Martin Schulz umgeben von Mikrofonen
Medienrealität unterscheidet sich von der wirklichen Realität – die Medien sollten das wissen / picture alliance

Martin Schulz und die Medien - Vor lauter Hype die Realität nicht gesehen

Kolumne: Grauzone. Nach nicht einmal vier Monaten ist der „Schulzzug“ zum Stehen gekommen. Doch die eigentlichen Verlierer der letzten Wochen sind nicht Martin Schulz und seine orientierungslose SPD – es sind die Medien, wieder einmal

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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Kann sich noch jemand erinnern? Es war der 24. Januar dieses Jahres. Da präsentierte die SPD ihren Kanzlerkandidaten und Parteivorsitzenden in spe. Ein gut eingefädelter Schachzug des damaligen Vorsitzenden Sigmar Gabriel, keine Frage. Tatsächlich wurde die CDU kalt erwischt. Doch was dann folgte, sprengte alle Dimensionen. Vom „Gottkanzler“ war bald die Rede, der „Schulz-Zug“ rollte, und bei Twitter entwickelte sich, lanciert von dem Reddit-Forum „The_Schulz“, ein Hype, wie ihn Deutschland bisher noch nicht erlebt hatte. Der Ex-Buchhändler aus Würselen wurde zum „Robin Hood“ oder auch gleich zur „geilen Sau“ hochgejazzt. Es war zum Fremdschämen. Wem er diese inszenierte spontane Anfangseuphorie verdankte, wusste Martin Schulz genau, und so bedankte er sich auch brav und umgehend bei den Reddit-Usern.

Etablierte Medien fallen auf Hype hinein

Doch damit nicht genug. Dass Parteianhänger im Netz eine Kampagne lostreten, ist die eine Sache. Dass die etablierten und traditionellen Medien darauf anspringen, die Inszenierung nicht als solche durchschauen und so aus dem hysterischen Internet-Gezwitscher erst einen Hype machen, den sie als reale Stimmung missdeuten – das ist etwas ganz anderes. Es war ein Armutszeugnis. Und die Strafe folgte auf dem Fuß.

Nun ist der Katzenjammer groß und derjenige, der gestern noch über Wasser wandeln konnte, steht als begossener Pudel dar. Dumm gelaufen. Doch die eigentlichen Verlierer der letzten Wochen sind nicht einmal Martin Schulz und seine orientierungslose SPD – es sind, wieder einmal, die Medien.

Zum „Sankt Martin“ erklärte der Spiegel Schulz Ende Januar. Nur zwei Wochen später legte er nach und zeigte auf seinem Titel einen neckischen Kandidaten, der eine zur grauen Statue erstarrte Angela Merkel vom Sockel stupst. Titel: „Merkeldämmerung. Kippt sie?“ Noch auftrumpfender gab sich der Stern, der Schulz gleich zum „Eroberer“ erklärte, in stürmischer Hurra-Pose mit roter Fahne in der Hand. Wäre das alles nicht so lächerlich und so leicht zu durchschauen gewesen, man hätte verzweifeln müssen.

Welch geradezu groteske Züge die Schulz-Mania unter deutschen Presseschaffenden auslöste, bewies exemplarisch ein bekannter Stern-Kolumnist, der sich ernsthaft fragte, woher der plötzliche Wählerzustrom komme – Monate bevor auch nur ein Wähler seine Stimme abgegeben hatte. Doch dann kamen die Wahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen, und die Schulz-Fans in den Medienhäusern wurden brutalstmöglich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Vorbei „Eroberer“, passé „Merkeldämmerung“, adieu „Wählerzustrom“. So kann’s gehen.

Medien geben Themen vor – keine Meinung

Denn Medienrealität und Realität sind zwei sehr verschiedene Dinge. Wer sie verwechselt, verliert schnell die Orientierung. Dies gilt erst recht im Zeitalter von Twitter und Co. Doch allzu viele Medienschaffende unterliegen der Faszination der scheinbaren Authentizität der 140 Zeichen.

