Eine Frau putzt eine Fläche mit den Symbolen der Sowjetunion
Viele der Russen bedauern noch immer den Zerfall der Sowjetunion / picture alliance

Ende der UdSSR - Was von der Sowjetunion blieb

Heute vor 25 Jahren begann mit der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) die Auflösung der Sowjetunion. So mancher Russe trauert ihr hinterher, wirklich zurück will aber kaum jemand. Eine Zustandsbeschreibung der russischen Seele

Autoreninfo

Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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1994 fuhr ich zum ersten Mal zum Schüleraustausch nach St. Petersburg – da war die Sowjetunion schon Geschichte. Dieses Land kenne ich deshalb nur aus Erzählungen russischer Freunde und Verwandten. Wenn sie erzählen, dann geht es selten um Stalin, um den Gulag oder politische Repressionen. Meist sind es Erzählungen von einer anstrengenden, aber auch einer sehr stabilen Welt. *

Da sind die Erzählungen von Verwandten, denen der Staat in den siebziger Jahren nicht mehr als ein muffiges Zimmer in einer „Kommunalka“ bieten konnte, durch die Mäuse huschten. Es wird von harter Arbeit in Fabriken erzählt, von übervollen Trollejbussen, von der übersichtlichen Warenwelt, von der Doppelbelastung der Frauen, die malochten und dann zu Hause noch den Haushalt besorgen mussten, ohne Spül- und Waschmaschine. Aber in den Erzählungen geht es auch um sehr enge menschliche Beziehungen im „Kollektiv“, ob im Studentenwohnheim, in der Schule oder in der Fabrik. Man traf sich, oft auf sehr engem Raum in der Plattenbauwohnung, zum Singen, Trinken und Tanzen. Man liebte die Beatles und Adriano Celentano.

Nostalgie und Stalin-Verdrängung

Natürlich ist da auch noch die Gruppe der Dissidenten, für die die Sowjetunion in erster Linie politische Repression bedeutete, und die sich heute angesichts der staatlichen Propaganda und der Stigmatisierung von „Volksfeinden“ an sowjetische Verhältnisse erinnern. Aber auch wenn fast jeder Russe der älteren Generation weiß, wer Andrej Sacharow war – unter politischen Repressionen gelitten haben die wenigsten. Man arrangierte sich.

Bei den Jüngeren hingegen sind nur noch Fotos in Sepia übrig, die sie in regelmäßigen Flashmobs auf Facebook und im russischen Netzwerk VK teilen: Man sieht darauf adrett gekleidete Jungs und Mädchen mit hübschen Schleifchen im Haar.

Und wo ist Stalin? Er erscheint wie ein böser Traum, wie ein Unwetter, das über das Land gezogen ist, ein Unwetter, das aber vor ihm seinen Anfang nahm. Das mit Revolution und Bürgerkrieg begann, sich mit der Kollektivierung und den großen Säuberungen, dann dem „Großen Vaterländischen Krieg“  fortsetzte und mit Stalins Tod 1953 endete. Kaum jemand bezweifelt die Ausmaße dieser Tragödie. Aber weder bei der Führung noch bei der Mehrheit der Bevölkerung war jemals der Wille da, sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen: Wer war schuld, wer Täter und wer Opfer? Nürnberger Prozesse oder „Gulag-Prozesse“ gab es in Russland nie und wird es auch nicht mehr geben.

Eine vergiftete Ellbogengesellschaft

Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger war das Interesse groß für all die Ungeheuerlichkeiten, die der Staat einem verschwiegen hatte und die man nun plötzlich in Büchern lesen und im Fernsehen sehen konnte. Aber das Interesse an dieser doch schon fernen Geschichte versiegte schnell, weil es in der nun beginnenden Ära plötzlich für sehr viele Menschen ums reine Überleben ging. Der Ende 1991 politisch vollzogene Zerfall der Sowjetunion setzte sich in einem weiteren Jahrzehnt des gesellschaftlichen und staatlichen Verfalls fort. Die Russen wurden zu einer von Zynismus vergifteten Ellbogengesellschaft, wie man es sich hierzulande kaum vorstellen kann. Bei uns mag der Ehrliche dann und wann der Dumme sein, in den russischen neunziger Jahren war der Ehrliche der Arme.

