Stephan Malinowski
Historiker Malinowski bei der Vorstellung seines Hohenzollern-Buches / dpa

Die Hohenzollern und die Nazis - Geschichte einer Kollaboration? 

Der Historiker Stephan Malinowski reüssierte im vergangenen Jahr mit seiner Monographie über die Kollaboration des Hauses Hohenzollern mit den Nazis. Doch das Buch wird der seinem Autor zugeschriebenen wissenschaftlichen Autorität nicht gerecht. Ein kritischer Zwischenruf von einem Fachkollegen, der sich ebenfalls mit der Rolle der Hohenzollern in der NS-Zeit befasst hat.

Autoreninfo

Lothar Machtan ist Historiker und lehrte bis 2015 an der Universität Bremen. 2021 erschien sein Buch „Der Kronprinz und die Nazis. Hohenzollerns blinder Fleck“. 

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Seit dem Erscheinen von Stephan Malinowskis Buch „Die Hohenzollern und die Nazis. Geschichte einer Kollaboration“ wird diese Monografie in der historisch interessierten Öffentlichkeit als der neue Goldstandard gehandelt. Doch wird dieses Buch bei nüchterner Betrachtung den Elogen gerecht? Rein analytisch betrachtet, arbeitet der Autor mit einem ambitionierten methodologischen „Ansatz“, den er aber weder systematisch entwickelt noch im Hinblick auf seine Anwendbarkeit in der Causa Hohenzollern (theorie)kritisch überprüft. Danach hätten die historisch-realen Repräsentanten des Hauses Preußen – als menschliche Wesen mit einer Biografie – hinter dem Konstrukt ihrer numinosen Figuren als Royals zurückzutreten. „Mythos“, „Charisma“, „symbolisches Kapital“ lauten die Kategorien, die dieses Konstrukt definieren. Mit diesen metaphorischen Anleihen bei Kantorowicz, Weber, Sartre, Bourdieu und anderen Denkern wird das Buch in eine wissenschaftsnahe Form gebracht.

Gleichzeitig ersteht daraus eine zweite historisch-politische Wirklichkeit. Denn die magische Formel, die Malinowski aus seiner „Theorie“ ableitet, lautet: Das monarchisch-symbolische Kapital der Hohenzollern sei trotz der offiziellen Abdankung und Fahnenflucht von Kaiser und Kronprinz nicht aufgebraucht gewesen; vielmehr habe es für „Millionen von Deutschen mit monarchistischen Sensibilitäten“ (S. 121f.) noch einen auratisch aufgeladenen politischen Mehrwert besessen, der nach Realisierung rief. Deshalb gehörte eine politische Führungsrolle für den Kronprinzen oder dessen Sohn bis in die 1930er-Jahre hinein „in den Bereich der in allen politischen Lagern erhofften oder befürchteten Möglichkeiten“ (S. 95). Ist das eine triftige Annahme? 

„Befürchtet“ vielleicht – „erhofft“ sicher nicht. Zu groß und notorisch blieb die Skepsis des nationalistisch-konservativen Milieus gegen das gescheiterte Kaiserhaus – wesentlich größer als am Ende gegen Hitler. Eigentlich weiß Malinowski über die konkrete Beschaffenheit der monarchistischen „Sensibilitäten“ in den nationalistischen Segmenten der deutschen Gesellschaft auch nichts Erhellendes zu berichten, weil er in das politische Lager der deutschen Rechten gar nicht tiefer eingedrungen ist. Das, was er quellengestützt abbildet, sind vorzugsweise Besorgnisse, in denen die linke und (deutschlandkritische) ausländische Öffentlichkeit damals eine Restauration der Monarchie perhorreszierte. Mehr Substanz kann er für seine zentrale Annahme nicht liefern. So bleibt es bei seiner Suggestion, historisch-politische Stimmungen lesen zu können. (Die größten Befürchtungen, dass der monarchische Gedanke in Deutschland noch einmal aufleben konnte, plagten übrigens – bis 1934 – Josef Goebbels.)   

