Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck / dpa

Die Grünen in der Krise - Rolltreppe abwärts

Jetzt kommt es Schlag auf Schlag: Nach dem Rücktritt der Parteivorsitzenden geht prompt die Grüne Jugend spektakulär von Bord. Und Markus Söder schließt eine Koalition mit den Grünen nach der Bundestagswahl kategorisch aus. Ein Niedergang im Zeitraffer.

Alexander Marguier

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Die Unzufriedenheit mit den beiden Parteivorsitzenden schwelte schon länger, aber dass es dann so schnell gehen würde, kam doch überraschend. Selbst in der druckfrischen Ausgabe der Zeit, wo man eigentlich ein sehr enges Verhältnis zu den Grünen pflegt, findet sich an diesem Donnerstag noch ein längerer Beitrag, der unter der Überschrift „Gemeinsam einsam“ über einen möglichen Rücktritt von Ricarda Lang und Omid Nouripour spekuliert. Ein Satz daraus: „Bisher hat niemand öffentlich die Stimme gegen Lang und Nouripour erhoben. Das hat vor allem damit zu tun, dass viele Grüne vernarrt in die Vorstellung sind, zu den Guten gehören zu müssen. Intrigen, Machtspiele, Personaldebatten, all das hält man, anders als in früheren Zeiten, inzwischen gern auf Abstand, kultiviert sein ambivalentes Verhältnis zur Macht.“

Habeck: „unbarmherziges Geschäft“

Ganz anders klang da am Mittwochabend Robert Habeck höchstpersönlich, der nach den miserablen Ergebnissen bei den drei zurückliegenden Landtagswahlen und der vergeigten Europawahl nun wohl beschlossen hatte, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen, um seine Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur mit hard power zu hinterlegen: Nach dem obligatorischen Loblied auf die am Morgen desselben Tages zurückgetretenen Grünen-Vorsitzenden, die mit ihrem Schritt einen Neuanfang ermöglicht hätten, ließ er im Tagesthemen-Interview dann überraschend den skrupellosen Machiavellisten aufblitzen. Politik sei eben ein „hartes und undankbares“, ja sogar ein „unbarmherziges Geschäft“, so der Bundeswirtschaftsminister, dem doch eigentlich gerade wegen seiner sanften und nachdenklichen Art aus dem linksliberalen juste milieu heraus die Herzen insbesondere der weiblichen Wählerschaft zufliegen. Ganz neue Töne, Habeck zeigt Härte.

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Luigi | Do., 26. September 2024 - 16:57

Das Problem ist, dass ein durchschnittlich gebildeter Souverän Habecks Luftnummern ganz einfach durchschaut hat. Die Abschaltung der AKW war der erste Fehler. Dann kam die Graichen Katastrophe mit dem desaströs vermurksten Heizungsgesetz. Habeck hat es versaut und die armen Vorsitzenden mussten den Mist dann an den Wähler verkaufen. Der grüne Fisch stinkt vom Kopfe her. Und weil die Wut so groß ist kommt auch die SPD unter die Räder.

Norbert Heyer | Do., 26. September 2024 - 17:01

Man hat den Begriff "klammheimliche Freude" mal in einem sehr unpassenden Zusammenhang benutzt. In diesem Fall - der Niedergang einer Sekte mit parteiähnlichen Strukturen - passt er bestens. Die Grünen sind drauf und dran, unseren Wohlfahrtsstaat mit weltweit geachteten Strukturen voll an die Wand zu fahren - und das in voller Absicht. Es geht um Umweltschutz, dafür opfern wir Verbrenner, Kraftwerke, Industrie und Infrastruktur. Es geht um die Abschaffung der Nation, die ungebremste Migration, das Aufenthaltsrecht ohne jede Grundlage, wird nicht unterbunden, die Spannungen innerhalb unserer Gesellschaft werden bewusst erhöht. Die beiden Vorsitzenden - wohl auf Druck von Harbeck und Baerbock - haben ziemlich weinerlich ihren Abschied begründet. Die Jugend der Grünen hat sich auch verabschiedet, der komplette Laden steht vor der Auflösung. Diese unfähige, abgehobene, arrogante und selbstverliebte Partei (Sekte) braucht keiner, ihr kompletter Untergang wäre ein Segen für unser ganzes Land

