Bundeskanzler Olaf Scholz reiste nach dem Ampel-Aus nach Budapest für ein Treffen des Europäischen Rates / picture alliance

Der neue Politjargon - „So. Doof.“

Die Stellungnahmen aus der Politik rund um das Ende der Koalition sind ein Spiegel unserer Zeit: narzisstisch, gefühlig, kindisch. Ob eine infantile Gesellschaft den Verwerfungen des anhebenden Epochenwandels gewachsen ist, bleibt abzuwarten.

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

So erreichen Sie Alexander Grau:

Es waren bemerkenswerte Sätze, die der Bundeskanzler am Mittwochabend verkündete. Und das nicht nur wegen ihrer politischen Botschaft. Interessant war auch der Ton, die Sprache, der Gestus, in dem Scholz das Ende der Ampel verkündete. Denn Scholz, der äußerlich eher Spröde und Linkische, gab sich beleidigt. In einem für einen Regierungschef bemerkenswerten Ton sprach er davon, dass Christian Lindner „zu oft“ sein Vertrauen gebrochen habe. „Zu oft“ habe der Finanzminister Gesetze sachfremd blockiert. „Zu oft“ habe er „kleinkariert, parteipolitisch taktiert“.

Christian Linder, so Scholz weiter, gehe es nicht um Kompromisse zum Wohle des Landes, sondern um seine eigene Klientel und das kurzfristige Überleben seiner eigenen Partei. Hier war einer gekränkt, persönlich betroffen und zeigte das auch. Das ist bemerkenswert. Ein neuer rhetorischer Stil hält Einzug in die Politik. Zu beobachten war das schon seit geraumer Zeit. Doch selten wurde es so deutlich wie in jener Mittwochnacht.

Enttäuscht und verbittert

Galt es bisher als angemessen, die Form und damit die Fassade und den guten Anstand zu wahren, so lässt man jetzt seinen Gefühlen freien Lauf. Passend zum offenen Hemdkragen zeigt man sich enttäuscht und verbittert und nimmt persönlich. Statt sachlich über die politischen Differenzen zu informieren, zog es – und sei es auch Wahlkampfkalkül – der Noch-Kanzler vor, nachzutreten und eingeschnappt mit dem Finger auf Lindner zu zeigen. Die Szene erinnerte etwas an einen Kindergarten, in dem der kleine Olaf sich bei der Kindergärtnerin über den bösen Christian beschwert, der ihm das Schäufelchen weggenommen hat und mit wütend-weinerlicher Stimme verkündet: „Der Christian ist voll gemein!“

Noch kindischer gab man sich bei den Grünen. Deren Bundestagsfraktion postete einen Tweet in dem sich die Fraktionsvorsitzende Britta Haßelmann („Ihr fragt euch vielleicht, was ist da eigentlich gerade in Berlin passiert?“) in schönstem Gruppentherapie-Jargon („aber das Ego von Christian Lindner, diese Destruktivität war einfach größer. Und das war wirklich enttäuschend“) tief betroffen zeigte. Emotional unterstützt wurde sie dabei von ihrer Kollegin Katharina Dröge, die zu kämpfen versprach, „damit ihr eine Zukunft habt, ihr, die Menschen mit Migrationsgeschichte, die hier genauso zu Hause sind wie wir, Katharina und Britta“. So viel Realsatire war selten.

Keine kalte Analyse

Schon kurz nach Bekanntwerden des Scheiterns der Koalition hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck zu Protokoll gegeben: „Dennoch fühlt sich dieser Abend falsch an. Falsch und unnötig.“ Und am Morgen danach sprach Christian Lindner von „menschlichen Enttäuschungen“ und zeigte sich „betroffen“ angesichts mancher Aussagen über ihn und die FDP, mochte sich an dieser Diskussion jedoch nicht beteiligen – um es dann eine Viertelstunde lang zu tun.

„Betroffen“, „fühlen“, enttäuscht“, „wirklich enttäuscht“, „Vertrauen gebrochen“. Es ist die Sprache der Therapiekreise und Gesprächsrunden, der Beziehungsarbeiter und Selbstfindungsseminare, die sich in der Politik breit macht: klebrig, gefühlig und infantil. Der Sound der sozialen Netze und einer Gesellschaft, in der sich alle nur noch gekränkt fühlen, angegriffen, verletzt, überlastet und diskriminiert, okkupiert den politischen Raum. 

