
- Die Antwort weiß allein der Wind
In dem Biopic „Like A Complete Unknown“ verwandelt sich Timothée Chalamet oscarverdächtig in den jungen Bob Dylan. Den wahren Menschen hinter dem Künstler kann und will der Film nicht ergründen. Sein Fokus liegt auf dem Wichtigsten: Musik.
Der Himmel über Washington ist wolkenlos, als sich am 28. August 1963 eine Viertelmillion Menschen vor dem Lincoln Memorial versammeln. Sie fordern ein Ende der Rassendiskriminierung in den Vereinigten Staaten. Die Demonstration wird als „Marsch auf Washington“ in die Geschichte eingehen – und als einer der Höhepunkte der Bürgerrechtsbewegung. Martin Luther King hält hier seine berühmte Rede „I have a Dream“. Kurz vor ihm singen einige Musiker. Darunter auch der junge Folksänger Bob Dylan. Zahlreiche seiner poetischen und gleichzeitig kämpferischen Songs wurden zu Hymnen der Proteste. Er selbst stieg auf zur Stimme einer Generation.
Mehr als 60 Jahre später inszeniert James Mangold in seiner Filmbiografie „Like A Complete Unknown“ ein Reenactment dieses ikonischen Auftritts. Er geht unter die Haut. Zu verdanken hat der Regisseur das Hollywoods aktuell angesagtestem Star Timotée Chalamet. Er verkörpert den Singer/Songwriter kongenial. Und so tritt sein Dylan wie einst der wahre an jenem Sommertag vor die Massen, um „When The Ship Comes In“ zum Besten zu geben – eine von Brecht inspirierte Allegorie auf die Freiheit. Fünf Jahre hat Chalamet in die Vorbereitung auf seine Rolle investiert. Er lernte Gitarre und Mundharmonika spielen, studierte Dylans Gesang, Gestus und Habitus. Der 29-Jährige interpretiert alle Songs selbst. Dass er für diese beeindruckende Leistung am Sonntagabend mit einem Oscar ausgezeichnet wird, gilt als wahrscheinlich.
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Ich war und bin von ihm begeistert, war elektrisiert, als ihm der Literaturnobelpreis verliehen wurde.
Da hat man also einen Schauspieler gefunden, der ihn verkörpern kann.
Vom Aussehen sicher.
Che Guevara und Dylan, ersteren hatte ich, wie Millionen andere an der Wand, letzteren hörte ich verzaubert und nachdenklich.
Vielleicht waren sie gar nicht so unendlich weit auseinander?
Ich hätte kein Interesse daran, irgendetwas Wahres oder Privates hinter der öffentlichen Person Bob Dylan kennenzulernen.
Ich vermute mal, dass wir ihn erleben durften.
Ich leider nie live.
Muss Faszination pur gewesen sein.
Ich widerspreche dem Artikel in nahezu allen Punkten: Ein höchst konventionell erzählter Film, der weder dem Biopic als Genre noch der Musik geschweige denn der Figur selbst irgendetwas Neues hinzufügen kann, und sich ausschließlich darauf verlässt, dass jeder Bob Dylan irgendwie kennt. Der Film kommt zudem auch ohne rechten Erzählanlass aus (etwa über die Quelle der Songs gibt es kaum etwas zu lernen), und schleppt einen Hauptdarsteller durch, der zwar wie Dylan singen/musizieren kann (was ja noch kein Schauspiel ist), aber den Film mit nur einem Gesichtsausdruck bestreitet. Damit kann er Dylan evtl. wirklich gut imitieren, was aber umso mehr die Frage nach dem Anlass stellt. Und schließlich leidet der Film unter teils sehr plumpen Dialogen (kein 20-Jähriger sagt solche Dinge und wenn doch, kann man sie nicht ernst nehmen) und einem teils haarsträubenden Schnitt, der mitunter ganze Szenen im Rhythmus zerstört. Insgesamt ein misslungener Film, dessen Erfolg, zumindest mich, überrascht.