Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, auf dem Schlussgottesdienst des Katholikentages in Erfurt / dpa

Krise der Katholischen Kirche - Der Gott der Gremien

In der sich zuspitzenden Kirchenkrise sucht der organisierte Katholizismus sein Heil in Regierungsnähe, in wokem Bewusstsein – und in noch mehr Sitzungen.

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat vor einiger Zeit gesagt, die Kirche müsse vielleicht mal anfangen, weniger von Gott zu reden, denn allzu viel wisse man ja gar nicht von ihm, dem „absoluten Geheimnis“. Weniger Gott? Nun könnte man nach dem gerade beendeten und arg geschrumpften Katholikentag in Erfurt sagen, diesem Ratschlag sind sie schon mal gefolgt. Dabei haben die Veranstalter den Kardinal allerdings gleich mit entsorgt, denn im Programm taucht er nicht auf.

Stattdessen gab es Gesprächsrunden mit fantasievollen Titeln: „Der Leib Christi ist queer – und jetzt?“ Oder: „Ist das Bibel oder kann das weg?“ Und: „Anti-Gender und die Neue Rechte“ sowie die vielversprechende Nabelschau: „Katholisch gegen katholisch?“ Interessant war auch die Zukunftsvision offizieller Katholiken aus dem Bistum Essen. Sie träumen davon, dass im Jahr 2044 eine BundesTRANSlerin regiert. Immerhin war der echte Kanzler dieses Jahr schon da, mit seinem Kabinett.

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Christoph Kuhlmann | So., 30. Juni 2024 - 15:48

hat die Kirche ihre gesellschaftliche Funktion der Welterklärung verloren. Man ist dazu übergegangen statt ewiger Wahrheiten über die Schöpfung und das jüngste Gericht Theorien über den Urknall und das Ende der Galaxien von vorübergehender Geltung in Fachkreisen zu diskutieren. Die Rolle der Tröstung der psychischen Systeme der Menschen wird zunehmend bedeutungslos. Entweder sind die Menschen Not- und furchtlos geworden, oder sie sind ganz froh, dass es irgendwann zu ende ist. Das Versprechen des ewigen Lebens rechtfertigt nicht mehr die tiefen Eingriffe in die persönliche Freiheit der Gläubigen. Darfst du verhüten und ab wann darfst du mit wem unter welchen Bedingungen schlafen ist in demokratischen Verfahren im Sinne des Individuums staatlich reguliert. Der Konflikt den der Kirche mit dieser Regulierung ist vielfältig. Er geht von der Abtreibung bis hin zur Vertuschung sexueller Übergriffe kirchlicher Funktionsträger. Die Tradition hat die Justiz über viele Jahrzehnte limitiert.

Karl-Heinz Weiß | So., 30. Juni 2024 - 16:21

Die Äußerungen von Kardinal Marx und den Wunsch nach einer Bundes-Translerin sehe ich durchaus positiv: als Annäherung an den jüdischen Humor, der maßgeblich zum Fortbestehen dieser Ur-Religionsgemeinschaft beigetragen hat. Der dankenswerte Beitrag des Autors bringt zwischen den Zeilen viel Sympathie für die Katholische Kirche zum Ausdruck, gemäß dem Sinnspruch "Abschied ist ein bisschen wie Sterben". Ich bin zwischenzeitlich beim Bonmot " Die Kirche gibt Antworten auf Fragen, die keiner gestellt hat" angelangt.

Tomas Poth | So., 30. Juni 2024 - 19:59

Die "Prediger-Schäfchen" des lieben Gottes suchen ihr Heil im Zeitgeist weil ihnen der Glaube und die Schafherde abhanden gekommen ist.

Was also sollen die Prediger-Schafe machen, wenn ihnen jene die sie "behüten" sollen/wollen einfach nicht mehr folgen?
Statt das Verhalten der Schafe näher selbstkritisch zu bedenken, wenden sie sich lieber der weltlichen Macht und deren Politik zu, weil die ihnen die Existenz sichert. Sie tanzen um das goldene Kalb statt an Gott zu glauben.

Laß ich letzthin eine interessante "Exegese" zum Judas! Nur ihm sei zu verdanken, daß die Kreuzigung Jesus Christus möglich wurde, und damit die Gründung der Kirche/Christentums!
Der Verrat als Gründungsmythos der christlichen Kirchen!

Ingofrank | So., 30. Juni 2024 - 20:39

in Regierungsnähe & Wokenismus nein, die Evangelische Kirche schwimmt im selben Boot ohne das sich beide Kirchen auf ihre ureigenste Bestimmung besinnen, den Glaube an Got und den Frieden auf Erden. Und weil beide Kirchen nicht mehr ihrer Bestimmung nachkommen, sollten sie sich über schwindende Mitglieder nicht wundern.
Dem Zeitgeist hinter her zu hecheln bringt nur Verluste, ob in der Politik oder auch beim Glauben.
Mit besten Grüßen aus der Erfurter Republik

Walter Bühler | Mo., 1. Juli 2024 - 00:21

Für mich als deutschem Mitglied der EKD ist es keineswegs erfreulich, dass die KKD jeden Fehler nachahmt, den die EKD schon längst begangen hat, und den (nicht viele, aber doch einige in der EKD verbliebene) Christen in der EKD schon längst als Fehler erkannt haben.