Dabei sollte es in diesem eigentlich um eine möglichst schonungslose Wahrnehmung der Realität gehen, eine kalte Analyse der Wirklichkeit und die Fähigkeit, sich auch harten Wahrheiten mit Nachdruck zu stellen. Doch diese Fähigkeiten gehen zunehmend verloren. Der um sich greifende Sprech der Betroffenen, der Sensiblen und Achtsamen ist ein überdeutliches Indiz dafür.

Eine infantile Gesellschaft

Wenn nicht alles täuscht, stehen wir in den kommenden Jahrzehnten vor den größten politischen, wirtschaftlichen, sozialen und militärischen Herausforderungen seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Welt ist multipolar geworden. Alte (Russland, China) und neue (Indien) Mächte beanspruchen ihren Platz an der Tafel. Die Friedensdividende nach dem Kalten Krieg erweist sich als Illusion. Deutschland muss massiv aufrüsten: materiell und vor allem mental. 

Die Komfortzone hat ausgedient. Zugleich wurde in den letzten Jahren die Basis unseres Wohlstandes fahrlässig zerstört. Die Infrastruktur hat man verkommen lassen und die Sozialsysteme überstrapaziert. Es wird ungemütlich. So viel ist klar. Wir werden die kommenden Probleme nur bewältigen, wenn wir die nötige Resilienz, Ernsthaftigkeit, charakterliche Reife und innere Standfestigkeit mitbringen, um den zahlreichen Risiken und Unwägbarkeiten zu begegnen.

Doch weder die Gesellschaft noch die politische Klasse machen in Wortwahl und Verhalten auch nur annähernd den Eindruck, als seien sie dem gewachsen. Eine infantile Gesellschaft kreist um ihre Befindlichkeiten. Das ist es, was einem zuerst Sorgen machen muss. Oder wie es Noch-Kanzler Scholz in der Minute des Zerbrechens seiner Koalition treffend formulierte: „So. Doof.“
 

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Hans Page | So., 10. November 2024 - 15:30

Deutschland ist nur noch peinlich und lächerlich. Diese Sprüche, hier zitiert, aber auch die Habecksche „Küche bei Freunden“. Arbeitsplätze gehen verloren und Firmen wandern ab aber immerhin braucht das nicht beunruhigen denn wir haben das Bürgergeld; also verhungern wird keiner bis die Kasse leer ist.
Aber Rettung ist in Sicht, Scholz/Habeck werden den Notstand erklären und versuchen damit neue Schulden zu machen um den Krieg in der Ukraine und neue Wahlgeschenke zu finanzieren, und damit die Verfassung brechen bis das Verfassungsgericht dieses Gebaren wieder als Verfassungswidrig deklariert. Die Rot-Grüne Koalition hat nur Glück dass ARD/ZDF auf ihrer Seite sind und damit gezielt die Bevölkerung in die Irre führen.
Bin gespannt ob und wie diese Wahlen stattfinden und was alles in die Wege geleitet wird damit SPD und Grüne als Sieger hervorkommen. Ich denke dass Faeser-Institutionen schon daran arbeiten “die Regierung delegitimierende” Berichte und Reden zu verhindern.

Tomas Poth | So., 10. November 2024 - 15:40

Die infantile Gesellschaft ist aus dem Wunschdenken heraus, aus mangelnder Einsicht in Realitäten und dem Alarmismus-/Untergangsjargon, der über alle Kommunikatioskanäle verbreitet wird, mit entstanden.
Das Internet mit seinen oberflächlichen Kommunikations- Spiel- und Ablenkungsmöglichkeiten unterstützt die Welt des Wunschdenkens und deren Illusionen.
Die Kommunikation verflacht somit ins kindische, weil genau hier die Comicsprache gefördert wird, die in alle Bereiche vordringt.

Maria Arenz | So., 10. November 2024 - 15:42

es ist nichst Kindliches, was da abgeht. Dann bestünde ja Hoffnung, Kinder können schließlich erwachsen werden. All dieses Betroffenheitsgedöns und der Kult um Befindlichkeiten, Gefühle und "Was macht das mit Dir" - Gesülze ist der Lieblingsjargon von seit mind. 20 Jahren gem. Quote nach oben gespülten und in Medien, Kultur und Politik stilbildend gewordenen Frauen. De rigeur inzwischen leider auch für all diese sich an sie anbiedernden schlipslosen Gesellen mit ihrer auf schimmelartig wuchernde Bärte reduzierten "Männlichkeit"! Spitze dieser Entwicklung war dei Küchentisch-rede unseres Möchtegern-Kanzlers. Damit das so weit kommen konnte, ist zuvor in den Schulen und Unis ganz viel schief gegangen und ob es noch genug Tanten (und Onkels!) gibt, die zu Klein Olaf sagen: "Stell Dich nicht so an", putz Dir die Nase und grab Deine verdammte Sandburg mit den Hönden" wage ich zu bezweifeln.

