Trauer in Magdeburg
Trauer in Magdeburg / dpa

Anschlag von Magdeburg - An den Rändern der Sprache

Der Anschlag von Magdeburg verdeutlicht das Scheitern vorschneller Antworten und liebgewonnener Theorien. Doch anstatt sich im Nachdenken und Schweigen zu üben, werden überkommene Phrasen und Floskeln bemüht.

Ralf Hanselle / Antje Berghäuser

Autoreninfo

Ralf Hanselle ist stellvertretender Chefredakteur von Cicero. Im Verlag zu Klampen erschien von ihm zuletzt das Buch „Homo digitalis. Obdachlose im Cyberspace“.

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Die Welt ist verrückt. Mitten vor aller Augen und dupliziert auf unseren Smartphone-Screens zerfällt sie immer schneller in zwei Teile: Da sind die von der Vernunft hell ausgeleuchteten Territorien einer nüchtern-aufgeklärten Welt, und da sind die tiefen Abgründe der Menschheit. Besonders letztere sind es, die uns immer wieder in ein derartiges Entsetzen stürzen, dass wir ihre Dunkelheit kaum eine Minute ertragen können. Der Wahnsinn, so hat es Michel Foucault behauptet, er verfügt eben weniger über eine eigene Sprache, als dass er ein ganz eigenes Schweigen habe.

Niemand hat uns diese lähmende Wortlosigkeit in den zurückliegenden Tagen derart offen und brutal vor Augen geführt wie Taleb A., der mutmaßliche Todesfahrer von Magdeburg. Was soll man noch sagen in Anbetracht von fünf aus der Mitte ihres Lebens gerissenen Menschen und von gut 200 Verletzten, die in diesen Tagen vermutlich keine größere Sehnsucht hatten, als die nach der Einkehr von Weihnachtsfrieden? Mit welcher Sprache will man die grausamen Artikulationsformen des Irrsinns jetzt noch erklären? Jedes Wort ist zu klein. Jeder Begriff scheitert an jener totalen Abwesenheit von Humanität, wie sie die deutsche Gesellschaft am Abend des 20. Dezembers auf so gnadenlose Weise kennenlernen musste.

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Thomas Hechinger | So., 22. Dezember 2024 - 15:16

„der mutmaßliche Todesfahrer von Magdeburg“

Wieso „mutmaßlich“? An diesem Täter ist alles mutmaßlich, nur nicht seine Täterschaft. Da entwickelt sich so eine journalistische Floskel, beginnt ihr Eigenleben und wird schließlich zu einem feststehenden Ausdruck, losgelöst vom ursprünglichen Sinn.

Ansonsten stimme ich Ihnen, Herr Hanselle, zu. Es gibt für das Geschehene keine Wörter mehr.

Volker Roth | So., 22. Dezember 2024 - 19:37

Antwort auf von Thomas Hechinger

Dieser Penner soll "Arzt im Maßregelvollzug" gewesen sein ? Wenn dieses Subjekt von den hiesigen Behörden nahezu aufgebaut wurde bis zum Schluß? Das Arschloch und die VDG/SPD.Hass und Hetze gegen die AFD.Zwerg Olaf und seine Spießgesellen werden in nächsten Wochen heftig Zunder bekommen.Nicht nur aus den USA.

Eberhard Kowalzcuk | So., 22. Dezember 2024 - 15:48

Diesmal werden die Menschen nicht mehr dem Traum des demütigen Wunschbürgers entsprechen.Die VDG muß auf allen denkbaren Ebenen bekämpft werden.Wo war eigentlich Habeck.Ein VDGler sollte sich nirgendwo mehr blicken lassen.

Markus Michaelis | So., 22. Dezember 2024 - 15:52

Ich glaube nicht, dass das der große Gegensatz ist, um den es geht. Wie oft von mir gesagt, sehe ich unsere Gesellschaft überfordert: es gibt einfach zuviel, zuviele Weltsichten und Gegensätze, zuviele Gefühle und Grundwerte, die alle nicht zusammenpassen. Die Welt ist einfach nicht so, dass es Grundgesetz und Menschenrechte für alle, als Basis der universellen Menschheit gibt. Es gibt auch nicht den Islam und auch keine andere Basis. Es ist einfach nicht so, dass alles von Natur aus irgendwie zusammenpasst. Diese Welt können wir uns nur durch Entscheidungen aufbauen - immer nur in Ecken, nichts davon ist von Natur aus gegeben oder für alle gültig.