Welchen Raum nimmt die Sowjetunion heute im kollektiven Bewusstsein ein? Ich wage eine steile These: Sie ist Heimat. Das kulturelle Gedächtnis der Russen baut bis heute weitgehend auf Spielfilmen, Zeichentrickfilmen, auch Musik auf, die aus der Sowjetunion stammen. Auch wenn sich die Gesellschaft inzwischen ausdifferenziert hat – der eine hört Radiohead, der andere indische Mönchsgesänge, man ist Monarchist, Liberaler oder Putin-Anhänger – wenn in einem Club der Titelsong aus dem Zeichentrickfilm „Bremer Stadtmusikanten“ gespielt wird, liegen sich alle in den Armen.

Man erinnert sich mit Wohl und Weh an jene Zeit zurück. Die besten Witze stammen bis heute aus der Sowjetunion – über das allgegenwärtige Warendefizit und das gerontokratische Politbüro, allen voran Leonid Breschnew. Aber heißt das auch, dass man dorthin zurück will?

Rehabilitierung unter Putin

Das bekannte Meinungsforschungsinstitut Lewada hat dazu soeben die Russen befragt. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte bedauert den Zerfall der UdSSR. Aber nur jeder zehnte wünscht sich die Sowjetunion zurück.

Und fragt ihr mich, was Wladimir Putin damit zu tun hat? In keinem westlichen Putin-Text darf schließlich sein Zitat darüber fehlen, dass „der Zusammenbruch der Sowjetunion die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ gewesen sei. Kein Wunder: Für den Geheimdienstler, der am Anfang einer glänzenden Karriere in den „Organen“ stand, war das Ereignis eine Katastrophe ohne Vergleich. Als eine Grundfeste seines Regimes wird scheinbar folgerichtig eine „Rehabilitierung“ der Sowjetunion beschrieben.

Aber schauen wir uns die Lewada-Umfrage einmal genauer an: Im Jahr 2000, zu Putins Amtsantritt, bedauerten drei Viertel der Russen den Zusammenbruch der Sowjetunion. Das sind etwa 20 Prozent mehr als heute. Selbst wenn Putin und seine Medien mit der Sowjetnostalgie spielen – zurück in die Sowjetunion will heute kaum mehr ein Russe.

Eine Großmacht wäre man schon gerne wieder

Niemand will zurück in die Defizitwirtschaft, niemand mehr die Shopping-Zentren missen, den eigenen Wagen vor der Haustür, den Flachbildfernseher, westliche Marken, die Freiheit, ins Ausland zu fahren. In überhaupt keinem Widerspruch dazu steht gleichzeitig die Sehnsucht der Russen, zu einer Weltmacht zu gehören: Fast die Hälfte der Russen bedauert heute den Zerfall der Sowjetunion gerade aus dem Verlust dieses Gefühls. „Putinmacht – das ist Wiederaufstieg zur Großmacht plus stabiler Wohlstand der Bevölkerung“ – um die Leninsche Definition des Kommunismus zu zitieren.

Übrigens: Selbst in Kiew, der Hauptstadt des Landes, das sich in den vergangenen Jahren radikal vom sowjetischen Erbe trennen will, floriert bis heute mit zwölf Filialen die Restaurantkette „Katjuscha“: Von früh bis spät sitzen hier zwischen alten Fernsehern und Agitprop-Plakaten die Kiewer und lassen sich von sowjetischer Musik beschallen. Allein der Standard von Essen und Bedienung, der ist alles andere als sowjetisch.

* Offenlegung: Um den Vorwurf vorwegzunehmen, postfaktische Geschichtsklitterung zu betreiben – ich bin Osteuropahistoriker und kenne mich deshalb in der Geschichte der Sowjetunion von Revolution bis Perestroika bestens aus. In diesem Text geht es aber um die heutige Wahrnehmung dieser Zeit.

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Albert Schabert | Do., 8. Dezember 2016 - 12:30

man viel weiter zurückgehen.Landbesitz war Gemeinschaftseigentum.Selbst dieser Besitz wurde unter den Kommunisten verstaatlicht.Die Leute verhungerten.Ich war vor dreisig Jahren in verschiedenen Teilen Russlands.Es war kein armes Land,aber an der Verteilung und am Lagern hat es gehappert.Was der Autor total vergessen hat:Die Russen haben die schönsten Frauen,kein Wunder bei den vielen verschiedenen Völkern.

