cdu-spd-waehlewanderug-migranten-tuerkischstaemmige-bundestagswahl-laschet-sarrazin
Die Gastarbeiter sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen – das spiegelt sich auch im Wahlverhalten wieder / dpa

Wählerwanderung unter Migranten - „Auch Sarrazin hat die Deutschtürken von der SPD entfremdet“

690.000 Deutschtürken sind bei der Bundestagswahl eine wichtige Gruppe. Nach einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung sind sie in Scharen von der SPD zur CDU gewandert. Das Essener Zentrum für Türkeistudien bezweifelt die Zahlen, bestätigt aber den Trend. Was hat die SPD falsch gemacht?

Antje Hildebrandt

Autoreninfo

Antje Hildebrandt hat Publizistik und Politikwissenschaften studiert. Sie ist Reporterin und Online-Redakteurin bei Cicero.

So erreichen Sie Antje Hildebrandt:

Caner Aver ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Türkeistudien und Migrationsforschung in Essen. Er sitzt für die SPD im Rat der Stadt. 

Herr Aver, die Regel, dass die meisten türkischstämmigen Bürger die SPD wählen, gilt offenbar nicht mehr. Nach einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung haben 2015 noch 50 Prozent von ihnen die SPD gewählt, 2019 waren es nur noch 13 Prozent. Die CDU wählten danach jetzt 53 Prozent, 2015 waren es erst 17 Prozent. Sind die alle abgewandert? 

Ich habe mir die Studie mal angesehen. Ihre Aussagekraft ist nicht sehr stark, was das Wahlverhalten der türkischstämmigen Deutschen betrifft. Befragt wurden von insgesamt 3.000 nur knapp 250 Türkeistämmige. Aber diesen Trend, dass sich speziell türkische Gastarbeiter, beziehungsweise ihre Nachkommen von der SPD abwenden, beobachten wir auch schon seit mehreren Jahren – wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Nach unseren Studien wählen rund zwei Drittel der türkischstämmigen Bürger die Mitte-Links-Parteien – Linke, Grüne und SPD. 

Die Konrad-Adenauer-Stiftung steht der CDU nahe. Unterstellen Sie ihr, dass sie mit der Studie vor der Bundestagswahl Stimmung für die Partei machen will?

Ich will das auch gar nicht bewerten. Ich verweise nur auf andere Studien, die diesen Trend zur CDU zwar belegen, aber eben nicht in dieser Deutlichkeit. Nach unserer eigenen Studie von 2017 unter 1.527 türkischstämmigen Haushalten kam die SPD bei der Parteipräferenz auf 44  Prozent und bei der CDU nur auf 12 Prozent. Nach einer Studie der Uni Duisburg-Essen von 2017 wählten 35 Prozent die SPD und 20 Prozent die CDU. In der zweiten Generation haben 40 Prozent der SPD die Stimme gegeben und 14 Prozent der CDU. 

In beiden Studien schneidet die CDU deutlich schlechter als in der Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung ab. Trotzdem bröckeln die Bindungen zur SPD. Liegt es daran, dass es immer weniger Arbeiter gibt? Oder fühlen sich die Menschen nicht mehr von der Partei vertreten?

Beides trifft zu. Ein Großteil der ersten Gastarbeitergeneration ist entweder verstorben, im Ruhestand oder in die Türkei zurückgekehrt. Ihre Nachkommen  – und dazu zähle ich mich auch – haben einen sozialen und bildungsökonomischen Aufstieg geschafft. Sie sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen und setzen andere Prioritäten. 

Inwiefern ändern sich dadurch Parteipräferenzen?

Es kommen stärker Werte zum Tragen, die mit den zum Teil konservativen Werten der CDU übereinstimmen – zum Beispiel die Einstellung zur Religion, zur Familie und zur Homosexualität. Unternehmer wählen eher die FDP wegen der Wirtschaftsliberalität. Migranten, die eher eine Affinität zum Klimaschutz haben, nähern sich eher den Grünen an.

