Ahmad al-Sharaa
Aufständischen-Führer Ahmad al-Sharaa, ehemals bekannt unter seinem „Kriegsnamen“ Abu Mohammed al-Golani, bei einer Ansprache in einer Moschee / dpa

Nach dem Sturz von Assad - Warum Syrien unregierbar bleibt

Die Geschichte Syriens ist die einer völlig zersplitterten Gesellschaft: ethnisch, kulturell, religiös sowie zwischen Stadt und Land. Und jetzt dürfte sich die soziale und wirtschaftliche Krise auch noch verschärfen. Gut möglich, dass die Situation schon bald völlig außer Kontrolle gerät.

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Hilal Khashan ist Professor für Politische Wissenschaften an der American University in Beirut und Autor bei Geopolitical Futures.

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In Syrien trafen jahrhundertelang unterschiedliche Zivilisationen und Kulturen aufeinander; bis heute ist es eines der ethnisch und kulturell vielfältigsten Länder im Nahen Osten. Diese Geschichte der Zersplitterung hat zu tief verwurzelten sozialen und regionalen Gräben geführt, die ein womöglich unüberwindbares Hindernis für den Aufbau einer politischen Gesellschaft darstellen, welche in der Lage wäre, Entscheidungen auf nationaler Ebene zu treffen.

Uneinigkeit und Zerrissenheit

Der Anführer der aufständischen Gruppe, die Anfang des Monats das Regime von Bashar al-Assad stürzte, hat jedoch ein anderes Bild von der Vergangenheit des Landes gezeichnet. Unmittelbar nach dem Einmarsch von Hayat Tahrir al-Sham (HTS) in Damaskus begann Ahmad al-Sharaa, Interviews mit westlichen Beamten und Medien zu führen, in denen er wiederholt und fälschlicherweise behauptete, die Geschichte Syriens sei ein Beispiel für Koexistenz und Engagement für eine institutionelle Herrschaft. Diese Äußerungen stehen im Einklang mit seinen Versuchen, das Image der HTS selbst zu verbessern, die er 2017 von al-Nusra Front, einer von ihm im Jahr 2012 gegründeten dschihadistischen Bewegung, umbenannt hat. Kürzlich gab er auch seinen „Kriegsnamen“ Abu Mohammed al-Golani auf, um die Streichung der Gruppe von der internationalen Terrorismusliste zu erreichen. Er verfolgte einen gemäßigten politischen Ansatz und beruhigte die verschiedenen syrischen Oppositionsgruppen sowie etliche besorgte internationale Kräfte hinsichtlich seiner Absichten. Die Geschichte des Landes, die von Uneinigkeit und Zerrissenheit geprägt ist, lässt jedoch Zweifel aufkommen, ob es al-Golani gelingen wird, einen friedlichen Weg für die Zukunft Syriens aufzuzeigen.

Die aktuelle Bevölkerung Syriens wird auf etwa 24 Millionen geschätzt, wenngleich seit dem Ausbruch des Aufstands 2011 keine offiziellen Statistiken mehr erhoben wurden. Sunnitische Araber machen 60 Prozent der Bevölkerung aus; Alawiten, Kurden und Turkmenen jeweils 10 Prozent. Die übrige Bevölkerung setzt sich aus verschiedenen anderen religiösen und ethnischen Gruppen zusammen, darunter Drusen, Christen, Schiiten, Armenier, Jesiden und Assyrer. Nach Beginn des Bürgerkriegs wurde etwa ein Drittel der Bevölkerung des Landes, hauptsächlich Sunniten und Christen, vertrieben, da das syrische Regime versuchte, die Demografie Syriens grundlegend zu seinen Gunsten zu verändern.

Lange Geschichte der Rebellion

Seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1943 gab es in Syrien neun erfolgreiche Militärputsche (sieben von Sunniten und die letzten beiden von Alawiten) sowie 22 gescheiterte Putsche (meist von Sunniten, aber auch von Drusen, Alawiten, Schiiten und anderen). Dieses Muster schwächte schließlich die Vorherrschaft der Sunniten im Militär und ebnete den Alawiten (einschließlich der Familie Assad) den Weg zur Kontrolle der politischen und militärischen Institutionen des Landes. Doch schon vor der Gründung des heutigen Syriens gab es eine lange Geschichte der Rebellion gegen die herrschenden Autoritäten. Zwischen den 1940er und den frühen 1960er Jahren prägten konkurrierende ideologische, religiöse und ethnische Gruppen die politische Landschaft, in der die Armee eine entscheidende Rolle spielte. Öffentliche Demonstrationen und Streiks waren ebenfalls wichtige Bestandteile der syrischen Politik.