Christa Wallau | Do., 8. Dezember 2016 - 12:52

Eigentlich ist es eine Binsenweisheit, und doch wird es in Deutschland dauernd negiert: Jede Medaille hat zwei Seiten oder: Fortschritt und neueste Entwicklungen bringen nicht immer nur Gutes mit sich.
Diese Erkenntnis ist das Grundfundament des Konservativismus. Der Konservative prüft erst genau, ob eine Neuerung tatsächlich von Vorteil ist, für w e n speziell sie Vorteile bringt und welche Nebenwirkungen zu erwarten sind. Erst d a n n
ist er bereit, das Alte, B e w ä h r t e aufzugeben.

Da man uns in Deutschland quasi v e r b o t e n hat (political correctness) alles Positive aus vordemokratischen Perioden und erst recht aus der Zeit des Nazismus zu erwähnen, geschweige denn ihm nachzutrauern, erscheint Deutschen die Haltung der ehemaligen Bürger der Sowjetunion und ihr Einverständnis mit Putin unverständlich. Dabei gehört die Identifikation mit Geschichte und Tradition des eigenen Volkes - so fragwüdig sie mitunter auch gewesen sein mag, zu den menschlichen Grundbedürfnissen.

Harro Meyer | Do., 8. Dezember 2016 - 13:21

Seit wann muss man sich denn hier antefaktisch entschuldigen, wenn man an der Sowjetunion ein gutes Wort lässt. Das ist ja wie zu Zeiten des Nationalsozialismus.

Constantin Wissmann | Do., 8. Dezember 2016 - 13:32

Antwort auf von Harro Meyer

Lieber Herr Meyer,

die Offenlegung hat der Autor von sich aus dazu geschrieben. Niemand hat ihn dazu gedrängt. Finden Sie den Vergleich mit dem Nationalsozialismus nicht auch etwas übertrieben?
Viele Grüße

Constantin Wißmann, Online-Redaktion

Moritz Gathmann | Do., 8. Dezember 2016 - 15:39

Antwort auf von Constantin Wissmann

Diese "Offenlegung" ist ja eine leicht ironische Vorwegnahme von Vorwürfen der Geschichtsvergessenheit und "postfaktischen" Erzählung. Weil ich in meinem Text ja die heutige Erinnerung an die Sowjetunion beschreibe und nicht so, wie sie ein Historiker beschreiben würde.
Schöne Grüße vom Autor.

Bernd Fischer | Do., 8. Dezember 2016 - 18:03

Antwort auf von Moritz Gathmann

Irgendetwas muss Sie doch gewurmt haben ( Fehler erkannt ? ) , bei den wenigen Antworten, das Sie sich jetzt selbst ins "Ironische" flüchten.

Harro Meyer | Fr., 9. Dezember 2016 - 12:57

Antwort auf von Moritz Gathmann

o.k. Die leichte Ironie habe ich nicht erkannt. Mir schien das mehr eine Entschuldigung, über Russland auch Positives berichtet zu haben. Und der Redaktion hätte ich den Passus nicht zugetraut. Aber auch im Nationalsozialismus konnten positive Erkenntnisse über Russland z.B. von Sven Hedin nur mit postfaktischer Rechtfertigung veröffentlich werden, meine Mutter war eine Leidtragende.

Ulrich Bohl | Do., 8. Dezember 2016 - 14:27

Je mehr Abstand man zu vergangenen Zeiten
gewinnt , umso mehr wird das Negative ausgeblendet. Das ist nicht nur bei den Russen
so. Die "goldenen Zwanziger" stehen für dass gleiche Verhalten bei den Deutschen. Die Zeit war nicht golden.
"Der Ende 1991 politisch vollzogene Zerfall der Sowjetunion setzte sich in einem weiteren Jahrzehnt des gesellschaftlichen und staatlichen Verfalls fort." Dazu ist kritisch anzumerken, in dieser Zeit hat der Westen die "demokratische Entwicklung" sehr positiv begleitet. Von 1991 bis 1999 war Boris Jelzin erster Präsident Russlands unter ihm herrschte Chaos. War dass die gute
alte Zeit, wenn ja ist die Frage für wen? Er lies sich nicht umsonst Straffreiheit für seinen Clan zusichern. Bei einer Flasche Wodka unterschrieb er
jeden Vertrag. Russland war ein gesetzloses Land.
Zur Ausbeutung durch jeden freigegeben. Wer
trauert wohl dieser Zeit nach?
Nie vergessen, die Russen ticken tw.anders als wir.
Siehe auch H. Kissinger " Weltordnung" S.70