Markus Michaelis | So., 10. November 2024 - 15:59

Ich fand Scholz noch im Rahmen - er hat nicht gepoltert wir Trump, niemanden Rassist genannt. Wenn Politiker ihren ehrlichen Gefühlen Ausdruck geben, kann das gegen "Dauerfassade" auch mal ok sein.

Das im Artikel angesporchene Problem der "gefühligen Infantilisierung" sehe ich aber auch. Ich sehe die Hauptursache darin, dass man Politik nicht mehr als den Ausgleich von Interessen sieht (mit der Selbstverständlichkeit, dass Andere andere Interessen haben), sondern als Umsetzung einer Wertebasiertheit, der Menschenrechte, des GG usw. Bei soviel Absolutheit bleibt kein Raum mehr für einen politischen Ausgleich, sondern nur die Erschütterung, dass andere nicht dieselben Ziele verfolgen.

Prototypisch ist vielleicht Frau Dröge, die zu glauben scheint, für alle Migranten zu sprechen. Sie spricht, je nach Frage sicher für Millionen, bei anderen Fragen eher nicht. Migranten stellen die Hardliner bei den Tories und haben zunehmend Trump gewählt. Die "Wertebasiertheit" hat darauf keine Antwort.

Robert Hans Stein | So., 10. November 2024 - 16:03

Es heißt, Alte werden wieder zu Kindern. Unsere Gesellschaft ist erkennbar überaltert. Vielleicht hängt die Infatilität auch damit zusammen. Bei einer relativ jungen Partei mit relativ jungem Personal ist das Infantile allerdings Bestandteil der DNA. Da sind "Kinder an der Macht", wie ein Möchtegernsänger es in einem seiner dusseligsten Lieder grölend gefordert hat. Und es stimmt ja alles, was er da zum Besten gibt. Wahre Anarchisten berechnen nicht, was sie tun. Nur der Trübsinn endet nicht, er hat mit dieser Partei erst recht begonnen.

Sabine Lehmann | So., 10. November 2024 - 16:05

Deutsch ist eine schöne Sprache. Auch wenn das Deutsche rein phonetisch betrachtet keine wirklich angenehme Intonation hat, birgt sie viele kleine rhetorische Schätze, weil sie vielfältig u. differenziert ist. Im Gegensatz zur melodischen italienischen Sprache, bei der sich selbst die schlimmste Schimpftirade(in Ermangelung italienischer Sprachkenntnisse;) anhört wie romantische Literatur. Aber was ich eigentlich sagen wollte:
Es gibt ein deutsches Wort, welches allumfassend mehrere Attribute charakterlicher Wesenszüge beschreibt, die sowohl den letzten, als auch den amtierenden Regierungsmitgliedern fehlt und in Gänze abgeht: Das ist INTEGRITÄT.
Aktuell eindrückliche Beispiele: Habeck und Scholz. Beide haben mit ihren „Auftritten“ eindrucksvoll bewiesen, dass sie wirklich keinerlei Integrität besitzen! Dazu passt die von Herrn Grau attestierte Infantilität gut, denn Infantilität findet sich selbst im kleinsten "Geist" und eignet sich perfekt, selbst größten Schwachsinn zu verzwergen!

Dr. Armin Schmid | So., 10. November 2024 - 16:06

Ich muss jetzt den kleinen Olaf doch mal in Schutz nehmen. Er hat gerade die triumphale Wiederwahl des großen Donald erlebt und sagt sich: "Von Trump lernen heißt Siegen lernen!" Slogans mit ähnlichem Wortlaut konnte er bei seinen zahlreichen DDR-Besuchen verinnerlichen. Wir sollten schon froh sein, dass er das Verunstalten der Namen anderer Politiker nicht von Trump übernommen hat, z. B. so: "Christian Schi**tian Lindner" in Anlehnung an "Kammabla", "Adam shifty Schiff" usw.