Zunehmend ersetzt der Blick auf Twitter die nüchterne Analyse und die Wahrnehmung der Wirklichkeit. Man nimmt Medieninszenierungen für bare Münze und das sich kumulierende Gezwitscher für den Ausdruck tatsächlicher Stimmungen. Ein verhängnisvoller Irrtum. Das Ergebnis ist eine Stimmungsblase, hervorgerufen durch die neuen und angeheizt durch die traditionellen Medien. Der Rest sind wechselseitige Verstärkungseffekte und ein damit einhergehender Realitätsverlust.

Dass ausgerechnet Medienschaffende diese einfachen Mechanismen nicht durchschauen und Opfer der Logik ihrer eigenen Branche werden, ist dabei die eigentliche Pointe. Schon 1963 hatte der Politikwissenschaftler Bernhard C. Cohen darauf hingewiesen, dass Medien im Grunde nicht in der Lage sind, Meinungen zu manipulieren. Auf eine einfache Formel gebracht: Medien geben Themen vor. Was die Menschen aber über diese Themen denken, entzieht sich – zum Glück – ihrem Einfluss. Empirisch überprüft wurde diese These durch den Kommunikationswissenschaftler Maxwell McCombs in seiner berühmten Chapel-Hill-Studie von 1968

Wahlkämpfe werden unberechenbarer

An den Grundeinsichten dieser unter dem Namen Agenda-Setting bekannt gewordenen Theorie hat sich auch im Zeitalter des Internets nichts geändert. Im Gegenteil: Vieles spricht dafür, dass sich entsprechende Effekte noch verstärkt haben. Das macht Wahlkämpfe anspruchsvoller, weil unberechenbarer. Denn ein Thema – etwa den Gottkanzler – zu setzen, ist leicht. Doch was die Menschen daraus machen, ist schwer zu steuern. Und ist der Geist einmal aus der Flasche, ist er nicht mehr einzuholen.

Medienschaffende sollten das wissen. Es ist ihr kleines Einmalseins. Doch geblendet durch die neuen technischen Möglichkeiten und berauscht von dem Willen, auf der Höhe der Zeit zu sein, vergisst man die Regeln und Grenzen medialer Kommunikation. In einer Zeit, in der nicht wenige Menschen ohnehin mit Skepsis auf „die Medien“ schauen, eine unglückliche Entwicklung.

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Robert Müller | Sa., 20. Mai 2017 - 11:21

Fehlt eigentlich nur noch der Namen Putin, da dessen (angeblicher) Einfluss auf dem selben Mechanismus steht. Auch Putin kann nur Themen setzen, nicht das beeinflussen was die Menschen denken.

Allerdings kann so ein Medienhype Entwicklungen triggern, die latent schon da sind, aber sich noch nicht voll entwickelt haben.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 20. Mai 2017 - 11:34

den Cicero:)
Medien und Stil, nicht jedermanns Sache.
Na ja, auch der Cicero ist diesbezüglich `breit´ aufgestellt.
Ich brauche die Medien, um zu wissen, wie die Welt gerade tickt, nicht um zu wissen, wie sie ticken `sollte´.
Aber ich unterhalte mich auch gerne, eigentlich aber überall.
Es schränkt sich nun ein bisschen ein durch das von mir sehr begrüßte Bezahlen der Artikel, ...es war eine schöne Zeit...
Ich wünsche Cicero-online eine ähnlich gute und zurecht bezahlte Zukunft.

Gerdi Franke | Sa., 20. Mai 2017 - 11:35

ja, Medien wollen Meinung machen. Immer öfter. Sie fühlen sich stark. Leider setzen sie dabei aber auch immer öfter aufs falsche Pferd!