 

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar
  • Ohne Abo lesen
    Mit tiun erhalten Sie uneingeschränkten Zugriff auf alle Cicero Plus Inhalte. Dabei zahlen Sie nur so lange Sie lesen – ganz ohne Abo.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Tomas Poth | Do., 4. März 2021 - 13:48

Aufschlußreicher Beitrag.
Wenn Antifaschismus ein Kriterium ist, dann sehe ich da einen Widerspruch in der Einstellung zu Erdogan, der sich m.E.n faschistischer Methoden bedient.

Gerhard Lenz | Do., 4. März 2021 - 15:07

Antwort auf von Tomas Poth

Na dann werden viele der Türkischstämmigen ja früher oder später bei der AfD landen! Vielleicht sollte man dort schon mal anfangen, auf der Internetseite Inhalte ins Türkische zu übertragen.
Russisch benutzt man ja bereits, wenn es sich lohnen könnte - um sich bei den zahlreichen Russlanddeutschen einzuschmeicheln.
Da verzichtet man dann schon mal auf den Gebrauch unserer schönen, deutschen Sprache...
So lange es kein Englisch ist - dann meckern nämlich Höcke und Gauland, im Duett.

Eigentlich kommt da nur zusammen, was zusammen gehört. Zwischen Erdogan und den in der AfD heiß geliebten Trump und Putin gibt es ja nur rudimentäre Unterschiede. Da saßen drei selbstsüchtige, machtgierige Egomanen auf ihren Thronen, und nur einer musste gehen, weil in seinem Land blöderweise Demokratie noch funktioniert.
Aber ansonsten: Pack liebt sich...Erdogan, Nationalist und Islamist, Putin, Nationalist, unterstützt von den Orthodoxen, Trump, Nationalist, Liebling der Evangelikalen.
Konservativ eben..

Wladimir kappes | Do., 4. März 2021 - 16:17

Antwort auf von Gerhard Lenz

Herr Lenz wie den das seit wann sind wir für sie Russland deutsche. Dachte immer wieder nur Russen wo ein Opa deutsch war. Alle Osteuropäer wählen sie AfD auch die Polen. Für Deutschland und gegen islamischen Einfluss

...in irgendeine (west)deutsche Innenstadt. Da hören Sie eh kaum noch die deutsche Sprache. Und was die Russlanddeutschen betrifft: Ich kenne viele beruflich, und auch weil meine Frau Ukrainerin ist. Es sind alles fleißige, rechtschaffende Leute von denen keiner dem Staat auf der Tasche liegt. Sie achten die deutschen Werte ohne ihre russische Vergangenheit zu verleugnen. Russland hat damals von der Einwanderung der Deutschen unter Katharina der Großen profitiert. Nun sagen Sie mir mal inwieweit Deutschland von der Einwanderung von Millionen Muslimen profitiert.

Bernhard K. Kopp | Do., 4. März 2021 - 17:26

Antwort auf von Mike Scheu

Spätestens seit eine türkischstämmige Staatsministerin im Bundeskanzleramt ungestraft sagen konnte, dass sie, außer der Sprache, nichts von einer deutschen Kultur weiß, haben wir die wohl prominenteste Bestätigung der Deutsch-Türken, usw., dass sie unsere Kultur und Zivilisation verachten. Deshalb sind auch mindestens 2/3 aller Türkischstämmigen in Deutschland Erdogan-Anhänger/Sympathisanten. Viele haben auch zwei Pässe, was auch mit Verachtung für das Land ihrer Sozialversorgung verbunden ist. Die Feindseligkeit beginnt bei denen, die mit Familiennachzug und den " Bäuchen unserer Frauen"(Erdogan) Europa erobern wollen. In spätestens 1-2 Generationen werden sie, zusammen mit den arabischen und sonstigen moslemischen Einwanderern, eine machtvolle Ethnie sein, die die Minarette gleichberechtigt neben unsere Jahrhunderte alten Kirchtürme stellt, und auch sonst alle möglichen Macht-Hebel zu bewegen weiß. Der Zug ist abgefahren.