Günter Johannsen | Do., 26. September 2024 - 17:03

Für Deutschlands Niedergang heißt: Rücktrit und Auflösung der Ampel. Bisher hat die Grüne Elite nur zwei ihrer Soldaten über die Klinge springen lassen. Das ist übel und Feige. Aber es zeigt den Charakter dieses grün-linken "Führungspersonals"!

S. Kaiser | Do., 26. September 2024 - 17:10

Die Grünen wurden von den MSM als Feel-good-Partei der bürgerl Mitte geframt, und haben dadurch vor allem in den fetten Jahren der Globalisierung (Ende 2010er) schwarze, gutsituierte Wählerschichten erschlossen, denen die CDU zu bieder war. Gerade Habeck und Baerbock haben diese Phase optisch gut verkörpert. Nach dem Motto, grün ist die moderne Mitte, moralisch auf der richtigen Seite. Die Kirche, vorher diesbzgl. Taktgeber, hatte ausgedient, und so frönte man der Doppelmoral mit dem Klischee des SUVs vorm Biomarkt. Das funktionierte aber nur so lange gut, wie man den Leuten nicht direkt an die Brieftasche ging. 2 Umstände haben zB zur Erosion an den grünen Enden geführt: Am „oberen Ende“ das GEG von Habeck, das dem gutsituierten bürgerl. Lager ob der Radikalität vermutlich Angst gemacht hat, und im alternativen Lager, die Abkehr hinsichtlich des pazifistischen Kerns (Alt-68er) und eine zu wenig radikale Klimapolitik (Grüne Jugend), die jetzt eben auch von Bord geht. Welcome to reality

Klaus Funke | Do., 26. September 2024 - 17:12

Aber! Das haben Sie und das haben wir alle doch vorneweg gewusst. Der Absturz, den die Grünen jetzt hinlegen war doch ganz klar abzusehen. Aber man wollte das Gutmenschentum, das die Grünen und besonders Habeck ausstrahlen, nutzen und sich darin baden. Auch Sie, verehrter Herr Marguier. Man erinnere sich Ihrer wohlmeinenden Kommentare, die auch Sie, wider besseren Wissens herausposaunten. Gut, CICERO war da von einer gewissen Grundskepsis durchdrungen und nicht so euphorisch wie alle anderen Medienkollegen, trotzdem, wenn man die Reden von Frau Baerbock und von Herrn Habeck richtig und kritisch betrachtet hätte, da hätte man wissen können, was auf uns zukommt. Ich werde jedesmal schamrot, wenn ich unsere unbedarfte Außenministerin, dümmlich und kindisch daherreden höre (wie jetzt vor der UNO), ebenso wie die im pfarrerhaften Stil vorgetragenen, salbungsvollen Töne des Kinderbuchautors. Was kann man von solchen Leuten tatsächlich erwarten??? Nein, man macht uns in der Welt zum Gespött.

Dem Cicero vorzuwerfen, er hätte das "Gutmenschentum" gefeiert, scheint mir unpassend. Ich denke, viele lesen ihn, weil sie den "alten Mainstream" wenig überzeugend fanden. Ich denke, es reicht auch nicht zu sagen "wir haben es gewusst". Was genau? Viele Dinge des "grünen Mainstreams" waren (für "uns") offensichtlich falsch und nicht funktionierend. Ok. Aber das alleine macht noch keine alternative Politik. In vielem sprechen die Grünen für viele Menschen und deren politische Ziele, für alle spricht keiner. In FR sieht man gerade, wie eine Gesellschaft in hundert Gruppen zerfallen ist, die sich derzeit in 3 große Lager (+alle, die von Politik nichts mehr wissen wollen) formiert haben, die sich gegenseitig nicht mehr ertragen. Egal welche Politik jemand in D macht, geht es in eine ähnliche Richtung. Ich denke, niemand weiß, was da sicher funktioniert. Aber ja, man kann wenigstens Dinge lassen, die gegen die Wand fahren.

