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Zeitungen – große Auswahl, gleiche Meinungen? / dpa

Journalismus und Gesinnung - Wer predigen will, sollte in die Kirche gehen

Der neue Journalismus führt Haltung ins Feld, wenn Gesinnung gemeint ist. Haltung unterliegt ständiger Prüfung, auch der Selbstkritik, Gesinnung nicht. Das ist gefährlich für die Glaubwürdigkeit des Journalismus und widerspricht altgedienten Regeln.

Autoreninfo

Prof. Dr. Claus Richter ist ein deutscher Journalist. Von 2001 bis 2014 war er Redaktionsleiter des ZDF-Politmagazins Frontal21.

So erreichen Sie Claus Richter:

„Wenn Sie predigen wollen, gehen Sie in die Kirche“ und „Streichen Sie den Schaum“ – das waren nur zwei der verbindlichen Empfehlungen für junge Journalisten. In den 1970er-Jahren war das, damals, als ich beim kritischen Magazin Monitor im Westdeutschen Rundfunk den Beruf des Fernsehjournalisten erlernte. Damals galt Journalismus noch als Lernberuf, als ein Handwerk, das, wie im richtigen Leben, klare Regeln kannte.

Monitor-Chef war damals Claus Hinrich Casdorff, ein bekennender Liberaler, der, gerade aus dem Krieg zurückgekehrt, bei der BBC in die Schule gegangen war, so wie viele der prägenden Journalisten jener Jahre, zu denen auch Hanns Joachim Friedrichs gehörte, dessen bekanntes Motto ebenfalls auf einen Journalisten der BBC zurückging: „Das habe ich in meinen fünf Jahren bei der BBC in London gelernt: Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein.“

Unvoreingenommenheit als Kodex

Die Amerikaner und vor allem die Briten wollten in den Jahren nach dem Krieg den Deutschen einen Journalismus beibringen, der einer Demokratie würdig war, unabhängig, fair, frei von staatlicher Gängelung. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten, viele Zeitschriften und Zeitungen, vom Spiegel bis zur Süddeutschen Zeitung, wurden in diesem Geist gegründet. Dessen oberster Grundsatz war die „impartiality“, die Unvoreingenommenheit, mit der ein verpflichtender Kodex einherging.

Dazu gehörten unter anderem die strikte Trennung von Bericht und Kommentar, die genaue Prüfung der Fakten, die Pflicht, die Gegenseite ausführlich zu Wort kommen zu lassen, das Zwei-Quellen-Prinzip, Meinungspluralismus. Dabei waren Casdorff und andere keineswegs Gegner eines engagierten Journalismus, lehnten aber einen aktivistischen, parteiischen Journalismus ab. Auch aus taktischen Gründen. Wer mit seiner journalistischen Arbeit etwas erreichen, Aufklärung und kritisches Nachdenken bei den Lesern oder Zuschauern fördern wollte, sollte sich vor allem auch an die wenden, die nicht schon zu 100 Prozent die Meinung der Autoren teilten. „News analysis“ statt Predigt, mündige Bürger statt Gemeinde.

Das „überholte Ideal des neutralen Journalismus“

Natürlich war jenen Müttern und Vätern dieser Art Journalismus klar, dass jeder Journalist ihre bzw. seine Biografie mit sich trägt, damit bestimmte Überzeugungen, auch Vorurteile. In einer Grundsatzrede vor dem Rhein-Ruhr-Klub am 14. April 1953 charakterisierte Spiegel-Gründer Rudolf Augstein seine Redakteuren: „Sie sind frei von jeder ihnen aufgezwungenen „Richtung“ und nur ihren Vorurteilen und Irrtümern unterworfen.“ Offenbar kannte Spiegel-Redakteur Philipp Oehmke diesen Text nicht, als er vor kurzem die Abkehr vom „überholten Ideal des neutralen Journalismus“ forderte. Dass hinter jedem Text ein Autor mit Biografie steckt, habe „sich erst in den vergangenen Jahren im Journalismus niedergeschlagen.“ Bei Augstein hatte sich das schon 67 Jahre vorher niedergeschlagen.

Eben weil Augstein mit der Vorprägung seiner Redakteure rechnete, verpflichtete er sie zur journalistischen Disziplin, zur Objektivität des Vorgehens. Augstein über den Spiegel: „Er hat die verdammte Pflicht, fair zu sein, und dazu gehört, dass er kein vernünftiges Argument unterdrückt.“ Augsteins „Sagen, was ist“ lautet bis heute der Wahlspruch des Spiegel. Aber auch Augstein hielt absolute Objektivität, Neutralität für unerreichbare Ideale, aber eben für Ideale, die zu ständiger Wachsamkeit mahnen, gleichsam als gedankliches Korrektiv, die eigene Subjektivität im Zaum zu halten. Augstein kommt auf eine Art Trick, bei aller journalistischen Fairness Wertung mit einfließen zu lassen. „Aber durch die Art der Darstellung wird der Spiegel immer durchblicken lassen, wo nach seiner Meinung das Schwergewicht der Argumente liegt.“

Einseitige Bestätigungsrecherche

Nun ist jeder Journalist der Gefahr ausgesetzt, vor allem das zur Kenntnis zu nehmen, was passt, das „erkenntnisleitende Interesse“ vor die ergebnisoffene Recherche zu setzen. Auch die Wissenschaft kennt diese Gefahr. Nicht erst seit Karl Raimund Poppers „Logik der Forschung“ gilt daher das Prinzip der Falsifikation, d.h. man sucht auch und vor allem nach Fakten, die einer vorgegebenen Theorie oder Hypothese oder Meinung nicht entsprechen. Die einseitige Bestätigungsrecherche bezeichnet das genaue, unredliche, aber nicht seltene Gegenteil. Man hat eine These, sucht dann nach Argumenten und Experten, die sie stützen. Fertig.