1954 startete der syrische Machthaber Adib Schischakli, der 1949 durch einen Staatsstreich an die Macht gekommen war, in der Provinz Sweida einen blutigen Feldzug gegen die Drusen, die von den Haschemiten im Irak und in Jordanien Waffen erhalten hatten. Wie die Haschemiten unterstützten auch die Drusen (die enge Beziehungen zu den Briten unterhielten) den Plan, Syrien mit dem Irak und Jordanien zu vereinen, um eine prowestliche, panarabische politische Einheit nördlich der Arabischen Halbinsel zu schaffen. Die eng verbundene drusische Gemeinschaft hat eigene Bräuche, Traditionen und eine eigene Kultur. Wenn es um die politischen Verwerfungen in Syrien geht, haben die drusischen Führer eine Politik der Neutralität verfolgt, was vielfach den Eindruck erweckt hat, dass sie sich nicht wirklich um den Zustand der syrischen Politik kümmern. Insbesondere die islamistischen Oppositionsgruppen haben seit Beginn des Krieges in Syrien Minderheiten wie den Drusen wenig Aufmerksamkeit geschenkt, während dies beim syrischen Regime nicht der Fall war. Der ehemalige Präsident Hafez al-Assad traute ihnen nicht und ließ die mehrheitlich drusische Provinz Sweida von 11.000 Quadratkilometern auf 6000 Quadratkilometer schrumpfen und schnitt sie von der Außenwelt ab. Im letzten Jahr der Herrschaft von Bashar al-Assad initiierten die Drusen denn auch einen Aufstand, bei dem sie die drusische Flagge hissten.

Die Unterdrückung der Kurden

Auch die Kurden sind seit Anfang der 1960er Jahre von Unterdrückung betroffen. Im Jahr 1962 entzogen die syrischen Behörden bei einer Volkszählung in der Provinz Hasakah 120.000 Kurden die syrische Staatsangehörigkeit. Als Assad jedoch 2012 die syrische Armee aus den kurdischen Gebieten abzog, um den Aufstand gegen sein Regime niederzuschlagen, konnten die Kurden die Autonome Verwaltung von Nord- und Ostsyrien gründen. Die kurdische Partei der Demokratischen Union erklärte, dass auch Araber und Assyrer in der autonomen Region leben und sich den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) anschließen könnten, obwohl die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) die SDF dominierten.

Arabische islamistische Gruppen, einschließlich der Muslimbruderschaft, betrachteten die kurdische zivile und politische Gesellschaft als unvereinbar mit ihrem eigenen Projekt zur Islamisierung des Landes. Sie kamen zu dem Schluss, dass die vollständige Beseitigung der kurdischen Bewegung unvermeidlich sei, da jeder Raum für kurdische Freiheit und Unabhängigkeit ihren Bemühungen um die Kontrolle Syriens schaden würde. In Bezug auf die Kurden unterscheiden sich die Ansichten der islamischen Koalition, die das Assad-Regime gestürzt hat, nicht von denen des Islamischen Staates, der kurz davor stand, die Kurden in Kobani zu besiegen, bevor die Vereinigten Staaten 2014 intervenierten.

Viele Syrer haben tiefe Vorurteile, die ihre Einstellung und ihr Verhalten gegenüber anderen Syrern bestimmen. Dabei geht es um regionale, religiöse und konfessionelle Unterschiede sowie um Hautfarbe und familiäre Herkunft. Die Kluft zwischen Stadt und Land verstärkt diese Disharmonie zwischen den sozialen Schichten. Stadtbewohner wissen nicht viel über die Landbevölkerung und halten sie für ungehobelt und unkultiviert, weil sie den Eindruck haben, es handele sich ungebildete, rückständige Menschen, die in Zelten leben. Viele Städter weigern sich, ihre Töchter mit jungen Männern vom Lande zu verheiraten, die sie als gewalttätige und naive Bauern bezeichnen.

