- Putin und Kim - Eine Allianz gegen den Westen?
Russland benötigt aufgrund westlicher Sanktionen neue Kooperationspartner, während Nordkorea nach Beziehungen jenseits von China sucht. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Moskau und Pjöngjang ist dennoch nicht in Sicht.
Rund 100 russische Staatsbürger haben in diesem Monat Nordkorea und die Hauptstadt Pjöngjang besucht, bevor sie sich auf die Pisten eines nahe gelegenen Skigebiets wagten. Ebenfalls im Februar reiste eine Delegation von Mitgliedern der Arbeiterpartei Koreas nach Moskau, wo sie an einem Forum zur Diskussion über den Kampf gegen den Neokolonialismus teilnahmen.
Dies waren nur die jüngsten Ereignisse in einer Reihe von verstärkten bilateralen Kontakten zwischen den beiden Ländern in den vergangenen sechs Monaten. So traf der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu im Juli vorigen Jahres mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Un in Pjöngjang zusammen, und Außenminister Sergej Lawrow tat dies im Oktober ebenfalls.
Es ist verständlich, dass Russland und Nordkorea ihre Beziehungen verbessern wollen. Moskau versucht, angesichts der westlichen Sanktionen stärkere Beziehungen im Osten zu knüpfen, während Pjöngjang nach Alternativen zu China sucht, um seine zahlreichen wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Und obwohl die aufkeimende Romanze zwischen beiden Ländern in den westlichen Medien für Aufsehen sorgt, gibt es eine Reihe von geopolitischen, historischen und ideologischen Gründen, die darauf hindeuten, dass dies kaum der Beginn einer neuen Allianz ist.
In den 1990er Jahren gab es so gut wie keine bilateralen Beziehungen. Peking und Moskau wollten sich nicht mit den USA (oder ihren Verbündeten in Japan und Südkorea) anlegen, weshalb sie die nordkoreanische Frage weitgehend ausklammerten. Und in Nordkorea verfolgte der frühere Führer Kim Jong Il eine Ideologie, die als „Juche“ bekannt ist und die vor allem die Begriffe Unabhängigkeit und Eigenständigkeit in den Vordergrund stellt. Doch um das Jahr 2000 herum begann sich dies zu ändern. Russland erholte sich dank des lukrativen Verkaufs seiner Energieressourcen allmählich vom Zusammenbruch der Sowjetunion und strebte danach, seinen Status als Großmacht wiederzuerlangen. Dies erforderte praktisch eine Annäherung an Länder außerhalb des von den USA geführten internationalen Rahmens, wie etwa Nordkorea, die Moskau zu seinem Vorteil zu nutzen hoffte.
Fehlendes Interesse an wirtschaftlicher Kooperation
Die Nutzbarmachung Nordkoreas ist eine Sache, die Pflege einer echten wirtschaftlichen und militärischen Zusammenarbeit eine andere. Nach wie vor hält Russland Nordkorea nicht für einen besonders verlässlichen Partner – schon gar nicht für einen, der etwa Europa als Energieabnehmer oder als Quelle für Investitionen in die russische Industrie ersetzen könnte. Schließlich ist auch Nordkorea mit Sanktionen belegt, und es gibt einfach zu viele Schwierigkeiten bei der Bezahlung von Waren und Dienstleistungen, einen Mangel an potenziellen gegenseitigen Investitionen, unzureichende Logistikrouten und vor allem eine nahezu fehlende wirtschaftliche Komplementarität.
So ist der bilaterale Handel trotz verbesserter Beziehungen sogar zurückgegangen. Im Jahr 2014 belief sich der russisch-nordkoreanische Handelsumsatz auf umgerechnet 93 Millionen US-Dollar, während er 2023 das Niveau von 45 Millionen Dollar aus der Zeit vor Corona nicht mehr erreichen wird.
Möglichkeiten zur Diversifizierung sind Mangelware. So exportiert Nordkorea beispielsweise Stahl, Mineralien, Meeresfrüchte und Textilien, die Russland nicht braucht. Die russischen Exporte beschränken sich auf Nahrungsmittel, landwirtschaftliche Rohstoffe und mineralische Produkte. Selbst in der Landwirtschaft hat Russland keine Eile, die Getreidevorräte zu erhöhen. Es hat genug davon, aber die Vereinten Nationen haben so viele Exporte aus Nordkorea verboten, dass unklar ist, was Russland im Gegenzug dafür bekommen könnte.