Tja, wenn sich die SPD nur noch von dieser Wählerschicht wählen lassen will ... - das kann sie durchaus als Ziel vorhaben. Damit klärt sich dann vieles.

Herr Lenz, sie scheinen ja eine regelrechte Allergie gegenüber allem Konservativen zu haben. Ich kenne Ihr Alter nicht,aber ich vermute Mal, dass Sie auch den Wohlstand (noch) genießen,den vor allem die Konservativen der Vor-Merkel-Zeit geschaffen haben. Die kamen gut ohne linke Ideologien aus und haben mit Fleiß (auch so ein konservativer Wert) das Land aufgebaut.

... das steht nach Ihrem Kommentar nunmehr einwandfrei fest. Mich interessiert darüber hinaus: Verfügen Sie selbst über eine eigene politisch-moralische Grundüberzeugung?

Aus ihren durchweg negativen Kommentaren wird diese nämlich nicht deutlich. Da sieht man nur ein wütendes Geschimpfe gegen alle und jeden, und wie ein tröger Verschwörungstheoretiker sehen Sie überall die AfD am Werkeln.

Stellen Sie uns doch Ihre eigene Grundüberzeugung einmal vor. Ich jedenfalls glaube, dass Sie eine solche haben, und ich interessiere mich dafür.

Oder halten Sie selbst Ihre eigene Grundüberzeugung gar nicht für öffentlichkeitsfähig?

Helmut Bachmann | Do., 4. März 2021 - 13:59

Was der Mann alles angeblich weiß, obwohl es doch keine guten Studien zu geben scheint. Aber es sei auch gesagt: Wer positiven Rassismus für richtig hält, sollte das Wort Rassismus mal überdenken. Sarrazin ist kein Rassist, er hatte Recht.

Carola Schommer | Do., 4. März 2021 - 14:20

"...Einen Diktator zu wählen und die CDU, wie passt das zusammen ?" Na, eigentlich ganz gut.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 4. März 2021 - 14:33

ich vermute eher, hauptsächlich.
Moment, vielleicht spielt die m.E. massive Migrantenfokussierung der Grünen auch eine Rolle und natürlich der Dreh- und Angelpunkt derselben, meiner Meinung nach Merkel.
Laschet ist ganz sicher Migranten-erprobt und -bewandert, wie doch aber hoffentlich alle Menschen in NRW.
Dazu mußte nicht "gepredigt" werden.
Bedauerlich, dass dann doch aus Sarrazins Überlegungen evtl. manche den Schluss ziehen, islamische Migranten wären dumm.
Ein kolossaler Irrtum (Wiege der Menschheit) und nicht nett!
Wenn Schulabschlüsse dies nicht belegen, muss man zusammen mit den muslimischen Verbänden daran arbeiten.
Die Migranten, gerade die muslimischen finden sich also in gewisser Weise in einer komfortablen Situation wieder, da alle Parteien, wohl nicht die AfD, eine hohe Akzeptanz ihnen gegenüber ausweisen.
Evtl. werden sie da politisch wählen, aber auch sicherheitsorientiert.
Das Paradox ist, dass CDU und FDP für Sicherheit überhaupt stehen.
Liebe SPD, es wird schwer...

. . . Sie erlauben, daß ich Ihnen widerspreche betr. Ihrer Meinung zu Sarrazin.
Ich tendiere eher zu Herrn Bachmann, der oben die Worte: " Sarrazin ist kein Rassist, er hatte Recht. " schrub.-
Haben Sie die hier erwähnten Bücher des Herrn Sarrazin gelesen?
Oder ist Ihr Statement hier vergleichbar mit dem der Kanzlerin, die da sagte: "Das Buch ist nicht hilfreich" - obwohl sie es nie gelesen hatte?