Heidemarie Heim | So., 10. November 2024 - 16:08

Ach! Ach was!
Zu Ende mit den gefühligen, in Kindergarten-Rhetorik neu verfassten Gesetzen und Verordnungen? Wie schade werter Herr Dr. Grau;-)! Wie soll ich nun meiner nicht in Deutschland sozialisierten besten Freundin erklären, was es wie letztens geschehen als wir am Fluss entlang spazierten, mit dem uns entgegen kommenden 2m-Hünen im Tierkostüm und seiner normal zivil gekleideten Begleiterin mittleren Alters inklusive Familienhund an der Leine auf sich hat? Statt mich ob der verdatterten Gesichter um mich herum am Boden zu wälzen vor Lachen und wegen Diskriminierung des Anhängers einer sexuellen Spielart laut Gesetz vom 01.11.2024 Gefahr lief dafür in Haftung genommen zu werden? Vielleicht liegen meine Verstandesdefizite aber auch daran, dass ich weder als Kind noch als Erwachsene einen echten Kindergarten von innen sah? Und nun soll laut Ihnen lieber Herr Dr. Grau Schluss mit lustig und unserem infantilen Gehabe sein? Echt doof! Sie sind ein richtiger Spielverderber😛 MfG

Henri Lassalle | So., 10. November 2024 - 17:01

Mit Olafchen wird es nichts mehr, man muss nun geduldig warten, bis er abserviert wird. Er ist, ich wiederhole es, als Regierungschef ungeeignet, seine Persönlichkeit, sein Denken...sind nicht mit der Funktion eines Kanzlers vereinbar. Das Drama ist: Wie konnte ein solcher überhaupt Bundeskanzler werden. Das heisst doch auch: Mit der Mentalität des deutsches Volkes und vor allem mit der SPD-Basis stimmt etwas nicht. Man lebt noch immer in einer Blase, lässt sich von den Medien eine aufbereite Realität servieren und hofft auf komfortable Kontinuität.
Seitens der Entscheidungsträger, sei es in der politischen Arena oder in der Wirtschaft, habe ich in der Vergangenheit und auch jetzt viel Rechthaberei und (ja, infantiles) egozentrisches Verhalten beobachtet.
Auch das stimmt bezüglich der Situation und der nahen Zukunft Deutschlands nicht gerade optimistisch.

Christoph Kuhlmann | So., 10. November 2024 - 17:03

Die Lebenslüge, wenn wir alle zusammenhalten, dann bekommen wir das auch hin, wird harten Verteilungskämpfen weichen. Bei denen werden die Leistungsträger wesentlich bessere Karten haben, als die Menschen, die niemand braucht. Die keinen Betrag zum BIP leisten. Des weiteren werden Umweltschutzideologien kritisch überprüft. Sind E-Autos bei hohen Strompreisen überhaupt ökologisch und wirtschaftlich vertretbar. Insbesondere wenn nach wie vor Kohle im Strommix ist und die hohen Energiepreise zur Deindustrialisierung führen. Die USA nehmen sie mit Subventionen und offenen Armen. Beim Strom zählen nur die Kosten der Produzenten, unabhängig von der Technologie. Natürlich wird man die Verlagerung mit niedrigen Umweltschutzstandards begleiten. Dafür sorgt Trump. Der Neubau von Industrieanlagen ist aber einer der größten CO2 Emittenten. Habeck hat nicht einen möglichst niedrigen Energiepreis als Priorität. Im Gegenteil er reibt sich die Hände, damit Solar und Windkraft im Wettbewerb bestehen.

Benno Pluder | So., 10. November 2024 - 17:23

Da hat mal jemand die Wattebäuschchen gegen Golfbälle ausgetauscht und schon ist das Geheule groß.
Endlich mal Wirkungstreffer.

Walter Bühler | So., 10. November 2024 - 17:32

... müssen wir ein Mindestmaß an Resilienz, Ernsthaftigkeit, charakterlicher Reife, innerer Standfestigkeit und - denke ich - an persönlicher Sachkompetenz und Allgemeinbildung mitbringen."

Wie wahr!

Kann man bei unseren Politfunkionären und ihren Hofschranzen aber überhaupt etwas von diesen fünf Eigenschaften entdecken?

Wenn man dem gegenwärtigen Treiben unserer "Elite" zusieht, kann man in der Tat diese Frage nur verneinen.

Es ist die schiere Unfähigkeit und Dummheit, was in dieser debilen Infantilität der Akteure sichtbar wird.