Nordkorea ist auch noch nicht bereit für eine größere wirtschaftliche Diversifizierung. Das Land versucht immer noch, sich auf seine eigenen Ressourcen zu verlassen, und es ist schwierig, neue Bereiche für die Ausweitung des Handels zu finden. Die Landwirtschaft ist einer der wenigen Wirtschaftszweige, in denen Russland bereit ist zu kooperieren, um eine mögliche Instabilität zu verhindern, vor allem angesichts der anhaltenden Nahrungsmittelknappheit, aber selbst hier ist das Handelspotenzial begrenzt. Im vergangenen Sommer diskutierte Russland die Lieferung von Getreide – vor allem Weizen, Gerste und Mais – an Nordkorea und erörtert auch die Aussichten für den Fleischhandel, aber offenbar haben Zahlungs- und Logistikprobleme die Gespräche erneut zum Stillstand gebracht. Russland würde auch gerne das Holz ausgleichen, das Nordkorea verloren hat, als Japan seine eigenen Holzmärkte geschlossen hat, aber Pjöngjang hat so gut wie kein Interesse an einem Kauf gezeigt. Und selbst wenn beide Seiten willens und bestrebt wären, den Handel zu intensivieren, würde die Logistik ihre Bemühungen behindern.
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Der reguläre Schienengüterverkehr zwischen Russland und Nordkorea wurde 2022 über die Khasan-Tumangang-Kreuzung wieder aufgenommen, aber diese besondere Kreuzung reicht nicht aus, um den Handel drastisch zu steigern. Andere seit langem diskutierte Projekte der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, darunter die transkoreanische Eisenbahn, die transkoreanische Gaspipeline, die Erneuerung nordkoreanischer Stromleitungen mit russischer Hilfe im Austausch gegen Mineralien und das Hasan-Rajin-Kohletransportprojekt, sind alle weitgehend ins Stocken geraten, weil Russland nicht daran interessiert ist, der einzige Investor in diese Projekte zu sein. Außerdem zieht es Moskau vor, langfristige und teure Projekte nur in stabilen Regionen durchzuführen, um den Verlust von Investitionen abzufedern; Nordkorea fällt nicht gerade in diese Kategorie.
Auch bei den Arbeitskräften gibt es ähnliche Beschränkungen. Natürlich würde Russland angesichts seines eigenen Mangels gerne koreanische Arbeitskräfte importieren, und natürlich würde Nordkorea angesichts seiner wirtschaftlichen und beschäftigungspolitischen Probleme gern einen Teil seiner Arbeitskräfte auslagern. Nordkorea hat dies seit dem Zweiten Weltkrieg bereits einige Male getan, zuletzt 2009, und Moskau hat Pläne in Erwägung gezogen, den Donbas mit nordkoreanischen Arbeitskräften wieder aufzubauen. Aber das wäre ein absolutes No-Go. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat den Einsatz nordkoreanischer Arbeitskräfte verurteilt, und auch hier wird Russland darauf achten, sich nicht zu sehr von diesem Gremium zu entfremden oder zu isolieren.
Nordkorea braucht sicherheitspolitische Nähe – Russland nicht
Dennoch hat es seinen Wert – ganz zu schweigen von der politischen Zweckmäßigkeit –, innerhalb der Grenzen ihrer Möglichkeiten zu arbeiten. Russland braucht alle Verbündeten, die es bekommen kann, und Nordkorea war eines der wenigen Länder, das die abtrünnigen Republiken Donezk und Luhansk 2022 anerkannt hat. Auch die Grenzsicherheit ist ein willkommener Nebeneffekt. Praktischer ist jedoch, dass Nordkoreas Bedarf an Technologie und militärischer Ausrüstung den Handel weiterhin ankurbeln wird.
