Immanuel Kant / dpa

300. Geburtstag von Immanuel Kant - Der Erfinder der Moderne

Vor 300 Jahren wurde Immanuel Kant geboren. Der Philosoph hat uns aus dem Setzkasten des Denkens befreit. Das ihm zugeschriebene Attribut des „Alleszermalmers“ geht aber an der Sache vorbei. Kant war eher Bewahrer denn Zerstörer.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Kant ist der Superstar der deutschen Philosophie. Er gilt als der alles überragende Leuchtturm der Aufklärung, als der schon zu Lebzeiten verehrte Gründungsvater modernen philosophischen Denkens und zugleich als gnadenloser „Alleszermalmer“ traditioneller Metaphysik. So sah ihn zumindest Moses Mendelssohn, Zeitgenosse, Kollege und führender Repräsentant der Haskala, also der jüdischen Aufklärung.

Ob ein einzelner Philosoph oder Intellektueller überhaupt in der Lage ist, ein ganzes Zeitalter zu prägen, kann man aber bezweifeln. Auch Kants Verdienst liegt weniger darin, auf geniale Art und Weise bisher Undenkbares in revolutionärer Art gedacht zu haben. Das ist eine ziemlich romantische Vorstellung. Kant ist es jedoch gelungen, die philosophischen Strömungen seiner Zeit zusammenzuführen. 

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Fritz Elvers | Di., 26. Dezember 2023 - 17:09

"Ob ein einzelner Philosoph in der Lage ist, ein ganzes Zeitalter zu prägen, kann man aber bezweifeln..."

Doch, der Robert.

Ingofrank | Di., 26. Dezember 2023 - 20:49

Antwort auf von Fritz Elvers

Ich hab grad herausgelacht, als ich die Kommentarfunktion des Artikels öffnete…
Aber wie beschrieb Herr Dr. Grau die Philosophen? Von einem „Denkraum“ zu denen nur sie „Zutritt“ haben. Alles klar, deswegen versteht der Normalo das Denken des Robert‘s nicht weil ihm seine Gedankenwelt nur für ihn geöffnet ist. Und da existieren eben keine „normalen erklärbaren Dinge“ wie Grundlast, Pendlerpauschale oder gar Insolvenz….. jetzt hab ich’s endlich begriffen woran es bei unserem Wirtschafts-& Energieminister hapert : am Denkraum der sich mir verschlossen hat und den nur „ER“ versteht 😂😂😂😂
Mit allerbesten Grüßen aus der Erfurter Republik

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 27. Dezember 2023 - 09:13

Antwort auf von Fritz Elvers

weil ich schlicht nicht "würdig" bin, Herrn Grau zu antworten.
Hätte ich Kant studiert, dann vielleicht.
Ich komme aber stärker oder sage wir verbundener aus den Bewegungen der Musik - "Schwingt freudig Euch empor" - , Kant schien mir eher wie der "Schlussstein", das Alpha und Omega - Der Da-Vinci-Code" - zu Mozarts philosophisch-musikalischen Kompositionen.
Das habe ich gehört und herauslesen "können" bei Mozart - s. die Interessen dessen Vaters -, bei Kant habe ich es nur kurz gesehen in frühen Jahren, aber um es beweisen zu können, hätte es eines intensiven Studiums bedurft.
Die Zeiten waren nicht so, besonders die Wiedervereinigung bedurfte m.E. aller meiner Aufmerksamkeit, die ich gewissermaßen zwischen BRD und DDR aufgewachsen war.
Also gebe ich nur Momente wieder.
Ich meine, dass Kant den Menschen unauflöslich mit Objektivität und Göttlichkeit verbindet, den Menschen darin und als solches definiert.
Entsprechend kann ich mit "subjektivem Konstruktivismus" wenig anfangen.
RESPEKT

bezeichnet Kant die unendliche Annäherung an den göttlichen Status des selbstbestimmten Lebens als den Umstand, dass ist, was ich erkenne, dass Werden und Erkennen in Eins fällt?
Das bedeutet zwar die Welt als reinen Willen oder reine Vorstellung, heisst aber das Zusammenfallen von Natur und Gott?
Deshalb mußte Nietzsche ja so verwegen thee-philosophieren?
Nietzsche habe ich in jüngeren Jahren "studiert", nicht aber Schopenhauer und so bleibt es bei der Frage.

Armin Latell | Di., 26. Dezember 2023 - 20:14

dass solche Gedanken irgendwo "ankamen", verarbeitet, bewertet und kommentiert wurden, wenn man berücksichtigt, in welchen Zeiten das stattfand. 99% der damals lebenden Menschen, deren einziges und größtes Problem das einfache Überleben war, hätten das nicht verstanden. Dass man damit Geld verdienen konnte, auch nicht. Ich, ~265 Jahre später, aber auch nicht. Genausowenig wie einen Karl Marx. Abgehoben, in einer eigenen Welt. Solche Gehirne waren wohl eine "Laune der Natur".

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 27. Dezember 2023 - 10:06

Ich bin gerne "Begegnende", Mitdenkende und deshalb verweise ich im Sinne der ALLverständigung auf die Lyrikreihe meiner Kusine Frau Dr. Frauke Tomczak "Poetische Begegnungen" im onomato Künstlerverein, Düsseldorf.
Gerne die letzte Aufzeichnung vom 21.12.2023, Vera Vorneweg trift Andrea Dietrich.
Darin auch die Ausführungen von Frauke über die Entstehung der Sprache, zuletzt denke ich dann doch auch des Denkens, die ALLpoetische Gestaltung Frau Dietrichs und die TOLLEN Aktionen Frau Vornewegs in Israel, in der Negev Wüste und an einer Ampel; der israelische Poet schrieb von rechts nach links, sie von links nach rechts, beide ineinander.
Ganz besonders verweise ich auf die wohl geselligen Abendessen beim Philosophen Kant in Königsberg.
Familienmensch war er auch und wahrscheinlich ganz ohne Hegel in einer natürlichen Weise Dialektiker.
Deshalb schützte er das An sich der Natur, deshalb wird sie ihm geantwortet haben und konnte er sich in einer "Melodie der Philosophie" emporschwingen?

Walter Bühler | Do., 28. Dezember 2023 - 09:50

Diese Gegensetzung betrachte ich etwas kritischer als Sie.
"Radikale Aufklärer" wie z. B. Voltaire oder La Mettrie usw. haben kaum eigene Spuren in der Entwicklung der Mathematik und der modernen Naturwissenschaften hinterlassen. Émilie du Châtelet, lange Voltaires Lebensgefährtin, verstand mehr von Physik und Mathematik als Voltaire selbst.
Kepler, Galilei, Newton, John Wallis, Leibniz, Leonhard Euler und J. H. Lambert, durch deren unermüdliche Arbeit die Mathematik und die Naturwissenschaften wirklich vorangebracht worden sind, waren aus heutiger Sicht hingegen fromme Leute. Die Verbreitung des neuen Wissens im Volke (bei den "Laien") fand durch viele einfache Lehrer, aber auch durch viel Theologen und Pfarrer aller Konfessionen statt.
Kant selbst ist im Gebiet der Naturwissenschaften durch den (leider zu früh verstorbenen und heute fast vergessenen) Johann Heinrich Lambert stark beeinflusst worden.
Atheisten sind nicht per se die innovativsten Mathematiker oder Naturwissenschaftler