Von Sir Karl Popper stammt auch die Warnung, höchst wachsam zu sein, wenn viele, fast alle einer Meinung sind. Das gilt für die Wissenschaft, erst recht für den Journalismus. Dessen Tugenden lauten Skepsis und Misstrauen.

Karl Marx zum Vorbild

Ganz witzig finde ich bis heute den Ratschlag jener älteren liberal-bürgerlichen Kollegen an die gelegentlich marxistisch inspirierten Jungredakteuren, sich ruhig den Journalisten Karl Marx zum Vorbild zu nehmen. Der sei auch sehr meinungsstark gewesen, habe aber das, was er ablehnte, sehr genau studiert und nach gründlicher Recherche analysiert, wissenschaftlich eben.

„Das Kapital“ erforderte Zeit und Mühe, ganze Jahre in der Bibliothek, der schmissige Kommentar im „Manifest“ floss da viel leichter aus der Feder. Fundiertes Urteil kostet harte Arbeit und immerwährende Prüfung auch anderer Positionen. Meinung gibt es umsonst und die findet man zuhauf an jedem Stammtisch, gern auch intellektuell besetzt. Ein geübter Schreiber verfasst einen Kommentar in kaum mehr als einer Stunde, eine genaue Analyse kann Tage dauern und führt häufig nicht zu einem eindeutigen Ergebnis. Seitdem ist mir der Begriff Meinungsjournalismus, Meinungsmagazin zumal, verdächtig – und die Überbewertung des Kommentars im deutschen Medienbetrieb.

Die Anfänge des deutschen Qualitätsjournalismus

Jener aus den Anfängen des deutschen Qualitätsjournalismus stammende Verhaltenskodex definiert, was ich unter Haltung verstehe. Dieser Begriff erfährt derzeit eine Art Transformation. Der neue Journalismus führt Haltung ins Feld, wenn Gesinnung gemeint ist. Haltung unterliegt ständiger Prüfung, auch der Selbstkritik, Gesinnung nicht.

Unter „Schaum“ verstand Claus Hinrich Casdorff ziemlich genau das, was heute den neuen Journalismus auszeichnet. „Schaum“ – damit war jeder Versuch gemeint, den Bürger zu erziehen, statt ihn so umfassend wie möglich zu informieren. Im Klartext: wenn Journalisten zu politischen Akteuren werden, Politik machen wollen, statt über sie zu berichten, haben sie ihren Beruf verfehlt. Parteien, Initiativen, Bewegungen gibt es genug.

„Facts are sacred, comments are free“

„Facts are sacred, comments are free“ lautete einer jener BBC-Grundsätze, die auch den amerikanischen Journalismus bis heute prägen, z.B. die New York Times. Die hat seit Jahrzehnten die op-ed-Seite (kurz für: opposite the editorial page), eine Seite für Gastbeiträge, die der Linie des Blattes widersprechen – Ausdruck der Meinungsvielfalt.

Auf dieser Seite druckte die New York Times einen Kommentar von Tom Cotton, dem republikanischen Senator von Arkansas und Trump-Anhänger. Darin befürwortete er den Einsatz des Militärs gegen randalierende und plündernde Demonstranten. Die Folge: der für die Seite verantwortliche Redakteur, der den Kommentar nicht gelesen hatte, musste auf Druck vieler Kollegen zurücktreten. Von denen meinte einer, jener Kommentar fühle sich „gewalttätig“ an, und Verleger Sulzberger sprach von „harter Sprache“. Die Rede war weiter von „toxischen“ Inhalten. Ben Smith, der Medienredakteur der New York Times, untersuchte Entstehung und Folgen des Konflikts in seinem Blatt. Er stellt, auch in anderen Redaktionen, eine wachsende Tendenz fest hin zu einem Journalismus, der persönlicher geprägt ist, der es Reporteren durchaus erlaubt, deutlich zu machen, was sie für die Wahrheit halten. Es gehe um „moralische Klarheit“, ein Schlüsselbegriff des neuen Journalismus. Philipp Oehmke griff im Spiegel den Fall auf und verkündete: „Die Zeit der Neutralität ist vorbei“. Stattdessen gelte es „Farbe zu bekennen“, denn: „Wer stets allen Positionen Raum verschaffen will, macht es sich einfach und begibt sich in eine moralische Indifferenz“. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass der Spiegel auch eine Erwiderung des Kollegen Florian Gathmann veröffentlichte. Der will an der Spiegel-Tradition festhalten.

