Bundeskanzler Konrad Adenauer (r.) mit Vertriebenenminister Theodor Oberländer (rechts hinter ihm), 26.10.1958 / picture alliance / dpa

Erfolgsgeschichte der jungen Bundesrepublik - Wie Adenauers CDU rechte Parteien integrierte

CDU-Gründer und Erstkanzler Konrad Adenauer koalierte einige Jahre lang mit kleinen Parteien, die rechts von seiner Union standen. Am Ende lösten sich BHE und DP in der CDU/CSU auf: Die Geschichte einer erfolgreichen politischen Integration und gesellschaftlichen Befriedung.

Dominik Geppert / dpa | Uwe Zucchi

Autoreninfo

Prof. Dr. Dominik Geppert ist Professor für Geschichte des 19./20. Jahrhunderts an der Universität Potsdam.

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Als CDU und CSU im Streit um die Migrationspolitik Ende Januar einen Entschließungsantrag in den Deutschen Bundestag einbrachten, dem dann auch die AfD zustimmte, haben sie nach Ansicht ihrer Kritiker einen unverzeihlichen Tabubruch begangen. Sie hätten sich von 75 Jahren demokratischer Tradition und guter parlamentarischer Praxis in der Bundesrepublik losgesagt, lautet der Vorwurf. Von Zusammenarbeit mit der extremen Rechten ist die Rede. Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel, so wird insinuiert, wäre keinem christdemokratischen Bundeskanzler je etwas Derartiges in den Sinn gekommen.

In der Tat hat Altkanzlerin Merkel in dieser Frage eindeutig Position bezogen. Adenauer hingegen kann man kaum als Vorbild für eine Abgrenzungspolitik gegenüber rechtsaußen in Anspruch nehmen. Ganz im Gegenteil, so ließe sich argumentieren, bestand die große staatspolitische Leistung der deutschen Christdemokratie unter seiner Führung nach 1945 gerade darin, keine Brandmauer zu errichten, sondern das christlich-konservative Spektrum bis hin zum rechten Rand zu integrieren und an die neue Republik zu binden.

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HappyLife | Di., 18. Februar 2025 - 09:01

Niemals endet. Um Michael Schanzes ehemalige Sendung zu verdeutlichen:

1, 2 oder 3 Du musst Dich entscheiden 3 Felder sind frei.

Unsere Bürger schaffen es jeweils nicht in die Mitte zu springen.

Momentan springt das Faschismuspendel bei uns eindeutig auf links. Es bringt einfach nur Leid in unser Land hinein.

Wann Versteht es der Deutsche mit seiner vererbten Vergangenheit abzuschließen & diesen Mist ein für allemal hinter sich zu lassen?

Wir benötigen einen kompletten Reset. Dann hören auch endlich diese unaufhaltsamen gesellschaftlichen Abstürze auf, wie wir Sie derzeit wieder erleben.

Wolfgang Borchardt | Di., 18. Februar 2025 - 09:06

Herr Merz ist nun schon mehrfach durch unkluge Äußerungen aufgefallen, die nur seine vermeintlichen Gegner genährt haben. So auch die vor der Wahl völlig unsinnige Migrationsdebatte im Bundestag. Und die Ausgrenzung der AfD unter fadenscheinigen Vorwänden. Schwarz + Grün, nicht unschuldig an der schwierigen politischen Bilanz, stehen für ein "Weiter so". Der Westen wählt CDU, schön aus purer Gewohnheit. Im Osten gibt es einen starken Trend zur AfD - nicht, weil man besonders dunkelhirnig ist oder sich eine Nazi-Diktatur, sondern ein Korrektiv zu links-grüner Politik wünscht, deren Bilanz kaum jemanden überzeugen kann. Hinzu kommt eine sensible Sensorik für politische Veränderungen, die aus DDR-Erfahrung als bedrohlich empfunden werden. Befremdlich auch der Umgang mit einer Partei, die nichts weiter ist als ein Symptom politischen Versagens nicht nur in der Migrationspolitik. Die Brandmauer wird die AfD incl dem Osten weiter ausgrenzen und abspalten, steht Merz zur Brandmauer.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 18. Februar 2025 - 09:38

