Adolf Hitler begrüßt Leni Riefenstahl in ihrer Villa in Berlin-Dahlem (1937) / Kontaktbogen aus dem Bestand von Heinrich Hoffmann, Bayerische Staatsbibliothek/Bildarchiv

Film der Woche: „Riefenstahl“ - Triumph des Unwillens

Mit seinem Dokumentarfilm „Riefenstahl“ bemüht sich Andres Veiel um eine neue Sicht auf die umstrittene und schillernde Regisseurin des Dritten Reichs. Das Ergebnis ist ein schwacher Versuch, Leni Riefenstahl für aktuelle politische Themen zu instrumentalisieren.

Autoreninfo

Ursula Kähler ist promovierte Filmwissenschaftlerin und arbeitete unter anderem am Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main. Sie veröffentlichte „Der Filmproduzent Ludwig Waldleitner“ (2007) und „Franz Schnyder. Regisseur der Nation“ (2020).

 

So erreichen Sie Ursula Kähler:

„Politik ist das Gegenteil vom dem, was mich mein ganzes Leben lang erfüllt hat: das ist  Kunst.“ Dieser Satz der Filmregisseurin Leni Riefenstahl ist die Quintessenz ihrer dürftigen Selbstreflexion. Dabei rissen die Vorwürfe, während des Dritten Reichs Propagandafilme wie „Triumph des Willens“ (1935) und „Olympia“ (1938) geschaffen und von den Verbrechen der Nationalsozialisten gewusst zu haben oder sogar indirekt an ihnen beteiligt gewesen zu sein, bis zu ihrem Tod 2002 und darüber hinaus nie ab. Dass man angesichts dieser Sachverhalte überhaupt über sie diskutierte, liegt daran, dass diese Filme eine Ästhetik besaßen, die so bahnbrechend und wirkungsmächtig war, dass sie bis in die Gegenwart immer wieder reproduziert wird. Egal ob Sportfilm, Werbung, Musikvideos oder „Star Wars“ – nahezu überall begegnet uns tagtäglich Riefenstahls ikonische Bildsprache.  

Die Karriere der Berlinerin beschränkte sich streng genommen auf lediglich acht Jahre, von 1932 bis 1940, und gerade mal sechs Filme. Riefenstahl war eine innovative Filmpionierin. Doch ihr Verhältnis zur Wahrheit blieb stets ein schwieriges. Nach 1945 trug sie selbst am stärksten zu ihrer eigenen Legendenbildung bei. Es entstand eine enorme Angriffsfläche. Verantwortung und Schuld hat sie stets von sich gewiesen. Von den Verbrechen der Nazis gewusst zu haben, ebenso. Einst Symbolfigur des Faschismus, wurde sie anschließend zur einer der Nachkriegsgesellschaft.

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Norbert Heyer | Mi., 30. Oktober 2024 - 15:17

Frau Riefenstahl hat Filme gedreht, die eine völlig neue Sicht auf Ästhetik und Kameraführung darlegten. Jedoch lässt in erster Linie die einseitige und deutlich ausgeprägte Sprache keinen anderen Schluss zu: Es war alles genau im Sinne der nationalsozialistischen Ausrichtung des Dritten Reiches. Niemals hätte eine regimekritische Frau solche Filme produzieren können. Sie war von Hitler und seiner Mission geradezu beseelt und ist damit zur wissenden Mitläuferin geworden. Aus Karriere-Gründen seine wahre Gesinnung zu unterdrücken und nur den eigenen Vorteil im Blick haben - dieses Prinzip hat bis heute seine Bedeutung nicht verloren.