Die Einförmigkeit der deutschen Medien

Wer also nicht „moralisch indifferent“ sein will, die Wahrheit auf seiner Seite wähnt, der kämpft gegen Rechts, für eine konsequente Klimapolitik, gegen Rassismus, für Seenotrettung, gegen Diskriminierung, für Genderisierung, gegen Nationalismus, kurz für politische Korrektheit. So eilt der neue Journalismus von Front zu Front, getrieben vom Vorsatz, dem Guten und Gerechten zu dienen, zum Sieg zu verhelfen. Kämpfern und Aktivisten aber können und wollen nicht mehr differenzieren, das könnte ja dem Gegner in die Hände spielen. Und so kommt es, dass viele in moralischem Eifer nicht mehr wahrnehmen, was in der Realität abgeht. So hat der Großteil der Berichterstatter den Brexit oder die Wahl von Donald Trump für so gut wie ausgeschlossen erklärt. Die Wähler waren doch ihrer Meinung nach viel zu klug, um Demagogen zu folgen. So konnte nicht sein, was nicht sein darf.

Aus dem Gefühl moralischer Überlegenheit entscheiden diese neuen Journalisten darüber, welche Positionen nicht mehr zu Wort kommen dürfen, was toxische Inhalte sind. Vor der Berichterstattung wird gleichsam ein moralischer Filter eingezogen, gut oder böse. So entsteht ein Bekenntnisjournalismus, der Teile der Wirklichkeit ausblendet, widerstrebende Fakten nicht mehr wahrhaben will, vor lauter Betroffenheit Fragen nicht mehr stellt. Das gilt zum Beispiel für die „Mainstreamberichterstattung“ über die Flüchtlingskrise, zumindest so lange, bis die Realität nicht mehr zu verdrängen war. Selbst wohlwollende Beobachter stellten seinerzeit eine auffallende Einförmigkeit in den deutschen Medien fest. Nonkonformismus? Das war einmal.

Die Frage, was druckbar ist

Es gab Zeiten und Systeme, in denen die Frage, was druck- oder sendbar ist, stets klar beantwortet wurde. Ich hatte den Vorzug, über zwei sozialistische Diktaturen als Korrespondent berichten zu dürfen, über Polen zu Beginn der 1980er-Jahre und über die DDR von 1987 bis zum Zusammenbruch 1989. Wer die angeblich humanistische Botschaft des Kommunismus nicht teilte oder gar kritisierte, der war eben „moralisch indifferent“, unzuverlässig, nicht auf Linie, musste zum Schweigen gebracht werden. Das in der DDR beliebte Agitationslied „Sag mir, wo du stehst“ liegt mir noch heute in den Ohren. Hören möchte ich es nie mehr, gerade nicht von Kollegen. Damals zitierten Journalisten noch gerne Rosa Luxemburg oder Voltaire, der noch sein Leben für die Freiheit des Andersdenkenden einsetzen wollte, auch wenn ihm seine Meinung verhasst war.

Wohl gemerkt: den Kommentar von Tom Cotton halte ich auch für verwerflich, aber darf man einem freigewählten Senator einfach das Wort verbieten, Zensur ausüben? Den inkriminierten Kommentar teilen immerhin gut 40 Prozent der amerikanischen Wähler, die bis heute treu zu Trump stehen, was auch immer er anstellt. Trump wurde, nicht zu vergessen, auch deshalb gewählt, weil er sich als Kämpfer gegen die „political correctness“ der linksliberalen Eliten aufspielte. Ihm jedenfalls kam der Konflikt bei der New York Times gelegen, hatte er doch endlich den Beleg, dass die Fake News abweichende Meinungen unterdrücken. So siegte bei der New York Times die Moral, und der Bösewicht frohlockte.

„All the news that's fit to print“

Cotton profitierte auch, hält sich, wie man liest, für die Präsidentschaftswahlen 2024 bereit. Übrigens: Wenn die Maßstäbe der New York Times hierzulande gelten würden, was bedeutete das zum Beispiel für den Kommentar von Monitor-Chef Georg Restle, der Trump die Mentalität des Ku-Klux-Klans unterstellte, also einer verbrecherischen, rassistischen Mörderbande? Weiterhin halte ich Restles Kommentar im Sinne der Meinungsfreiheit durchaus für anregend.

Das alte ehrwürdige Motto der New York Times lautet: „All the news that's fit to print“. Skeptiker des neuen Journalismus haben einen neuen Spruch vorgeschlagen: „All the News, that fits, we print.“ Was das für die Glaubwürdigkeit unseres Berufs bedeutet, mag jeder selbst entscheiden.
 

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Ernst-Günther Konrad | So., 28. Juni 2020 - 18:23

Es gibt einige Kritiker des Mainstreamjournalismus. Wir lesen hier und anderswo durchaus ähnliche Artikelinhalte. Ich stimme Ihnen in allem zu Herr Prof. Richter. Nur hat der Größenwahn einiger Journalisten Umfänge angenommen, dass sie zu platzen drohen. Wäre das nur der ein oder andere, vielleicht einer in jedem Medium, okay. Den würde man erkennen und für sich aussortieren. Inzwischen aber gehen ganze Verlagshäuser diesen Weg, überbieten sich einzelne Journalisten in ihren Haltungsnoten, halten sich ör für die Meinungsmacher der Nation. Sie blenden aber aus, das mündige Bürger einen Programmknopf haben, dass die allermeisten Menschen via Internet selbst recherchieren, das der sog. gesunde Menschenverstand noch nicht verloren gegangen ist. Die von Parteien und der Regierung bezahlten Medien, ob private oder ör, sie merken nicht, dass sie mit ihrem Haltungsjournalismus sich den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Die Auflagen sinken stetig, sie werden "Lügen - oder Lückenpresse" genannt.