Albert Schultheis | So., 10. November 2024 - 17:32

Eine Zukunft mit diesen verblödeten Narzißten und dekadenten Selfy-Kiddies ist einfach undenkbar! Sie müssen weg! Und ja, der Wähler hat längst sein Urteil gesprochen über SPDGrüneFDP und sie zu Splitterparteien gemacht, die lediglich noch von ihrer nuklearen Neutronenmasse gestützt werden - den unverbesserlichen, unbelehrbaren, realitätstesistenten Zeloten. Alle anderen, die noch über Rest-Vernunft verfügten, haben längst rübergemacht: zur AfD, zur WerteUnion und Wagenknecht-Partei. Wäre Merzel nicht der feige Speichellecker, der er ist, würde er sich ans Steuer des Abrissbaggers setzen und die elende Brandmauer mit der Abrissbirne zertrümmern! Aber als Bürgersöhnchen ist er dafür zu fein, zu wohlerzogen und zu schoßhündisch.
So wird das nichts mit Deutschland! Denn alle Rezepte zur Sanierung des Landes werden seit Jahren von der AfD geschrieben - deshalb: wehe einer der Merkel-Ovationen-Klatscher ließe sich von den herzhaften Speisen der Mephistophelischen in Versuchung bringen!

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 10. November 2024 - 17:43

Dabei hätten doch die USA und Deutschland als evtl. "Faktotum" an deren Seite die Wohlfühlaura zu dem einer ganzen Welt machen können?
Obama durfte nicht mehr und Merkel wäre auch nur noch mit einer 3er-Koalition an der Macht zu halten gewesen bzw. sie alleine, parteilos, mit wechselnden Mehrheiten?
Etwas überspitzt gesagt!
Was mich wirklich irritiert, dass jemand geglaubt haben könnte, dies wäre eine tragfähige Formel für die "Weltherrschaft" gewesen.
Es klingt doch eher nach "Pinky and the Brain", wobei ich eine eher unübliche Rollenverteilung vor Augen habe.
Was brach dann herein?
Ich würde mal sagen, die Realität.
Eine unipolare Weltentmachtung unter der Ägige, um nicht zu sagen "Vor-Herrschaft" von USA und Deutschland, das ist wie Enterprise und Orion zusammen.
Das funktioniert nicht und ich würde sagen, Gott sei Dank nicht.
Multipolarität schmeckt dem Handel nicht? Welchem?
Ökonomie denen, die Geschäfte machen wollen?
Dann aber bitte allen nach ihrer Art.
Was kommt? I don´t know

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 10. November 2024 - 18:09

dem Artikel, dass Scholz, Linder und Habeck umeinander rangen.
Hoffe ich jedenfalls.
Trotzdem muss es Fehler gegeben haben.
Andererseits kann sicher nicht offen über alles geredet werden.
Ich halte jedoch Lindner für vertrauenswürdig bis zur Schmerzgrenze.
Er ist um Jahre gealtert?
Von außen hat man allerdings gut reden.
Jetzt ist es so gekommen.
Ich hoffe, dass das Weitere würdiger abläuft oder jedenfalls nachvollziehbarer.

michael büchner | So., 10. November 2024 - 18:19

ja, kam das zumindest bei mir nicht an, verehrter herr grau (medienhygiene, sie wissen schon), aber zunächst vielen dank für diesen artikel, in dem sie - aus meiner sicht vollkommen zu recht - die infantilität in der deutschen politik beklagen.
wie kleine kinder wird durcheinandergeschrien, aber völlig verkannt, dass zucker keine probleme löst, sondern nur neue schafft. spätestens beim ersten oder zweiten zahnarztbesuch sollte das eigentlich erlernt sein...
aber nein, es gibt leute, die immer noch leckerlis verteilen wollen, obwohl mittlerweile jeder weiß, dass das zahnschmerzen verursacht.
uns stehen meines erachtens zeiten bevor, vor denen ich mich eigentlich immer sicher fühlte. ich kann mich noch gut an die männer meiner kindheit erinnern, viele davon krüppel. niemand wollte mir erklären, wieso hier der arm und dort das bein fehlte und das war in den siebzigern. das narben eines krieges nur über generationen heilen, können kinder nicht wissen, die aktuell regierenden schon...

Reinhold Schramm | So., 10. November 2024 - 18:32

Gegen Atomwaffen hilft keine konventionelle und nukleare Aufrüstung. Auch nicht die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen.

Es braucht eine diplomatische Friedensoffensive für ein Ende des Krieges zwischen Russland und der Ukraine. Eine wirtschaftliche, kulturelle und sozialpolitische Zusammenarbeit mit der Russischen Föderation und der Volksrepublik China. Hierbei unter wirtschaftlicher Einbeziehung der Ukraine, vor allem für deren sozial- und gesellschaftspolitischen Wiederaufbau.