es wäre ein ebenso kolossaler Irrtum, zu glauben, dass die Europäer dumm seien.
Europäer, Muslime und Afrikaner, auch Asiaten gerieten aneinander, weil sie benachbart leben.
Ich gehe davon aus, dass sich über die Jahrhunderte und die zunehmende Globalisierung, bislang evtl. gravierende Unterschiede einebnen werden.
Es würde für viele Europäer evtl. etwas leichter, wenn die sicher klugen Muslime etc. weiter daran arbeiten würden, den Islam zu reformieren, sowohl für sich selbst, als auch das gemeinsame Leben in Europa und ich habe noch niemanden erlebt. dem es darauf ankommt, es sich möglichst schwer zu machen. Auch hier gilt wohlder etwas abgewandelte Satz von Willy Brandt, es wächst zusammen, was auch zusammengehören möchte.
Bei allem Respekt Jedem* gegenüber, ich glaube nicht, dass Europäer je an etwas anderes glauben werden, als sie für gut befunden haben.
Das kann man nennen, wie man will... es klappt auch nicht immer in Europa, aber evtl. woanders auch nicht besser.
RESPEKT

Und so halluzinieren wir uns eben schön, was beobachtbar wenig schön ist aber nach menschlichem Ermessen unter den derzeitigen Bedingungen kaum verhindert werden kann.
Kulturell sei neben der Sprache eh kein Unterschied der Kulturen erkennbar, haben wir kürzlich erst von der großen Kulturwissenschaftlerin, Aydan Özoguz (SPD) erfahren.
Alsdann - begegnen wir zunächst erst mal dem Klimawandel angemessen und dann nach mir die Sintflut!

... "Wiege der Menschheit" war lange vor Mohammed! Nur mal so am Rande. Und ich empfehle Ihnen den taz-Artikel über muslimische Verwandtenehen, einem Großteil der arrangierten Ehen... die gibt es immer noch, Tendenz steigend.... Und die Landkarte nach IQ, ebenfalls sehr sehenswert.
https://taz.de/!5111122/

Die gleiche Truppe die sich lauthals zu Wort meldet. Seit Jahren sind diese Opfer.
Heute 50 Jahre die Maus. Anfangs würde für die ersten Einwanderer nach D in Einspann italienisch, spanisch, portugiesisch und serbo kroatisch übersetzt. Von türkisch keine Spur. Vom Islam war man meilenweit entfernt. Alle Volksgruppen haben sich integriert mit ihrer Religion. Nur nicht die Türkdeutschen (andersrum müsste es ja dann Deutschrussen geben).
Einen Islam kann man nicht reformieren. Genausowenig wie linken oder rechten Faschismus.
Helmut Schmidt hat schon seinerzeit die Arbeitskräfte aus Anatolien kritisch betrachtet.
Und wenn Sarrazin jetzt die Wahrheit kundtut, war er es der die Wähler abschreckt. OMG.
Flacher geht nicht.
Aber für D ist es eh zu spät.
Und die gut integrierten Türken/ Muslime retten den Laden auch nicht.

"Bedauerlich, dass dann doch aus Sarrazins Überlegungen evtl. manche den Schluss ziehen, islamische Migranten wären dumm.
Ein kolossaler Irrtum (Wiege der Menschheit) und nicht nett!"

Verstehe ich Sie richtig, dass Sie die Ursprungsländer der islamischen Migranten als "Wiege der Menschheit" bezeichnen?
Etwa die angeblich am Berg Ararat gestrandete Arche Noah?
Das wo auch immer zu verortende Paradies von Adam & Eva?
Den Islam gibt es seit dem 7. Jhd - was hat das mit der Wiege der Menschheit zu tun?

Ich kenne lediglich Sarrazins erstes Buch; da steht auch vieles zu Hartz 4 drin; statt Heizung hochdrehen eher mal zwei Pullover anziehen usw.
Nicht alles ist Unsinn.
Das ist nicht "Mein Kampf" reloaded!