Syrer machen andere Syrer für den Zustand des Landes verantwortlich

Ohnehin machen viele Syrer andere Syrer für den Zustand des Landes verantwortlich und beschuldigen sie, für den Krieg verantwortlich zu sein. Sie sind sich oft uneinig darüber, wer das legitime Recht hat, das syrische Volk zu vertreten. Die Wurzeln dieses Klassenkampfes gehen auf die Praktiken der Baath-Partei in den 1960er Jahren zurück, insbesondere während der Herrschaft von Hafez al-Assad, als der Staat, zumindest theoretisch, auf Arbeiter, Bauern und andere Menschen mit niedrigem Einkommen ausgerichtet war. Die Baath-Partei stützte ihre Legitimität auf die Landbevölkerung, welche aufgrund der Privilegien, die ihr der Wirtschaftssozialismus einbrachte, von ihrer Herrschaft profitierte.

Nachdem die Assad-Familie 1970 an die Macht gekommen war, verstärkten die Alawiten ihren Einfluss auf die staatlichen Institutionen, übernahmen die Vorherrschaft über die Streitkräfte und den Geheimdienst und unterdrückten die Opposition in einer Weise, die Syrien zuvor noch nie erlebt hatte. Hafez al-Assad nutzte die Alawiten für den Aufbau seines politischen Systems, versuchte aber nicht, sie zu Wohlstand zu bringen, da er wusste, dass ihre Loyalität zum Regime auf ihrer wirtschaftlichen Abhängigkeit beruhte. Sein Großvater bat sogar die französischen Behörden, Syrien nicht in die Unabhängigkeit zu entlassen, weil die Alawiten sich weigerten, in ein Land integriert zu werden, das von Sunniten beherrscht wird, welche wiederum Alawiten als Ungläubige betrachten.

Vertreibung, Fanatismus, Einschüchterung

Nach dem Machtantritt von Bashar al-Assad änderte sich die Wirtschaftspolitik des syrischen Regimes hin zu einer sozialen Marktwirtschaft und wirtschaftlichem Liberalismus. In der Folge wurden die Dienstleistungen in den ländlichen Regionen reduziert, die dadurch an den Rand gedrängt wurden und ärmer waren als je zuvor – was einen Aufstand auf dem Land gegen Assads Regime auslöste. Der syrische Bürgerkrieg, der 800.000 Menschen das Leben kostete und die Infrastruktur zerstörte, war der Höhepunkt dieser sozialen Spaltung. Er verschärfte die Widersprüche in der syrischen Gesellschaft und feuerte die Vertreibung, den Fanatismus, die Ablehnung und die Einschüchterung von Außenstehenden an. Das Scheitern des Aufstands beruhte auf der weit verbreiteten Überzeugung, dass die Syrer auf dem Lande den Aufstand islamisiert und militarisiert hätten und damit allein für sein Scheitern verantwortlich wären.

Der syrischen Opposition, die nach dem Aufstand entstand, gelang es nicht, ein umfassendes nationales Projekt zu entwickeln. Sie konnte den Syrern keine Hoffnung auf Sicherheit, Freiheit, Würde und soziale Gerechtigkeit bieten, und die anschließende Zersplitterung ermöglichte es den Islamisten, die Kontrolle über die von der Freien Syrischen Armee eroberten Gebiete zu übernehmen. Die Opposition verließ sich auf externe Unterstützung als Alternative zu einer vereinheitlichenden nationalen Botschaft. Sie wurde den Bestrebungen des Aufstands nicht gerecht und scheiterte daran, eine nationale Führung hervorzubringen. Stattdessen war sie gefangen innerhalb der Machenschaften ausländischer Länder und widersprüchlicher politischer Ziele.

Die Bilanz von Hayat Tahrir al-Sham auf lokaler Ebene deutet darauf hin, dass es ihr schwer fallen wird, eine nationale Regierung aufzubauen, die der religiösen, ethnischen und politischen Vielfalt Syriens gerecht werden kann. Während ihrer Herrschaft in Idlib hat die Gruppe kein wirkliches Engagement für politischen Pluralismus gezeigt. Sie hatte einige Erfolge bei der Einrichtung der so genannten Erlösungsregierung und der Durchführung einer umfassenden Verfassungskonferenz. Diese demokratischen Prozesse waren jedoch nie offen und partizipativ. Al-Golani beanspruchte die Macht, obwohl er kein offizielles Regierungsamt innehatte. Wenige Monate vor dem Einmarsch in Damaskus und dem Sturz Assads unterdrückten die Sicherheitsdienste der HTS gewaltsam Proteste in Idlib, die die Freilassung der von der Gruppe festgehaltenen Gefangenen und ein Ende der Herrschaft al-Golanis forderten.