Einseitige Auswertung von Quellen

Das Buch beeindruckt zunächst durch seinen massiven Anmerkungsapparat, der fast 100 Druckseiten füllt. Sieht man sich nun genauer an, welche Primärquellen da berücksichtigt wurden, so fällt auf, dass mehr als 60% davon Pressezeugnisse sind: Zeitungsartikel über die Hohenzollern, nicht selten ephemerer Art, und genau da fängt ein weiteres Problem an: weil Malinowski diese Beiträge, die seinerzeit größtenteils einem boulevardesk-voyeuristischen Interesse oder der politischen (Selbst-)Agitation von linken Milieus dienten, gleichsam zum Nennwert nimmt – als Tatsachenberichte. Der einschlägigen Presseberichterstattung über die Hohenzollern von rechts, wie sie sich – um nur zwei Beispiele zu nennen – anhand des Stahlhelm. Organ des Bundes der Frontsoldaten oder des deutschnationalen Berliner Lokalanzeigers studieren ließe, interessiert ihn dagegen nicht. Und das Zentralorgan der Nationalsozialisten, den Völkischen Beobachter, hat er ebenfalls nicht systematisch ausgewertet. Mit diesem einäugigen Blickwinkel reproduziert der Autor denn auch vorzugsweise die Phantasmagorien namentlich der zeitgenössischen Linken, wonach die Hohenzollern eine akute Gefahr für den Bestand der Weimarer Demokratie darstellten. Malinowskis Untersuchung ist mithin nicht kritische – hermeneutisch geschulte – Analyse eines repräsentativen Quellenspektrums, sondern die wimmelbildartige Illustration seines eigenen historisch-politischen Horizonts bzw. seiner vorgefertigten Werturteile. Polemisch könnte man das, was er vorführt, eine mixed reality show nennen. Auf Wissenschaftsdeutsch: Eklektizismus. 

Obwohl unstreitig ist, dass durch das Versagen von Kaiser und Kronprinz im November 1918 die monarchische Idee in Deutschland schwersten Schiffbruch erlitt, behauptet Malinowski: Allein durch die performative Präsenz der Hohenzollern-Dynastie im öffentlichen Bewusstsein hätten ihre Repräsentanten weiterhin politisches Unwesen treiben können, als charismatische Potenziale eben bzw. Projektionsflächen. Doch das sind keine messbaren Größen, das ist spekulative Spielmasse. Man kann damit höchstens harte Tatsachen weichzeichnen. Etwa die, dass die real existierenden Hohenzollern nach 1918 als politische Orientierungsgrößen überhaupt nicht mehr gezogen haben, dass man ihnen gar kein Charisma mehr zuschreiben konnte, weil sie historisch totalversagt hatten. Der Exilkaiser und sein Ältester hingen wie Mühlsteine am Hals des schon während des Weltkrieges in schwere Wasser geratenen preußisch-deutschen Monarchismus. Deren Rückkehr auf den Thron war danach selbst für verbohrte Monarchisten so gut wie ausgeschlossen. (Ganz anders als etwa in Bayern.) Für die republikanische Linke fungierten der kaiserliche Sohn und dessen Vater hauptsächlich als Vogelscheuchen. Will sagen: An der Börse der Tagespolitik wurde das „symbolische Kapital“ der Hohenzollern bis 1931 wie eine wertlose Aktie gehandelt. Selbst Reichskanzler Brünings Versuch, es wieder zu einem politischem Wertpapier zu machen, scheiterte schon 1932 am entschiedenen Veto Hindenburgs sowie den antimonarchischen Ressentiments des deutschen Rechtsradikalismus. So konnten die Hohenzollern auch zu keiner Zeit als eine zwingende politische Kraft in Erscheinung treten – weder rational noch emotional. 