Albert Schultheis | So., 22. Dezember 2024 - 15:57

"Woran es aber mangelt ist Einkehr, Empathie und Stille." - Genau das ist es doch, was die Menschen suchen an Weihnachten
Aber genau das hat man ihnen auf immer geraubt. Was es wohl bräuchte, ist das genaue Gegenteil von "Einkehr, Empathie und Stille" - nämlich die Auskehr, die Aufkündigung der falschen, irregeleiteten Empathie und der laute, vernehmbare, ja entschlossene Aufstand der Geknechteten und Geschändeten!

Jürgen Goldack | So., 22. Dezember 2024 - 15:58

Man kann da horchen wohin man will, nach innen, nach außen, bei dem real bzw. normal denkenden Menschen bleibt das Wissen, dass der Mitteleuropäer das fremde, zu großen Teilen über Jahrhunderte islamisch oder durch das Grauen von Krieg geprägter Migranten mit unseren Denkschemata nicht zu bewerten sind und schlicht nicht in unser europäisches Land gehören. Hinzu kommt der hintergründige Hass, der sich durch die von den USA und der NATO seit fast einem Jahrhundert in der Welt inszenierten Kriege ohne UNO-Mandat(!) entwickelt hat, irgendwann Bahn schafft. Mit Verständnis ist dem nicht beizukommen. Das in einem seit einigen Jahren extrem sich entwickelnder linker Tendenzen betriebsblind gewordener Bürger, dann auch noch - impliziert u. a. durch Hasserzeuger wie den "Volksverpetzer" Laschyk, die Schuldigen nicht bei dem Täter sondern erst mal bei der AfD oder den Reichsbürgern verortet werden statt realistisch die Fakten zu analysieren ist einfach nur noch bizarr.

Gerhard Hellriegel | So., 22. Dezember 2024 - 16:36

Nein, zu der Welt dieses Arztes finde ich keinen Zugang.
Aber vielleicht zu der des Dominique Pelicot, des französischen Ehemanns. Auch so eine Wahnsinnstat.

Warum tut er das?
Macht? Aber dann würde es ihm doch genügen, seine Frau ohnmächtig zu machen. Und es zu genießen. Mehr Ohnmacht geht nicht.
Nun, wir kennen doch den Fall des Sexualtäters, der sein Opfer anschließend tötet.
Aus Machtgelüsten? Nein, er will eine Zeugin seiner Tat beseitigen.
Ich meine, aus dem gleichen Grund macht ihr Mann sie ohnmächtig: es geht überhaupt nicht um Macht.
Es geht allein um die "Vergewaltigung". Und um die Beseitigung einer Zeugin, der er dabei nicht in die Augen sehen kann.
Und er tut es meist nicht selbst, sondern überlässt es Anderen. Und da sitzt er dabei, filmt und genießt.

Gerhard Hellriegel | So., 22. Dezember 2024 - 16:37

Was genießt er? Was bitte genießt er?
Um das zu verstehen, muss ich mir Zugang zu den dunkleren Seiten meiner Seele gewähren.
Das beginnt damit, dass ich anerkenne, dass ich in einer Kultur der heftigen Sexualverdrängung lebe.
Jaja, das sieht an der Oberfläche anders aus, aber selbst die zeigt die wahren Verhältnisse.
Und der dadurch gehemmte, blockierte Geist sucht Auswege. Verzweifelt Auswege. Ja, die können seltsam sein.
Die Sexualforscher können viele Liedchen davon singen.

Es geht ihm nicht um die Männer, nicht um Geld, es geht ihm allein um seine Frau.
Und was bitte genießt er dabei? Willenlose Hingabe - sein Traum, der ihm nie erfüllt wurde.
Und aus Abscheu wird Trauer, aus Hass wird Schmerz.
Und vielleicht weiß ich jetzt auch, warum er dazu nichts sagt.

Nur gut, dass ich damit nichts zu tun habe.
Ja, monokausale Erklärungen sind meist einseitig, erklären einen Teil für das Ganze.
Aber immernoch besser als Nicht-Erklärungen.

