Markus Söder und Friedrich Merz / picture alliance/dpa | Sebastian Christoph Gollnow

Folgen der Wahlrechtsreform für die CSU - Um den Triumph gebracht

Nirgendwo hat Friedrich Merz besser abgeschnitten als in Bayern. Die CSU hat mit ihrem guten Ergebnis bei der Bundestagswahl das Unionsergebnis insgesamt aufgewertet. Aber aufgrund des neuen Wahlrechts ist dieser Sieg getrübt. Denn manch direktgewählter CSUler schaut in die Röhre.

Autoreninfo

Der promovierte Politikwissenschaftler Ulrich Berls ist Fernsehjournalist und Autor. Von 2005 bis 2015 leitete er das ZDF-Studio München. Bei Knaur erschien sein Buch „Bayern weg, alles weg. Warum die CSU zum Regieren verdammt ist“.

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Natürlich hatte Markus Söder auf ein 40-plus-x-Ergebnis gehofft, die Umfragen in Bayern sahen danach aus. Endlich hätte er die mediokren Wahl-Ergebnisse seiner bisherigen Ära vergessen machen können. Aber auch die 37,2 Prozent, die die CSU bei der Bundestagswahl am Ende eingefahren hat, sind bemerkenswert. Kein CDU-Landesverband kann da mithalten. 

In einem immer stärker zerfransten Parteiensystem ist das ein Top-Ergebnis. Und solange die CSU überproportional zum Gesamterfolg der Union beiträgt, bleibt wenigstens innerhalb der Unionsfamilie alles beim Alten. Und es wird auch keine Diskussionen geben, wie zeitgemäß die Konstruktion dieser beiden Schwesterparteien überhaupt noch ist.

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Norbert Heyer | Mo., 24. Februar 2025 - 13:23

Wer die meisten Stimmen auf seine Person vereint, muss in das Parlament einziehen. Aber man hat lieber wieder eine undemokratische Entscheidung getroffen. Das geht in erster Linie zu Lasten der CSU. Ansonsten geht jetzt erst das "Österreich-Theater II" los. Die SPD hat die meiste Prügel vom Wähler -zu Recht- abgekommen. Sie wird jetzt aber zur Königsmacher-Partei. Die SPD -"Sie Plätten Deutschland"- wird alle schönen und notwendigen Maßnahmen der Union nicht mittragen. Sie sind wahltaktisch gesehen der große Sieger und Merz muss ganz, ganz kleine Brötchen backe und der SPD da hineinkriechen, wo es dunkel und stinkig ist. Der große Wahlgewinner, die AfD, wird weiterhin am Katzentisch sitzen, aber ihre Zeit wird kommen. Es ist nicht zu erwarten, dass die neue Regierung schnell gebildet sein wird und erst wenn Merz alle seine schönen Träume beerdigt hat, wird die SPD einer Koalition zustimmen, in der alleine sie das große Sagen haben. Viel Spass am Regieren, das ist redlich verdient.

Hans Jürgen Wienroth | Mo., 24. Februar 2025 - 13:27

Großbritannien als Vorbild der parlamentarischen Vertretung des Souveräns? Das kann doch nicht der Erst des Autors sein.

In GB regiert Keir Starmer mit ca. 30% der Stimmen dank Mehrheitswahlrecht mit einer 2/3-Mehrheit im Parlament. Ist das die parlamentarische Vertretung der Bürger?

Dann lieber das deutsche System. Das Elend bei uns begann mit der asymmetrischen Demobilisierung des Wählers durch Schröder, der damit die Demokratie aushöhlte. Merkel perfektionierte das durch ihre „großen Koalitionen“. Konservativ wurde abgeschafft, das linke war „progressiv“, stand für Erneuerung, war aber nur die Abrissbirne eines ehemals erfolgreichen Landes.

Das beginnt bei der (Schul-)Bildung über Größenwahnsinn (schnelle EU-Vereinigung, €, Schengen & Co.) bis zur Energieversorgung. Alles, was sich bewährt hat, war schlecht, man hatte große Ideen und dafür wurde Ersteres abgerissen, bevor sich das Neue bewährte.

Es wird Zeit, zur Demokratie zurückzukehren!