Tomas Poth | Mi., 30. Oktober 2024 - 16:38

Es ist ja verrückt wie alles wieder hervorgekramt wird, was man irgendwie aus dieser Zeit zur Maßregelung erinnern möchte.
Auf der anderen Seite wird damit auch Werbung für den Totalitarismus nationalsozialistischer Art betrieben.
Wahrscheinlich soll es der Ablenkung und der Verschleierung der kapitalen Fehler der gegenwärtigen Zeit dienen. Nach dem Motto, oh, guck mal, wie schlimm das war, da können wir uns ja nur über das Corona-Regime und den heutigen wirtschaftlichen und demokratischen Niedergang freuen.
Ist die Verharmlosung des Jetzt die Intuition dabei?

Werner Peters | Mi., 30. Oktober 2024 - 16:46

Was soll der Film jetzt ? Alles weitgehend bekannt. Frau Maischberger will nur noch eine weitere Trophäe für ihren Einsatz als hochkorrekte Top -Journalistin. Aber an dem Satz des Film-Profis Quentin Tarantino , Leni Riefenstahl sei „die beste Regisseurin, die jemals lebte“, werden sie alle zu kauen haben.

Klaus Funke | Do., 31. Oktober 2024 - 12:52

Antwort auf von Werner Peters

Jetzt nachträglich asuf der Riefenstahl-Leiche herumzutrampeln, nur um sich einen schlanken Fu0 zu machen, ist eine wohlfeile, indes durchschaubare Taktik. Es kommt aus so einem Film nichts heraus, außer Gerschichtsklitterungb im Sinne des linksgrünen Zeitgeistes. Riefenstahl hat mal gesagt: Wie konnten wir 1936 wissen, dass Hitler einen großen Krieg plant? Mit "wir" ist der normale Bürger gemeint. Sie war wohl nahe am Führungszirkel des Dritten Reiches, aber nicht nahe genug, um Interna wie Hitlers Kriegspläne zu erfahren. Freilich haben sie sich gegenseitig "geschmückt", aber wer tut sowas um des Erfolges willen nicht auch heute. Ich will keine Beispiele nennen, aber gerade Frau Maischberger ist so eine Dame mit großer Systemnähe. Ich sehe Leni Riefenstahl in ihrer Zeit und hüte mich davor, sie mit heutigen Maßstäben und dem Wissen, was nachher alles passiert ist, zu bewerten. Denn dies wäre zu billig. Widerstandskämpferin war sie gewiss nicht, aber wer war das damals schon - wenige.

Ronald Lehmann | Mi., 30. Oktober 2024 - 16:52

& Frau Ursula Kähler ist die typische Vertreterin der heutigen Frau

wählt wie lt. Fokus weibliche Journalisten rund 50% >> GRÜN
sind KINDER-& MÄNNER-LOS
verachten die christliche Religion
statt der Staats-Kirchen-Obrigkeit
& schiezen auf de Fahne & de Kultur

& wollen wie Baerbock & Habeck uns weißen Deutschen beibringen
wie wir alle falsch liegen
& was Demokratie & Rechtsstaatlichkeit ist

aber was sie nicht beachten in ihren Hochmuth
& was Herr Heyer perfekt in dem Satz beschrieb
"Frau Riefenstahl hat Filme gedreht, die eine völlig neue Sicht auf Ästhetik und Kameraführung darlegten" 💯👍👏

& ihre Filme, wenn diese unter den Linken gedreht/aufgenommen wären

SIE wurde heutzutage noch Lorbeeren bekommen

& so erkennt man, wie Einstein Recht hatte
der STANDORT zum Fixpunkt ist entscheidend
welcher Betrachtungs-Winkel entsteht
ob 👍👎

Bernhard Jasper | Mi., 30. Oktober 2024 - 17:29

Die Sinnlichkeit der Massen waren zu mobilisieren. Mit filmischen Mitteln, um das Ornament der Masse ins Klassenlose und Überirdische zu steigern. Was die NS-Ideologen nicht mehr durch Worte steigern konnten, wurde in jeder Einstellung im Film zur Botschaft. Die Sehnsucht nach Größe und Geschichte, kollektiver Harmonie, Stärke.