Der deutsche Kronprinz wirkte auf die Rechte eher abschreckend

Malinowski will uns das Gegenteil einreden. In seiner historischen Wirklichkeit figurieren die Hohenzollern allein schon dadurch als gefährlich für den Bestand der Weimarer Republik, weil sie hochattraktive Aushängeschilder eines ideologischen Gegenentwurfs zum demokratischen System gewesen seien: der – autokratisch gedachten – Monarchie. Maximal überschätzt wird von ihm dabei der deutsche Kronprinz – insonderheit als „Influencer“ eines subversiven Netzwerks, das die demokratische Republik am Ende zu Fall brachte. Da sind wir aber plötzlich wieder auf dem harten Boden der realen Politik und bei den politischen Qualitäten eines Akteurs mit intentionalem Verhalten. Aber hier, auf der politischen Handlungsebene, lässt sich mit einer erdrückenden Fülle an validen Quellen zeigen, dass Wilhelm Kronprinz nachgerade politikunfähig war, nie zielstrebig auf die Ergreifung von Macht hingearbeitet hat. Auch von produktiver Arbeit am Hohenzollern-Mythos kann bei ihm keine Rede sein. Im Gegenteil: Mit seinen – vorsichtig formuliert – „unköniglichen“ öffentlichen Auftritten und seinen Jetset-Allüren trivialisierte er die Monarchie und befleckte ihr Image noch mehr, als dies die Selbstentkrönung des Hauses Preußen im Herbst 1918 schon getan hatte. Selbst im preußisch-konservativen Milieu zeigten sich die allerwenigsten bereit, Wilhelms persönliche Mängel zugunsten eines mitgeschleppten Charismas in Kauf zu nehmen. Sein hedonistischer Lebensstil hat viele konservative Nationalisten nachgerade zu Republikanern gemacht. Allein als politisch-moralische Autorität hätte Wilhelm Kronprinz die zerrissenen Fäden des deutschen Monarchismus vielleicht noch einmal bündeln, ihm mit untadeliger und überparteilicher Haltung zu neuer Ausstrahlung verhelfen können – nicht aber als erotomanischer Luftikus, der er nun einmal war.  

In Malinowskis Buch heißt es, dass die Schlüsselstellung des Ex-Kronprinzen in dem rechten Netzwerk, das die Weimarer Demokratie zum Einsturz brachte, vor allem auf dessen Omnipräsenz in der politischen Öffentlichkeit beruht habe. Aber: Warum glänzt diese Galionsfigur dann ausgerechnet in der so öffentlichkeitswirksamen NS-Propaganda durch notorische Abwesenheit? Warum war bis weit in das Jahr 1933 hinein in der gesamten deutschen Presse nicht ein einziges Foto zu sehen, das ihn zusammen mit Hitler, dem damaligen Superstar des Rechtsradikalismus, zeigt? Nur solche Motive hätten doch die politische Fantasie des Publikums füttern, neue „Machtkonstellationen“ sichtbar machen können. Zu einer praktisch-politischen Antriebskraft der Reaktion soll Wilhelm es gebracht haben; mehr noch, zu einer Schlüsselfigur des rechten Lagers: „Seine Leistungen als Vermittler zwischen Reichswehr, Stahlhelm, SA, SS, NSDAP, DNVP, Herrenklub, rechten Publizisten, Großgrundbesitzern, Adelsverbänden, Kriegervereinen, Traditionsverbänden und vielem mehr wird man als erheblich einschätzen müssen“ (S. 328). Nur: In keiner der genannten Organisationen besaß Wilhelm echtes Vertrauen oder aufrichtigen Respekt – von emotionaler Wertschätzung ganz zu schweigen. Das schwant Malinowski an einer Stelle sogar einmal selbst, wo er schreibt: „Deutlicher gleicht der Kronprinz in diesem Kraftfeld einem Wichtigtuer, dessen schwankendes Taktieren zwischen Reichswehr, Stahlhelm und diversen Fraktionen aus der ersten und zweiten Garde des Nationalsozialismus einer potenziellen konservativen Position erheblichen Schaden zufügte“ (S. 283). Ja was denn nun? Wie kann man da „zu einem der wichtigsten Symbole, zum Werbeträger für die Fusion aller antirepublikanischen Kräfte“ (S. 320) werden?  