Großen der CDU hinter Frau Merkel Geissler, Polenz und Kauder waren,
so kann man sich evtl. ähnliche Überlegungen vorstellen, jetzt in Richtung DDR-Erbe.
Nur gab es eine friedliche Revolution in der DDR und der Anteil der Linken in der DDR könnte auch überschaubar gewesen sein.
Die Wiedervereinigung brachte das Hoffen auf CDU-Politik zum Ausdruck.
Anfangs "versuchte" sich m.E. Frau Merkel daran.
Die AfD ist evtl. nicht einmal ein Wiederaufflammen nationaler oder illiberaler Momente, sondern überwiegend das Beharren auf CDU-Politik.
Adenauer war m.E. kein neoliberaler Globalisierer und hätte Schmidts Bedenken gegen eine zu schnelle EU-Osterweiterung sicher geteilt.
Ich weiss nicht was die CDU/CSU mit Merkel "geritten" hat.
Ihr stand auch vor Merkel jeder Diskurs mit anderen Parteien offen und es wäre ein Diskurs gewesen.
Wir hatten in den letzten Jahren (ab Merkel) evtl. einen Riesenbohei um eigentlich Banaliitäten des politischen Lebens mindestens der alten Bundesrepublik.
Mal schauen

hätte integrieren müssen aus dem Osten in ihre Partei?
Die SPD, die aus der Zwangsvereinigung mit den Kommunisten zur SED kam, hatte es m.E. schwerer und nach einem anfänglichen Höhenflug wirklich sehr schwer.
Wer links sozialisiert wurde im Osten ging zur Linken, der Rest übersprang die SPD und vor allem die FDP und landete bei der CDU?
Die Stimmenzuwächse bei den Linken, wohl auch durch Lafontaine und die bei den Grünen, evtl. durch die "Klimaapokalypse", gingen zu Lasten der SPD?
Welchen Sinn machte da Merkels Zugehen evtl. besonders auf die Grünen - Sie hat Trittin verabschiedet?
Jede solide CDU-Politik, selbst eine grün angehauchte hätte der CDU alle Stimmen gebracht, mit allen koalieren zu können.
Wen wundert eigentlich, dass es nicht die erhoffte Maxime jeden Handelns in der CDU war, im Kern grün oder links zu sein?
Es hätte nur solider CDU-Politik bedurft.
Mit Schäuble hatte die CDU diesen Politiker, mit Merkel "alternativlos" das "Gute"?
"Die Partei der Guten" statt CDU?

Norbert Heyer | Di., 18. Februar 2025 - 10:06

Adenauer war ein Staatsmann, Merz ist dagegen ein politisches Leichtgewicht mit - der Situation angepasster Meinung. Adenauer musste nach der durch Nazis angerichteten Katastrophe den Staat wieder als Demokratie wieder aufbauen. Dazu benötigte er auch Fachleute, die ausgewiesene Nazis waren. Aber solche Tatsachen sind den heute Regierenden wohl unbekannt. Eine Brandmauer ist die sicherste und schnellste Maßnahme, um eine Gesellschaft zu spalten. Außerdem führt es in D zu der Tatsache, dass die größten Versager immer Teilhabe an der Macht behalten. Merz hat seine Partei „schachmatt“ gesetzt, er ist der Gefangene seiner unterwürfigen Handlungsweise. Er wird nicht mit der bestkonformen Partei koalieren können und wird nur die Katastrophe weiterführen. Die Meinungsmacht, die Organisation von jederzeitigen Protestwellen sind ein Merkmal links-radikaler Kräfte. Merz wird nicht Gestalter besserer Politik, er wird als kaltgestellter Frühstücksdirektor in die Geschichte eingehen. D ist am Ende

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 19. Februar 2025 - 06:14

Antwort auf von Norbert Heyer

Aufgabe der CDU/CSU wäre, "rechte", bzw. "national-liberale" Kräfte zu integrieren.
Es gab vereinzelt solche Parteigründungen und sie wurden eher "abgewehrt"?
Die gab es aber im Westen und ich gehe davon aus, dass solcherart Denken nicht einfach verschwand, sondern die Umbruchsituation im Osten nutzte.
Im Dresdener Landtag saßen einmal wieviele Mitglieder der "NPD"?
Unter Biedenkopf KEINE CHANCE!
Der versuchte alle fortschrittlichen Kräfte in Sachsen zu bündeln, soweit ich mich entsinne, hatte auch ein gutes Verhältnis zu Hasso Düvel, damals IG-Metall Bezirksvorsitzender in Sachsen, dann Berlin, Brandenburg, Sachsen, RIP.
Aber Adenauer betrieb keine Politik gegen Ehemalige der Nazi-Diktatur?
Weil mir Merkels Verhalten gegenüber "Rechten" etc. etwas unverständlich ist, vor allem in Kombination ihrer evtl. "Zuneigung" zu Grünen und auch "mit den Waffen" der Kirchen "zusammengeht", so in Richtung, überspitzt, "Exkommunikation", vermute ich, dass sie ihrer eigenen Kontinuität nachgeht...?