"Wenn Schulabschlüsse dies nicht belegen, muss man zusammen mit den muslimischen Verbänden daran arbeiten."
Nein, das muss man nicht, denn das ist bereits Fakt.
Man muss das Angebot nur annehmen!
Statt dessen werden bei uns die Standards gekürzt!
Alle sind gleich toll! - NEIN, eben nicht!

vielleicht kann eine Tatsache die Sachlage klären.Es ist die islamische Religion die den türkischen und arabischen Migranten im Wege steht.Wenn man,wie in arabischen Ländern üblich, behauptet es würde alles Wichtige im Koran stehen,mehr bräuchte man nicht,dann ist das schon ein Bildungshindernis.Es werden in die griechische Sprache etwa soviel Bücher übersetzt,wie ins Arabische.Das kleine Griechenland scheint wesentlich mehr Interesse an an ausländischer Literatur zu haben,als die vielen arabisch sprechenden Menschen.Sarrazin zeigt gerade diese Probleme auf.Außerdem bekommen die vielen Verwandtenehen, der Genetik nicht besonders.

Ich persönlich sehe vor allem die zahlenmäßige Vertretung der "Ereiferer" im Islam für die die Gefahr des Friedens, den Umgang mit anderen Positionen, Meinungen, Weltansichten & & &. Bestes Beispiel ist doch die ersten Generation der Türken, die nach Deutschland kamen. Die sind doch "Deutscher" (wie auch die zugezogenen Europäer) als deren Kinder.
Demut & Achtung vor unseren Ahnen & unser Kulturgüter wurde doch durch die Siegermächte (ganz stark ausgeprägt in der Kommunistischen Ideologie) unterdrückt & in den Köpfen der nachfolgenden Generationen gelöscht. Aber erstens sind 99%Grautöne & nicht schwarz-weiß (was man uns weiß machen will) & zweitens ist Vergangenheit & Zukunft nicht zu teilen..
Und auch wenn 5 nach 12, wie sagte... : Lieber Spät, als nie.
Deswegen liebe Deutsche türkischer Abstammung. Auch & gerade eure Meinung ist gefragt (& vor allem hier) & dies ohne ideologische Denkschablonen, damit zusammen wächst, was zusammen gehört. Auch wenn diese der der Regierung(en)...

Von Herrn Schäuble lernten wir noch vorm kurzem die °Asylanten" würden Europa, milde beschrieben, eine genetische Auffrischung bescheren.
Es scheint wohl eher umgekehrt zu sein und der Bedarf bei denen zu liegen, welche uns vermeintlich bereichern. Allerdings sollten dann jene, die es so sehen, die Aufgabe, geographisch betrachtet, dort erledigen wo der eigentliche Bedarf besteht und der Nutzen folglich größer ist. Das man dem Bundestagspräsident diese Aussage einst kritiklos durchgehen ließ und andere politisch und medial kreuzigt, wenn sie statistisch belegte gentische Zusammenhänge herstellen ist bezeichnend für den bigotten Zustand dieser Republik.

Werner Zillig | Do., 4. März 2021 - 14:35

... mit den Deutsch-Türken an zwei Stellen unheimlich geworden: 1. Als ich mehrfach gelesen habe, dass Türken eigentlich nur untereinander heiraten. Und 2. mit dem Erdogan-Spruch: "Habt fünf Kinder, nicht drei." Letzteres klingt mir einfach nach der Aufforderung zur feindlichen Übernahme des Landes oder Europas mit den Mittel der Geburtenzahl.

Nur für echte Fußballfans ist wahrscheinlich mein schlechtes Gefühl nachvollziehbar, wenn ich sehe, dass deutsch-türkische Männer der 3. und 4. Generation bei einem Länderspiel Deutschland : Türkei für die Türkei brüllen.

Christa Wallau | Do., 4. März 2021 - 14:36

So paradox das klingen mag, aber genau so ist es:
Eigentlich müßten Türken der AfD in vielem zustimmen; denn diese Partei pocht als einzige noch auf den Wert, der bei den Türken sehr hoch im Kurs steht: Vaterlandsliebe = Patriotismus.
Das Bewußtsein für die eigene Identität (Herkunft, Religion usw.) ist bei fast jedem Türken wesentlich ausgeprägter als beim Durchschnittsdeutschen.
Auch der Wert der (Normal-)Familie u. der Sippenzugehörigkeit steht hoch im Kurs.