Die westliche diplomatische, wirtschaftliche, sozialpolitische und militärische Trümmerlandschaft der NATO und EU, unter Vormundschaft der USA – gegen Russland und China –, muss verlassen werden. Westeuropa und die östlichen Nachfolgestaaten müssen sich auf eine gleichberechtigte, gemeinsame wirtschaftliche, kulturelle und soziale Partnerschaft mit ganz Eurasien – so mit Russland, China und Indien – einstellen.
{...}

Nachtrag, Teil II.

Reinhold Schramm | So., 10. November 2024 - 18:33

{...}

PS: Allerdings fehlt hierfür in der deutschen Parteienlandschaft, ebenso bei der Parlamentsmehrheit wie bei der noch amtierenden Bundesregierung, das hierfür geeignete mündige Personal.

Romuald Veselic | So., 10. November 2024 - 18:42

Jahr 2015, mit der Annahme, dass das entgegen gebrachte "Gute", mit dem "Guten" vielfach vergolten wird. Dazu kam nicht, weil das "Gute" wurde bei sehr vielen "Willkommenen", als das "Dumme/sehr Dumme" empfunden, was man nicht ungenutzt bleiben sollte. Es gibt Menschen, die sich mit dem "Geschenkten" nicht ausreichend zufrieden fühlten. Siehe die Kriminalstatistiken/2023, wo Opfer der fremden/importierten Kriminalität, fast ausschließlich die Deutschen sind.

Die politische Dummheit kann in Ansätzen einem infantil vorkommen. In Wirklichkeit ist sie existenziell gefährlich u zersetzt die angestammte, werte schaffende Gesellschaft, die in die Ecke getrieben wird. Sie geht unter oder sie erhebt sich. In dem zweiten Fall wird es für die Verlier sehr bös enden. Anderseits wird die Wohnungsknappheit gelöst.

Historisch belegt: Keine friedvolle/friedliebende, sprich wehrlose/unbewaffnete Gesellschaft, ist bestehen geblieben.

Falls ja, wo und wann?

Wilfried Düring | So., 10. November 2024 - 19:08

'Basis unseres Wohlstandes fahrlässig zerstört.'
Diese Basis wurde BEWUSST zerstört. Zu dieser Basis gehört auch traditionelle klassische Bildung. Diese ist eben über die Jahrhunderte einerseits jüdisch-christlich und andererseits durch weiße Männer geprägt.
Infantil formuliert: 'Also Nazi'!
'Resilienz, Ernsthaftigkeit, charakterliche Reife'
Man muß sich nur die deutsche Klima-Jugend angucken. Neuer Führer der jungen Grünlinge wurde der Klima-Genosse Jakob Blasel. Blasel wurde vor einiger Zeit als militanter FfF'ler prominent bekannt, weil er 'alle Haustiere verbieten' wollte (und will), 'wegen dem Klima' und 'weil WIR sie nicht brauchen'.
Der Genosse spricht im 'Pluralis Majistatis'. Tierschützer, Tierfreunde, Familien, alte Leute - spielt alles kleine Rolle. An ihrer Sprache sollt ihr sie erkennen!
Charakterlich degenerierte Kriminelle wird es immer geben. Eine Gesellschaft in der sie Jugendverbände und Parteien übernehmen, ist (zu Recht) verloren. Als Deutsche wissen wir das doch!

Christa Wallau | So., 10. November 2024 - 20:11

der Leute, die sich der "Elite" Deutschlands zugehörig fühlen.

Was alle Bürger in unserem Land mehr oder minder staunend jetzt zu Gesicht bekommen, ist der erschütternd miserable Zustand einer Herrscherschicht, die uns jahrelang Bildung,
Sachkompetenz und Anstand vorgegaukelt hat, wo nichts dergleichen vorhanden war.

Wie leicht ist es offenbar, Menschen zu täuschen - und das über sehr lange Zeit!
Erschreckend!

Aber - wie sagte Abraham Lincoln so zutreffend:
„Man kann alle Leute eine Zeitlang an der Nase herumführen, und einige Leute die ganze Zeit, aber nicht alle Leute alle Zeit.“

Die Wahrheit dieser Aussage bekommen wir gerade eindrucksvoll bestätigt.

Woher aber wollen bzw. können wir deutschen Bürger die Leute nehmen, die es tatsächlich besser machen als die Abgehalfterten???
Wird uns nach der vorgezogen Wahl nicht erneut nur eine Fake-Veranstaltung statt vernünftiger Regierung geboten???

Das ist die g r o ß e Frage.