Beim „Tag von Potsdam“ spielte Wilhelm von Preußen nur eine Nebenrolle

Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Dieser Mann verfügte über keinerlei politische Energie, die er als Treiber in irgendwelche Entscheidungsprozesse hätte einbringen können. Schon weil sich sein politisch-biographischer Ehrgeiz in Grenzen hielt. Zu keinem Zeitpunkt seines kurzlebigen Engagements hat er es verstanden, die konservativ-nationalistisch ausgerichteten Machtressourcen des Stahlhelm, der Vaterländischen Verbände, der Deutschnationalen Volkspartei oder anderer Organisationen in diesem Lager für seine speziellen Ambitionen zu gewinnen. Für die von Hitler erst recht nicht. Den Druckpunkt, politisch etwas zu bewegen, haben die Hohenzollern vielleicht gesucht, aber nie gefunden – der Kronprinz am allerwenigsten. Diesem Mann und dessen Familie wollte im konservativen Deutschland niemand mehr dienen. 

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Selbst Kaiser-Ururenkel Georg Friedrich von
Preußen entgeht Malinowskis Zorn nicht / dpa

Davon war auch der bei weitem einflussreichste Player im politischen Machtpoker der 1930er-Jahre zutiefst durchdrungen, Reichspräsident Hindenburg – der folgerichtig bis ans Ende seiner Tage alle in seinem Mythos gebündelte Macht aufgeboten hat, um die Hohenzollern von der Staatsspitze fernzuhalten. Dass Malinowski diesen herausragendsten „Vorschubleister“ des Dritten Reiches unterschätzt, ist eine weitere Folge seiner einäugigen Betrachtung. Mit seiner Ernennung Hitlers zum deutschen Reichskanzler exekutierte der Reichspräsident im Januar 1933 den politischen Willen einer übergroßen Mehrheit seiner rechtskonservativen Anhängerschaft. Deren Sympathien hatten sich bereits in den Monaten davor mehr und mehr dem „Führer“ zugewandt. Dafür bedurfte es keiner Wahlaufrufe oder sonstiger Akklamationen seitens der Hohenzollern. Weit wichtigere Zuarbeit haben hier politische Aktivisten wie Franz Seldte (Stahlhelm), Alfred Hugenberg (Deutschnationale Volkspartei), Exkanzler Franz von Papen oder der Reichswehroffizier Walter von Reichenau geleistet, um nur einige Namen zu nennen. Selbst beim Spektakel in der Garnisonkirche am „Tag von Potsdam“ spielte Wilhelm Kronprinz nur eine Nebenrolle. Er blieb ein Komparse in der Traube der Militär-Prominenz, die damals dort angekarrt wurde, um Hindenburg zu huldigen. Der Potsdamer Staatsakt war einzig und allein auf diese politische Kultfigur zugeschnitten. Der sollte als Schirmherr der „deutschen Schicksalswende“ ins öffentliche Bewusstsein treten. Das legendäre Handschlagfoto von Hitler mit Hindenburg kennt jeder. Mit dem Kaisersohn hingegen sieht man den Nazi-Führer in der Bilderflut, die die Medien damals über diesen Feiertag verbreitet haben, nicht ein einziges Mal. 

Unduldsamkeit gegenüber dissonanten Stimmen

Die Vetomacht der historischen Fakten gegenüber dem „Narrativ“ ist auch mit Blick auf andere Themen, die das Buch anschneidet, eklatant. Die Malinowski von manchen Qualitätsmedien zugeschriebene wissenschaftliche Autorität darf füglich hinterfragt werden. Seine Diskursfähigkeit zumal. Eine echte Sachdiskussion, die viele Fragen stellt und ergebnisoffen bleibt, will er nicht. Das offenbart er noch einmal sehr eindringlich im „Fazit“ seines Buches – einer Kopfwäsche sämtlicher Historiker, die aus der Meute der Hohenzollern-Jäger ausgeschert sind. Hier lässt seine Unduldsamkeit gegenüber dissonanten Stimmen nachgerade obsessive Züge erkennen. Er fordert „Rechtgläubigkeit“ ein, oder wenigstens die richtige Haltung zur Schuld, die die Hohenzollern auf sich geladen haben. 