Da haben Sie recht. Wenn man es bei uns doch nur mal anerkennen würde, das sie anders ticken, die Russen.
Dieses Riesenreich war im Laufe der Jahrhunderte immer wieder feindlichen Angriffen ausgesetzt. Ein für unsere Verhälnisse übersteigertes Sicherheitsbedürfnis ist deshalb tief in der russischen Seele verankert. Amerikanische Wertmaßstäbe kann man da einfach nicht ansetzen. Deshalb halte ich es auch für grundlegend falsch, gegen Russland Sanktionen zu verhängen. Man erreicht nur das Gegenteil.

Willy Ehrlich | Do., 8. Dezember 2016 - 16:00

Antwort auf von Ulrich Bohl

das war übrigens auch die Zeit, als die alten Russland-Anrainer voller Angst und lautstark nach der NATO riefen. Aus meiner Sicht war das zu der Zeit opportun. In der heutigen Zeit will diesen "Grund" aber niemand mehr wahrhaben und beklagt irgendeine "NATO-Aggressivität".

Ingo Isenhardt | Do., 8. Dezember 2016 - 16:24

Ich finde die Ausführungen zutreffend; als ehemaliger "Ostexperte", der ab 1968 in Abständen das Land besuchte, möchte ich ergänzend auf das erschütternde Buch von Swetlana Alexijewitsch hinweisen ("Secondhand-Zeit: Leben auf den Trümmern des Sozialismus"): hier wird m. E. anhand von scheinbar zufällig ausgewählten Gesprächspartnern eine Gesellschaft sichtbar, die jegliche Fundierung in allgemein akzeptierten Regeln verloren hat - diese gleichwohl aber vermisst. Da werden scheinbar hanebüchene Vergleiche angestellt, aus Verzweiflung sogar Stalin als großer Staatsmann gesehen und vor allem wieder und wieder auf den von oben (Jelzin!) geduldeten Betrug am sog. Volkseigentum hingewiesen. Ich wünsche dem Land für die Zukunft eine bessere, gerechtere Politik und vor allem besseres Personal.

Bernd Fischer | Do., 8. Dezember 2016 - 17:33

Antwort auf von Ingo Isenhardt

besseren Personal wünsche ich mir für unser Land auch. ( Postfaktisch natürlich )

Bernd Fischer | Do., 8. Dezember 2016 - 16:41

War man denn in der Bundesrepublik ( alt ) bereit ( 1945 ) die "richtigen" Lehren aus den 12 Jahren zu ziehen und konsequent zu handeln?

Namen nenne ich jetzt nicht.

Und das jetzt erst nach 71 Jahren der letzte Tattergreis ( ich glaube 95 ) von der Waffen-SS ( Wachsoldat im KZ ) verurteilt wurde, zeigt doch das auch kein "richtiger" Aufklärungswille vorlag.

Aber über Russland wird sich echauffiert.

Jürgen Placzek | Do., 8. Dezember 2016 - 17:44

Moment mal-der Große Vaterländische Krieg war doch die Antwort auf den Überfall der UdSSR durch die Deutsche Wehrmacht.Es wurden alle Kräfte mobilisiert um das Land zu verteidigen.Hier
in dem Kontext könnte man glauben,der Krieg wäre von Stalin ausgegangen....

zu verteidigen. Darum geht es auch gar nicht.

Es gibt genug vernünftige Literatur, die aufzeigt, daß Stalin Hitler hereingelegt hat. Allein die Aufteilung Polens zwischen Hitler und Stalin läßt sich zweifelsfrei so lesen.

Etwa drei Wochen nach dem Angriff auf Polen durch die Wehrmacht drang die Rote Armee vom Osten her ein. Ein Faktum, das der deutschen Bevölkerung vorenthalten wird. Stalin baute gerade seine Angriffsarmeen auf, als ihm Hitler zuvorkam. Leider!!! Tausende Kilometer Front, unhaltbar! Aber einen Angriff der Rote Armee zu stoppen wäre möglich gewesen.

