
- Union und SPD haben keinen Plan für das marode Gesundheitssystem
In den Koalitionsverhandlungen bleibt die Arbeitsgruppe Gesundheit und Pflege bei einem kleinteiligen Weiter-so stehen. Nach Vorschlägen, wie sich die strukturellen Probleme des deutschen Gesundheitssystems lösen ließen, sucht man vergebens.
Die vermutlichen Koalitionspartner CDU/CSU und SPD haben in den letzten Jahrzehnten oft, sehr oft koaliert. Sie haben im sogenannten Lahnstein-Kompromiss schon 1992/93 die Sektorierung der Budgets, also die getrennte Verwaltung der Finanzmittel im ambulanten und stationären Bereich, beschlossen und die fallpauschalierte Vergütung im Krankenhaus eingeführt. Wichtige Gesetze (z.B. DRG-Einführung) mussten spätestens im Bundesrat die Zustimmung des anderen, damals noch „Volkspartei“ genannten Players finden. Eine Zeitlang schien sogar eine langfristige Strategie durchzuschimmern. Man gewann durch die Fallpauschalen (DRG) endlich Einblicke in das stationäre Leistungsgeschehen, man hätte also die bessere Integration der Sektoren starten können (unterließ dies aber). Qualität und Sicherheit wurden ausbuchstabiert, Verfahren und Institute geschaffen für die Nutzenbetrachtung von Behandlungsmethoden, die Patientenrechte zusammenfassend kodifiziert (Patientenrechtegesetz 2013). Ja, es wurde sogar über die Autonomie der Patienten gesprochen, die maßgeblich über die Behandlung zu befinden haben, ihre Erfahrungen im Gesundheitswesen erfragt (sog. Patient-reported Outcomes) und begonnen, diese zur Steuerung der Versorgung zu nutzen.
Damals hieß es ironisch: Das einzige, was stört, sind die Patienten. Aber die Wirklichkeit heute ist noch zynischer, denn man steuert nicht mehr die Versorgung, sondern die Patienten. Weil sie doch tatsächlich auf die Idee kommen, eine Notfallambulanz im Krankenhaus aufzusuchen, wenn sie in der ambulanten Medizin sechs Monate auf einen Termin zur Magenspiegelung, zur Knochendichtemessung nach Fraktur oder zu einer psychotherapeutischen Behandlung warten müssen.
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-sprich Parteien wählt, die seit Jahrzehnten auch auf dem Sektor Gesundheit nur immer größeren Murks machen- und ein anderes Ergebnis erwartet, so nennt man das Idiotie.
Als die SPD- Größe Ulla Schmidt-beraten durch einen gewissen "Prof." Lauterbach- Anfang der Nullerjahre die Fallpauschalen einführte, hat man zwecks Besänftigung des aufkommenden und nur zu berechtigten Protestes von Fachleuten versprochen, das System kontinuierlich fachkundig zu evaluieren und nachzubessern, wo es nötig ist. Für die Fachkunde bei der Evaluierung hat es dann leider nicht mehr gereicht. Udn so fuhr auch dieser Karren immer weiter in den Dreck .
Die Preisbindung für verschreibungspflichtige Medikamente könnte doch z.B. als erstes mal weitestgehend gelocket bzw. abgeschafft werden, in der Art, dass nur noch Obergrenzen oder ggf. garnichts festgelegt werden. Das würde Milliarden € frei machen - mMn. In anderen Ländern funktioniert das doch auch - oder?
Aber auch das schafft bzw. will man nicht...!?