Ingofrank | Di., 18. Februar 2025 - 10:08

Das „Aufsaugen“ der von der CDU rechts orientierten Parteien in die CDU in der frühen bundesrepublikanischen Demokrarie ist doch mit dem Jahr 2025 nicht zu vergleichen.
Wir haben es im Gegensatz zu 1949 wo der Stimmanteil der von ihnen genannten Parteien bei um die 5% lag, heute mit einer AfD zu tun, die heute mit guten 20% rechnen kann.
Da ist nichts mehr mit Integration. Im Gegenteil, der Weg wird umgekehrt laufen. Es werden noch weitere Wähler & Funktionäre zu AfD übertreten .
Warum ? Weil die Union ihren großen konservativen Teil ihrer Anhängerschaft entsorgte und durch die zu erwartende Koalition mit „den linken Parteien SPD & Grüne“ die letzten noch verbliebenen Konservativen zur AfD treibt,

Im Übrigen sind ja die vergleichbaren Parteien in Frankreich & Italien auch den Weg in die Bedeutungslosigkeit gegangen, der der CDU noch bevor steht.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Eine kleine Ergänzung, Herr Frank.

Dieses "Aufsaugen" gab es auch in der Ostzone.
Aus Wikipedia:
Die National-Demokratische Partei Deutschlands (NDPD) war eine
Blockpartei in der DDR. Sie wurde 1948 in der Sowjetischen
Besatzungszone gegründet und unterstützte die Politik der SED.
Zitat Ende

Nach der Gründung der beiden deutschen Staaten waren dann
wohl beiderseits "Blockinteressen" prioritär gegenüber den anderen
nationalen und die Mitglieder des Blockes wollten das auch nur so
streng durchsetzen.

Zu Ihrem letzten Aspekt, ich befürchte auch wie Sie, dass Herr Merz
es noch fertig bringt, die jetzige Möglichkeit zu verzocken und wir
durch irgendwelche Hinterzimmergespräche ein Déjà-vu erleben.

MfG

Hallo Herr Frank, bei der genannten Partei ging es vor
allem um die sogenannten "Rechten", man beachte auch
eine gewisse Ähnlichkeit im Namen zur Zeit vorher.

In der "nationalen Front" gab es auch noch die CDU,
alles sollte irgendwie pluralistisch in einer Einheitssoße
wirken. Auf der anderen Seite haben viele Kollegen
von mir in den Industriebetrieben solche Blockparteien
genutzt (sind Mitglied geworden) um bei der Besetzung
mittlerer Leitungspositionen dem Zwang zu umgehen,
der SED beizutreten.

Alles war ein einziges Lügengebilde, aber das ist vielleicht
ein Vorteil für uns Ältere, sowas schon mal erlebt zu haben.
Die Sensoren sind geschärft und man "riecht" es förmlich.

MfG

Ernst-Günther Konrad | Di., 18. Februar 2025 - 11:35

Nun, eine der "Mitbegründerinnen" der AFD heißt Angela Merkel. Die hat ja geglaubt, sie könne ihre Vernichtungspolitik unentdeckt machen und hat den Geist aus der Büchse der Pandora gelassen. Die sog. "rechten“ Parteien vor 2015 waren zurecht zu vernachlässigen, aber eben nicht die konservativen Geister im Volk, die sich nicht blenden ließen und mit der Gründung der AFD dagegen hielten. Und ja, man hätte gleich zu Beginn noch gegensteuern können, aber das wollte Merkel ja gerade nicht und eine vergrünte UNION hat in Klatsch Ektase dem Niedergang konservativ-liberaler bürgerlicher Politik noch zugestimmt. Die "Alten" waren eben weitsichtiger. Kurz nach dem Krieg waren noch zu viele Nazis unterwegs, die galt es halbwegs, wenn auch nicht alle einzufangen und eben keine Mauer zu bauen. Die "Brandmauer" heute ist eine Wiederholung des Mauerbaues 1961, nur diesmal dauert es keine 30 Jahre bis das Volk sich erhebt. Noch ein, zwei weitere Attentate und die schweigende Mehrheit wird laut.

Urban Will | Di., 18. Februar 2025 - 13:00

bezieht sich auf die Frage, ob Merkel damals ihre Politik hätte ändern müssen, um die „Abweichler“ (eigentl. alsch, es waren Merkel und ihre Klatschhasen, die „abwichen“ vom jahrzehntelangen erfolgreichen Kurs der Union) wieder einzufangen. Man muss aber feststellen, dass die AfD eine Neugründung war und kein „Restbestand“ alter „Rechter“ oder was auch immer.
Bisher sind nur Bruchteile des Merkelschen Zerstörungswerkes sichtbar und die AfD wurde gegründet, um diesem Irrsinn entgegen zu wirken. Hätten wir unabhängige, funktionierende Leitmedien und keine zu Hofberichterstattern mutierten Bücklinge und hätten wir ein aktives, denkendes Volk (zumindest mehrheitlich) und keine Ansammlung von Lemmingen und Wahlschafen, dann wäre die CDU nun weg und die AfD würde seit Jahren regieren.
Die Adenauersche Übermacht auf dem bürgerlichen Sektor wird d CDU nie mehr bekommen. Wenn, dann gibt es eine Übereinkunft, eine Rückkehr d CDU zur Bürgerlichkeit und dann viell. ein Zusammengehen.