Günter Schaumburg | Do., 8. Dezember 2016 - 21:45

Als DDR-Leistungssportler war ich oft zu Trainingslagern und Wettkämpfen in der Sowjetu-
nion, u.a. 1970 in Sotschi. Wir wohnten in einem
Armeeheim, wo jeden Abend zum Tanz gebeten wurde. Es erklangen russische Rythmen von der
Platte aus eigenartigen Lautsprechern. Die inter-
essierten mich und in einer Tanzpause betrachtete
ich sie mir näher. Auf der Rückseite der Artefakte war ein Schild angebracht: Eigentum der Deut-
schen Wehrmacht! Morgens ertönte aus Lautspre-
chern, die über das ganze Gelände dröhnten: Her
is Radio free Europe. Dann kamen Nachrichten auf russisch und als Nachtisch Elvis und die Beat-
les. Von der russischen Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft noch ein Beispiel: 1966 wollten wir, wie jedes Jahr beim ASK Potsdam, ein großes
Abschlussfest mit unserer Paten-LPG starten. Was fehlte, waren Gläser in großer Zahl. Keiner, nicht HO, nicht Konsum, wollten uns die hunderte Gläser leihen. Letzte Möglichkeit: Russisches Magazin. Anstandslos gab uns ein General

Günter Schaumburg | Do., 8. Dezember 2016 - 22:00

die Gläser. Mehrere Dutzend davon gingen bei
der ausgelassenen Feier zu Bruch und meine
Angst, und die meines Sportfreundes, beide Feld-
webel, war immens. Schüchtern standen wir bei der Rückgabe der Gläser vor dem General und
wussten nicht, wie wir uns erklären sollten. Der General packte uns bei den Schultern, drückte
uns an sich und fragte: Feier gut? Dann bückte
er sich, brachte eine Flasche Wodka hervor und
goss drei Gläser randvoll: Nasdorowje sagte er grinsend und schwups, der Wodka war ver-
schwunden. Die Anzahl der Gläser war uninter-
essant. Solche Geschichten könnte ich noch viele
erzählen. Ich habe die russischen Menschen im-
mer als hilfsbereit und nie als rachsüchtig erlebt.

Rainer Möller | Fr., 9. Dezember 2016 - 09:37

Herr Gathmanns Artikel ist recht fair - für einen SZ-Korrespondenten sogar sehr fair.

Er erwähnt sogar, dass es den Russen nach dem Zusammenbruch der UdSSR richtig drecking ging.

Er vergisst allerdings irgendwie zu erwähnen, wer damals an der Regierung war: nämlich die Westlich-Liberalen um Nemzov und ihre amerikanischen Berater. Und genau das würde uns erklären, warum die Liberalen in Russland so verhasst sind und Putin als Retter aus der liberalen Misswirtschaft so populär.

Harro Meyer | Fr., 9. Dezember 2016 - 13:23

Lieber Herr Fischer,
Ich habe 1945 noch SS-Leute kennengelernt, die in ihrem Wehrpass eindeutig als letzte Stelle Auschwitz stehen hatten und von den Amis in Nürnberg problemlos mit dem Entlassungsschein als "unbelastet" ausgewiesen wurden, weil sie sich nach Erkennen der Situation im Lager sofort zur Frontverwendung weitergemeldet hatten, was nicht unproblematisch war. Geblieben sind die Drückeberger.

Bernd Fischer | Fr., 9. Dezember 2016 - 17:13

Antwort auf von Harro Meyer

Ich meinte zwar etwas anderes, aber sei's drum.
Im übrigen wollte ich zum Ausdruck bringen das es kurios ist, erst im Jahr 2016 einen fünfundneunzigjährigen ehemaligen SS-Mann ( Bewacher ) den Prozess zu machen.
Ich frage mich, wer da die ganze Zeit (Staatlicherseits ) gepennt hat!
Im übrigen, die US-Boys haben ja nun ( Geschichtlich nachgewiesen ) "Persilscheine" bis zum "Erbrechen" ausgestellt, und aktiv die "Rattenlinie" mit aufgebaut hat. https://de.wikipedia.org/wiki/Rattenlinien

Will damit sagen, wir selbst haben es in ca. 71 Jahren nicht geschafft die Vergangenheit ( richtig ) zu bewältigen , aber der Autor kreidet es den Russen an es nach 27 Jahren nicht geschafft zu haben.

Das ist für mich arrogant.