Die moderne pädagogische Ideologie, JEDEM könne ALLES in EINFACHER, leichtverständlicher Sprache beigebracht werden, hat zwei fatale Konsequenzen:

(1) Wissenschaftler REGREDIEREN viel zu oft zu simplifizierenden Fachbuchautoren, die die Grundprobleme ihrer Fächer sträflich verniedlichen oder gar verschweigen. So ersparen sie sich oft und gern die "unnötige" Mühe der wissenschaftlichen Forschung. Sie basteln stattdessen lieber an pseudowissenschaftlichen Dogmen herum, deren infantiler Zuschnitt durch eine gewaltige, ideologisch aufgeladene Rhetorik kaschiert wird.

(2) Lehrer und Schulbuchautoren ÜBERSCHÄTZEN SICH oft, indem sie ihre eigenen (didaktisch oft begründeten!) Vereinfachungen mit den Dogmen aus (1) abgleichen, die sie ja ihrerseits für den aktuellen Stand der Wissenschaften halten, auf die sich ihre Unterrichtsfächer beziehen.

Die Infantiliserung der Wissenschaft vollzieht sich also in ihrer maßlosen Verschulung und in ihrer gnadenlosen Dogmatisierung auf niedrigem Niveau.

Theo Lackner | So., 10. November 2024 - 21:29

In den zitierten Aussagen wird Empathie und Authentizität mit Bevormundung und Infantilität verwechselt. Die Darbietung passt nicht zur Rolle, schließlich geht es um Repräsentation und Machtausübung, auch um die Würde von Amt und System. Ein offener Hemdkragen mag stilistisch erfrischend wirken, aber eine kindische Sprache ist unangemessen und lässt an der Qualität des dahinter stehenden Geistes zweifeln.

Angelika Schmidt | So., 10. November 2024 - 22:43

Wir werden weder die Analysefähig bei vielen Menschen aus allen Gruppen, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Journalisten usw. verbessern, noch die Ergebnisse wirklich richtig kompetenter Analytiker anerkennen. Dafür ist die kognitive Kriegsführung schon zu weit fortgeschritten, der Kampf um die Deutungshoheit ist ein einziges Paradoxon und jeder Jeck hat heutzutage nicht nur was zu Kamellen, nicht nur, weil er das gerade so fühlt, oder nicht so fühlt, Andersdenkender aus Prinzip usw. ist, sondern jeder Jeck sogar die Wahrheit meint zu kennen.
Btw. Unterschätzen Sie den Nutzen der Achtsamkeit nicht. Nur u.a. ein primär achtsamer Beobachter kann ein guter Analytiker sein. Und selbst dann... Sie kennen ja das Beobachterproblem und sonstige Fallstricke, wenn es um die Wahrnehmung der Wirklichkeit geht. Infantilität und Unreife ist eher ein Problem in der Kategorie Ausbildung der Persönlichkeit. Wie Narzissmus, Hybris und Größenwahn eben auch.

Christoph Schüler | Mo., 11. November 2024 - 06:52

Sehr guter Artikel, bis auf einen Satz:

"Der um sich greifende Sprech der Betroffenen, der Sensiblen und Achtsamen ist ein überdeutliches Indiz dafür."

Denn es sind die Achtsamen, die Sensiblen, die merken, dass hier in Land und Gesellschaft massiv was falsch läuft. Und es sind genau die, welche das auch offen und deutlich aus- und ansprechen.

Es sind jedoch die Opportunisten, die Karrieristen, welche nicht zuhören, beleidigt sind und dann in diesen Buddelkastenjargon verfallen, weil ihnen Aufmerksamkeit, Sensibilität, Rücksichtnahme etc. nicht beigebracht wurden bzw. erzogen wurden.
Und genau daran, krankt Land und Gesellschaft.

Wolfram Fischer | Mo., 11. November 2024 - 08:24

Ein hervorragender Kommentar.
Seit vielen Jahren ist dieser schreckliche Trend der ausgeprägten und gleichwohl kaum benannten Infantilisierung der Politik, der Medien, ja der ganzen Gesellschaft zu beklagen.
Ein untrügliches Indiz ist die emotional geladene hypermoralisierende Gesinnungsethik insbesondere der "Linksgrünwoken" - die der Vernunft entspringende Verantwortungsethik hat dagegen offensichtlich völlig ausgedient.
Dazu passt auch, daß der Politik- und Medienbetrieb es großteils als völlig akzeptabel und geradezu wünschenswert erachtet, daß GEFÜHLE neuerdings FAKTEN erschaffen - aller wissenschaftlichen Erkenntnisse der vergangenen Jahrhunderte zum Trotz: wenn ein MANN (und die Biologie-wissenschftliche Erkenntnis hierzu ist geradezu banal) FÜHLT, er sei eine FRAU, dann IST er plötzlich eine!?
Völlig irre! Die Aufklärung ist Vergangenheit, der Irrsinn regiert die Gegenwart.
Wenn ich mich als PAPST fühle, BIN ich der Papst.
Sie alle dürfen also EUER HEILIGKEIT zu mir sagen?

