Papst Johannes Paul II.
Johannes Paul II. bei einer Seligsprechung 1999 in Slowenien / picture alliance

Vorwürfe gegen Karol Wojtyła - Streit um Johannes Paul II. spaltet Polen 

Ein neuer Dokumentarfilm wirft dem späteren Papst Johannes Paul II. die Vertuschung pädophiler Verbrechen vor. Ein Vorwurf, der die Fronten in der polnischen Gesellschaft weiter verhärtet. Auch unter den Katholiken des Landes stehen sich Reformer und Traditionalisten unversöhnlich gegenüber.

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

So erreichen Sie Thomas Urban:

Es war eine unangenehme Überraschung für die Fraktionsführung der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) im Regionalparlament der südpolnischen Woiwodschaft Heiligkreuz (Świętokrzyskie): Obwohl sie über die Mehrheit der Mandate verfügt, fand ihre Resolution „Zur Verteidigung des Andenkens Johannes Pauls II.“ keine Mehrheit. Im ganzen Land und auf allen politischen Ebenen brachten in den vergangenen beiden Wochen PiS-Politiker ähnliche Anträge ein, von Gemeinderäten bis zum Sejm, dem nationalen Parlament in Warschau. Ausgelöst hat die Aktionen der Dokumentarfilm „Franciskańska 3“ des Journalisten Marcin Gutowski.  

Der Film, den der regierungskritische Sender TVN24 ausstrahlte, schildert die Fälle von vier Priestern, deren pädophile Verbrechen angeblich vom Krakauer Erzbischof Karol Wojtyła, dem späteren Papst Johannes Paul II., vertuscht worden sind. Er habe sie nicht bestraft, geschweige denn in Rom ihre Versetzung in den Laienstand beantragt, sondern sie von Pfarrgemeinde zu Pfarrgemeinde versetzt, wo mindestens zwei von ihnen weiterhin straffällig geworden seien.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Ronald Lehmann | Mi., 29. März 2023 - 12:31

Und die kirchlichen Institutionen sind in meinen Augen die Welt des Verstandes - der materiellen Welt - abgekoppelt von der geistigen, spirituellen Welt (Energie/Licht).

Unserer ursprüngliche (jetzt christlichen Welt) war der Inhalt der frohen Botschaft & die eigene Auseinandersetzung mit dem EGO (Verstand≥Materiell) & dem Herzen (Bauchgefühl, spiritueller Speicher)

Hinzu kommt, dass auch die spirituelle Welt von der materialistischen Welt vereinnahmt (unterwandert) wurden ist wie bereits Kaiser Konstantin dies fundamental getan hat, weil Gemeinschaften viel mit Macht, Kontrolle & Einflussnahme zu tun haben, sobald sich eine irdische "Leitungsfunktion" etabliert hat.

Hinzu kommt, dass der menschliche "Trieb" (bei Männer noch ausgeprägter - meine Frau sagte immer, ach-Gehirnszelle wieder nach unten gerutscht?)schwer unter Kontrolle zu halten ist, wenn man nicht gerade Glocken läuten oder Holz hacken kann?.
Fmp.-bleiben die Rahmenbedingungen - bleiben die Probleme so weiter bestehen

Karl-Heinz Weiß | Mi., 29. März 2023 - 12:54

Danke für dieses differenzierte Bild der Katholischen Kirche Polens. Den Nationalisten ist Polen wäre es angenehm, diese als Bollwerk gegen den angeblich dekadenten Westen zu benutzen. Doch die polnische Jugend kann damit offenbar nichts anfangen. Die überragende Rolle des verstorbenen Papstes bei der Überwindung des Eisernen Vorhangs sollte unvergessen bleiben.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 30. März 2023 - 10:34

stand ich schon innerlich, um Papst Johannes Paul den II. und Papst Benedikt den XVI. zu schützen.
Da ich alle ihre Fehler nicht kenne, verzichtete ich auf das Wort "verteidigen".
Ich fange immer erst einmal bei mir an.
Mein Hauptargument wäre gewesen, sich zu vergegenwärtigen, welchem Gott die beiden Päpste dienten.
Der Gott, der rigoros gegen geschlechtlichen Umgang mit Kindern eingeschritten wäre, möge bitte vortreten...
War aber alles nicht nötig, weil dieser sehr gute und breit aufgestellte Artikel alles Nötige selbst hierfür tut.
Ich muss nicht einmal darum bitten, auch zu schauen, ob versucht wird, Polen mit dieser sicher sehr wichtigen Diskussion zu spalten.
Dabei hat Polen scheints so einige Baustellen, wie ich dem teils sehr brutalen Film "Plagi Breslau
Die Seuchen Breslaus" (Netflix) entnehme.
Warum so oft bei mir Filme?
Nun ich verbinde gerne das für mich Angenehme/Interessante mit dem Nützlichen.
Jahrtausendelange Umgangsformen lösen sich nicht an einem heiligen Tag auf.

ich dachte, ich hätte den Kommentar besonders gut "komponiert", muss aber feststellen, dass ich mich da vertan haben könnte, wenn Herr Hügle ihn "völlig unverständlich" findet.
Ich habe ihn bislang immer sehr gut verstanden und nehme seine Kritik ernst.
Bitte löschen Sie meinen Kommentar, denn der sehr gute Artikel von Herrn Urban trägt sich ganz von allein und bedarf keines Kommentares von mir.
Ich bitte um Entschuldigung.

Kai Hügle | Do., 30. März 2023 - 12:25

Der vorliegende Artikel ist jetzt seit gut 24 Stunden online. Bilanz: drei Leserkommentare, von denen einer (Weiß) keinen Bezug zum Thema sexueller Missbrauch und dessen Vertuschung hat, einer (Sehrt-Irrek) völlig unverständlich ist und ein dritter (Lehmann) eher allgemein - und am Ende bemüht „lustig“ - gehalten ist.
Scheint kein Thema für die Ciceronen zu sein. Wie das wohl wäre, handelte es sich bei dem Beschuldigten um ein Mitglied einer Umweltorganisation oder einer politischen Partei (außer AfD)?
OK, rhetorische Frage…