Es ist richtig, dass die Haltungsjournalisten in ihrem Eifer (Größenwahn) nicht mehr wahrnehmen, was in der Realität abgeht. Selbst Zusammenhänge, die eigentlich mühelos zu erkennen sind, nehmen sie nicht zur Kenntnis, sobald sie ihren Sichtweisen widersprechen.
Die Haltungsjournalisten haben zwar die Veröffentlichung von Meinungen in ihrer Hand aber den Zugriff auf die Realität (Alltagsprobleme) der einfachen Bürger können Sie anscheinend nicht erlangen.

Die meisten jüngeren Journalisten sind Opportunisten die genau wissen unter welchen Bedingungen ihr prekärer Vertrag nicht verlängert wird. Ich kann einfach nicht glauben dass alle die da schreiben wirklich nicht die Wirklichkeit sehen. So verblendet kann man nicht sein; daher tippe ich auf schäbigen aber verständlichen Opportunismus. Es sind die Verlagshäuser die die große Richtung bestimmen; ich denke die meisten jüngeren Journalisten ohne Namen haben dann wenig Wahl. Ich habe mich oft gefragt wieso die Presse der 30er Jahre so antijüdisch und so pro Hitler und so voller Hass war. Was wir jetzt sehen, wie zB in der TAZ aber auch im ör erklärt vieles. Was damals „neue Zeit“ hiess, heißt heute Antirassismus etc; die Verblendung ähnelt sich, die Hassparolen sind austauschbar, nur die Schreiberlinge haben andere Namen und veröffentlichen ihre Bösartigkeiten in Harmonie mit dem Mainstream. Und die Forderung nach Haltungsjournalismus gibt es weltweit, selbst in den USA.

Sind Sie denn nicht auch freudig überrascht, lieber Herr Konrad, daß wenigstens hier beim CICERO nun schon der zweite Beitrag zum Thema "Journalistische Neutralität" innerhalb kürzester Zeit erscheint?
Das Plädoyer von Herrn Heitmann "Warum eine Gesellschaft streiten können muß"
schlägt in dieselbe Kerbe.

In mir regt sich auf Grund dessen wieder etwas Hoffnung darauf, daß e n d l i c h mehr kompetente Fachvertreter des Journalismus - vor allem die älteren - ihre Stimme laut erheben und ihre fast "gleichgeschalteten" Kollegen zur (Berufs-)Ordnung rufen.

Vielleicht gelingt in Deutschland d o c h noch die dringend notwendige Rückkehr zu einem ergebnisoffenen Diskurs in der Gesellschaft. Es wäre für mich so etwas wie das Aufwachen aus einem jahrelangen Alptraum - einfach wunderbar!

(Man wird ja wohl auch mal s c h ö n träumen dürfen ...)

Ob ich überrascht bin? Ja und nein. Ja, deshalb, weil ich bei meinen morgendlichen Studium von ca. 10 Presseorganen immer wieder kritische Geister bei der sog. Mainstreammedien finde. Julian Reichelt bei BILD, Fleischhauer bei FOCUS, Floorian Gathmann beim SPIEGEL usw. Hin - und wieder werden auch andere Medienwissenschaftler wenigstens mit Gegenmeinung zitiert.
Und nein, weil die Werbung in eigener Sache, die Angst der ör und gekauften Privatmedien insbesondere vor dem Internet geradezu riechbar wird. Überall werden zu billig Geld Abonnements angeboten, werden wir förmlich bekniet, dieses oder jenes Medium zu abonnieren.
Ob nun staatlich oder durch NGO's finanziert, es braucht den Leser, denjenigen, der die Printmedien kauft oder die Bezahlschranke im Netz finanziert.
Ich bin mir sicher, dass es noch viele neutrale und anständige Journalisten gibt, sie werden aber finanziell abhängig und durch Sozialächtung bedroht. Sie müssten einfach nur "lauter" werden. Alles Gute für Sie.

Als Replik auf Ihre Beiträge muß ich nochmal ein gutes Wort für einen großen Teil der taz-Leserschaft einlegen. Viele taz-Abbonenten sind meinungsstark, munter und manchmal vorlaut - im Taz-Forum findet man öfter mal rauhe Töne.
Die harte, laute und zum Teil rücksichtslose Kritik von taz-ABBONENTEN am Polizei/Müll/Abfall-Beitrag macht Hoffnung. Manche (Alt-) Linken und Grünen haben sich ihren Anstand bewahrt und sind NICHT bereit zu schweigen, wenn im eigenen Laden die Menschenwürde so offensichtlich mit Füßen getreten wird. Sie sind auch nicht bereit, Hetze als 'mißratene Satire' zu framen.
Wir brauchen einen neuen 'Aufstand der Anständigen' - in einem etwas anderen Sinne als Herr Schröder seinerzeit formuliert hat.

... dass "staatskonforme Blätter" ebenfalls eine ÖR-Pauschale* erhalten, die sich dann von Jahr zu Jahr auch noch anpasst. Wer das finanzieren dürfte? Natürlich wieder wir Steuerzahler ;) Natürlich nur ein Gedankenspiel - aber überraschen würde mich diese Entwicklung aufgrund der letzten Jahre nicht wirklich!