Niemand - abgesehen vielleicht von den Kirchenfunktionären, die die EKD zu ihrem Arbeitgeber gemacht haben - kann den Sinkflug der EKD übersehen.

Warum muss dann die KKD der EKD "nibelungentreu" auf dem Weg in die Sinn- und Bedeutungslosigkeit hinterherlaufen? Warum will die KKD aus den manifesten Fehlern der EKD einfach nichts lernen?!

Ich verstehe es nicht, lieber Herr Resing.

Entweder ist die Mehrheit der Bischöfe und organisierten katholischen Laien zu ungebildet (dumm), um zu erkennen, daß der Anpassungsweg in die Irre führt
oder sie gehen diesen Weg, weil sie die Auseinandersetzung mit dem Mainstream fürchten, die ihnen am Ende den Entzug der Kirchensteuer bringen könnte.
Jedenfalls ist allen Katholiken, mit denen ich Kontakt pflege, völlig klar, daß dieser Weg des Modernismus kaum noch etwas mit der Botschaft des Evangeliums zu tun hat, welches gerade n i c h t lehrt, sich der Welt und ihrer Sündhaftigkeit anzupassen.
Die Botschaft des Christentums richtet sich g e g e n ein bequemes u. angepaßtes Wohlleben. Sie verlangt sehr viel von jedem einzelnen Menschen.
Weil dieser Anspruch den meisten Katholiken zu hoch ist, fordern sie immer lauter ein "Christentum light", wie dies die Protestanten ja schon länger tun.
Die Spiritualität des Glaubens u. seine eigentliche Botschaft geraten dabei völlig unter die Räder. Das Glaubensbekenntnis wird zur Farce.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 1. Juli 2024 - 10:25

Was soll man dazu noch sagen und schreiben? Die etablierten Parteien machen es vor und die Kirche folgt wieder einmal einem politischen System und scheitert auch diesmal. Die immensen Austritte, der Verlust von Krichensteuern und leere Kirche macht sie nicht nachdenklich. Nein, nach dem Motto eines trotzköpfigen Kindes wird sich sinnbildlich auf den Boden geworfen, den anderen die Schuld gegeben und lautstark gejammert, weil die Gläubigen nicht mehr den Kirchenfürsten folgen wollen. Wen wunderts.
Die deutschen Katholiken begehren gegen die Amtskirche des Vatikan auf und sind am Ende des Tages keinen Deut besser wie diese der Realität und der Lebensnähe entrückten verkrusteten Würdenträger in Rom.
Auf der Strecke bleiben die Gläubigen in allen christlichen Konfessionen. Nein, Gott hat sie nicht verlassen, in jedem steckt ein göttlicher Funke, nur die Amtskirche läßt ihren Funken verglühen. Die Gläubigen müssen eigene Wege für sich finden, dass kan auch befreiend sein für die Seele.

Hiernach besitzen Parteien die Funktion, an der politischen Willensbildung des Volks mitzuwirken. Und schon längst haben aber die Parteien sich den Staat zur Beute gemacht. Es fließen Steuergelder je nach Wählerstimme nach Wahlen, es sind Funktionäre, die die Parteien als ihren lebenslangen Versorger sehen, ansonsten gibt es keinen Listenplatz. Kirchen sind auch nur noch Behörden, die gut mit Steuergeldern versorgt werden, einschließlich Pensionen. Hierzu sei zum Schluss erwähnt, dass AN nicht nur für ihre eigene Altersvorsorge einzahlen müssen, sie zahlen ebenso für die Altersversorgung von Politikern (keine eigene Beiträge fällig) und auch für Kirchenfunktionäre (wie hoch ist die Pension z.B. einer Frau Käßmann? Beitragsfrei). Last not least für die der ÖR-Angestellten, durch GEZ). Also sind alle gut versorgt, der Laden iäuft wie geschmiert ... Es darf sich nur nichts ändern und jemand an den Bauklötzchen-Turm rütteln.

Helmut Bachmann | Mo., 1. Juli 2024 - 12:35

Diese Kirche sollte das Wort "Gott" tatsächlich nicht mehr so oft gebrauchen. Nicht nur die groteske Ahnungslosigkeit verbietet das. Denn man soll den Namen des Herrn nicht missbrauchen. Und genau dies tun diese Kirchen, wenn sie linksradikale Politik betreiben und dies Kirche nennen. Das Reich Jesu ist nicht von dieser Welt. Also: Schluss mit dem Etikettenschwindel. Christen sollten von diesem toten Gaul absteigen.

Henri Lassalle | Mo., 1. Juli 2024 - 14:57

Phase eines langen Agonieprozesses angelangt ist; nach meinem Empfinden kommt sie da nicht heraus. Was hier im Artikel beschrieben wird, zeugt von verzweifeltem Überlebensspektakel. Helfen wird es ihr nicht. Man kann nicht mit einer altertümlichen Religion im 21. Jahrh. Menschen begeistern.
Und schliesslich fusst alles,was die Kirche angeht, nur auf Glauben, auf ein (!) Buch, die Bibel - Beweise gibt es nicht. Gehen Sie mal zum Gericht mit einer Zivilsache; das Gericht fragt Sie dann: Wo ist der Beweis? Ohne den wird nichts gemacht.
Ausserdem: Religion ist reine Privatsache. Sie hat in Politik und Öffentlichkeit rein gar nichts zu suchen.

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