Thüringer CDU-Chef Mario Voigt / dpa

Erfurter Landtag - Der Demokratenstadl

Bei der konstituierenden Sitzung des Thüringer Landtags haben sich alle Beteiligten blamiert. Insbesondere die CDU. Einmal mehr zeigte sich, dass der alberne Konfrontationskurs gegenüber der AfD der Demokratie mehr schadet, als die AfD allein es je könnte.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Am vergangenen Donnerstag konnte man den neuesten Akt in dem hierzulande seit einiger Zeit beliebten Drama „Demokratieverteidiger zerstören die Demokratie“ erleben. Ort der Handlung diesmal: der Thüringer Landtag. Hauptfiguren: Jürgen Treutler, Alterspräsident des Erfurter Landtags und Abgeordneter der AfD, und Andreas Bühl, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion. Als Nebendarsteller: Mario Voigt, CDU-Fraktionsvorsitzender, und Katja Wolf, Fraktionsvorsitzende des BSW. Im Hintergrund: Björn Höcke, Gottseibeiuns der deutschen Politik, und Sahra Wagenknecht, TV-Darling. Chor: die traditionellen Medien, die dieser von CDU, BSW und Linken initiierten Farce auch noch applaudierten.

Ob das ganze Theater als Drama gedacht war oder als Komödie, ist schwer zu entscheiden. Was auch daran liegt, dass die Laiendarsteller ihre Rollen nicht immer ganz ausfüllten. Allein die dramatisch in die Höhe gereckten Arme des Andreas Bühl war klassisches Overacting und gab der Inszenierung etwas Lächerliches. Jürgen Treutler wirkte schlicht überfordert. Und auch Björn Höcke in der Rolle des Polit-Mephisto schwächelte etwas. Man fühlte sich an die Klassensprecherwahl einer vollständig undisziplinierten Schulklasse in einer Brennpunktschule erinnert.

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Hans Jürgen Wienroth | Sa., 28. September 2024 - 15:09

Der Autor hat 2 Dinge ausgelassen. Zum einen ist es üblich, dass der Alterspräsident das Parlament mit einer Rede begrüßt. Genau diese Rede jedoch wollte die CDU mit ihrem Eklat verhindern, warum sonst die vielen Zwischenrufe und Anträge während dieser Rede, die verhinderte, dass man überhaupt in eine Tagesordnung einstieg.

Der 2. Punkt ist, und darauf wies der AfD-Redner zur Änderung der Tagesordnung hin in der heutigen Sitzung hin, dass in der letzten Parlamentsperiode sich der damalige CDU-Fraktionsvorsitzende darüber beklagte, dass das Linksbündnis seiner Partei das Präsidentenamt verweigerte.

Es ist nirgends zu finden, wie es in der heutigen Sitzung weiter ging. Nur dass der neue Landtagspräsident die Gräben überwinden helfen will. Wie soll das gehen oder war damit nicht die Brandmauer gemeint?

Die Bildung einer Landesregierung wird jedenfalls spannend.

Christa Wallau | Sa., 28. September 2024 - 15:29

das die Phalanx der AfD-Gegner da in Erfurt veranstaltet hat, ist m. E. nur einem einzigen Gefühl entsprungen, nämlich der riesengroßen ANGST vor einem Anwachsen der ungeliebten Konkurrenz von Rechts.

Mit allen verfügbaren Mitteln - und seien sie noch so unwürdig, undemokratisch oder gar illegal - sollen die Deutschen daran gehindert werden, Leute an die Macht zu bringen, die eine
ganz andere als die bisherige Politik machen wollen.

Würde die AfD tatsächlich in eine Regierungsverantwortung gelangen, verlören Hunderttausende ja ihre gut bezahlten Jobs - angefangen von den Alt-Politikern bis hin zu deren ungezählten Mitarbeitern und Mitläufern in Institutionen, Medien, Ämtern, der Asyl-Industrie usw.
So weit darf es natürlich niemals kommen!

Wir dürfen uns daher auf schlimmste Schlammschlachten in der Zukunft vorbereiten.
Da kommt noch Einiges auf uns zu, bis es irgendwann richtig knallt und so etwas wie ein Bürgerkrieg ausbricht.
Das sind keine rosigen Aussichten.

Sie werden recht behalten.
Man stelle sich vor, die AfD käme in einem Bundesland tatsächlich mal die absolute Mehrheit (Gedankenspiel).
Auf die Reaktionen von Grünlinken bis zum Antifagedöns wäre ich gespannt. Ich glaube diese selbsternannten Demokraten würden das nie friedlich akzeptieren.

Helmut Bachmann | Sa., 28. September 2024 - 15:36

mal wieder Danke. Was ich erschütternd finde ist, dass die üblichen Verdächtigen von Welt über CDU-Grüne bis Ruprecht Polenz jetzt versuchen wieder ernsthaft das große Nazitheater auszuführen. Was ist das? Kalkül? Minderleistung? Wahn?