Hanno Woitek | Do., 26. September 2024 - 17:40

dass so gut wie kein Journalist auf das Kernproblem der GRünen eingeht, nämlich ihre total vefehlte Politik in Wirtschaft und Außen.
Habeck ist es gelungen unsere Volkswirtschaft auf Talfahrt zu wirtschaften , sodass man Angst um seinen Job und um Unterstützung haben muss, und die kommt vermeintlich dank der Grünen auch noch den illegalen Migranten zu gute und Außen.. hat Frau Baerbock bei fast allen Partnern unser Land lächerlich gemacht. Warum schreibt keiner, die Beiden verstoßen gegen ihren Eid und gehören auf den politischen Müllhaufen.

Dr.Andreas Oltmann | Do., 26. September 2024 - 18:14

Ein großer Dank geht an die Wähler in Thüringen, Sachsen und Brandenburg, die den offensichtlichen Zerfall der Grünen ausgelöst haben. Der beschämende, infantile Auftritt von Baerbock vor der UNO, die Beschimpfung Putins und damit auch Russlands zeigen einmal mehr, wie intellektuell erbärmlich diese Frau tatsächlich ist. Und Habecks Versagen in der Wirtschaft, seine hohlen Phrasen und Verkennung der Lage fügen sich nahtlos ins passende Bild. Offensichtlich haben die Grünen fertig, und werden sich nicht mehr erholen. Ohne unsere Ossis wären wir weiterhin hilflos gewesen! Großen Dank an alle!

ich glaube wir haben nur das wenigste hier im Osten gemacht, ausser unser demokratisches Abwählen wenigstens dieser grünen Sekte. Das ist auch mein einziger Gedanke, den ich noch an die Landtageswahlen verschwende.
Wissen Sie wahrscheinlich als Westbürger, wir Ostler haben ein Gespür für Bevormundung und Verbote. Das kann ein Wessi gar nicht wissen. Und bei uns gingen hier bei allen die Alarmglocken an, als Herr Habeck z.B.mit seinem Heizungsgesetz kam oder in der Corona-Krise die irrsinnigen Verbote.
Aber es ist zu wenig, der Rücktritt nur der beiden Grünenvorsitzenden. Gerade Habeck, Barbock, Lindner und Scholz und die gesamte Ampel muss zurücktreten!

Henri Lassalle | Do., 26. September 2024 - 19:42

in dem irrationale und parareligiöse Bewegungen blühten, die Grünen-Partei gehört auch dazu, eine Geburt des deutschen Zeitgeistes. Aber: "Time goes by", und somit ist auch das Ideologie-und Phantastengebäude der Grünen obsolet geworden - die Realität ist immer stärker als jedes Wunschdenken.

Mich erstaunte immer, wie die Grünen sich politisch halten konnten, aber das liegt wohl an Heilserwartungen und der messianischen Mentalität einer gewissen Wählergruppe.

Dr. H. K. | Do., 26. September 2024 - 19:44

Hinter dieser bröckelnden Fassade sollte man allmählich erkennen: All diese Fehlentwicklungen in der grün dominierten Ampelpolitik sind, jedenfalls seitens der Grünen, kein Ausrutscher. It's not a bug, it's a feature. Die Grünen WOLLEN die Deindustrialisierung, und sie wollen auch die Masseneinwanderung, egal ob in die Sozialsysteme, je mehr desto besser. Denn sie hassen den Kapitalismus, vulgo: freie Marktwirtschaft, und sie wollen diese Gesellschaft auf links drehen. Wir alle sehen das Ergebnis, und nur verblendete Studenten und saturierte BoBos in Altbauwohnungen in bester Lage können das noch ertragen.

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