Spätestens im Schlusskapitel lernen wir: Der Autor schreibt als erklärter Gegner, ja als Feind seines Untersuchungsgegenstandes – der Hohenzollerndynastie. Sein Hauptinteresse zielt weniger auf Erkenntnis als auf eine damnatio memoriae: Von Kaiser Wilhelm II. bis zu dessen Ururenkel Georg Friedrich, dem jetzigen Chef des Hauses Preußen – so die ideologische Grundierung – ziehe sich der gleiche Geist des Unguten, der Deutschlands politischer Kultur immer wieder zum Verhängnis wurde. Und – angesichts der aktuellen Restitutionsansprüche – womöglich weiterhin würde, wenn man – so steht es zwischen den Zeilen – die Hohenzollernlegende jetzt nicht ein für alle Mal zerstört. So wie John C.G Röhl in seiner monumentalen Biografie Kaiser Wilhelm II. persönlich für die Urkatastrophe des Ersten Weltkriegs verantwortlich, ja aus ihm ein „deutsches Trauma“ macht, will Malinowski die entthronten Hohenzollern als maßgeblich mitverantwortlich für die Zerstörung der Weimarer Demokratie, ja für den durchschlagenden Erfolg Hitlers in Haftung nehmen.  

Keine Frage: Der Anteil der Hohenzollern an den politischen Katastrophen der Deutschen kann unterschiedlich erzählt und ausgedeutet werden. Dazu ist die Geschichtsschreibung schließlich da. Malinowskis Sicht ist eine davon. Die ganze Wahrheit ist das nicht; wohl nicht einmal die halbe. Und eine Antwort auf die Gretchenfrage: warum die Deutschen dem Jahrhundertverbrecher Hitler ihren Staat ausgeliefert haben, gibt uns der Autor auch nicht. Doch als Geschichtspolitiker ist er ganz auf der Höhe der Zeit. 

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Enka Hein | Fr., 28. Januar 2022 - 18:38

...als Gegenstück zum linken Narrativ von Malinowski.
Aber im letzten Satz des Autors hat sich ein Druckteufel eingeschlichen.
Statt:"Doch als Geschichtspolitiker ist er ganz auf der Höhe der Zeit."
müsste es doch eigentlich "Geschichtsklitterer" heißen.
Aber ansonsten geht mir der Verein von auf und zu und davon am A... vorbei.
Die versuchen halt gerade irgendwie an des dummen Michels Steuergeld zu kommen.
Wehret den Anfängen.

Marianne Bernstein | Fr., 28. Januar 2022 - 23:10

Prinzipiell haben eben auch die Hohenzollern Ansprüche. Solange da nur irgendwelche unbedeutenden Wessis was von den Ossis wollten, aber bitte, aber gleich.
Nur leider lag eben auch Potsdam in der DDR und jetzt ist Schluß mit lustig. Also muss man der Hohenzollern Nazikollaboration unterstellen damit sie eben nichts kriegen.

Ernst-Günther Konrad | Sa., 29. Januar 2022 - 09:00

Sicher, für Geschichtsinteressierte ist jedes Buch zu diesem Themenfeld eine Möglichkeit in diese Zeit einzutauchen und sich hineinzudenken. Natürlich bringt jeder Historiker mal mehr mal weniger seine Sichtweise und Bewertung ins Spiel. Möge man sich im Kreise der Historiker streiten, mich persönlich interessiert das nicht, wer da wann wie gedacht hat. Alles nur Vermutungen, Deutungen je nach eigener politischer Grundhaltung. Wer weiß, was man in 50 Jahren über unsere Zeit schreiben wird und wie man die politisch handelnden verklären wird. Eines ist sicher. Ich werde das dann nicht lesen.

gabriele bondzio | Sa., 29. Januar 2022 - 11:09

Unter der Sicht, erheblichen Vorschubleistungen der Hohenzollern für Ergreifung/Etablierung und Ausweitung der Macht der Nationalsozialisten geleistet zu haben.