Haltungsjournalismus war schon immer da. Nach WW2 war der entscheident in der BRD und DDR. Und im Westen hätten die Alliierten niemanden ohne die richtige Haltung eine Zeitungslizenz gegeben. Was sich geändert hat, ist, dass die politische Landschaft heute tief gespalten ist und deshalb gibt es Lager und die Zugehörigkeit zu einem der Lager ist es was wir sehen. Der Unterschied ist also, dass es früher nur ein relevantes politisches Lager gab, heute hingegen zwei. Der Rest ist framing.

'... genaue Analyse kann Tage dauern und führt häufig nicht zu einem eindeutigen Ergebnis. ...'

Das ist wirklich der absolute Brüller.
Als Konsequenz dieser Erkenntnis verzichten die 'meinungsstarken' unter den deutschen 'Qualitätsjournalisten' zunehmend auf die 'genaue Analyse'. Man möchte eben nicht, dass die 'genaue Analyse' ggf. zu Ergebnissen führt, welche die eigene 'Haltung' in Frage stellen. Da ist es besser, bei machen Dingen nicht so genau nachzufragen.

Ich verstehe Ihr Problem und das von Herrn Richter nicht so recht. Ich stimme Grau und Kissler eigentlich nie zu, und Unvoreingenommenheit sind Eigenschaften, die in der "Grauzone" und den "Kontern" höchst selten zu bewundern sind, aber deshalb würde ich den beiden - oder Herrn Richter - nie empfehlen, in die Kirche zu gehen, um ihre Haltung zum Ausdruck zu bringen, denn sie tragen mit z. T. sehr pointierten Kommentaren zur Meinungsbildung bei. Auch das ist die Aufgabe von Journalisten.
Wenn Sie u.a. hier Einseitigkeit beklagen, so mag das daran liegen, dass die Mehrheit der Menschen (und Journalisten) in diesem Land rassistische u.a. Formen von Diskriminierung, zum Glück, noch immer ablehnt. Die Menschenwürde unterliegt NICHT "ständiger Prüfung" und ist nicht Gegenstand eines "ergebnisoffenen Diskurses"!
Bei der Klimadebatte verhält es sich anders: Wer mag, kann wissenschaftliche Erkenntnisse in Frage stellen - darf sich dann aber nicht wundern oder rumheulen, wenn er kritisiert wird.

Gustav Ehlert | So., 28. Juni 2020 - 18:33

Neben dem Beitrag von Frau Basad ist dies schon der zweite Kommentar innerhalb weniger Tage zu jenem Themenkomplex, der den Nagel auf den Kopf trifft.
Und ein Pluspunkt mehr für den Cicero, in dem solche erfrischenden Artikel tatsächlich noch vorkommen, die auf gesundem Menschenverstand basieren und genau den vernünftigen journalistischen Leitlinien folgen, die Herr Richter selbst anführt. Kompliment!

Romuald Veselic | So., 28. Juni 2020 - 18:48

Z: "Aus dem Gefühl moralischer Überlegenheit entscheiden diese neuen Journalisten darüber, welche Positionen nicht mehr zu Wort kommen dürfen, was toxische Inhalte sind."
Sie - D-Journalisten, können das. 90% der D-Journaille sind Belehrungstraktate u. Fanartikel für Gleichgesinnte. Als 4-Macht, das war Churchill's Bemerkung, ist zwar nicht gewählt, dennoch hält sich für unfehlbar, mit Hang zum Dirigismus u. Wahrheitsjustiz. Wobei die gleiche Sache, die in D als "A" bezeichnet wird, nennt man in PL als "Z" = Paradoxon. Sich gegenseitig ausschließend.
Was würde passieren, wenn ich mich zum Berichterstatter erkläre, mit Behauptung, Angela M, die BK, ist dafür voll verantwortlich/kriminell, wenn die Migranten, s. 2015 in D Straftaten begehen.
Alles ist Ansichtssache. Wir besitzen unterschiedliche Wahrnehmung. Meine Wahrnehmung fußt daran, dass dem medialen Mainstream, kein Glaube zu schenken. Framing - ist nur ein anderes Wort für sozialistischen Realismus.

Manfred Sonntag | So., 28. Juni 2020 - 18:53

Der Artikel spiegelt auch meine Erfahrungen in einem Leserbeirat wieder. Solange über Schriftarten, Farben etc. gesprochen wurde, war eine intensive Diskussion mit den Redakteuren möglich. In dem Augenblick, wo politische Inhalte diskutiert wurden, mauerten die Journalisten, wechselten gleich ganz das Thema oder wollten maximal die Informationsquelle wissen. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass viele Journalisten Fakten zur Politik und Geschichte aus dem Mund von Nichtjournalisten prinzipiell ignorieren. Da steckt sicher Arroganz und ideologische Indoktrinierung dahinter. Ein weiter so führt aber in die Sackgasse. Die freien Bürger brauchen keine Denkkorridore. (siehe auch https://www.nzz.ch/feuilleton/medien/springer-ceo-doepfner-viele-verhal… )

auf das Interview mit Mathias Döpfner. Ein wichtiger Kernsatz: "Wenn Journalisten von Aktivisten nicht mehr zu unterscheiden sind, dann können wir einpacken. Hier ist eine ganz wichtige Grenze zu ziehen. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass alles Aktivistische einem Journalisten zuwider sein muss". Stimmt!

