Ein 40-Jähriger mit syrischem Migrationshintergrund stach auf einen polnischen LKW-Fahrer ein / dpa

Junge Union MV: Zeugen eines Messerangriffs - „Der Mann schrie mehrmals ,Allahu Akbar‘“

Am 7. September wurden fünf Mitglieder der Jungen Union Mecklenburg-Vorpommern Zeugen einer Messerattacke auf einen polnischen LKW-Fahrer. Im Interview spricht Zeugin Jenny Gundlach über das Geschehen, das späte Einfließen ihrer Aussagen in die Polizeimeldung und den persönlichen Umgang mit dem Vorfall.

Autoreninfo

Karl Vowinkel studiert Geschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und hospitiert bei Cicero.

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Jenny Gundlach ist Landesvorsitzende der Jungen Union Mecklenburg-Vorpommern. Sie wohnt und studiert in Rostock.

Frau Gundlach, können Sie uns den Vorfall noch einmal aus Ihrer Sicht schildern? Was genau ist passiert?

Vor der Tat waren wir auf einer Veranstaltung der Ostkonferenz der Jungen Union. Im Anschluss halfen wir noch beim Wahlkampf in Brandenburg, bis wir uns nach getaner Arbeit auf den Heimweg begaben. Inmitten unserer Rückfahrt machten wir einen Stopp an der Tankstelle Stolper Heide, um Getränke zu kaufen. Bereits im Vorfeld fiel uns ein Mann auf, der unverständliche Worte von sich gab – wir dachten uns aber nichts dabei. So gingen drei unserer Mitglieder in die Tankstelle, machten Besorgungen und kamen zurück zum Wagen. Kurz darauf schrie der besagte Mann mehrmals „Allahu Akbar" und zog ein Messer.

Wie haben Sie reagiert, als der Täter seinen Angriff begann?

Wir liefen alle geschlossen zu unserem Auto und verständigten so schnell wie möglich die Polizei. Nach geschätzten fünf bis zehn Minuten war sie vor Ort. Zum Glück ist eines unserer Mitglieder Polizist und hat den Mann schon vorher beobachtet – darüber bin ich sehr froh.

Was geschah, nachdem der Täter von der Polizei gestellt wurde?

Zuerst hat unser Fahrer, der Polizist, mit den Beamten gesprochen und das Geschehene geschildert. Dort fand auch schon der „Allahu Akbar“-Ausruf Erwähnung, den wir alle gehört hatten. Zwei Tage später hatten wir das Proforma-Zeugengespräch: Alle bestätigten den Ausruf. Die erste Pressemitteilung hat uns ein wenig verwundert, denn der Ausruf des Täters wurde dort nicht erwähnt. Auch, dass er wahllos um sich stach, konnte man nicht herauslesen. Nach Befragung auf der Wache wurde dies schließlich ergänzt.

Die Staatsanwaltschaft Neuruppin veröffentlichte gestern eine Stellungnahme. Dort heißt es: „Gesicherte Erkenntnisse zu einem möglichen islamistischen Hintergrund waren unmittelbar nach dem Tatgeschehen […] angesichts stark divergierender Angaben […] zu der Frage, ob überhaupt, zu welchem Zeitpunkt und wo konkret der oder die Ausrufe ,Allahu Akbar' […] gemacht worden sein sollen, nicht gegeben.“ Wie ist Ihre Sicht darauf?

Ich habe aus diesem Papier herausgelesen, dass der Täter nicht im radikal-religiösen Kontext aufgefallen ist und keinen Bezug zum IS hat. Zum Tatzeitpunkt stand er unter Drogeneinfluss. Wir haben den Behörden nicht unterstellt, dass der Täter einen islamistischen Hintergrund hat, jedoch liegt diese Annahme durch den Fakt seines Ausrufs sehr nah. Es ist jedoch gut, zu lesen, dass dies nicht ausgeschlossen wird. Das hätte uns sehr erbost.

Es ist mir wichtig, dass man uns als Menschen ansieht, die bei dieser Tat vor Ort waren – nicht als Nachwuchspolitiker, die daraus Aufmerksamkeit generieren wollen. Diese Ansicht haben einige Medien vorgebracht.

Nach alldem stellt sich mir die Frage, wie häufig solche Motive in Berichten der Staatsanwaltschaft nicht erwähnt werden. Ohne unser mediales Statement wäre diese Tatsache vielleicht nicht so hinzugefügt worden.

Wie bewerten Sie persönlich den medialen Umgang mit solchen Taten?

Zuallererst muss man feststellen, dass es beängstigend ist, wie viele Schlagzeilen dieser Art in den Medien kursieren. Mir fällt dies nach dem Vorfall noch einmal mehr auf als sonst. Anmerkend finde ich es gut, dass, solange nichts eindeutig feststeht, auch kein Nährboden für Hass und Hetze geboten wird – das ist aus polizeilicher Sicht auch zu verstehen. Es macht einem als betroffene Person aber schon zu schaffen, wenn deine Aussage in den ersten Veröffentlichungen nicht zu lesen ist. Die erste Veröffentlichung klang so, als wären zwei Personen aneinandergeraten und ein Mann wäre dabei am Kopf verletzt worden. So ist es aus unserer Sicht nicht gewesen.