Geht es ja um erhebliche Geld-und Sachwerte. Und auch ein gewisses Renommee der Hohenzollern.

Da steht meiner Meinung nach, wie üblich...keine gesicherten, geschichtlichen Erkenntnisse.
Sondern mehr geschichtspolitische Überlegung im Mittelpunkt, der sich streitenden Parteien.

Meiner Meinung nach, sollte aber am Ist-Zustand festgehalten werden. Da einfach zu viel Zeit dazwischen liegt. Die Hohenzollern gewiss nicht am Hungertuch nagen. Und objektive Zeitzeugen zum Thema ausgestorben sind.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 29. Januar 2022 - 11:12

wenn ich den 1. Weltkrieg Wilhelm dem II. anlaste, den 2. den Nazis und den 3..., wir werden sehen.
Ich finde es aber völlig unpassend, das Deutsche Reich herausgelöst aus Europa zu betrachten. Selbst nach dem 2. Weltkrieg gibt es noch Monarchien.
Vielleicht nimmt man zu Kaiser Wilhelm noch seinen Reichskanzler v. Caprivi hinzu, zu den Nazis in der Tat die nationale Rechte, evtl. Hindenburg ff.
Kaiser Wilhelm war der Enkel von Konigin Victoria und als solcher evtl. nicht wirklich beliebt bei der nationalen Rechten.
Durch den vlt. nur knapp verlorenen 1. Weltkrieg war die nationalmilitärische Elite, eben Hindenburg, zu großem Ansehen gekommen.
Er legitimierte Hitler, als Monarchist wäre ihm das eher nicht eingefallen.
Vielleicht kam das Kaisertum noch einmal in Betracht, als klar war, dass die Nazis den Krieg verloren hatten, aber wahrscheinlich eher als Übergang.
All diese Elemente gab es evtl. in vielen europäischen Ländern, aber das Deutsche Reich und das 3. Reich waren leider vorne.

Werner Peters | Sa., 29. Januar 2022 - 12:13

"..die Phantasmagorien namentlich der zeitgenössischen Linken, wonach die Hohenzollern eine akute Gefahr für den Bestand der Weimarer Demokratie darstellten." Auftrag des Buches erfüllt, deshalb auch das überschwängliche Lob in den einschlägigen Feuilletons. Dass er auch den Urenkel mit einbezieht, zeigt nur die Sippenhaft, die der Autor wohl sehr gut findet. Danke für diese gute Besprechung!

Walter Bühler | Do., 3. Februar 2022 - 15:55

... monarchischen Schirm besser zu gehen als in einer Republik, deren Präsident hin und wieder unter den Parteifunktionären neu ausgekungelt und von ihnen auf 'ner Riesenparty inthronisiert wird.

Aber sicher ist das leider nicht. Es wäre aber immerhin mal ein kleiner Versuch, das gesamte Staatswesen mal wieder im politischen Raum sichtbar werden zu lassen.

Im politisch-medialen Zirkus von heute geht es fast nur noch um die Gruppen, Sekten, Seilschaften und Netzwerke, die für die Existenzsicherung der Berufspolitiker sorgen wollen und können. Das Gesamtwohl ist faktisch zum hohlen Popanz verkommen.

Na ja, solange es dem faulen Volk gefällt, dass smarte Profis ihm hilfsbereit jede demokratische Mühe abnehmen, so lange wird es wohl auch so bleiben. Da würde auch das Wandbild eines schönen Königs oder einer schönen Königin kaum etwas ändern.