„Die Toten Hosen“ mit Laudator Wim Wenders (l), NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Ministerin Mona Neubauer / dpa

NRW-Staatspreis für die Toten Hosen - Die Staatspunks von Nordrhein-Westfalen

Was ist nur aus dem Punkrock geworden? Die Toten Hosen erhalten aus der Hand eines CDU-Ministerpräsidenten die höchste Ehrung – und Frontmann Campino bedankt sich artig mit politischem Lob für Hendrik Wüst.

Ferdinand Knauß

Autoreninfo

Ferdinand Knauß ist Cicero-Redakteur. Sein Buch „Merkel am Ende. Warum die Methode Angela Merkels nicht mehr in unsere Zeit passt“ ist 2018 im FinanzBuch Verlag erschienen.

 

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Es hätte nicht des Hinweises des Laudators Wim Wenders auf den „Elefanten im Raum“ bedurft, um sich klarzumachen, dass zwischen den Begriffen „Staatspreis Nordrhein-Westfalen“ und „Die Toten Hosen“ eine enorme Diskrepanz besteht. In der langen Reihe berühmter Wissenschaftler, Künstler und Politiker, die den 1986 vom damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau initiierten Preis erhielten – darunter Lew Kopelew, Hermann J. Abs, Hans-Ulrich Wehler, Hilde Domin, Marcel Reich-Ranicki, Jürgen Habermas – reiht sich nun nach der Vorjahrespreisträgerin Angela Merkel eine Musikgruppe ein, die einst Liedzeilen wie „Korn, Bier, Schnaps und Wein und wir hören unsere Leber schrein“ sang. 

Bezeichnenderweise hat Wenders nicht konkret aus dem musikalischen Schaffen der Band zitiert. Das taten in einer peinlichen Szene vor dem Varieté allein die fünf „Omas gegen Rechts“, die den Hosen gratulieren wollten. Ein Kameramann brachte diese tatsächlich dazu, die Sauf-Hymne „Eisgekühlter Bommerlunder“ anzustimmen. Was ist nur aus dem Punkrock geworden? Und was aus einem Staat, der Staatspreise an Bands verleiht? 

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Markus Michaelis | Mi., 30. Oktober 2024 - 16:58

Gesellschaften, die sich ihrer selbst sehr gewiss sind, können oft offener sein, weil von alleine schon die meisten Leute gleich denken und man eher mal Leute anstubsen muss, auch mal einen Gedanken neben der Spur zu denken.

Wir sind heute eher nicht selbstgewiss und Preisverleihungen dienen auch dazu, in der für viele erschreckenden Vielfalt verschiedenster Weltsichten einen notwendigen Konsens aufrecht zu erhalten.

Die Toten Hosen stehen jetzt "für eine klare Positionierung gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und rechtsextreme Gewalt und für die Unterstützung von Menschen am Rande der Gesellschaft und in Notlagen."

Da ist nichts gegen zu sagen. Die Frage ist mehr, ob man damit die relevanten Fragen unserer Gesellschaft angesprochen hat. Eine der sehr relevanten Fragen scheint mir zu sein, wie eine (unsere) Gesellschaft aussehen soll, in der eine breite Einigkeit eher nur noch über Fragen erzielbar ist, die vielleicht nicht die relevantesten Fragen sind.

Tomas Poth | Mi., 30. Oktober 2024 - 17:08

... der Staatspreise an Bands verleiht#
Ganz einfach, es ist der letzte Aufruf des rotgrünen Volkssturmes zum Endsieg, das letzte Gefecht bevor es ab in die Versenkung geht.

Jens Böhme | Mi., 30. Oktober 2024 - 17:23

Da bekommt die posthume Preisverleihung eine neue Bedeutung. Man kann im Alter nicht mehr Punk. Allein das "An Tagen wie diesen" war schon das Totenlied des Punk der Toten Hosen. Wenn Punktitel unter den Top 30 sind, dann kann es kein Punk sein. Dann ist es entweder Mainstream oder Schlager.

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