13. Dezember 2024: ein Porträt des gestürzten Machthabers Baschar al Assad an einem Gebäude der Präsidialgarde / Bild: Agentur Focus

Der Nahe Osten nach dem Umsturz in Syrien - Herrscher und Vasallen

Syrien kommt nicht zur Ruhe. Seit dem Arabischen Frühling herrschte Krieg in Syrien, das zum Spielball der Geopolitik wurde. Nun stürzten HTS-Kämpfer den Despoten. Wer profitiert, wer verliert und wer regiert?

Guido Steinberg

Autoreninfo

Dr. Guido Steinberg ist Islamwissenschaftler und forscht bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin u.a. zum politischen Islam und zum Terrorismus.

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Der Sturz des Assad-Regimes in Syrien kommt einem regionalpolitischen Erdbeben gleich. Großer Sieger ist die Türkei, die immer mehr zur nahöstlichen Regionalmacht wird. Iran ist der mächtigste Verlierer, der die Niederlage zum Anlass nehmen könnte, sich nuklear zu bewaffnen. Israel profitiert zwar von Teherans Misserfolg, ist aber in Syrien mit einem neuen Nachbarn konfrontiert, der ihm feindlich gesonnen ist und im Bündnis mit der Türkei zu einer ganz neuen Bedrohung für den jüdischen Staat werden kann.

Sieg der Türkei

Der Sturz des Regimes von Baschar al Assad in Syrien ist eine späte Folge der Proteste des Arabischen Frühlings von 2011 und ein ebenso später wie spektakulärer Erfolg der türkischen Politik, die in Syrien und anderswo früh auf die Unterstützung der Opposition setzte. Vor mehr als einem Jahrzehnt gingen die Bevölkerungen in vielen Ländern des Nahen Ostens auf die Straßen, um gegen autoritäre, korrupte und unfähige Regierungen zu demonstrieren und bessere wirtschaftliche und soziale Lebensverhältnisse und politische Mitsprache einzufordern. Zwar gelang es in einigen Ländern, die Diktatoren zu stürzen, doch mündeten die Proteste oft in Aufstände und Bürgerkriege, die die Region in den nächsten Jahren prägten und zum Spielball regionaler und auswärtiger Mächte machten. Der blutigste und langwierigste Konflikt war der in Syrien, wo sich Baschar al Assad gegen den Verlust seiner Macht stemmte und sich bis 2024 halten konnte.

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HappyLife | Di., 18. Februar 2025 - 19:57

Die syrische Bevölkerung wird es schlimmer kommen, als zuvor.

Die jetzigen Machthaber werden dort übles anstellen. Das passiert jetzt schon. Christen & Juden werden darunter schwer zu leiden haben. Ist wie es ist.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 19. Februar 2025 - 09:14

Hauptsache, deren Volk bleibt im Land dort oder bei den arabischen Nachbarn, deren Kultur sie kennen und leben. Für mich ist es derzeit am wichtigsten, dass nur kontrolliert und ausgesuchte Syrer ins Land kommen und keine sog. "traumatisierten" Kinder und Jugendliche, die sich dann als ältere Paschas, religiös verblendete und gefährliche Messerstecher und Attentäter erweisen. Unsere Ethnie ist nicht in der Lage, die Probleme dort zu lösen oder wirklich positiv zu beeinflussen. Das müssen die Araber - die Syrer- selber machen.

Leider, Herr Konrad, lebt es sich in Deutschland viel besser und
die hier herrschende Kultur ist denen doch nicht unbekannt
oder gar fremd.

Wer redet denn von Problemen lösen? Mit Problemen kann man
doch viel besser und vor allem leichter regieren.

MfG

Walter Bühler | Mi., 19. Februar 2025 - 10:44

Ich halte Erdogan für einen sehr klugen, religiös inspirierten Nationalisten, der unbeirrt an der Wiedererrichtung des türkisch-osmanischen Reiches vom Kosovo über Syrien bis in die Wüste Gobi arbeitet, mit schönen Optionen auf viel weiter reichenden Einfluss in Süd- und Zentraleuropa.

Für seine grandiose religiös-nationale Vision nutzt er - wenn es ihm in den Kram passt - auch die infantile Freude an "Revolutionen", die viele Politiker und Politikwissenschaftler in unserem Europa kultivieren.

Mit großem Revolutions- und Freiheitsgebimmel kann er ganz leicht die Unterstützung europäischer Politiker und Medien gewinnen, um radikale sunnitsche Islamisten vom IS in Syrien an die Macht zu bringen.

Wie im Falle Gaza finanzieren auch im Falle Syrien die Regierungen von Katar, Saudi-Arabien und der Türkei großzügig die dazu gehörende islamistische Propaganda in unseren westlichen Medien.

Das ist im sinne der grauen Wölfe sehr gut investiertes Geld.