Jürgen Lamprecht | Sa., 20. Mai 2017 - 11:38

Medien geben Themen vor. Einverstanden. Medien können Meinungen nicht beeinflussen? Nicht einverstanden? Beispiel?
WDR. Glyphosat oder Sankt Martin oder oder oder. Erst eine Reportage. Gerne von einem "Recherche-Verbund". Thema setzen, richtig. Aber dann. Immer wieder erinnern und behaupten. Dann Umfrage. Das (erwartete und erreichte) Ergebnis wird dann als Nachricht gesendet. Neue Reportage. Neue Umfrage. Kommentare, auch solche, die "Klartext" genannt werden. Umrahmt von Musik. Dann Comedy. Gleiches Thema, gleiche Meinung. Und so weiter.

Peter Schultheiß | Di., 23. Mai 2017 - 14:59

Antwort auf von Jürgen Lamprecht

Was kann man eigentlich von den Medien erwarten? Die öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten genieren sich nicht, unverholen SPD-Propaganda zu machen (vgl. ARD-Tagesthemen von gestern: 13 Minuten Bericht über die SPD, Interview mit Schultz, anschließend Kommentar vom WDR). Und über die Madsack-Mediengruppe, deren größten Kommanditist die SPD ist, wird eine Vielzahl von Tageszeitungen und Werbeblättern kontrolliert und ebenfalls mehr oder minder offen SPD-Politik verkauft.
Ist es verwunderlich, wenn die Menschen sich abwenden und nicht mehr den Mainstream-Medien vertrauen?

erst geben die Medien ein Thema vor, dann wird es ausgebaut und weiterverbreitet, mit heutigen Mitteln in windeseile, so dass Minchen Müller garnicht mehr selber nachdenken muss. ALLE Parteien bedienen sich ihrer ihnen genehmen Medien und manipulieren das denkfaule Publikum in ihrem Sinne, und selbiges merkts nicht mal.
Das ist kein Privileg der SPD, "Mutti Angie" und alle Anderen tuns auch, und wer am raffiniertesten die Anderen verschaukelt gewinnt. Auch "wegloben" ist eine bewährte Methode.

Wolfgang Henning | Sa., 20. Mai 2017 - 11:51

Sehr richtig, Herr Grau, das genau ist der Grund, weshalb sich viele Menschen von den Medien abwenden. Der CICERO ist die wohltuende Ausnahme.
Aufgrund dieser Erfahrungen muss man sich auch nicht wundern, warum bei kritischen Menschen das Schlagwort von der "Lügenpresse" aufkommen konnte. Nicht nur das "hochjazzen" wird als Verdummung wahrgenommen, auch das bewusste Weglassen oder Verfälschen von Tatsachen, sowie das Verschweigen und die Unterdrückung alternativer Meinungen tragen dazu bei.

paul peters | Sa., 20. Mai 2017 - 11:53

ich lese die artikel des herrn grau sehr gern, da ich mich beim lesen oftmals beim zustimmenden nicken erwische.
dieses mal aber nicht. die von ihm als etabliert oder traditionell betitelten medien, sind doch schon lange nicht mehr das was sie einmal waren.
heutzutage zählt nur noch auflage oder klicks. die erreicht man bestens mit schlagzeilen und superlativen. da kann man nicht viel falschmachen, denn entwickelt es sich mal wieder in die andere richtung, kann man dann über diese "sensation" berichten.
schulz bietet dieses sensations-potential. entweder er, der unterbringungsfall der spd aus der eu, schafft es die ewige aussitzerin abzulösen oder mr. 100 % geht sang und klanglos baden. beide scenarien bieten schlagzeilen in fülle.
dass er bei und nach seiner inthronisation kaum konkretes verlauten ließ, ist dabei aber so etwas von nebensächlich.

Georg Sandner | Sa., 20. Mai 2017 - 11:54

In meinem Fall ist es noch schlimmer. Ich weigere mich zusehends, mich der Mainstreampresse überhaupt auszusetzen. Damit trage ich natürlich zur Spaltung der Gesellschaft bei.
Ich schaue alle paar Monate mal in DIE ZEIT oder kaufe mir die FAZ, aber sie tritt nicht wirklich für meine Werte und Interessen sein. Was taugt schon der investigative Gehalt von SPIEGEL?
Und der Staatsrundfunk weigert sich trotz zahlreicher persönlicher Briefe von mir, alternative, liberale oder (Gott verbiete) konservative Standpunkte zu präsentieren.
So langsam kann ich die Muslime verstehen. Die Parallelgesellschaft kann sehr schön sein.