Während des Kalten Krieges war die Sowjetunion bestrebt, ihre Präsenz auf der koreanischen Halbinsel durch Militärverträge aufrechtzuerhalten. In den 1950er Jahren war Moskau der einzige Lieferant von militärischer Ausrüstung, und 1961 unterzeichneten Moskau und Pjöngjang den Freundschaftsvertrag, der Klauseln über die militärische Unterstützung des Nordens im Falle eines Krieges mit einem Drittland enthielt. Und obwohl sich die Beziehungen schließlich verschlechterten – und die Waffenimporte aufgrund unzureichender nordkoreanischer Finanzmittel drastisch zurückgingen –, basiert die Ausrüstung Pjöngjangs auf sowjetischen Systemen, was bedeutet, dass Verbesserungen und Aktualisierungen, die nicht im eigenen Land hergestellt werden, in der Regel von russischen Systemen stammen müssen. Es überrascht daher nicht, dass Kim Jong Un den Weltraumbahnhof Wostotschny und andere russische Militäreinrichtungen besuchte.
Für Russland, das nicht in der Lage ist, ein exklusiver Waffenlieferant in großem Stil für Nordkorea zu sein, wird dies jedoch nicht viel bedeuten. Zum einen braucht Russland Waffen – nicht nur für den Feldzug in der Ukraine, sondern auch für künftige Bedrohungen, die es an seiner Peripherie ausmacht. Zum anderen bedeutet die laufende Sanktionskampagne gegen Russland, dass Moskau es sich nicht leisten kann, freundliche Bedingungen anzubieten, wenn es nicht eine todsichere Gegenleistung gibt – und Nordkorea kann keine solche Garantie bieten.
Der vielleicht wichtigste Grund ist jedoch, dass Russland bei aller Feindseligkeit gegenüber dem Westen weder seinen Sitz noch seinen Einfluss in internationalen Organisationen, die ihm zugutekommen, einschließlich des UN-Sicherheitsrats, verlieren möchte. Sich stattdessen mit einem marginalen Akteur wie Nordkorea zu verbünden, widerspricht Russlands größerem Ziel, eine Weltmacht zu werden.
Die Annäherung zwischen Russland und Nordkorea ist also vielmehr eine Frage der Bequemlichkeit. Sie ist eine kurzfristige potenzielle Lösung für ein kurzfristiges Problem – die Abwendung einer wirtschaftlichen Katastrophe – und keine Rückkehr zu den militärischen und wirtschaftlichen Gönner-Klienten-Beziehungen aus der Zeit des Kalten Krieges. Langfristig wird Moskau seine Optionen sorgfältiger abwägen.
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hier steht. Da wird aufgezählt, was Nordkorea exportiert und was R hiervon alles nicht braucht, aber eines nicht erwähnt:
Waffen und Munition.
Nordkorea hat eine der größten Armeen der Welt, die sicher nicht nur mit Steinen bewaffnet ist, die aber keine Kriege führt.
Ich gehe davon aus, dass Nordkorea einen Überschuss an Munition und Waffen produzieren kann, bzw. auf Vorrat hat, die es R als „Zahlungsmittel“ liefern kann.
Zu den nordkoreanischen Arbeitern für den Wiederaufbau des Donbas, die laut der Autorin ein „no go“ sind, weil–jetzt kommt's–der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen deren Einsatz verurteilt hat und sich Russland sicher nicht von diesem Gremium allzu sehr „distanzieren“ möchte.
Wie bitte? Hat sich Russland derzeit nicht von so ziemlich allem „distanziert“, was im Zusammenhang mit den Vereinten Nationen steht?
Glaubt sie wirklich, man würde sich weigern, nordkoreanische Arbeiter zu Hilfe zu nehmen, aus Angst, der Sicherheitsrat würde das nicht so toll finden?
Hmm...
Diese Gedanken kamen mir auch. Klar, die Finanzkraft/flüssigen Geldmittel KPs sind begrenzt. Aber warum keine Tauschwirtschaft? RUS braucht a) für viele Jahre b) massig Artilleriegeschosse, simple Drohnen etc. Hier hat KP ein großes Angebot, in Depots, mit Fabrikkapazitäten etc. Umgekehrt braucht KP "Hightech" für seine wichtigsten Waffen, die Atomraketen. Da hat RUS sicher was übrig. Und wo schon eine Eisenbahntrasse liegt, ließe sich mit den vielen verfügbaren KP-Arbeitern ohne Genehmigungsverfahren à la DE zügig eine weitere parallel bauen, schon gibst Transportkapazität, der DE im Rheintal seit zig Jahren hinterherhechelt. Und was die (korrumpierten) UN so von sich geben, das kratz inzwischen selbst im Westen immer weniger Nationen. Sry, aber mir scheint die Verfasserin hier voreingenommen. Daß sie fähig ist, habe ich an anderen Beiträgen von ihr zu erkennen geglaubt.