Ingofrank | Mo., 24. Februar 2025 - 13:49

In den Ergebnisgrafiken der Union die „Zusammensetzung“ des Unions- Wahlergebnisses ablesbar war und ist.
Und da sage ich nur das Eine 😛 zum Wahlsieg der CDU als Einzelpartei betrachten: 1,9 % Vorsprung vor der AfD ist mehr als nur ein Achtungserfolg.
Ganz nebenbei nähert sich die AfD flächendeckend im Osten (außer Berlin das früher nicht dazu gehörte, und heute schon gar nicht Gott sei Dank, dem Osten zugehörig ist !) Ganz stark an die 40% Marke und Rot Schwarz wird das Ganze an die 50% treiben wenn die Füße still gehalten werden. Dann geht alles wie von selbst…… 😀 in spätestes 4 Jahren !
Ob es so lange dann noch dauert, auch
fraglich !
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 24. Februar 2025 - 13:57

wurden durch die Wahlrechtsreform "bestraft".
Man sollte doch einmal die Sitzverteilung nach dem alten Wahlrecht neben die neue Sitzordnung stellen.
Keinesfalls sind die vom Autor benannten in meinen Augen Alternativen.
Die Überhangmandate beruhigten das Rufen nach einem Mehrheitswahlrecht, das ich z.B. ablehne.
Wir sind keine Monarchie, die in Notzeiten, sprich Ungleichgewichten die Bevölkerung zusammenhalten würde.
Nein, das alte Wahlrecht fand ich passender, obgleich ich noch nie CDU/CSU wählte.
Vielleicht kommt noch jemand Schlaues auf ein besseres Modell.
Okay, dann war die Prognose anteilsmäßig auch für die CDU/CSU richtig, wenngleich ohne Auswirkung auf den Stimmenanteil?
Noch einmal, ich bedaure sehr, dass weder die FDP, noch das BSW im Parlament vertreten sind.
Deswegen legt man doch nicht politisch die Hände in den Schoß!
In Bezug auf die SPD bin ich momentan ratlos.
Die Aufteilung des Lagers in SPD, Grüne und Linke halte ich für gegeben.
Aktuell kann es dann variieren?

Eco | Mo., 24. Februar 2025 - 14:25

Es ist ein Unding, dass gewählte Abgeordnete nicht ins Parlament kommen. Wenn schon am deutschen Sonderweg festhalten will, dann wäre ich für halbe-halbe, also die Hälfte gewählt und die andere Hälfe nach Zweitstimme. Dann wird es zwar mit den Prozenten kompliziert, aber nicht mit der Anzahl der Abgeordneten pro Partei.

Sabine Lehmann | Mo., 24. Februar 2025 - 15:06

In meinem Wahlkreis trifft das jetzt einen langjährigen SPD-Abgeordneten und das gönne ich ihm von Herzen. Sitzt seit 20 Jahren gut alimentiert im dt. Bundestag und hat bis dato wirklich alles, bis zur letzten Gießkanne, abgesegnet was aus dem links-grünen Dunstkreis vorgeschlagen wurde. Ich habe mich oft genug mit ihm auseinandergesetzt, aber wie das bei vielen Politikern ist, entweder lügen sie, vertreten Halbwahrheiten oder verstecken sich hinter verlogenem Phrasenbingo, beständig und unverwüstlich wie eine Teflonpfanne. Privat sicher ein sympathischer Mensch, aber eben Berufspolitiker von der falschen Seite der Medaille. Und jetzt "isch over", sehr wahrscheinlich.
Er hat zwar die meisten Erststimmen des Wahlkreises errungen, aber eben nur knapp vor dem CDU-Kandidaten. Das gesamte Bundesland ist schwarz dominiert, es wird für ihn sehr schwer mit diesem mittelmäßigen Ergebnis in den Bundestag zu kommen. Da wird es ein paar Wahlkreise in NRW geben, in denen ein SPD-ler besser war.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 24. Februar 2025 - 15:10

Überhangmandate auch noch stärker geworden?
Meine Idee wäre trotzdem, die Überhangmandate 1. als dann an der Spitze der Listen stehend zu sehen, wodurch der Rest nach hinten und evtl. rausrutscht, dann aber prozentual den entsprechenden Parteien etwas mehr anzurechnen, wodurch einige dann vielleicht doch noch reinkommen.
Dann wird der direkten Demokratie Rechnung getragen und dem Verhältniswahlrecht eine "eingedampfte" Spitze durch die Direktmandate ermöglicht?
Das mit den 3 Direktmandaten ist ja ein Ausgleich für die 5% Hürde?