Christoph Kuhlmann | So., 28. Juni 2020 - 19:33

überwiegend aus Fakultäten, an denen seit Jahrzehnten keine freie Meinungsäußerung mehr möglich ist ohne persönlich angegriffen zu werden. "Am besten mit gibt seine politische Meinung an der Eingangstür ab." War ein oft zitiertes Motto oder aber "man muss es ja nur sagen." Über forschungsleitende Hypothesen lassen sich Fragestellungen entwickeln, deren Antworten bereits abzusehen sind und auch prompt das Ergebnis der Studie prägen. Ich dachte lange Zeit dieser Mangel an Widerspruchsgeist sei tyoischg deutsch, aber offenbar schwappt da vieles aus den USA herüber. In der Konsequenz haben wir ein Nachrichtensystem, dem in den USA ca. 50% der Wöhler kaum ein Wort glauben, Ich dachte 2015 die Presse sei gleichgeschaltet worden, so einhellig war der Gleichklang in allen Medien. Von journalistischem Handwerkszeug oder gar kritischer Berichterstattung war da nichts zu spüren. Spiegel, Welt, Zeit, FAZ und Fernsehen schienen voneinander abzuschreiben. Die Ausnahme war der Cicero.

... hoffentlich noch lange! Selbst geistig "auswandern" lässt mich immer noch an deren Richtigkeit zweifeln - man sollte es schaffen, im eigenen Land wieder Neutralität in der Berichterstattung zu erreichen (von den "eingefärbten Blättern" an den Rändern mal abgesehen ;)

Schön wär's, dann würde ich sie abonnieren. Leider macht sie auch den allgemeinen Trend mit, nur nicht so penetrant und primitiv wie unsere "Qualitätsmedien". Und die Amerikaberichterstattung unterscheidet sich kaum von der der Aktivisten von FAZ und Welt, die sich ihrerseits in diesem Bereich schon dem Schmierenjournalismus von Spiegel, TAZ & Co. annähern. Was erfährt man über die zahlreichen freigegebenen (deklassifizierten) Dokumente, zuletzt durch Richard Grenell, im Zuge der Barr/Durham Untersuchungen und den Belastungsbeweisen gegen die Mitglieder der Obama-Administration, inkl. Obama und Biden? So gut wie nichts. Und wenn, dann spricht man von Verschwörungstheorien, wo doch die Dokumente einsehbar sind und von den amerikanischen konservativen Medien eingehend kommentiert werden.
Zum „TAZ“-Artikel: Zitiere aus NZZ-Briefing vom 23.06.20: „…«TAZ»-Autorin ... hatte in einem satirisch gemeinten Beitrag darüber sinniert, ob Polizisten auf dem Müll landen sollen." Nett formuliert!

Urban Will | So., 28. Juni 2020 - 20:03

Hier klingt, so meine Meinung, die gute „alte Schule“ durch, die ich gottseidank auch lange „als Kunde“, also Nutzer, erleben durfte.
Ich habe das Gefühl, dass hauptsächlich die Angehörigen der Generation 50+ gerade deshalb den Medien ggü.so kritisch sind.
Das Wort „Lügenpresse“ habe ich selten von jungen Menschen gehört.

Das muss ja Gründe haben.
Und Ihr Artikel zeigt es.
Ja, sie fehlen, die Friedrichs' und Augsteins

Es ist eine Teufelskreis.
Die jungen Gesinnungs – Journalisten machen Politik und Volkserziehung, ernten – zu Recht – Kritik und stilisieren diese wiederum hoch und verachten ihre Kritiker als „Dunkeldeutsche“, Rechtspopulisten, was auch immer.

Bekenntnisjournalismus und Glaubwürdigkeit passen kaum zusammen.
Es wird in der Tat Zeit, sich zu entscheiden.

Ersterer hat sich durchgesetzt (sogar i.d. Reihen der sogen. „Intellektuellen“) und der Politik kann es Recht sein, solange die Gesinnung stimmt, aber Preis wird ein hoher sein.

Manfred Westphal | So., 28. Juni 2020 - 20:44

Danke für diesen Gastbeitrag.
Hier finde ich meine Meinung und Einstellung bestätigt. Ich akzeptiere und lasse Meinungen und Kommentare gelten, aber wenn es um Zahlen, Daten und Fakten geht müssen diese auch stimmen und berücksichtigt werden. Leider werden journalistische Beiträge immer noch romanhaft ausgeschmückt um Tendenzen zu erzeugen, Da muss man viel suchen um auf den Kern zu kommen.

Manfred Westphal | So., 28. Juni 2020 - 20:45

Danke für diesen Gastbeitrag.
Hier finde ich meine Meinung und Einstellung bestätigt. Ich akzeptiere und lasse Meinungen und Kommentare gelten, aber wenn es um Zahlen, Daten und Fakten geht müssen diese auch stimmen und berücksichtigt werden. Leider werden journalistische Beiträge immer noch romanhaft ausgeschmückt um Tendenzen zu erzeugen, Da muss man viel suchen um auf den Kern zu kommen.

