Dieser Irrsinn ist nur möglich, weil über die „privat-filmwirtschaftlichen“ Filmförderung ein regulierendes Bundesgesetz - aktuell die „Grüne Rothsche Kulturhoheit und Kompetenz“ - bestimmt.
Solange die Freiheit der Kunst ideologisch durch Politik reguliert wird - wird es keine Deutsche Filmkunst mehr geben.
beratend, nicht vorschreibend, wäre aber m.E. sinnvoll.
Dann scheint mir eine politische Kultur wichtig, in der Geschichten erzählt werden können, nicht müssen.
Es hängt dann auch noch an der Promotion, dem Marketing für Filme.
Ich sehe wieder gerne europäische Produktionen, wenn auch von der Couch aus.
Die Tschechei war doch schon früher ein beliebter Drehort für schöne Filmprojekte und Serien?
Ich kenne noch Pan Tau, eine deutsch/tschechische Produktion.
Es gab die Pandemie und es fehlt evtl. noch das ganz große Kino Osteuropas?
Meine Filmbegeisterung rührt her von meinem Opa Erwin W. Sehrt, der wohl Mitarbeiter des berühmten Filmpioniers Karl Wolffsohn in Essen war.
Die Filminstitute ff gehören m.E. nebst experimentellen neben großen Kinos in das Herz Berlins, in das Gebäude der ehemaligen Galerie Lafayette.
Ich kann nur die Trommel schlagen für den Film und die Vorgeschichten für dann auch philosophische und politische Erzählungen.
Das kostet Geld und braucht Geduld und Toleranz.
....Umerziehungsunsinn.
Alles geht in D den Bach runter. Der normale Steuerzahler wird immer mehr belastet. Stichwort Grundsteuer nur ein Beispiel.
Also warum nicht auch diesen woken Filmemachern mal nichts oder weniger zukommen lassen. Sollen Filme für den Markt machen und mich mit PoC, PC oder sonstigen Schwachsinn in ihren Filmen in Ruhe lassen. Man muss halt entscheiden, Radwege in Peru oder linke Idiotieförderung. Muss schon den zwangsfinanzierten Blödsinn bezahlen, warum hier nochmal.
Die mir dann miteinem Steuergeld erklären das ich weißer Mann oder Frau nichts zu melden habe.
Filmförderung....als ob wir nicht sonst genug Probleme haben.
dass das Problem der Woken und Grünen evtl. Herangehensweisen sind, die m.E. überhaupt nicht zu den grünen Erzählungen passen.
Wie kann man Filme in "grüne" oder "woke" Erzählungen und Vorgaben evtl. "pressen"?
"Grün" und "woke" als evtl. Kulturkampf und kulturelle Hegemonie?
Wenn es denn sich an Gramsci orientiert, so sollte man die veränderten Lebensbedingungen beachten.
Wenn das "Grüne" und "Woke" nicht aus dem Leben springt, kann es evtl. leicht fehlgehen.
Was haben die Grünen z.B. bei mir erreicht?
Seit Jahrzehnten war ich ihnen eigentlich wohlgesonnen, sah die sinnvollen Ansätze etc.
Mittlerweile bin ich völlig verschreckt.
Aber, liebe Frau Hein, vergleichen Sie einmal die alten Barnabyfolgen (mit John Nettles) mit den neuen mit Neil Dudgeon.
Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Erzählstoffe und Besetzungen.
Filmproduktionen, Regisseure* müssen aber bei allen Empfehlungen Handlungsfreiheit haben.
Ich frage mich eher, ob Frau Roth eine ideale Besetzung für ihr Amt war...
endlich wieder genuine Filmkunst entstehen sollte, dann bräuchte sich die Filmanranche nicht zu ängstigen. Aber wenn man sich den Schrott ansieht, der an den Leinwänden zu sehen ist, dann sind Kürzungen nur logisch.
Seid verfickten 10 Jahren beschweren sich viele über die GEMA und die GEZ, über die völlig verfehlte Politik. Erst YouTube und Spotify brachten den Massen die Musik die sie hören wollten, legal. Zuvor wurde halt vieles in der Grauzone gehandelt oder als CD, LP erworben und geteilt. Wer freiwillig Radio hört, ne ich will nicht ausfallend werden. Beispiel: neues Album von irgendwem und es wird nur eine Single gespielt, die dann aber im Stundentakt, völlig verblödetes System! Alle 30 min News, auf jedem Sender, als wäre es ein Gesetz. Total bekloppt, kann ich mir nicht anhören.
Beim Film ist es doch nicht anders. Alles reglementiert, Kreativität scheißt aber auf Regeln und Konventionen, ansonsten würde ja nichts neues entstehen, sondern alles nur ein Aufguss sein.
Gute deutsche Produktionen gibt's halt bei Netflix!
Die Cancel Culture nun wiederum macht das Leben von denjenigen die unangepasst sind, wie es die 68er einst selbst waren, zur Hölle. Schon merkwürdig.