Heidemarie Heim | Mo., 24. Februar 2025 - 15:29

Es wurde auf den PKs von CDU und CSU schon angekündigt, und wird u.a. damit der erste Brocken sein, an dem sich der Koa-Partner SPD eine Magenverstimmung zuziehen könnte. Wohingegen die zwar ärgerlichen aber gesamt gesehen wenigen verlorenen CSU-Direktmandate in Bayern angesichts der Freude über das schlechte Abschneiden der FW und damit öffentlich zurechtstutzen können eines ihm zu großmäulig gewordenen Aiwangers durch Fürst Maggus das Ganze etwas besser verkraftbar erscheinen ließen, als bei der großen Schwester. Was natürlich alles viel wichtiger ist als sich, sagen wir mal Gedanken darüber zu machen, dass eine Art chinesische Mauer, noch dazu ohne eine 10jährige Bauplanung und Genehmigung abzuwarten! fertig gestellt wurde, bzw. sich ein tektonisch durch Wahlbeben verursachter Andreasgraben auf der deutschen demokratischen Landkarte auftat. Eine neudeutsche Teilung in West und Ost, die Walter und Erich in helles Entzücken versetzen würden?
Aber wie sagt so schön, "Shit happens!" FG

H.Plieth | Mo., 24. Februar 2025 - 15:57

Wer meint dass das zerfranste Parteiensystem seinen Zenit erreicht hat, wird wohl noch eines Besseren belehrt werden. Es sind da noch einige Projekte in der Pipeline. Die FDP abschreiben würde ich auch nicht. Ich kann mich erinnern, dass vor Jahren die Idee einer Nationalliberalen Idee aufkam, die dann leider von Genscher und Konsorten beerdigt wurde. Eine bestehende Struktur zu übernehmen ist einfacher als etwas völlig Neues in die Welt zu setzen. Lafontaines Erziehungsberechtigte wird das bereits erfahren haben.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 24. Februar 2025 - 15:58

Es ist trotz Stimmengewinn für die CSU von 5,4 % das zweitschlechteste Ergebnis. Und diese CSU steuert für die UNION 6% bei, wo sonst die CDU nur bei 22,6% landet. Gerade mal 1,6% vor der AFD. Und diese AFD in Bayern hat der CSU, den Freien Wählern und anderen 9% abgetrotzt, fast verdoppelt und landet auf Platz zwei mit 19%. Warum lese ich das bei Ihnen nicht Herr Berls? Söder wollte 40+% und die UNION im Bund 30+% und hat beide Ziele nicht erreicht. Die FW sind abgeschmiert. Warum wohl? Die mögen in Bayern zwar einen Hype erlebt haben tragen aber Söders chaotische Politikaussagen mit. Auch die sitzen in der Regierung und sind für die innere Sicherheit mitverantwortlich. Müssen also auch den Stimmenabgang ertragen. Und was die neue Sitzverteilung anbetrifft bitte kein Gejammer. Das hat die UNION mitgetragen. Selbst gewähltes Schicksal. Ich denke mal, da gibt es für die drei Nichtabgeordneten sicher einen Trostpreis. Wäre schön mal zu lesen, wie die versorgt werden vom Maggus.

Eco | Di., 25. Februar 2025 - 14:19

Das habe ich schon vor Wochen/Monaten gesagt, nur hat man immer so getan als wäre das kein Problem. Aber letztlich ist es so, die Partei entscheidet, dass ihre Abgeordneten in einem Wahlkreis kandidieren und werden durch die Liste abgesichert. Werden sie gewählt und kommen in den Bundestag, dann rücken andere nach, kommen sie nicht in den Bundestag, dann sorgt die Liste dafür, dass sie ins Parlament kommen. Unabhängige Kandidaten, die es eben im Wahlkreis schaffen und vor allem Kandidaten, die das Vertrauen der Menschen haben und den Kontakt zu den Menschen im Wahlkreis halten braucht es dann auch nicht mehr. Die Partei hat eben alle Macht.