Eine Frau steht vor einem durch einen israelischen Luftangriff zerstörten Gebäude in Beirut / dpa

Nahost-Konflikt - Erneut Angriffe in Beirut und Sorge um Irans Atomanlagen

Der gegenseitige Beschuss zwischen Israel und der Hisbollah geht weiter. Die Bundeswehr ließ unterdessen weitere 130 deutsche Staatsangehörige über den Flughafen von Beirut nach Deutschland ausfliegen. Die aktuelle Lage in Nahost.

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Israels Armee setzt nach erneutem Beschuss die Angriffe auf die Hisbollah-Miliz im Libanon fort. Erneut werden auch Wohngebiete der Hauptstadt Beirut zum Ziel. Das Militär meldete dort am späten Abend einen „präzisen“ Angriff. Im Stadtviertel Basta-Bachoura wurden nach Behördenangaben mindestens sechs Menschen bei einem Luftangriff getötet. Derweil sprach sich US-Präsident Joe Biden nach dem Raketenangriff des Irans auf Israel gegen eine Attacke auf Atomanlagen der Islamischen Republik aus. „Die Antwort ist nein“, sagte Biden auf die entsprechende Frage eines Reporters. Israel habe aber ein Recht, auf Irans Angriff zu reagieren. Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter.

Biden hatte dafür geworben, die Reaktion auf den iranischen Raketenangriff vom Dienstag gut abzuwägen. In einer gemeinsamen Schalte der Gruppe sieben großer demokratischer Industrienationen (G7) sei auch über neue Sanktionen gegen den Iran gesprochen worden, wie das Weiße Haus mitteilte. Man arbeite an einer gemeinsamen Erklärung, hieß es weiter. Israel bereite sich darauf vor, auf den iranischen Raketenangriff mit Attacken innerhalb des Irans in den kommenden Tagen zu reagieren, berichtete das US-Nachrichtenportal Axios. 

Greift Israel die iranischen Atomanlagen an?

Laut israelischen Beamten könnten Ölförderanlagen und andere strategische Einrichtungen im Iran ins Visier genommen werden, berichtete das Nachrichtenportal weiter. Die New York Times hatte zuvor unter Berufung auf US-Beamte gemeldet, in einem möglichen Szenario könnte Israel auch Irans Nuklearanlagen angreifen. Insbesondere die Anreicherungsanlagen in Natans, dem Herzstück des iranischen Atomprogramms, könnten im Visier stehen, hieß es. Der Iran behauptet, es diene nur zivilen Zwecken. Das sehen Israel und der Westen anders.

„Israel darf diese einmalige Gelegenheit zur Zerstörung des iranischen Atomprogramms nicht verpassen“, schrieb der frühere israelische Ministerpräsident Naftali Bennett auf der Plattform X. „Wenn wir es jetzt nicht tun, sehe ich nicht, dass es jemals passieren wird“, meinte er. UN-Generalsekretär António Guterres forderte die Konfliktparteien erneut zu einer Waffenruhe auf. „Die wütenden Brände im Nahen Osten entwickeln sich rasch zu einem Inferno“, sagte er bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. 

UN: Politisches Statement

Guterres ging nicht darauf ein, dass Israel ihn zuvor zur „unerwünschten Person“ erklärt und dies unter anderem damit begründet hatte, dass der UN-Generalsekretär den iranischen Raketenangriff nicht eindeutig verurteilt habe. Die Vereinten Nationen sehen in Israels Erklärung einen politischen Schachzug. Es handle sich um einen weiteren Angriff auf einen UN-Mitarbeitenden durch Israels Regierung, sagte Guterres' Sprecher Stéphane Dujarric.

Derweil geht Israel weiter massiv gegen die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Details zu dem gezielten nächtlichen Angriff in Beirut nannte die Armee zunächst nicht. Ersten Berichten zufolge wurde eine Wohnung in einem Gebäude getroffen. Nach Behördenangaben gab es neben mindestens sechs Toten im Stadtviertel Basta-Bachoura auch sieben Verletzte. Augenzeugen in Beirut berichteten zudem von mehreren Angriffen auf einen südlichen Vorort der Stadt. Explosionsgeräusche waren in der ganzen Hauptstadt zu hören. Anwohner berichteten von über der Stadt kreisenden Drohnen und Kampfflugzeugen.

Bundesregierung holt Deutsche aus Beirut

Die Bundeswehr ließ unterdessen weitere 130 deutsche Staatsangehörige über den Flughafen von Beirut nach Deutschland ausfliegen. Die besonders gefährdeten Deutschen seien von einem Airbus A330 der multinationalen Lufttransporteinheit MMU (Multinational Multi Role Tanker Transport Unit) abgeholt worden, teilten das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium in Berlin mit. Die Maschine landete am Abend in Frankfurt am Main. Zuerst hatte der Spiegel über den Flug berichtet. Bisher seien mit Bundeswehrmaschinen insgesamt 241 Personen aus dem Libanon ausgeflogen worden, teilten die Ministerien mit.