Gerald Gröschl | Sa., 28. September 2024 - 15:39

War alles so vom Kartell inkl. BSW geplant, wahrscheinlich hat man sich vorher schon abgesprochen. Und gleich kommt dann wieder von diesem Kartell das Parteiverbot der AFD um die Ecke! Ekelhaft dieses Verhalten der Kartellparteien, wie lange glauben die, schaut sich der Souverän daß noch an?

Dr. Oliver Strebel | Sa., 28. September 2024 - 15:50

Und das geht doch gar nicht, tönt es seit 10 Jahren aus allen Ecken der Republik. In den Tagesthemen fiel Katja Wolf vom BSW völlig aus der Rolle, als sie mit heiterer, tiefer Befriedigung verkündete, dass die AfD das Parlament grob missachtet hat. Muss man da nicht empört sein?

Eine Lachnummer war auch Wiebke Muhsals (AfD) Märchen-Zwischenspiel auf Facebook (27.09). Die von Höcke als Prädikatsjuristin Gepriesene zitiert zur Rechtfertigung der AfD Position den 2014 gewählten LT-Präsidenten, der nach der Wahl sagte: "Das Läuten soll konstitutiv sein". Seriöse juristische Beurteilungen bedürfen dagegen das Heranziehen vieler Gesetze, Verordnungen und der entsprechenden Kommentare.

Wenn ich aber an die Thüringer Schüler denke, vergeht mir das Lachen. Dort gibt es horrenden Unterrichtsausfall, der in den letzten Jahren gallopierend zugenommen hat.

Das Laienspieltheater muss geschlossen werden und stringente sowie zielführende politische Arbeit muss beginnen.

Wilhelm Keyser | Sa., 28. September 2024 - 15:54

Vielen Dank für diesen Artikel. Die ersten Meldungen in den MSM schienen doch (wieder) vom Haltungs-Auftrag verfälscht. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, Demokratie und Justiz werden nur noch simuliert. Schaun mer mal, wann (ob!) der deutsche Schlafmichel vielleicht doch aufwacht. Spätestens zur BT-Wahl täte es Not. Ansonsten wirds keinen Politikwechsel geben können. Die angeblich so schlauen Sachsen haben auch ein Weiter-so (in den Abgrund) gewählt. Ich habe kein Mitleid! Noch 5 Jahre Dienst nach Vorschrift, dann bin ich weg.

Werner Peters | Sa., 28. September 2024 - 16:07

Der Mann ist für mich der größte politische Blindgänger, seit ich sein TV-"Duell" mit Höcke gesehen haben. Da werden sich die Thüringer noch wundern.

Johann Christl | Sa., 28. September 2024 - 16:08

Mit der neuen, geänderten Geschäftsordnung besteht nun Rechtssicherheit für alle Fraktionen und Abgeordneten. Mit der Entscheidung des Thüringer Verfassungsgerichtes ist die Vorgehensweise nun abgesichert, auch gegenüber der AfD. Das war entscheidend wichtig.
Deshalb halte ich den Inhalt der Kolumne auch für falsch. Rechtssicherheit wird für diesen Landtag künftig entscheidend sein, für alle Beteiligten.

Volker Naumann | Sa., 28. September 2024 - 16:13

Vielen Dank für diesen sachlichen Beitrag Herr Dr. Grau. In allen genannten Punkten kann ich nur vollständig zustimmen. Eine schlimme Befürchtung habe ich jedoch, das war nur das Vorspiel.

Das Prinzip von actio et reactio wird sich wohl zwangsweise weiter gegenseitig aufschaukeln.

Die neuen Verbündeten der CDU, nachdem die Grünen nun in Thüringen und Brandenburg weggefallen sind, haben das Pawlowsche Hündchen CDU prima dressiert, man kann sogar schon "Männchen" machen.

Interessant wird die Entwicklung nun in Sachsen.

MfG

Wolf | Sa., 28. September 2024 - 16:14

Diese Vorgänge sind einfach nur ekelhaft. Klar gegen den Wählerauftrag gerichtet. Mit Politik für die Bürger hat das nichts mehr zu tun. Der Wähler wird es nicht vergessen, sondern er wird sich rächen. In der Linksjournaille sieht man die Dinge freilich ganz anders. Z. B. in der Leipziger Volkszeitung (RND!) kommt man mit folgender Schlagzeile um die Ecke:
"AfD hat in Thüringen „faschistoiden Charakter offenbart“ "
https://www.lvz.de/politik/afd-in-thueringen-partei-offenbart-im-landta…
Ich hoffe, dass diese vermerkelte, selbstgerechte und arrogante CDU für Ihr bodenlos undemokratisches Gebaren spätestens 2025 entsprechend abgestraft wird.
Die Brandmauerpolitik muss ein Ende haben.

Klaus Funke | Sa., 28. September 2024 - 16:33

Mit solchen abgekarteten Tricks aus der Kiste eines Straßenlümmels will er gegen die AfD gewinnen. Da lach ich aber. Durch solche Spielchen wird die AfD stärker und stärker. Das nächste Mal reden wir über die absolute Mehrheit.

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