Martin Schäfer | Sa., 20. Mai 2017 - 11:59

"Doch allzu viele Medienschaffende unterliegen der Faszination der scheinbaren Authentizität der 140 Zeichen." Nach in Kraft treten des Maas'schen Netzdurchsetzungsgesetzes wird sich aber auch das erledigt haben. Ich verstehe übrigens nicht, wieso der Cicero dem diesem gesamten Land und dessen Bürgern die Meinungsfreiheit abgrabenden NetzDG keine einzige Zeile widmet?!? Hier soll am GG vorbei Zensur im großen Stil gegen alle und jeden stattfinden, deren Beurteilung und Ausführung man in die Hände von nicht-juristischen Dritten legen will, und ihr schweigt dazu?

Uwe Prink | Sa., 20. Mai 2017 - 12:01

Wir leben in einer traurigen Epoche, in der die Politik ohne Bürgerbeteiligung hinter verschlossenen Türen gemacht wird und das Volk via der Medien mit einem ekelhaften Schmierentheater abgespeist wird. Die Medien als Erfüllungsgehilfen eines durchsichtigen Showdrecks.

Michaela Diederichs | Sa., 20. Mai 2017 - 12:10

Sehr schön beschrieben, lieber Herr Grau. Die Skepsis gegenüber den Medien war nie größer und wächst täglich. Daraus sollten Journalisten und Redaktionen doch eigentlich lernen, wenn sie weiterhin gelesen, gehört, gesehen werden wollen.

Mathias Trostdorf | Sa., 20. Mai 2017 - 13:27

Ich habe einen Bericht über die Krönung von Schulz zum Kanzlerkandidaten gesehen, und habe bei dem (grundlosen) frenetischen Jubel in der SPD-Zentrale an Scientology denken müssen.
Daß der Schulzhype auch von den Medien mitbestimmt wurde, stimmt, aber sie haben die, wie mir schien, teilweise wahnhafte Stimmung in der SPD nur aufgegriffen und verstärkt. Schulz zur Merkel-Konkurrenz hochzustilisieren, schien wahrscheinlich auch aus Auflagensicht interessant.

Franz Ruprecht | Sa., 20. Mai 2017 - 13:55

Sie sind in letzter Zeit in Topform Herr Grau. Weiterso! :)

Ursula Schneider | Sa., 20. Mai 2017 - 14:11

in der Tat, lieber Herr Grau!

Leider ist die Verklärung von "Spesenritter" Schulz zu "Sankt Martin" nur ein Beispiel von vielen, wie die Medien zunehmend zu Meinungsmachern geworden sind. Nachrichten und Kommentare werden nicht mehr sauber getrennt, es wird gezielt unterdrückt, vernebelt, verfälscht und mit zweierlei Maß gemessen ... Mit demokratischer Kultur und offenem Diskurs hat das nichts mehr zu tun.

Die Ursache liegt darin, dass die meisten Presseorgane einschließlich unseres aufgeblähten und von den Parteien beeinflussten "Staatsfunks" links angesiedelt und damit ideologisch gefärbt sind. Das führt zwangsläufig zu einseitiger - und vor allem moralisierender - Berichterstattung.
Kein Wunder, dass zur allgemeinen Politikverdrossenheit nun auch noch eine Medienverdrossenheit kommt.

