Javier Milei bei seinem Deutschlandbesuch im Juni / dpa

Argentiniens Präsident Javier Milei - Ein Jahr Kettensäge

Argentiniens Präsident Javier Milei baut seit fast einem Jahr Staat und Wirtschaft um. Die Inflation hat er teilweise eingedämmt, den Staat verschlankt. Die Maßnahmen verursachen aber auch Kosten, die sich im BIP und bei der Staatsverschuldung zeigen. Eine erste Bilanz.

Autoreninfo

Gerhard Junior absolvierte seinen Master in Politischer Theorie mit dem Schwerpunkt Politische Ökonomie an den Universitäten in Frankfurt am Main, Darmstadt und Warschau. Derzeit hospitiert er bei Cicero Online.

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Der argentinische Mann mit der Kettensäge kann, trotz gewisser Schwierigkeiten, erste Erfolge verbuchen. Seit fast einem Jahr ist der wirtschaftslibertäre Javier Milei (54) Präsident des zweitgrößten Staates Südamerikas. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist eines der größten wirtschaftlichen Probleme des Landes schneller zurückgegangen als erwartet: Die monatliche Gesamtinflation konnte von 25,5 Prozent im Dezember letzten Jahres auf 8,8 Prozent im April eingedämmt werden. Für die jährliche Inflation wird erwartet, dass sie von 211,4 Prozent im Jahr 2023 auf 139,7 Prozent in diesem Jahr sinken wird. 

Die wirtschaftliche Lage war und ist in großen Teilen des Landes zwar immer noch prekär. Allerdings ist die Inflation bereits niedriger als noch im Dezember, als die Preise noch täglich um nahezu ein Prozent gestiegen waren; insofern ist hier ein bereits beachtlicher Erfolg zu verbuchen. 

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Gerhard Lenz | Do., 31. Oktober 2024 - 08:44

wird zwangsläufig scheitern. Seine libertäre Revolution gleicht einem Griff in die Mottenkiste. Das Rezept ist immer gleich simpel: Ein flacher Staat, in dem Regulierungskräfte weitgehend ausgeschaltet sind, und eine entfesselte Wirtschaft werden für weitverbreiteten Wohlstand sorgen. Denn wenn die Wirtschaft floriert, fällt für alle etwas ab! Tatsächlich ist es dieser Wirtschaft im Prinzip völlig Wurscht, wer ausser ihr profitiert, sie handelt nämlich grundsätzlich u. ausschliesslich egoistisch (was für sie völlig normal ist). Umsatz und Gewinne, und das bei politischer Stabilität, müssen stimmen. Mileis Politik steht oder fällt aber mit der Verteilung des Wohlstandes, nicht mit einigen wenigen Ziffern, die dem IWF gefallen - einer Organisation, die bei wirtschaftlichen Problemen immer vorschlägt, zunächst Sozialsysteme zusammenzustreichen.
Darüber können weder Mileis Gehabe, noch sein sprachlicher Bombast oder das plakative Kürzen von Löhnen bei Staatsbeamten hinwegtäuschen.

Die einzige Mottenkiste ist der muffige Mief aus Jahrzehnten dauersozialistischer Beschallung.

Immer und immer wieder dasselbe. Der Staat, der Staat möge es richten. In unzähligen Variationen.

Lass die Menschen ran!

Tomas Poth | Do., 31. Oktober 2024 - 08:52

Das argentinische Experiment muß man beobachten, wie es sich auf die Lebensbedingungen für die Argentinier auswirkt.
Ein Lehrstück für alle "westlichen" Staaten!?

Christoph Kuhlmann | Do., 31. Oktober 2024 - 12:02

bei ihrer Reise von einem Extrem in das andere. Die ungezügelte Sozialstaatslogik richtet eine Volkswirtschaft ebenso zugrunde wie radikaler Liberalismus. Aber wenn die Volkswirtschat sowieso am Boden liegt kann man auch erstmal ein paar überflüssige Ministerien schließen, um den Staatshaushalt zu finanzieren.

Albert Schultheis | Do., 31. Oktober 2024 - 12:49

1. Das des deutschen Stümpers und machtgeilen Phantasten, Robert Habeck, der seinen politischen Gegnern, die in der Sache meistens mehr Ahnung haben als er, gerne den Mund verbietet.
2. Das des gelehrten, von seinem Fach als Ökonomieprofessor besessenen “Autisten”, Xaver Milei, dem Macht und Geltungssucht völlig fremd sind.
Während der 1. smart und in gesalbten Worten daherkommt, auch vor Lügen nicht zurückschreckt, und mit Milliarden, die andere erarbeitet haben, nur so um sich schmeißt, kommt der 2. eher brachial, eckig und kantig aber bescheiden daher – dennoch oder gerade deshalb hält die Mehrheit ihn für authentisch!
Habeck ist offensichtlich dabei ein gesamtes, einst gesundes und blühendes Land bis auf die Grundmauern zu ruinieren und damit viele in Elend, Gewalt und eine soziale Dystopie zu entlassen. Während Milei auf einem guten Weg ist, ein ruiniertes Land aus Elend und Gewalt herauszuführen – sicherlich über eine Zeit der Entbehrung hinweg, besonders für nutzlose Beamte!

Henri Lassalle | Do., 31. Oktober 2024 - 14:18

Viele, vielleicht die Meisten Bürger wünschen eine Politik nach dem Motto: "Wasch mich, aber mache mich nicht nass". Dass geht natürlich nicht, alles hat seine Soll- und Habenseite.
Aber auch Milei wird ein Grundproblem seines Landes nicht lösen können: Das der Finanzaristokratie, der Grossgrundbesitzer und Viehzüchter.......Sie haben - und tun es immer noch - das Land ausgebeutet, nichts für seine Refinanzierung getan. Milei kann partielle Erfolge haben, aber das Grundübel kann er mit seinen Methoden nicht beseitigen, eher maskieren.

Karl-Heinz Weiß | Do., 31. Oktober 2024 - 15:02

Antwort auf von Henri Lassalle

Ihre Meinung halte ich für plausibel. Argentinien war bis in die 50er-Jahre eines der wohlhabendsten Länder weltweit.
Der öffentliche Sektor wird auch in der Gegenwart noch als mäßig korruptionsanfällig eingestuft. Wer soll nun von der radikalen Privatisierung profitieren ? Beispiele in Großbritannien und Griechenland mahnen zur Vorsicht. Gewinne privatisieren und nach einiger Zeit sozialisieren-das Rezept ging meistens schief. BlackRock & Co. machen noch keinen Volkswirtschafts-Merz.