Singende SA-Männer im Rauch der Fackeln. Die Sehnsucht nach einem Übermenschen, der in die nationale Zukunft führt.
Jetzt wurde ernstgemacht mit der Umdeutung des schwachen Ich zum starken Wir- durch Masseninszenierungen

wie z.B. die Neuverfilmten Märchen, wo neuerdings in jedem Film ein mohrenkopffarbig pigmentierter König zu sehen ist
denn wenn NICHT, gibt es keine Förderung

& dies trifft nicht nur auf Märchen zu, sondern auf ALLE Kinder-Sendungen

& der werden fantastische Blockbuster-Filme NEU verfilmt
obwohl diese gar nicht zu toppen waren

NUR DAMIT
HERR JASPER & LINKSGRÜNE FREUNDE

die NEUE PROPAGANDA-MECHANERIE in Gang gesetzt wird

egal um welches Thema es geht wie z.B.
deutsche Bürger, die wie Araber aussehen > oh welch ein Zufall
oder wo es ums essen oder Klima geht

& JA, ES GELINGT FANTASTISCH HERR JASPER
denn die Masse bekommt es in ihrer anerzogenen Dümmlichkeit
gar nicht mit

WIE SIE VOM BRAUCHTUM & DER GESCHICHTLICHEN KULTUR
EUROPA-DEUTSCH

ENTWURZELT WERDEN & wie ein Bär mit Nasenring durch die Arena gezogen werden
& ALLE APPLAUDIEREN
wie auf dem CDU-Parteitag 2016
oder die SED-Parteitage oder wie die chinesischen Parteitage
111x 👏👏👏👏👏👏

...hat das versagen der Weimarer Republik dazu die Hauptrolle gespielt und zuletzt vielleicht auch noch der Vertrag von Versailles.
Da dieser Film offensichtlich in Relation mit der Jetztzeit gesetzt worden ist,bin ich gespannt drauf welche eigenen Schlüsse manche der Aspiranten von der Bundesregierung für sich selbst daraus ziehen.
Nie wieder und dasselbe durch Nichtskönnertum erneut heraufzubeschwören wäre zu einfach,oder?

Stefan Jarzombek | Mi., 30. Oktober 2024 - 17:42

Die Instrumentialisierung von Leni Riefenstahl durch das Duo Veiel/Maischberger ist ziemlich durchschaubar.
Die beiden möchten Riefenstahl hier in einen Kontext zum Erstarken der AfD setzen, dabei sind sie sich eher nicht bewusst, daß sie selbst es sind die ihren „Triumph des Willens“ 2024 gegen den ihrer Meinung nach neu definierten Faschismus an den Mann bzw.Frau bringen möchten.
Nun hatten sie die Möglichkeit den Nachlass von Riefenstahl zu durchsuchen und was am Ende ihrer Suche bleibt ist,daß sie womöglich genauso schlau geblieben sind wie zu Beginn ihrer Spurensuche.
Nichts desto trotz passt ihr Film genau in die heutige Zeit.
Nicht weil es den Faschismus der 20/30 und 40er Jahre des letzten Jahrhunderts beleuchtet, sondern weil der Film aufzeigt,daß genau wie in der Weimarer Republik die enorme Parteienlandschaft dazu beigetragen hat,das ein Adolf Hitler draus emporsteigen konnte.
Vielfalt statt Einigkeit und Recht und Freiheit,bunter Mainstream ohne Sinn und Verstand eben.

Wolfgang Z. Keller | Mi., 30. Oktober 2024 - 17:54

... genau so habe ich gestern in der Runde eines Künstler-(NICHT Kinder-!)geburtstages argumentiert, wo auch eifrig moralisch diskutiert wurde, ob eine Nazi-Apologetin künstlerisch genial sein kann.

Hä? Da müssten neben Caravaggio und Picasso, um nur diese Biden :-) zu nennen, eine ganze Heerschar von Künstlern (Frauen hatten auf DEM Gebiet da historisch noch zu wenig Möglichkeiten!) im Nachhinein moralisch gecancelt und ihr Werk heruntergestuft werden - was soll denn diese einfältige Betrachtungsweise?