Das sagt man so leichtfertig über andere. Aber stimmt das immer? Manchmal könnte es doch auch sein, planlos zu wirken, damit man aber einen geheimen Plan verfolgt? Trump spricht von einem Deep State in den USA, haben wir nicht auch einen? Immerhin sind alle staatlichen Schaltstellen in parteipolitischer Hand und jede Menge geschaffene und finanzierte NGOS arbeiten der Regierung zu. Ist dieses Verhandlungstheater nicht alles nur künstlich erzeugt? Soll es uns was vorgaukeln, was die in geheimen Runden schon längst verabredet haben? In jedem Fall die Wahrheit, Kritik und die AFD verhindern und mit der eigenen Wahrheit ersetzen? Wir haben die letzten Jahre unzählige Themen hier bearbeitet von denen die Msm und die Politik behauptet haben, es wäre alles Verschwörungstheorie. Und was hat sich bis heute alles herausgestellt? Fast alles wahre wird inzwischen so abgetan, als wäre es schon immer so gewesen und nicht weiter schlimm. Warum also soll das beim Thema Gesundheit anders sein?
Die Idee hinter allen Koalitionsverhandlungen steckt, ist daß Friedrich Merz Kanzler werden will und die AfD von allem ausgeschlossen wird.
Ich glaube, es ist eine Eigenbeteiligung notwendig. Ärzte müssen nach Aufwand honoriert werden, dafür müssen Patienten mit entscheiden (was die heutigen Ärzte auch oft ablehnen bzw. nicht unterstützen) und zahlen. Natürlich muss das über Krankenkassen abgefedert werden und der Staat sollte eine zentrale Aufgabe als Regelsetzer wahrnehmen, so dass die Kosten nicht so davonlaufen, wie etwa in den USA. Auch privat Versicherte sollten entscheiden was gemacht wird und da auch einen Unterschied im Portmonnaie spüren. Die Idee der totalen Gerechtigkeit und Gleichheit oder des totalen Service bei privaten ist hier mehr im Weg als nützlich.
Es steht zu befürchten, dass keines der seit mindestens zwei Jahrzehnten bekannten Probleme von dieser Koalition gelöst werden wird, es fehlt die Fach - und Sachkompetenz sowie offensichtlich auch das Verantwortungsgefühl und vor allem Weitblick. Es wird weder Lösungen geben für den Bereich Gesundheit und Pflege noch für die längst überfällige Rentenproblematik noch ernsthafte Bemühungen zur Rettung der maroden Infrastruktur, um nur einige Punkte zu nennen, sondern es werden wieder eher Einzelinteressen und Ideologien der Parteien im Vordergrund stehen statt auch nur ansatzweise die Interessen der Bürger, die als Zahlmeister den Niedergang des Landes, der Wirtschaft und der Gesellschaft auch noch selber finanzieren dürfen. Die Mehrheit der Bevölkerung lässt sich derweil zusätzlich wieder einmal in Angst versetzen, dieses Mal ist es die Kriegsangst, damit sie bloß nicht klar denken kann oder gar Fragen stellt.
so wenig stationär wie nötig, war früher die wirtschaftlich gut dokumentierte Regel.
2013 erschien bei CICERO ein Artikel mit dem Titel
Monopoly-Spiele mit der Gesundheit der Bevölkerung
https://www.cicero.de/wirtschaft/monopoly-spiele-mit-der-gesundheit-der…
Die Unikliniken Gießen und Marburg gehören seit 2006 zur RHÖN-KLINIKUM AG (2024 Rang Nr.4) Karl Lauterbach saß jahrelang dort im Aufsichtsrat. Die Rhön-Kliniken wurden 2020 von der Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGaA (2024 Rang Nr.2) de facto übernommen.
Die Zielsetzung des Rhön-Klink-Autors ist die Aufhebung der sektoralen Trennung zwischen ambulant und stationär und die Abholzung der restlichen Facharztpraxen zugunsten der Klinikkonzerne. Mit Kalles „Krankenhausreform“ stehen sie unmittelbar vor der Verwirklichung ihres lang gehegten Plans.
Ich könnte eine unabhängige Analyse und einige sinnvolle Lösungsvorschläge zum desaströsen Gesundheitssystem bieten, aber vermutlich interessiert das wieder kein Schwein.