Allgemeines Gefühl der Ordnung in Idlib

Der HTS ist es zwar gelungen, in Idlib ein allgemeines Gefühl der Ordnung und relativen Stabilität zu schaffen. Es scheint jedoch unwahrscheinlich, dass sie dieses Ergebnis in ganz Syrien wiederholen kann. Die Konsolidierung ihrer Kontrolle über die Provinz war ein langer, oft gewaltsamer Prozess, bei dem die HTS rivalisierende Gruppierungen zerschlug und Dissidenten eliminierte. Mit weniger als 30.000 Kämpfern scheint es indes unmöglich, dass die HTS ihren Verwaltungs- und Sicherheitsapparat auf ganz Syrien ausweiten kann. Sie hat zwar andere Gruppierungen in einem losen Bündnis mobilisiert, doch die Truppen von al-Golani können nicht alle aktiven bewaffneten Gruppen im ganzen Land kontrollieren. Die Gruppen, die sich in den vergangenen Wochen in Zentral- und Südsyrien (in den Provinzen Deraa und Sweida) remobilisiert haben, stehen nicht unter al-Golanis Befehl. Es ist insofern durchaus möglich, dass sich die Alawiten dafür entscheiden, Syrien zu teilen und einen alawitischen Staat zu errichten. Als Damaskus an die Opposition fiel, räumten die Regimetruppen ihre Stellungen, die dann von den Drusen übernommen wurden. Die drusischen Behörden hielten daraufhin geheime Treffen mit israelischen drusischen Beamten ab, die sie aufforderten, sich Israel anzuschließen und die sunnitischen Führer zu vertreiben.

Die neue Regierung wird nun mit Bedingungen konfrontiert, die der Stabilität und dem Aufschwung abträglich sind. Die soziale und wirtschaftliche Krise in Syrien wird sich wahrscheinlich noch verschärfen. Nach Angaben der Vereinten Nationen leidet mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Landes unter Nahrungsmittelknappheit. Die staatlichen Dienstleistungen waren bereits vor dem Sturz Assads zusammengebrochen. Es gibt zudem Gründe, am Ausmaß der gemäßigten Haltung der HTS zu zweifeln.

Racheakte und blutige Abrechnungen

Doch die größte Bedrohung für Syrien ist nicht der islamische Extremismus, sondern das Chaos, welches ein Sieg der Opposition auslösen könnte. Es besteht nämlich die reale Gefahr, dass das Land nicht nur in einen offenen Konflikt zwischen bewaffneten Gruppen, sondern auch in ein Szenario unzähliger individueller Racheakte und blutige Abrechnungen abgleitet. Es gibt nicht viel, was dann verhindern könnte, dass die Situation im Syrien nach Assad völlig außer Kontrolle gerät.

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Tomas Poth | Mi., 1. Januar 2025 - 11:44

Syrien und mit ihm der gesamte arabische/türkische/iranische/muslimische und jüdische Raum ist weiterhin ein instabiles Pulverfass.
Eine Aussicht auf Befriedung ist auch für die nächsten Jahrzehnte nicht zu erwarten.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 1. Januar 2025 - 12:04

Ich stimme dieser Ihrer Einschätzung durchaus zu. Neben den ganz persönlichen internen Probleme der Syrier sollte nicht unterschätzt werden, wie wieder einmal ausländische Mächte versuchen werden, irgendeinen "Führer" durch Versprechen und Bestechung zum "Präsidenten" zu machen, um dann wieder mal einen Staat an sich zu binden und im geopolitischen Sinne zu lenken. Ob nach den Russen jetzt mal wieder die USA mitmischen bleibt abzuwarten. Und ob die vermeintliche Wandlung dieses Ahmad al-Sharaa echt ist und zu was führen wird ist auch fraglich. Selbst wenn der sich gewandelt haben sollte, dürfte es genügend andere Gruppen geben, die aus reinem Clan Gedankengut oder religiösen Gründen, aus Rache oder eben eigenem wie auch immer definierten Machtanspruch glauben, das Zepter in die Hand nehmen zu müssen/können. Und man darf nie unterschätzen, dass eine so bunte Bevölkerung auch entsprechend geprägt und sozialisiert ist. Nein, ich glaube da nicht an wirklichem Frieden und Freiheit.