Hat dieser Vorfall Ihre Arbeit beziehungsweise die der Jungen Union Mecklenburg-Vorpommern in irgendeiner Weise verändert?

Nicht unbedingt. Es hat uns ein Stück weit geerdet. Die Forderungen der Landes- und Bundesverbände der CDU für einen richtigen Umgang mit islamistischer Gewalt unterstützen wir weiterhin. Am ehesten hat sich meine Sicht auf die Medien verändert: Ich hätte niemals gedacht, dass unser medialer Vorstoß solch große Aufmerksamkeit generiert.

Schlussendlich macht es mich nachdenklich, was in den Medien vielleicht nicht zu lesen ist, wenn es sich nicht um eine große Nummer, wie Solingen, handelt.

Das Gespräch führte Karl Vowinkel.

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Sabine Lehmann | Sa., 14. September 2024 - 19:04

Bei dieser Art der "Erdung" ist aber noch sehr viel Luft bis zur Erde!

Frank Klaus | Sa., 14. September 2024 - 19:14

Guten Morgen, liebe Cicero-Redaktion. In den alternativen Medien und den sozialen Netzwerken ist dieser Fall schon seit Tagen bekannt. Haben Sie kein Internet? Aber immerhin greifen Sie das jetzt auch mal auf.
Statt sinnlose Artikel über eine nicht ernstgemeinte Migrationswende der Regierungspartei (sic!) CDU zu schreiben, sollten Sie Ihren Fokus auf Darstellung der Wirklichkeit in diesem Land richten.
Aber dann könnten Sie ja Ihr Anti-AfD-Narrativ nicht mehr aufrechterhalten.

Henri Lassalle | Sa., 14. September 2024 - 19:41

der einseitigen (und vielleicht tendenziösen) Pressemitteilung darin liegt, dass viele, vielleicht die meisten Journalisten dem linken oder grünen Lager angehören? Dies scheint scheint sogar in den öffentlichen Rundfunkanstalten durch - mir jedenfalls fällt das auf.

Christoph Kuhlmann | So., 15. September 2024 - 06:55

Das hat auch der ehemalige VFS Präsident Hans-Georg Maaßen zu spüren bekommen, der öffentlich einer Zeitungsente widersprach. Es hat ihn den Job gekostet. Das Recht auf freie Meinungsäußerung gibt ein Beamter praktisch bei der Verbeamtung ab. In diesem Falle war es übrigens eine Pflicht, denn die "Hetzjagd" basierte auf auf einem geschnittenen ANTIFA Handyvideo. Eine Organisation, die vom VfS beobachtet wird. Natürlich lassen sich auch die Kriterien für "politisch motivierte Straftat" politisch unterschiedlich definieren. Da auch so gut wie alle geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fakultäten politische einseitig unterwandert sind, gibt es halt keine objektive Instanz. Das gilt auch für die Justiz, die weitgehend dem Beamtenrecht unterliegt.

Urban Will | So., 15. September 2024 - 07:27

Deutschland. Auch wenn Ihre Matrone im Ruhestand hockt, sie war es, die all das, was Sie hier bedauern, eingeleitet hat und ob Sie persönlich ihr huldigten, weiß ich zwar nicht, aber sollten Sie schon seit einigen Jahren in der Union sein, dann kann man davon ausgehen, dass Sie dies taten und vor allem auch den ganzen Irrsinn ihrer Migrationspolitik mit trugen.
Immer wieder habe ich das Gefühl, dass viele Menschen in diesem Land, hierunter erschreckend viele Politiker, in einer Blase leben, dass sie nicht kapieren oder nicht kapieren wollen, wie brutal sich dieses Deutschland – beginnend unter Merkel – zu einer quasi Gesinnungsdiktatur verändert hat. Diese braucht keine Folterkeller, sie vernichtet Existenzen über eine willfährige Presse und einen durch und durch ideologisierten, dieses Land in seinern Ursprüngen ablehnenden linksgrünen Mainstream, dem noch immer die CDU angehört.
Also Frau Gundlach. Wer etwas ändern möchte, muss handeln, nicht jammern.

R. Schacht | So., 15. September 2024 - 10:51

ich sag mal vorsichtig "eingeschränkten" Berichterstattung ist ja nun nichts neues. Das wird seit 2015 so gehandhabt, ganz besonders von den öffentlich-rechtlichen.
So antwortete auch der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière, als er das Fußball-Länderspiel 2015 Deutschland gegen Niederlande im letzten Moment absagte, auf Fragen mit "Ein Teil der Antworten würde die Bevölkerung verunsichern".
Dabei ist es gerade das Verheimlichen, Verharmlosen, Relativieren, Weglassen von Details, was Verunsicherung und Frustwähler schaffte und die AfD so stark gemacht hat.
Hinzu kam, dass man in den ersten Jahren seit 2015 noch nicht mal einen kritischen Kommentar abgeben durfte. Es wurde alles gelöscht.
Erreicht hat man damit genau das Gegenteil von dem, was man wollte.