in jedem Fall. Putin muss wohl dankbar sein für jeden Staat, der seine Feinseligkeit gegenüber den Westen teilt. Zumal eine gewisse Affinität zwischen den beiden Ländern besteht: Beide Regime können nur bestehen durch brutale Gewalt und engmaschiger Kontrolle gegenüber ihren Bürgern. Und angeblich liefert auch Nordkorea Waffen für den Ukrainekrieg.
der Obergeistliche des Iran. Und in der zweiten Reihe Assad und die Hamas- und Hisbollah-Bosse.
Pack verträgt sich.
Bei einem amerikanischen Thinktank, zuständig für Zentralasien. Wie alt ist das Fräulein? Noch Fragen? Danke - ich auch nicht...
...ein Vielfaches mehr an Expertise und Analysefähigkeit haben als Sie, Herr Funke!! Alles das, was Ihnen eben fehlt!! Da kann man schon neidisch und einer "jungen Frau" gegenüber despektierlich werden, nicht wahr Herr Funke?
Lesen Sie Ihren Quatsch nochmal durch. Außer, dass Sie mich beleidigen, ist nichts Substanzielles gekommen. Mehr können Sie auch nicht wie Ihr Alterego Lenz. Pardon, aber Sie sind eine komplette Null, wie hier auch schon andere Kommentatoren geschrieben haben... ich kann mir jede Anmerkung in Ihre Richtung sparen. Und das tu ich in Zukunft auch, Sie Vollpfosten
Jeder, der nicht Ihrer Meinung ist, der ist eine komplete Null.
Den Sie am liebsten einsperren würden, zumindest aber von hier vertreiben möchten.
Denn Sie "sorgen sich ja um die Demokratie""
Letzteres war natürlich nur ein Scherzchen. Ich kenne ja Ihre Einstellung...
"Lesen Sie Ihren Quatsch nochmal durch."
Tja, da hab ich wohl voll ins Schwarze getroffen.
"Außer, dass Sie mich beleidigen, ist nichts Substanzielles gekommen."
Der Einzige der hier beleidigt und sich offensichtlich nicht im Griff hat, sind Sie Herr Funke!! Und im substanziellen Verfassen sind Sie unangefochten der Meister (q.e.d).
"... ich kann mir jede Anmerkung in Ihre Richtung sparen. Und das tu ich in Zukunft auch, Sie Vollpfosten"
Das haben Sie das letzte mal auch schon gesagt! Warum machen Sie es dann nicht? Ist das nicht ein Widerspruch?
Tja, wie gesagt, Sie sind der Einzige der hier das beleidigte Würstchen mimt !!
Eine argumentative Meisterleistung, mal wieder. Und das von einem Mann, der hier erklärte, er sei nach Russland ausgewandert, lebe 100 km von Moskau entfernt und fühle sich dort sehr wohl. Inzwischen ist klar, dass das alles erstunken und erlogen war, womit Sie den letzten Nagel selbst eingeschlagen haben - in den Sarg, in dem Ihre Glaubwürdigkeit ihre letzte Ruhe gefunden hat.
Ich bin dem Cicero sehr dankbar, dass er so viele Ihrer Beiträge freischaltet. Das ermöglicht Einblicke in eine Parallelwelt, die ob ihres Irrsinns und Bösartigkeit eine gewisse Faszination ausübt.
Was die Beziehung Kim-Putin angeht, gilt das hessische Sprichwort: "Jedes Dippsche find sei Deckelsche".
Russland ist nach über 20 Jahren unter Putin zu einem Terrorstaat degeneriert. Die Liste möglicher Verbündeter sieht entsprechend aus: Kim, Assad, Xi, Maduro, Lukaschenko, afrikanische Militärdiktatoren und natürlich die Klerikalfaschisten im Iran. Way to go, Vladimir!