Klaus Funke | Mi., 1. Januar 2025 - 12:18

Bei diese Situation in Syrien, die vorhersehbar war, kann nun endlich Israel und die Türkei sich dieses Land einverleiben. Ob sie es sich "brüderlich" aufteilen oder jetzt übereinander herfallen, wird noch abzuwarten sein. Syrien jedenfalls wird von der Landkarte verschwinden, so wie die Ukraine übrigens auch. Das ist der kapitalistische Raubtiercharakter. Da kann nicht anderes erwartet werden.

Maria Arenz | Mi., 1. Januar 2025 - 16:17

Antwort auf von Klaus Funke

Nieder mit dem Kapilismus, alles Mäuse an's Prolariat. Oder: wer nur Hammer hat, sieht bekanntlich überall Nägel.

Bernhard Kaiser | Do., 2. Januar 2025 - 19:21

Antwort auf von Klaus Funke

... das war schon das Ziel 2011 durch den von den Amerikanern eingeläuteten sogenannten "Arabischen Frühling" und jetzt durch den endgültigen Sturz von Assad, den die USA zusammen mit Israel und teilweise der Türkei wahrscheinlich schon lange vorbereitet hatten, es geht um geopolitische Machtinteressen und um ne Pipeline, um nichts anderes ...

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 1. Januar 2025 - 12:46

ich ein Frohes Neues Jahr in die Welt.
Im allgemeinen beachte ich die Expertise von Prof. Lüders für die Region, aber vielleicht ist es gestattet, sich ein bisschen selbst an die politische ff Lage in Syrien heranzutasten?
Ich kann mich sehr irren, aber der sogenannte "arabische Frühling" schien mir zu nahe an einem "saudi-arabischen Frühling" und vlt. Israel, um ein tragfähiges politisches Konstrukt für die turk-arabische Region sich entwickeln zu lassen.
Bedauerlicherweise, das ist mein persönlicher Eindruck, wurde diese Politik evtl. durch Herrn Erdogan gestützt, den ich für ein evtl. Desaster für die Türkei et.al. halte.
Assad war nicht zu halten, also würde ich meinen, dass die neuen Machthaber eine gemäßigte sunnitische Ordnung aufbauen sollten, anschlussfähig für die vielen Minderheiten im Lande, vor allem aber nachdrücklich in Bezug auf alle saudi-arabischen und israelischen Vorstöße gegen Syrien, den Irak, den Iran, ja auch die Türkei.
So blind sollte man politisch nicht sein

"friedlich" hier, wenn die beiden verfeindeten syrischen Gruppierungen in D übereinander herfallen. Die Eritreer haben es vorgemacht. Nur immer her mit den Konflikten aus den failed states der Welt. Wir haben ja sonst keine Probleme hier.

Maria Arenz | Mi., 1. Januar 2025 - 14:26

für diese so beruhigende Beschreibung der Ursachen weiterer levantinischer Geschenkelieferungen- Frau Katrin wird es freuen. Was hat diese Region bloß Allah getan, daß er ihr keine der für das Entstehen eines dauerhaften Überbaus erforderlichen Voraussetzungen gegönnt hat?Was für ein Glück daß es 1916 das Sykes-Picot-Abkommen gegeben hat. Man könnte sonst angesichts des nicht endenden Chaos in dieser Region glatt auf die Idee kommen, der S...(die Red.) könnte etwas mit Religion, Kultur, Naturell, Genen (!) der Bewohner zu tun haben.

Bernd Windisch | Mi., 1. Januar 2025 - 14:45

"bis heute ist es eines der ethnisch und kulturell vielfältigsten Länder im Nahen Osten. "

"Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich darauf"

I

Kurt Walther | Mi., 1. Januar 2025 - 15:00

Ein äußerst  tiefgehender  und ernüchternder Beitrag von Prof. Hilal Khashan aus Beirut zur Geschichte und den Aussichten Syriens nach dem Sturz  Bashar al-Assad Assads.
Khashan  beschreibt das Land  Syrien als eine ethnisch und kulturell  völlig zersplitterte Gesellschaft, die letzthin zu dem führt, was wir seit Jahren dort sehen: Kriege zwischen den Ethnien und religiösen Gruppen,  Unterdrückung, Elend.
Eine staatliche Zentralgewalt konnte sich immer nur sehr begrenzt durchsetzen, und das auch nur mit Terror.
Aber wie soll man eine derartig zersplitterte Bevölkerung  unter "einen Hut" bekommen?