Michaela 29 Diederichs | So., 28. Juni 2020 - 20:58

Was politisch korrekt ist, regelt die völkerrechtlich bindende Agenda 2030. Daran orientieren sich Journalisten heute. Vielleicht bleibt ihnen sonst auch nichts anderes übrig. Übrigens Monitor haben ich damals sehr gerne geguckt. Soll ein Kompliment an den Autor sein.

Piere Sals | So., 28. Juni 2020 - 22:47

Dieser profunde Gastbeitrag ergänzt den Artikel von Frau Basad mit der Lebens- und Berufserfahrung eines Praktikers, der weiß wovon er redet. Journalistische Professionalität und Redlichkeit scheinen Arroganz und Überheblichkeit Platz machen zu müssen. Die angesprochenen Restle und Oehmke sind Prototypen dessen und sie wählen eine Sprache die mich an unangenehme Zeiten vor 90 Jahren erinnern.

Christian van der Ploeg | Mo., 29. Juni 2020 - 03:39

Ein fantastischer Artikel, der mir wie offensichtlich den meisten Foristen hier aus der Seele spricht.
Mir fällt das v. a. immer bei Welt online auf (auch wenn dort hin und wieder noch ganz gute Artikel erscheinen):
„So manipuliert Trump die...“
„Das müssen Sie jetzt wissen...“
„So versucht xyz...“
Das sind schon von der Überschrift her so eindeutige Belehrungen und es wird nicht mal versucht, einen objektiven und faktenbasierten Artikel ohne Meinung zu schreiben. Die anderen MSM sind noch viel schlimmer.
Ich danke jeden Morgen dem lieben Gott, dass es noch Cicero und NZZ gibt.

Hatte schon beim Artikel von Frau Basad geschrieben: Wenn man viel und breit gefächert liest,
erkennt man oft in Überschrift und Autor, was einem im Artikel erwartet. Die übliche moralische General - Entrüstung, spritzig - witzige Unterhaltung mit Tiefgang oder eben den gesunden Menschenverstand, gepaart mit Lebenserfahrung und Intelligenz.
Und da noch der Fakt dazu kommt, das eher doch die ältere Generation viel liest. Müssen sich manche Zeitungen doch nicht wundern, dass sie Absatzschwierigkeiten haben.
Junge Journalisten, muss auch gesagt werden. Gehen ja, gut vorerzogen (Schule, Studium, politisches Elternhaus) in die Redaktionen. Und hier treffen sie auch auf eine „Erwartungshaltung“bezüglich Abhandlung der Themenschwerpunkte.

Jürgen Keil | Mo., 29. Juni 2020 - 09:38

Ich bin erfreut über diesen Beitrag. Ab der Wende bis 2016 war ich Spiegelabbonent. Hatte aber einige Jahre vor meiner Abokündigung schon mit der Zunahme der Linkslast und entsprechenden "Haltungsartikeln" gehadert und häufig kritische Kommentare geschrieben. Viele haben den Spiegel mittlerer weile den Rücken gekehrt. Ihn fichts nicht an, die Finanzlücke füllen jetzt internationale Gutmilliardäre. Hoffnung dass sich der Journalismus wieder objektiviert habe ich nicht. Die nun in die Jahre gekommenen linken Journalisten und Redakteure werden sich wohl kaum ändern, ihre Pfründe nicht gefährden, und die Jungen sind schon zu stark vom Haltungsvirus infiziert. Ein Impfstoff dagegen ist nicht in Sicht.

Der Journalismus will die Welt „abbilden“ (das ist übrigens unmöglich und unzweckmäßig). In anderen „Berufen“ jedoch will man Kenntnisse und Problemlösungen für die Welt gewinnen.

Ebenso stellt der Journalismus unter den „akademischen“ Berufen eine nicht legitimierte Instanz dar, ähnlich wie die Werbung. Eine Meinung zu haben ist jedoch nicht strafbar. Der in dieser Aufmerksamkeitsökonomie erzeugte Wettbewerb führt zu einem rasenden Stillstand, ein Verlust von Ideenreichtum und Innovation ist die Folge.

Und wenn Medien über Medien berichten, haben sie ihren Beruf verfehlt.

Neil Young - Ambulance Blues - 10/17/98 - Shoreline Amphitheatre (OFFICIAL)
https://www.youtube.com/watch?v=9GqihwUj-8g

„Sagen, was ist“ lautet bis heute der Wahlspruch desSpiegel-
so im Text. Das "sagt" der Spiegel schon lange nicht mehr. Auch ich las und abonnierte den Spiegel schon kurz vor der Wende, kündigte ihn wegen der von allen Foristen dargelegten Unzulänglichkeiten nach 28 Jahren. Die stromlinienförmigen sowie regierungsfreundlichen Berichte vieler Medien drehen mir den Magen um.

