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Peter Sloterdijk über Merkel und die Flüchtlingskrise - „Wir haben das Lob der Grenze nicht gelernt“

Mit deutlichen Worten kritisiert Peter Sloterdijk die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin und geht auch mit den Medien hart ins Gericht. Wenn die Regierung mit ihrer Politik des Souveränitätsverzicht weitermache, sei eine Überrollung Deutschlands nicht mehr aufzuhalten, prophezeit der Philosoph

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Der Philosoph Peter Sloterdijk hat das Handeln von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingskrise scharf kritisiert. „Die deutsche Regierung hat sich in einem Akt des Souveränitätsverzichts der Überrollung preisgegeben“, sagte Sloterdijk im Gespräch mit dem Magazin Cicero (Februarausgabe), „diese Abdankung geht Tag und Nacht weiter“.

Die Politik der offenen Grenzen könne final nicht gut gehen. „Merkel wird zurückrudern“, so der Philosoph. Semantische Tricks würden die notwendige Kehrtwende bemänteln.

„Wir haben das Lob der Grenze nicht gelernt“, sagte Sloterdijk. In Deutschland glaube man immer noch, „eine Grenze sei nur dazu da, um sie zu überschreiten“. Innerhalb Europas schere Deutschland damit aus. „Die Europäer werden früher oder später eine effiziente gemeinsame Grenzpolitik entwickeln. Auf die Dauer setzt der territoriale Imperativ sich durch. Es gibt schließlich keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung.“

Dem Nationalstaat prophezeit Sloterdijk „ein langes Leben“. Er sei das einzige politische Großgebilde, das bis zur Stunde halbwegs funktioniere. „Als lockerer Bund hat die EU mehr Zukunft, als wenn sie auf Verdichtung setzt.“

Kritik übt der Philosoph auch am Zustand der Medien wie der Politik im allgemeinen: „Der Lügenäther ist so dicht wie seit den Tagen des Kalten Kriegs nicht mehr.“ Im Journalismus trete die „Verwahrlosung“ und die „zügellose Parteinahme allzu deutlich hervor“. Das Bemühen um Neutralität sei gering, „die angestellten Meinungsäußerer werden für Sich-Gehen-Lassen bezahlt, und sie nehmen den Job an.“

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Rolf Walter | Fr., 23. September 2016 - 04:48

Ich habe selten einen Philosoph erlebt, der bereits ein Dreivierteljahr vorher alles so präzise auf den Punkt gebracht hat und voraus erahnt hat wie das verzweifelte Rückrudern der Merkel. Respekt, Herr Prof. Sloterdijk. Und jetzt machen Sie bitte eine genau so famose Prognose, wie die Merkel in einem Jahr aus dem Amt schleicht!

Anne König | Fr., 23. September 2016 - 08:04

Die Idee des Nationalstaates hat doch gerade mal 100 Jahre gehalten und war und ist ein Konstrukt.
Wie heisst der Niederländer, der ein "Europa der Regionen" schon in den 40 er Jahren prophezeit hat? Regionen mit ihren Besonderheiten könnten u.a. auch Garant für Vielfalt und Bürgernähe sein... Grüße, A.König

Hans Kurth | Sa., 24. Dezember 2016 - 03:11

Antwort auf von Anne König

Frau König, der Nationalgedanke ist viel älter. In Deutschland bekam er Durchschlagskraft durch den Widerstand gegen die napoleonische Besetzung. In England und Frankreich z.B. viel eher! Deutschland wurde daher häufig auch als verspätete Nation angesehen.

Manche Historiker versuchen den maßlos übertriebenen Nationalismus in der Zeit des Nationalsozialismus mit dieser Verspätung zu erklären. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Deutschen hätten früher gelernt, ihre eigenen nationalen Interessen maßvoll zu verfolgen, als noch jahrhundertelang die Idee eine Heiligen Römischen Reiches zu verfolgen.
Übrigens auch damals schon die Idee eines europäischen Superstaates, der den anderen Nationen auf die Nerven ging und dann wie ein Kartenhaus zusammenbrach. Die Deutschen scheinen ein Talent dafür zu haben, es nicht zu merken, wenn eine Idee/Ideologie am Ende ist.

Peter Franz Klein | So., 25. Dezember 2016 - 12:50

Im Grunde sind wir alle selber Schuld. Solange wir Politiker wählen, die Unfähig sind das Land zu regieren um seine Mitbürger zu schützen. Ich warte darauf, bis einer sagt, wir entschulden uns jetzt schon für die nächsten Opfer.
Frage an die Politiker: Sie haben in ihrem Garten über 500 Mienen. Wohl alle mit Fähnchen gekennzeichnet, achten Sie immer darauf oder lassen sie es entfernen. Es hat über 500 gewaltbereite IS Kämpfer oder Hassprediger. Tendens steigend. Wieso weist man sie nicht aus, auch wann sie einen deutschen Pass haben? Ich weiss, damit kann man nicht alles ausschliessen? Aber es würde eine gewisse Sicherheit geben. Nur mehr Polizei allen aufstocken genügt nicht. Es müssen handfeste Taten folgen, und das so schnell wie möglich. Ansonsten sehe ich in Zukunft schwarz.
Auch sollte die Einwanderung begrenzt werden, nur noch Menschen, die es wirklich nötig haben. Mit diesen Gedanken stehe ich nicht allein!

Stephan Clauss | Sa., 7. Januar 2017 - 18:20

Die Idee des Nationalstaats ist ein Konzept des 19. Jahrhunderts. Es sind schon zuviele Menschen für diesen falschen Retter geopfert worden. Das kann nicht die Antwort sein, die wir brauchen, um in Frieden zu leben.

Heike Törmer | Mo., 9. Januar 2017 - 18:01

Als sie die Grenzen für die arabisch,männliche Flut aufriß,war diese Entwicklung für jeden denkenden Menschen vorraussehbar,zu denen ich mich zähle.Nach der Welcomehysterie folgt daher das Goodbye,zu spät,nur, weil ihr der Wind so derart ins Gesicht bläst ,hören wir nun von ihr Forderungen,die die frühen Warner vor der Islamisierung bereits weit vor der Flüchtlingskrise lautstark verlangt haben.Doch ich dachte ,daß hinter einer Schweinerei die nächste lauert,die unbeachtet bleibt und das ist der Wille der USA mit ihren europäischen Vasallen,allen voran der Flüchtlingskanzlerin,einen Krieg gegen Rußland anzuzetteln.Die Panzer sind schon angekommen und rollen durch das Land,von dem nie wieder ein Krieg ausgehen soll.Deutschland schläft trotzdem,bis zum bösen Erwachen.Und Trump kann von Obama nur durch Krieg an seiner Präsidentschaft gehindert werden.Nach der verheerenden Kriegspolitik Obamas traue ich dem Alles zu.