Nach dem gleichen Muster scheint es ja manchen unbegreiflich, dass nach aussen absolut schlimme Menschen intern oder im Freundeskreis total nett, freundlich, hilfsbereit, ja, mitfühlend sein können. Böse ist doch böse, oder?
Das anscheinend vor allem im Westen seit dem Altertum praktizierte bipolare Denken verhindert in so vielen Fällen wirkliches, freies Denken, und so geht´s dann eben auch zu: Ja-ja, nein-nein! Es ist ein Jammer und heutzutage eigentlich ein Skandal.

Henri Lassalle | Mi., 30. Oktober 2024 - 19:15

der Nazis nahezu genial, sie machte in dieser Beziehung etwas neues, bis dahin unbekanntes. Die äusserst ehrgeizige Frau hatte keine Skrupel, auch sie glaubte an den Mythos ihres Führers.

Als Instrumentalisierung für aktuelle politische Themen taugt das Phänomen Riefenstahl bestimmt nicht, denn sie war ein Kind ihrer Zeit, oder besser: Der Nazizeit. Die war einmalig, so wie Hitler eine historisch singuläre Erscheinung war.

Fritz Elvers | Mi., 30. Oktober 2024 - 21:01

eine dumme Tucke, was dem Adolf wohl ganz abgemessen war, Auch bei den Wagner Töchtern konnte er nicht landen.

Riefenstahl war wohl eine Frau wie Dynamit, ihre späteren ikonischen Bilder und Filme von den Nuba im Sudan wären es allemal wert gewesen, weigstens nachträglich in die von Edward Steichen gestaltete Ausstellung "The Family of
Man" im Moma aufgenommen zu werden.

Walter Bühler | Mi., 30. Oktober 2024 - 21:13

Für mich wäre es überhaupt nicht schlimm, wenn die Proifteure der Nazis der Vergessenheit und der Nicht-Verherrlichung anheimfallen.

Nein, es würde mir wirklich nichts ausmachen,

Gibt es denn überhaupt nocch Leute (außer den Filmologen), die das anders sehen?

Wolfgang Borchardt | Do., 31. Oktober 2024 - 09:49

dass Künstler und Journalisten, selbst Wissenschaftler sich dem jeweils herrschenden System andienen. Ein neues System wird ihnen das übel anrechnen. Dafür sorgen die neuen Angepassten. Gerade in D war und ist Oppurtunismus ein wichtiges Mittel, um entweder Karriere zu machen oder sein gesellschaftliches Leben zu retten. Wer heute einen Staatspreis bekommt, wird sich möglicherweise demnächst dafür rechtfertigen müssen. Wer in der DDR vorwärts mommen wollte, musste entweder sehr gut oder in der Staatspartei SED sein. Daraus auf eine Weltanschauung zu schließen, mag ein probates Mittel sein, ihn auszuschalten. Nur eine vorausschauende Wendung kann das noch verhindern.

Bernhard Jasper | Do., 31. Oktober 2024 - 11:30

Rituelle Interaktion zwischen Führer und Geführten war der Hauptzweck der Masseninszenierungen und Großveranstaltungen des Regimes.

Riefenstahl war eine Dekorateurin des Faschismus. Z.B. auch durch ein arisches Schönheitsideal, Körperkult (- synchron in Massen). Die Kameraführung macht es deutlich, die es heute ebenso in der Fotografie und im Film gibt.

Und selbst in der letzten Phase des NS-Regimes (als schon die Fliegerbomben fielen), gab es von anderen Regisseuren Durchhaltefilme. Zitat Goebbels 1945: „Möchten sie nicht in diesem Film eine Rolle spielen? Halten sie jetzt durch, damit die Zuschauer in hundert Jahren nicht johlen und pfeifen, wenn sie auf der Leinwand erscheinen" (zum Film Kolberg).