Meine Gedanken schwenken da sofort um zu unserem Problem  der irregulären  Migration.  Hunderttausende "Schutzsuchende" sind seit Merkels Politik  der offenen Grenzen  zu uns  gekommen. Viele davon, vor allem  aus dem westasiatischen Raum und Afrika, erweisen sich als nicht integrierbar, wollen vielmehr  hier das bisherige Leben abgeschottet weiterführen. Werden wir demnächst zu Syrien?

Hans Süßenguth-Großmann | Mi., 1. Januar 2025 - 15:25

Die sozialen und ökonomischen Probleme in Syrien, Jordanien und Palästina sind nicht lösbar und verstärken sich immer weiter. Die beiden „Ordnungsmächte “ Israel und Türkei haben weder die militärische noch die wirtschaftliche Kraft, noch die Absicht, hier eine Lösung zu erreichen und werden letztendlich im Treibsand stecken bleiben.
Israel wird es nicht gelingen eine Autorität in Palästina zu etablieren, die in seinem Sinne agiert noch wird dies der Türkei gelingen, die bei den Arabern ähnlich beliebt wie Israel ist. Man kann nur auf den neuen „Rais“ hoffen

Dieter Schäfer | Mi., 1. Januar 2025 - 15:40

„Gut möglich“? Ja, und warum schreibt dieser Herr Professor dann darüber? Er erklärt, dass er eigentlich nichts weiss, jedenfalls nichts genau. Es könnte auch gut anders möglich sein oder werden? Wie wäre es dann mit einem neuen Artikel über das Gegenteil der jetzigen bedachten Möglichkeit?

Da bekommt man Gedankengänge angeboten, die schon in sich den Widerspruch enthalten. Den nächsten Artikel über die gegenteilige Sicht wird man gar nicht lesen müssen. Er wird mit Sicherheit das Gegenteil enthalten... Der Menschheit wäre öfters damit gedient, wenn bestimmte Menschen einfach mal ihre, sorry, Klappe halten würden.

Markus Michaelis | Mi., 1. Januar 2025 - 17:32

Syrien werde ich nicht verstehen und wir Deutschen werden die Probleme dort nicht lösen. Allerdings ist Syrien (und die Konflikte dort) jetzt auch ein Teil von Deutschland, so wie viele Regionen der Welt jetzt Teil von Deutschland sind. Wir sehen unseren Schutzauftrag für die Welt und wir glauben, dass mehr Vielfalt immer die besseren Gesellschaften hervorbringt. In Syrien scheint das bis jetzt nicht ganz zu funktionieren - in einigen anderen Ländern auch nicht. Bisher haben wir uns die Vielfalt in Deutschland (ausgesprochen oder nicht) glaube ich eher so vorgestellt, dass alle Menschen unserem Wertesystem beitreten. Wir sind aber nicht mehr so biodeutsch dominiert, mit dem Auslaufen der Boomer noch weniger. Türken sind heute genauso Deutsche, wie andere, und bringen ihre Vorstellungen mit. Auch Syrer und viele andere Gruppen wollen nicht Gäste sein, sondern ihre Gesellschaft gestalten.

Ob das alles zusammenpasst und funktioniert und gar noch besser ist als alle anderen Ansätze?

Ronald Lehmann | Mi., 1. Januar 2025 - 17:34

& das nicht nur in China Syrien oder bei uns in DE

sondern in den meisten ehemaligen Wirtschaft-Stärksten Nationen

weil die Todsünden wie Gier, Hochmut, Selbstüberschätzung, Maßlosigkeit wie Gottlosigkeit Alltag im Leben der Institutionen geworden ist

& der Fisch sprichwörtlich vom Kopfe her anfängt
zu stinken 😱

Christoph Kuhlmann | Do., 2. Januar 2025 - 04:47

Sie waren Teil großer Imperien, deren Despotismus keine friedliche Konfliktlösung zuließ. Die Imperien lösten sich ab, bis schließlich das letzte fiel. Die Alawiten haben den Zwang ausgeübt, ohne Imperium zu sein. Syrien, Libanon sind keine Nationen mit einem Staatsvolk, sondern Vielvölkerstaaten, bei denen jedes Volk und jede Religion eigene Interessen hat. Zudem möchte die Türkei ihre Interessen durchsetzen. Das letzte alte Imperium. Also, man soll die Hoffnung nicht aufgeben. In Deutschland ist der 30 Jährige Krieg, an dem halb Europa beteiligt war, auch durch eine Konferenz beigelegt worden.