Weil genau diese beiden Faktoren (Liebe zur Nation u. zur Familie) bei der SPD keine Rolle mehr spielen bzw. sogar madig gemacht werden, bevorzugen viele Türken eben die CDU, bei der sich noch Reste davon vermuten.

Im Gegensatz zur GRÜNEN-Welt, wo es nicht bunt und queer genug zugehen kann, wünschen sich die meisten Türken e i n d e u t i g e , klare Verhältnisse.

guten Morgen,
nur was haben wir mit der Kultur, den Befindlichkeiten und dem Nationalstolz von fremden Menschen zu tun? Jedes Volk besitzt ein Land und sollte dort aktiv werden. Ich kann dies alles nicht mehr sehen und hören. Was stänkert jeder hier in unserem Land herum und pocht auf Vorzugsbehandlung. Wann endet die "Fahrt des Narrenschiffes"?

Yvonne Stange | Do., 4. März 2021 - 14:49

Herr Sarrazin ist also ein Faschist, wohingegen straffe Erdogan-Anhänger einfach nur konservativ sind. Starker Tobak! Ist es nicht eher so, daß sich Erdogan-Anhänger einen Gottesstaat mit Scharia wünschen? (Sehr im Gegenteil zu deutschen Konservativen!) Und dazu nur die deutschen Parteien als Vehikel brauchen "bis sie am Ziel sind", wie Erdogan so nett sagt? Also bis eine Partei da ist, die ihre ureigensten Interessen abbildet - in der Zeit werden die deutschen Parteien - auch gerne mit Quotenregelung - infiltriert... A propos Quote. Wie und wo wird denn eigentlich abgebildet, daß nur jeder 2. erwerbsfähige Türke in Deutschland auch arbeiten geht? (Quelle: Focus)
Und natürlich immer wieder die Opferrolle... hier in Form der "Bildungsbenachteiligung"... WER lehnt denn den deutschen Unterricht ab?! Bei welchem Klientel trauen sich denn deutsche Lehrer nicht mehr in die Klassen? Es sind mehrheitlich Moslems, die z.B. nichts von Darwin wissen wollen - wie in der Türkei!

Manfred Sonntag | Do., 4. März 2021 - 16:01

Frau Hildebrandt, Sie haben dieses Interview mit einem typischen Funktionär geführt. Wo sind denn die Fragen und Antworten zu den Ursachen, dass in den deutschen Corona Intensivstationen 50% bis 90% Migranten liegen (https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/alexander-wallasch-heute/50-proz…)? Das wissen Herr Wieler und auch der Herr Spahn seit vielen Monaten und tun nichts. Unsere Regierung hat die komplette muslimische Community in den Parallelgesellschaften der Großstädte im Stich gelassen. Jeden Tag wird der Islam in höchsten Tönen gelobt, die Menschen und deren Schicksale sind für die Eliten aber uninteressant (https://www.nzz.ch/rana-ahmad-floh-vor-der-scharia-und-feiert-jeden-tag…). Lassen wir die SPD ihren letzten Weg in Ruhe gehen. Am 3.3.21 stand dafür ja schon exemplarisch: "Die SPD cancelt sich selbst".

im Stich gelassen, lieber Herr Sommer, sondern auch wir. Denn rechnet man die 50 bis 90 % auf die gesamten Inzidenzwerte um (also ca 30% der Bevölkerung bilden durchschnittlich 75% der Infizierten) - wären bei effizienten Maßnahmen konkret für diese Bevölkerungsgruppe keine großartigen Inzidenzen übrig geblieben. Hätten wir uns damit nicht auch den Lockdown und Folgekosten sparen können?

Bernd Muhlack | Do., 4. März 2021 - 16:41

Ich kann das Wort "antifaschistisch" nicht mehr hören!
Und den Herrn Caner Aver brauche ich nicht zwingend als Lektüre, Redner.