Albert Schultheis | So., 15. September 2024 - 12:23

Deutschland - Land der Lügen und der Niedertracht.

Volker Naumann | So., 15. September 2024 - 13:26

Erstaunt kann man nur darüber sein, dass die Landesvorsitzende der JU jetzt erst nachdenklich wird. Das ist doch jahrelange Praxis, man muss sich nur an Silvester und die Kölner Domplatte 2015 erinnern (wollen).

MfG

Heidemarie Heim | So., 15. September 2024 - 14:28

Ausgelöst durch reale, selbst erlebte Vorfälle nach der sogenannten Holzhammer-Methode gehörten schon immer zu den wirksamsten Mitteln für individuelle Denkanstöße;). Wie bei im Originalton ausgestrahlten Live-Übertragungen ohne Kommentatoren-Gequatsche oder z.B. bei einem song contest ohne Playback, erschließen sich dem Zuhörer bzw. Zuschauer oft wundersame Dinge. Wie solche, dass der von den Medien und aller Welt gehypte Star nur mithilfe seiner um ihn tanzenden Statisten und mittels glamouröser Show-Effekte u. Mühe seine stimmliche Mittelmäßigkeit bzw. seinen Mangel an wahrem Talent zu verbergen in der Lage ist. Worauf wiederum oben genannte Medienmacher u. Kulturkritiker sich keineswegs bemüßigt sehen, ihre der Realität nicht standhaltende Fehleinschätzung zu revidieren o. einzugestehen, sondern man macht entweder einen Nebenschauplatz auf, beschuldigt das Publikum als Kunstbanausen u. verweist auf irgendwelche maßgeblich aussagekräftige Umfragen unter 50 Fans des Bejubelten;)!

Günter Johannsen | So., 15. September 2024 - 15:49

Ist es jeder Vierte
Ist es jeder Dritte
Aber sie sind hier
Ganz in unsrer Mitte
Jeder kann es sein
Keinem kann man trauen
Manchmal sind es Männer
Ab und zu auch Frauen

Sie wollen uns zerstören
Sie wollen uns vernichten
Nichts wird sie dazu bringen
Darauf zu verzichten
Wir möchten das verdrängen
Und einfach ignorieren
Uns weiter davor drücken
Den großen Kampf zu führen

Willkommen liebe Mörder
Fühlt euch wie zuhause
Bedient euch macht es euch bequem
Kurze Atempause
Nichts nehmen wir euch übel
Empörung nicht die Spur
Ihr habt halt eine andere
Umbringekultur.
(Heinnz-Rudolf-Kunze)

Gisela Hachenberg | So., 15. September 2024 - 16:11

Sorry, aber Ihre Antworten, Frau Gundlach, klingen z.T. recht naiv! Und mit „…keinen Nährboden für Hass und Hetze…“ meinen Sie wahrscheinlich die, die sich erdreisten, Wahrheiten an- oder auszusprechen? Oder sehe ich das falsch? Ich kann dieses inflationär angewandte „Hass und Hetze“ nicht mehr hören. Jetzt haben Sie und Ihre Kollegen von der Jungen Union ja wohl mitbekommen, wie es in unserem Land mit „Wahrheit, Information der Bürger etc.“ aussieht. Und das hat mit Merkel angefangen. „Unangenehme“ Wahrheiten kommen nur ans Licht, wenn Druck vom Bürger kommt, oder Medien berichten, die nicht dem Mainstream angehören. Leider sind das nur noch wenige. Sie sind noch jung, Frau Gundlach. Sie könnten daran mitwirken, dies und vieles andere zu ändern. Wenn Sie allerdings zu den noch immer vorhandenen Merkel Fans gehören, habe ich da wenig Hoffnung. Packen Sie es an!

Naumanna | So., 15. September 2024 - 17:47

Reicht es nicht endlich? Wie lange wollen wir uns das noch gefallen lassen? Endlich wird auch erwähnt dass der Täter unter Drogeneinfluss stand - abgesehen davon wirkt der radikale Islam auch wie eine Droge. Schuld an der ganzen grauenvollen Situation sind auch große Teile der Bevölkerung die immer noch Falsches Mitgefühl mit "Asylanten" zeigen ... es gibt eine ganze "Industrie" die an den "Migranten " verdient - wie Proasyl usw ... das macht u.a.auch so schwierig die Situation angemessen zu lösen ... Grenzen zu !!!! Ist zwar schade dass wir einen Teil unserer Freizügigkeit dadurch verlieren - aber anders geht es offensichtlich nicht ...

Sabine Jung | So., 15. September 2024 - 18:26

so auch unsere (ehemaligen) Freunde. Wenn man ihnen solche Sachen wie diese Tat an der Tankstelle vortragen würde, dann würden sie sagen: oh dass haben sie aber gar nicht bei ARD und ZDF gebracht, und schon ist es für sie nicht wahr und real. Man will es nicht wissen.
Und das sind dann solche Bürger, die garantiert wieder CDU und SPD wählen!