Derweil heulten auch in zahlreichen Gebieten im Norden und im Zentrum Israels in der Nacht wieder die Warnsirenen. Die Luftwaffe fing nach eigenen Angaben vor der Küste Zentralisraels ein verdächtiges Flugobjekt ab. Der Norden des Landes war am Vortag nach Angaben der israelischen Armee erneut mit rund 140 Raketen aus dem Libanon angegriffen worden. Ein Teil der Geschosse sei von der Raketenabwehr abgefangen worden, andere Geschosse seien in offenem Gelände eingeschlagen, hieß es. Am Dienstag waren erstmals seit fast zwei Jahrzehnten israelische Bodentruppen wieder in den Libanon eingerückt.

Tote auf beiden Seiten

Erstmals seit Beginn der Bodenoffensive erlitten die israelischen Streitkräfte Verluste, acht Soldaten fielen im Kampf mit der Hisbollah, wie die Armee bekanntgab. Bald ein Jahr nach Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober verlagert sich der Schwerpunkt der Kämpfe damit in Richtung des nördlichen Nachbarlandes. Erklärtes Ziel Israels ist es, die Schiitenmiliz von der Grenze zu vertreiben, damit rund 60.000 evakuierte Israelis in ihre Häuser zurück können. Allein am Mittwoch wurden nach offiziellen Angaben bei israelischen Angriffen 46 Menschen im Libanon getötet. 85 weitere wurden verletzt, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

Infolge der massiven israelischen Angriffe stieg die Zahl der Vertriebenen im Libanon nach Regierungsangaben auf rund 1,2 Millionen. Rund 160.000 Menschen davon sind nach Aussagen des Leiters des Notfallausschusses der Regierung, Nasser Yassin, in Notunterkünften untergekommen. Die anderen seien zu Freunden, Verwandten, in Hotels oder in eigene Häuser in anderen Gegenden gezogen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur NNA. Nach Regierungsangaben überquerten seit Beginn der intensiven israelischen Angriffe vergangene Woche fast 300.000 Menschen die Grenze nach Syrien. 

Dort wurden bei einem Angriff auf die Hauptstadt Damaskus nach syrischen Berichten drei Menschen getötet. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, ein israelischer Angriff habe ein Wohngebäude getroffen. Dabei seien auch drei Menschen verletzt worden. Das israelische Militär äußerte sich, wie in solchen Fällen üblich, nicht dazu. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte den Angriff und berichtete zunächst von mindestens zwei Toten. Unter den Opfern soll auch der Schwiegersohn des vom israelischen Militär getöteten Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah gewesen sein. Das Gebäude wurde demnach von Mitgliedern der Hisbollah-Miliz und der iranischen Revolutionsgarden genutzt.

Huthi-Miliz greift mit Drohnen an

Derweil hat die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen nach eigenen Angaben erneut die israelische Küstenmetropole Tel Aviv mit Drohnen angegriffen. Das israelische Militär teilte mit, eine Drohne vor der Küste im Großraum Tel Aviv abgefangen zu haben. Eine weitere Drohne fiel demnach auf offenes Gelände. Die Huthi erklärten, die Drohnen hätten ihr Ziel erreicht. Die Miliz habe die angeblich neuen Drohnen namens „Jaffa“ eingesetzt, die Sari erstmals im Juli erwähnte. Tel Aviv liegt etwa 1.800 Kilometer vom Jemen entfernt.

In der südlich von Tel Aviv gelegenen Stadt Bat Jam gab es Raketenalarm. Berichte über Schäden oder Verletzte gab es zunächst nicht. Die Huthi-Miliz hatte eine mit Sprengstoff beladene Drohne im Juli in Richtung Tel Aviv fliegen lassen. Diese schlug in ein Haus im Zentrum der Stadt ein. Ein Mann wurde getötet, mehrere weitere Menschen wurden verletzt. Sari sagte anschließend, die neue Drohne „Jaffa“ könne Abfangsysteme durchdringen und würde von Radarsystemen nicht erkannt.


 

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Helmut Bachmann | Do., 3. Oktober 2024 - 10:19

,dpa, ganz Linke und ganz Rechte, die amerikanischen Wokisten und die Islamofaschisten machen sich also Sorgen um das zivile iranische Atomprogramm.
Was für eine sympathische Queerfront. Und ganz wichtig: Wohnhäuser über Waffenlagern wurden beschdigt.
Am Ende muss man sich sogar Sorgen um die Friedensvergewaltiger und -mörder der Hisbollah machen. Wenns ganz schlimm kommt, kommt noch die islamische Revolution im Iran in Gefahr. Dabei wollen doch die Gegner Israels einfach nur die Reinheit ihrer Region herstellen. (Satire)

Günter Johannsen | Do., 3. Oktober 2024 - 19:29

Antwort auf von christoph ernst

trifft es zu 100 % auf den Punkt!
Islamofaschisten und Linksfaschisten sorgen sich aus alter Kameradschaft (MfS/PLO/RAF) um die Fertigstellung der Iran-Atombombe, die sie dann nicht auf Israel werfen können?!!