Ich schrieb es bereits kürzlich.
Man mache eine Umfrage zum Begriff Faschismus - die Ergebnisse wären verblüffend!
Geballte Inkompetenz!

Noch 700 Zeichen?
Kann ich die auf andere Artikel kumulieren oder panaschieren?

Jost Bender | Do., 4. März 2021 - 17:36

die abschließende Frage, wie lange es wohl noch dauere, bis die 85-Mio BRD von e. Kanzler/-in aus der Bevölkerungsgruppe der wahlberechtigten Mitbürger mit einer spezifischen Migrationsgeschichte (v insg. 690 000 Menschen) regiert werde, ist eine leicht polemische Einladung zur Unsachlichkeit, die C. Aver dankenswerterweise nicht bzw. nur teilweise annimmt: Denn die Frage lädt nat. dazu ein, zu unterstellen, dass die Gesellschaft dies nicht ermögliche / "noch nicht so weit sei", solange dieser Fall nicht eintritt. An den (parteiübergreifend gemessenen) Zustimmungs-Spitzenwerten für Cem Özdemir in den Jahrzehnten, in denen er im Politbarometer-Ranking geführt wurde aber lässt sich eindeutig das Gegenteil belegen: Leuten, die hier 'angekommen' sind - wie Cem - stehen alle Ämter offen. Der Rest ist Wahrscheinlichkeitsrechnung & Parteipolitik.
Übrigens stand Laschet sehr wohl immer f.d. Doppelpass! Siehe z.B. www.merhaba.info v 2013

Walter Bühler | Do., 4. März 2021 - 18:15

... weist viele Probleme auf, die noch keineswegs gelöst sind.

Mal spekuliert: Würde ich eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen, dann würde ich wohl taktisch wählen, also jeweils die Entscheidung treffen, die meinen persönlichen Interessen am besten nützt.

Wäre ich Salafist, dann würde ich in der Türkei Erdogan und in Deutschland halt grün oder links wählen.

Ich denke eigentlich, Doppelstaatler sollten im Prinzip das Recht haben, sich sich alle vier Jahre für das Land zu entscheiden, indem sie wählen wollen.

Aber es ist wohl unwahrscheinlich, dass die Türkei freiwillig auf ihren bereits errungenen Einfluss in der deutschen Politik verzichtet.

Da die regierenden politischen Parteien bei uns ausschließlich am eigenen Wahlerfolg interessiert sind, werden sie sich einem Kampf gegen eine Änderung der doppelstaatlichen Praxis nicht anschließen, sondern weiterhin gegen islamophoben Rassismus in unserem Land tönen und so die Doppelstaatler umgarnen.

Alles nur Spekulation.

Im letzten Satz muss es natürlich heißen "Kampf für eine Änderung" statt "Kampf gegen eine Änderung."

Norbert Heyer | Do., 4. März 2021 - 18:22

Herr Sarrazin hat mehrere Bücher geschrieben, bei denen ich nicht einmal im Ansatz Rassismus erkennen kann. Wer Fakten benennt, zeichnet die Wirklichkeit ab, Zahlen lügen bekanntlich nicht. Demgegenüber sind die Millionen Erdogan-Anhänger lediglich konservative Verehrer, mehr Verdrehung geht eigentlich nicht. Übergriffe gegenüber Türken werden - zu Recht - scharf kritisiert. Von den Anschlägen türkischer Attentäter kein Wort. Es ist immer das gleiche Strickmuster, sich in der Opferrolle zu begeben. Die türkischen Mitbürger werden - durch Erdogan ermuntert - sich weiter stark vermehren und in weniger als zwei Generationen hier die Mehrheit stellen. Ob sie dann die bestehenden Parteien gekapert haben oder doch eigene Parteien gründen, ist völlig zweitrangig. Sie werden dann hier das Geschehen in allen Belangen bestimmen und die Deutschen werden zu Geduldeten in der eigenen Heimat. Diese Entwicklung ist auch „alternativlos.“ Das werde ich den verantwortlichen Politikern niemals verzeihen.