Und wenn das zu off-topic ist, dann tun Sie 's weg.

Sven G. | So., 22. Dezember 2024 - 17:03

„Leichen säumten ihren Weg.“

Die (sexuell verwirrten) Robbespiere*Innen und Ihr „ la Terreur“ für die Gute Sache, die keinen Widerspruch duldet, nähert sich Ihrem historischen Ende.

„Ihre kompromisslose politische Linie, vor allem aber Ihr Eintreten für den Terror im Namen der Tugend, führte letztlich nicht nur die Revolution in ihre blutigste Phase, sondern auch zu Ihrem eigenen Untergang. Ihre immer radikaler werdenden Forderungen, mit denen auch dem Druck der Aktivisten-Bewegung nachzugeben versucht wurde, beendeten zwangsläufig das Bündnis zwischen der vom Bürgertum getragenen sogenannten „Gutmenschenrevolution“ und der „Grünrevolution“.“

„Am Schluss sahen jene Teile der Bevölkerung, für die der „Grüne“ Umsturz zur Hauptbedrohung und die Rückkehr zur Normalität und Sicherheit zur dringlichsten Aufgabe geworden war, nur mehr die Möglichkeit, Robespierre*Innen und Ihre alimentierten Anhänger*Innen abzuwählen, die mittlerweile auch politisch völlig isoliert waren.“
[modifiz. Wiki]

Sabine Lehmann | So., 22. Dezember 2024 - 17:30

"Stille & Einkehr" gehören in die Kirche, lieber Herr Hanselle. Bestenfalls geeignet für Opfer u. Angehörige, um mit der Verzweiflung, dem Verlust und den Schmerzen klarzukommen. Aber politisch? Wieder den Mund halten? Den von Nancy und Olafs Gnaden schon wieder zum x-ten Mal verordneten politischen Maulkorb? NEIN DANKE.
Was soll denn noch passieren, damit eine Gesellschaft sich wehrt, und zwar lautstark? Nicht still. Im Schweigen vereint, so wie die linke Mischpoke uns allen das wieder eintrichtern will, sind noch nie gesellschaftliche und politische Veränderungen eingetreten. Linke Wange, rechte Wange? Das hat ja mittlerweile schon masochistische Züge. Man könnte meinen, die Deutschen stellen sich als Opferlamm auf den Marktplatz u. warten schon in freudiger Erwartung, ein Einzelfall möge kommen u. dem Elend des irdischen Daseins ein Ende bereiten?!
Ich kann es echt nicht mehr hören. Es ist NICHT die Zeit der Einkehr. Zeit für Tacheles: Das Ende der Migration aus islamischen Ländern!

Volker Naumann | So., 22. Dezember 2024 - 18:21

Antwort auf von Sabine Lehmann

Volle Zustimmung Frau Lehmann, als Ergänzung vielleicht der
Hinweis auf einen Artikel im FOCUS zur Asyl-Akte des Täters.

Hier ist keine Stille mehr angesagt, sondern ein lauter Aufschrei.

MfG

Urban Will | So., 22. Dezember 2024 - 19:21

wie ein leicht seniler, keiner Maus etwas antun könnender Wanderprediger, entpuppt sich zu einer Art „Hobby-Hetzer“, der sich nicht zu blöde ist, einer AfD quasi eine Mitschuld zu unterstellen und dann auch noch zu postulieren: „dies ist die Wahrheit, bis jemand sie widerlegen kann...“

Knecht Ruprecht schwingt mal ordentlich die Rute vor den Feiertagen.

Vielleicht hätte er eher mal ein wenig nachgedacht, bevor er redet.

Ansonsten, Herr Hanselle, kann ich Ihnen nur zustimmen. Die Welt ist verrückt.
Ob wir alle noch zum nachdenken kommen vor den Weihnachtstagen, weiß ich nicht. Ich hoffe es allerdings.
Vielleicht hilft es, sich ordentlich einen einzulöten die nächsten Tage. Dann weiß man wenigsten, warum sich alles um einen herum dreht.
Und auf keinen Fall irgendeine Ansprache vom Lügen-Oli oder gar dem Spalter aus Bellevue anhören. Das grenzt an Selbstverstümmelung.

In diesem Sinne: Ihnen und Ihrer Redaktion eine geruhsame Weihnachtszeit.

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