Dietmar Philipp | Do., 3. Oktober 2024 - 12:34

Israel hat rund 10 Mill. Einwohner und wird geführt von Netanjahu, der kriegerische Auseinandersetzungen führt mit im Norden Libanon (5,5 Mill. EW), im Westen Syrien (22 Mill. EW), Jordanien (11 Mill. EW) und z.Z. bedingt Iran (89 Mill. EW).
Bei einer derartigen Lagesituation frage ich mich, wohin soll die Vorgehensweise von Netanjahu führen?!
Bei allem Respekt der jüdischen Bevölkerung, für eine realistische Bezeichnung seinem Führer fehlen mir die passenden Wörter!!!

Enka Hein | Do., 3. Oktober 2024 - 18:02

Antwort auf von Dietmar Philipp

....seines Landes.
Kriegerisch, terroristisch und verbrecherisch sind die Steinzeit klerikal geführten Regime drum herum.
Nur zur Einordnung.
Jetzt zu den Zahlen.
Israel 10 Mio. vs. D 80 Mio.
Wenn es hier krachen würde, wo wären Sie lieber, wenn es um die Wehrhaftigkeit geht?

Günter Johannsen | Do., 3. Oktober 2024 - 13:42

Alles klar: Die eigentliche Gefahr ...
für Juden und Christen in unserem Land - für unsere Bürger - geht von den Linksfaschisten und Islam-Faschisten aus, die seit den 1970er Jahren als terroristische Gruppierungen zusammenstehen - alte Seilschafts-Tradition (RAF & PLO & MfS) wird immer noch gepflegt! Deshalb tut man nichts in unserem grün-links dominierten Land gegen Judenhasser-Demos
Schon Ignaz Silone erkannte: "Der neue Faschismus wird nicht sagen: ich bin der Faschismus. Er wird sagen: ich bin der ANTIFAschismus!"

Albert Schultheis | Do., 3. Oktober 2024 - 14:32

Es ist ziemlich offensichtlich, dass der Iran auch mit dem jüngsten "Angriff auf Israel" nur eine Botschaft aussenden wollte: "Wir sind weder gewillt noch fähig, euch Paroli zu bieten! Macht das mit unseren Sturmtruppen vor Ort aus, der Hamas, der Hisbollah und den Huthis, aber lasst uns in Frieden." - Die Frage ist jedoch, welche Strategie verfolgen die Mullahs? Womöglich wollen sie nur Ruhe haben zum Bau der Bombe - und das kann nicht mehr lange dauern. Hat Iran die Bombe, dann werden Hamas, Hisbollah und Huthis unangreifbar. Damit hätte Israel seine Zukunft verspielt. Es bleibt ihnen wohl nur die Alternative, die Atomanlagen nachhaltig zu zerstören. Israel könnte dafür eine Vorwarnung ausgeben, um die zivilen Opferzahlen möglichst gering zu halten. Außerdem wäre ein Angriff auf die Atomanlagen verglws gut von zivilen Einrichtungen abgrenzbar - mit Ausnahme eines möglicherweise nuklearen Fallouts in der Region. Aber das Ausmaß wäre bei weitem nicht vergleichbar mit Chernobyl.

Henri Lassalle | Do., 3. Oktober 2024 - 15:36

Das dürfte ein Täuschungsversuch sein. Wenn ich Infos ernst nehmen würde, dann steht der Iran in Sachen Entwicklung von Nuklearwaffen seinem Ziel sehr nahe gekommen.

Günter Johannsen | Do., 3. Oktober 2024 - 19:41

ist der Angriff des Schurkenstaates Iran auf Israel. Aber noch widerlicher sind Jubel-Exzesse der palästinensischen Judenhasser in unserem Land! Ist das die angesagte Staatsräson? Wollen wir zulassen, dass sich Islamistische Mörderbanden bei uns einnisten?!
"Der Haarölfabrikant Gottlieb Biedermann nimmt in seinem Haus zwei Männer auf (Schmitz und Eisenring), die er auf seinem Dachboden hausen lässt. Biedermann muss feststellen, dass Schmitz und Eisenring auf dem Dachboden Benzinfässer einlagern und mit Zündschnur und Zündkapseln hantieren. Er lädt die beiden Männer zum Abendessen ein und fragt sie bei dieser Gelegenheit, wer sie seien und was sie wollten. Offen gestehen sie ihm, dass sie Brandstifter sind. Biedermann hält diese Auskunft aber für einen Scherz – weil er ja ein Gutmensch ist -, gibt er ihnen die verlangten Streichhölzer. Als bereits sein Haus brennt, will Gutmensch immer noch nicht wahrhaben, dass es sich bei Schmitz und Eisenring um Brandstifter handelt" M. Frisch