Quirin Anders | Do., 4. März 2021 - 18:32

Sarracins "Feindliche Übernahme" habe ich mir gekauft und viel darin gelesen. Nicht etwa, weil ich Sarracin-Fan wäre oder sein Thema erbaulich fände. Sondern zum Test der Redlichkeit diverser Medien: Denn schon an demselben Tag, an dem dieses 426 Seiten umfassende Buch auf dem Markt erschien, wurde es in diversen Medien gnadenlos verrissen. Dabei konnten die Rezensenten bei Abfassen ihrer "Besprechungen" das dicke neue Buch noch nicht gelesen haben.
So wunderte mich kaum, dass bei der Lektüre festzustellen war: Jede Rezension war faktenfreie Verleumdung. Denn S. hat die von ihm zusammengetragenen Tatsachen und Daten ordentlich dargestellt und sauber von seinen Schlussfolgerungen und persönlichen Thesen getrennt. Viele Schreiber sollten sich daran ein Beispiel nehmen.
Weil SPD-Funktionäre so töricht waren, S. laufend zu diffamieren und damit seinen Buchtitel immer wieder neu ins Bewusstsein zu rücken, drängt sich m.E. die Frage auf: Hat nicht eher die SPD selbst ihre Wähler entfremdet?

Michael Sauer | Do., 4. März 2021 - 19:50

Manchmal ist die Semantik entlarvend: Deutschtürken sind nach gängiger Grammatik Türken und keine Deutschen. Eigentlich müsste es Türkdeutsche heißen. Schließlich gibt ja auch Italo- oder Deutschamerikaner und Russland- oder Afrodeutsche.

Markus Michaelis | Do., 4. März 2021 - 20:33

Überwiegt hier die Normalisierung der Gesellschaft? Auch Türken werden etablierter, verändern ihre politischen Präferenzen, es reicht nicht (in der SPD) eine identitäre Gruppe unter vielen zu sein. Man will Repräsentation in der Politik, so wie es in Parteien einen Proporz nach Landesverbänden, Frauen etc. gibt.

Andererseits ist jemand, der von Köln nach Frankfurt zieht, dann im hessischen Landesverband und heiratet vielleicht jemanden aus dem RLP-Verband. Man schaut(e) dieselben Medien. Aber auch da nehmen viele Verknüpfungen ins Ausland zu und die Bindungen an Deutschland lockern sich, man hat zunehmend verschiedene "Diskursräume".

Dazu werden auch andere größere Zuwanderergruppen kommen. Wahrscheinlich Araber, eine oder mehrere afrikanische Gruppen?

Das ist spannend mit vielen Möglichkeiten, hat aber auch das Risiko, dass viele (ich zumindest) versuchen werden nicht alle Eier in den unsicheren Korb Deutschland zu legen. Das kann wieder gut und schlecht sein.

Gerhard Schwedes | Fr., 5. März 2021 - 20:40

Wenn man das Dilemma der Deutsch-Türken studieren will, muss man nur auf die hiesigen Kommentatoren blicken. Offensichtlich kein einziger Deutsch-Türke darunter, obwohl es doch gerade um sie geht. Diese Tatsache spricht Bände. Ja, es ist zum Fremdschämen. Wenn man solange in einem neuen Land lebt und keine Neugierde an der Debatte hat, dann ist man in der überwiegenden Mehrheit integrationsfeinlich gesinnt. Alles, was Sarazin schreibt, scheint traurige Waheit zu sein. Die Deutschen wollen Multikulti - zumindest der verlogene Mainstream -, aber die Deutschtürken erhoffen sich ein islamisch-türkisch eingefärbtes Deutschland. À lá Erdogan soll ihnen der Geburtendschihad zum Erfolg verhelfen. Mit einer solchen Haltung wäre es besser, wieder nach Hause zu gehen. Die große deutsch-türkische Mehrheit schweigt, steckt den Kopf in den Sand und hofft auf bessere Zeiten. Man muss sich um die Zukunft die allergrößten Sorgen machen. Es kommt Schlimmes auf uns zu - auch auf die Deutschtürken.