Gerhard Lenz | Mo., 11. November 2024 - 09:07

emotionale Angelegenheit. Würde das politische Leben durch die Ratio bestimmt, wäre die AfD gar nicht im Parlament. Es hätte nie einen Brexit gegeben, und ein Krimineller und pathologischer Lügner wäre nicht erneut zum US-Staatspräsidenten gewählt worden. Und der Krieg eines Putins wäre nicht mehr als das, was er eben ist : ein Überfall auf einen friedlichen Nachbarstaat. Wären da nicht in manchen Bevölkerungsteilen die Ressentiments gegen den Westen...
Warum sollte das beim "dramatischen" Ampel-Ende anders sein? Lindner, der in dem Beitrag - erwartungsgemäß ? - am besten wegkommt, gab' gleichfalls die "Dramaqueen", als er in seinem tiefen Leid bekundete, Scholz habe ihn zum "Verfassungsbruch (der Schuldenbremse)" nötigen wollen. Der Kanzler wiederum geißelte in für ihn ungewöhnlicher Form die Unzuverlässigkeit der FDP.
Am Ende geht es nur darum, sich möglichst glimpflich aus der Ampel zu verabschieden. So, dass das Nachbeben nicht während des jetzt einsetzenden Wahlkampfes anhält.

@Herr Lenz, auch wenn Sie erneut alle Probleme auf das Kürzel A f D reduzieren: diese Partei war bei der Bundestagswahl 2013 mausetot und ist seit der Bundestagswahl 2017 quicklebendig. Und seit einiger Zeit ist es politischer Konsens, dass Kritik an der "Willkommenskultur" keine verdammenswerte AfD-Position ist, sondern dem Willen der Bevölkerungsmehrheit entspricht. Das politische Leben wird sehr wohl von der Ratio bestimmt, nur blenden Politiker und Journalisten die Lebenswirklichkeit der Bevölkerungsmehrheit oft aus.

Sollten doch inzwischen alle wissen, zumal es schon Z.Brzezinski 1997 predigte (Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft und der Kampf um Eurasien) und seine Tochter Tina es heutzutage noch tut. Ein "unprovozierter" (kognitive Kriegsführung der NATO) völkerrechtswidriger Angriffskrieg im Gegensatz zum "provozierten" völkerrechtswidrigen US-Angriffskrieg gegen den Irak und den "humanitären" NATO-Einsatz in Ex-Jugoslawien (es verstieß ja vielleicht gegen die US-Vorherrschaft, wenn es auf dem Gebiet von Ex-Jugoslawien keinen US-Militärstützpunkt gab; da kann ein grüner Fischer zur Rechtfertigung der Kriegsbeteiligung auch gerne den Holocoust relativieren.).

Ernst-Günther Konrad | Mo., 11. November 2024 - 10:28

"Eine infantile Gesellschaft kreist um ihre Befindlichkeiten. " Damit haben Sie alles Herr Dr. Grau für mich richtig zusammen gefasst.

S. Kaiser | Mo., 11. November 2024 - 11:13

Man fragt sich, wann es eigentlich angefangen hat, dass überbordende Gefühligkeit und Infantilität in der Öffentlichkeit, den Medien und der Politik, in Einzug gehalten haben.
Emotionalität hat es schon immer gegeben, man denke an frühere Bundestagsreden alter Haudegen wie Wehner & Co. Aber dieses Weinerliche, dieses kindisch Irrationale ist ein eher neueres Phänomen.
Und es lässt einen ratlos zurück. In der Wirtschaft würde solches Verhalten von Mitarbeitern und Führungskräften nicht toleriert werden. Man stelle sich vor, Handwerker, Spediteure oder Ingenieure würden so arbeiten. Nichts ginge mehr. Warum sollte man es dann hinnehmen, dass diese hochbezahlten Volksvertreter einen solchen Zirkus veranstalten, wenn sie ein Umfeld schaffen sollen, das ein Land voranbringt. Unverständlich. Unakzeptabel. Unzumutbar.
Wie schrieb Matthew Karnitschnig neulich über Deutschland angesichts des „Like it or not“-Posts des AA: „Where are the adults in the room?“