Maria Arenz | Mo., 29. Juni 2020 - 10:28

Auch ich habe nacheinander meine jahrzehntelangen Abos von Zeit, Spiegel, StZ und zuletzt sogar der FAZ gekündigt, weil auch dieses einstige Bollwerk seriösen Journalismus den "klugen Köpfen, die immer hinter ihr stecken", offenbar immer weniger vertraute und immer öfter zum "Betreuen" der Köpfe überging. Diese Entwicklung beruht nun angesichts der offensichtlichen Dünnschiss-Viskosität des gelieferten Haltungsbreis sicher nicht auf "Schwarmintelligenz" und wird stur beibehalten , obwohl die Auflagen seit Jahren nur noch eine Richtung kennen- nach unten. Meine Vermutung: in den Redaktionsstuben sitzen inzwischen überwiegend Produkte eines Bildungssystems, in dem die Qualitätsstandards seit inzwischen auch 30 Jahren nur noch eine Richtung kennen- nach unten. Wer aber aufgrund zu kurzer Konzentrationsspannen komplexere Sachverhalte nicht mehr verstehen und deshalb nicht wirklich argumentieren kann, dem bleibt halt nur Gesinnnung als "Qualitätsmerkmal".

Heidrun Schuppan | Mo., 29. Juni 2020 - 17:22

Antwort auf von Maria Arenz

sind wirklich nur noch Wellnessmagazine – und bei der FAZ vermisse ich Holger Stelzner. Für mich kommt deshalb auch kein Abo bei einer der Publikationen in Betracht.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 29. Juni 2020 - 14:25

übereinstimmen.
Dennoch ein lesenswerter Artikel.
Ich möchte positiv bleiben.
Wer gefiel mir bei Monitor, so früh und lange, wie ich schaute, also etwa ab Mitte der 60er?
Bresser, Runge, Bednarz.
Danach hatte ich zuviel zutun.
Mich stört weder Predigen, noch Moralisieren, mich stört meist mangelndes Niveau.
Junge Kollegen können das noch nicht haben, aber teils kann man Niveau oder mangelndes schon erkennen. Predigt, Moral oder Politik wirken dann wie Versatzstücke, "Potemkische Dörfer": Ich merke, dass ich nichts erfahren werde.
Politik schüttel ich ein bisschen aus dem Ärmel, auch das stört mich nicht bei Journalisten, wenn sie es denn darlegen können.
Es ist evtl. etwas anderes, das auf diesem Land liegt, die Zeit unter Kohl nannte man auch die ".."ja wie?
Aber ich möchte den Historikern nicht vorgreifen.
Im Moment bin ich froh, dass Immanuel Kant in der Bundesrepublik nicht begraben ist.
Mozart kann man in Österreich nicht mehr auffinden, andere Gräber werden vielleicht geschützt

mich stören Moralisieren und Predigen schon und insbesondere von Menschen, die zu Neutralität und Objektivität und zu einer ebensolchen Berichterstattung verpflichtet wären. Ich bin nämlich in meinem Beruf meiner Pflicht auch ohne Abwege nachgekommen. Was ich mit Ihnen teile, ist das Vermissen von Niveau. Ich bin auch damit einverstanden, dass Junge Niveau und Erfahrung NOCH nicht besitzen können. Was mich jedoch stört ist, dass viele von ihnen, vor allem unter der jungen Journalistenschaft, sich gebärden, als wären sie die Einzigen mit Geist und zeigen sich uns Erfahrenen doch, wie Sie das benennen, als Potemkische Dörfer. Mehr Scheinen, als Sein halt und das mit grandioser Überzeugung.

Peter Silie | Mo., 29. Juni 2020 - 18:33

Ich habe so meine Zweifel, dass das Pendel so schnell wieder anders ausschlägt. Die, die heute tatsächlich Journalisten werden wollen und die, die bereits das Volontariat hinter sich haben, sind doch alle gleichermaßen durch das Schulsystem indoktriniert. Es bedarf der Verlagsführung den "TON" vorzugeben. Es ist ja nun wirklich nicht so, dass der Schreibende seine Gedanken ungeprüft in die Matrize äzt. Jemand gibt immer grünes Licht und unterschreibt die Schecks.

Fritz Elvers | Mo., 29. Juni 2020 - 23:37

Sehr interessanter Text. Auch das Bild ist gut gewählt, ein Kant Kiosk.

Gisela Fimiani | Di., 30. Juni 2020 - 12:35

Karl Popper sollte zur Pflichtlektüre jedes Demokraten, unbedingt jedes Journalisten gehören. Er weist zu Recht hin auf die „Laster“, wie „Arroganz, Rechthaberei, Besserwissen, intellektuelle Eitelkeit“, für die Intellektuelle (ich füge hinzu: oder solche, die sich dafür halten) „besonders anfällig“ seien. Intellektuelle, „die aus Feigheit, aus Einbildung, aus Ehrgeiz die schlimmsten Dinge gemacht haben.“ Sie machen „alle die blöden Moden mit“ , wollen „auffallen“ und machen es unmöglich „vernünftig“ mit ihnen zu reden und ihnen „nachzuweisen“ , dass sie „sehr oft Unsinn reden und im Trüben fischen“. Ihr Beitrag, Herr Richter, zeigt mit großer Klarheit, dass Verantwortung und Freiheit Zwillinge sind, dass Demut, Selbstkritk und geistige Unabhängigkeit besagten „Lastern“ inzwischen zum Opfer fallen. Der Optimist Popper wies kurz vor seinem Tod auf diese „Gefahr der Medien“ hin. Ohne deren „Mitarbeit die Wahrheit zu sehen und zu sagen“ sei es „fast unmöglich ein Optimist zu bleiben.“