Wolfgang Tröbner | Sa., 20. Mai 2017 - 14:26

verschiedene Dinge. Da gebe ich Ihnen uneingeschränkt recht, Herr Grau. Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Medien hier in eine selbst gestellte Falle tappen, nämlich dass sie sich hauptsächlich als "vierte Gewalt" begreifen. Dementsprechend glauben die Medien, selbst Politik gestalten zu können. Ihre ureigenste Funktion, nämlich primär Informationen zu vermitteln und darauf aufbauend durch Diskussion zur Meinungsbildung beizutragen, kommt dabei fast vollständig unter die Räder. Es würde den Medien gut tun, sich auf ihre eigentliche Funktion der Vermittlung von Informationen zu besinnen. Das würde auch ihre Akzeptanz erheblich stärken.

gibt ein Artikel, der gestern auf "Tichys Einblick" erschienen ist - mit dem Titel "Was nicht sein darf, geschieht doch - Ausländerkriminalität: Die Gewaltspirale dreht sich". Roland Tichy dröselt die aktuelle Kriminalstatistik des Jahres 2016 auf und setzt -statistisch korrekt- Zahlen zueinander in Beziehung.

Seine Analyse gipfelt in der Feststellung: "Die Medien übernehmen diesen Tenor, sind zum großen Teil noch schönfärberischer als der Minister, dem man ja zugutehalten könnte, dass er nur sein eigenes Versagen beschönigen will. So behauptet „Tagesschau Online“, auch zufällig durchreisende Touristen gingen als Täter ein – glatte Fake News; Touristen werden in der PKS getrennt ausgewiesen."

Der Link (kann w/Netiquette von der Redaktion gelöscht werden):
https://www.tichyseinblick.de/tichys-einblick/auslaenderkriminalitaet-d…

Reiner Jornitz | Sa., 20. Mai 2017 - 14:54

Medienschicken sich an nicht unabhängig Informationen zu verbreiten, sondern aktive Wahlkampfunterstützung der Parteien zu betreiben. Der Großteil der Medien insbesondere der TV-Sender schickt sich an Falschinformationen oder hysterisch auf gewisse Dinge einzuwirken. Daraus kann sich sehr gefährlicher Zündstoff entwickeln. Siehe Martin Schulz, siehe auch den Parteitag der AFD in Köln! man musste 100erte Polizisten aufbringen um den Massenhype der durch Medien hervorgerufen wurde in Schach zu halten. Man geht sogar weiter. Wenn ein kritischer Zeitgeist sich über das Politik- System Ehrbarkeit in Deutschland ihren Unmut ausdrückt dann als braune Nazi- Schlampe bezeichnet wird , dann sind wir mit den Medien schon weit gekommen Das ist schon verachtend wie ich meine , Es wird bis September einige Überraschungen geben!

Reinhard Schröter | Sa., 20. Mai 2017 - 15:22

Herr Grau erklärt mir mit Worten, welche ich so nicht formulieren könnte, weshalb bei mir die Tageszeitung im Abonnement schon seit Wochen ungelesen in der Tonne landet. Dass ich das Abonnement bisher noch nicht gekündigt habe, hängt damit zusammen, dass ich immer noch glaube, das das Lesen einer Tageszeitung einfach zur Struktur eines Tages gehört.
Vielleicht sind es Leser, wie ich einer bin, die durch ihre Unentschlossenheit die Zeitungs-u. Medienmachern glauben lassen, dass sie genau das Richtige tun und so sollte ich mich denn auch nicht beklagen sondern mit vielen anderen durch das Verweigern bzw. Kündigung,diesen Leuten klar machen, was wir von Ihnen halten.
Bei einer Zeitung hab ich ja bisher noch Entscheidungsfreiheit, bei den Öffenlich-Rechtlichen dagegen ein unkündbares Zwangsabonnement.

"Bei einer Zeitung kann ich noch entscheiden ob ich sie kaufe oder lese". Genau so ist es bei den Medien zum größten Teil ein Einheitsbrei in vorauseilender Hofberichterstattung bis auf ganz, ganz wenigen Ausnahmen aber ich kann wählen. Diese Wahlmöglichkeit hat man bei den ÖR nicht da ist man dabei ob es einem passt oder nicht. Allerdings für Arte, Phönix, 3 Sat oder Ländersender zahle ich gerne die wollte ich nicht missen. Aber ZDF und ARD pflegen, so erscheint es mir jedenfalls, eine recht arrogante Art einem Teil ihrer Zuschauer gegenüber.

Werner Kubach | Sa., 20. Mai 2017 - 18:08

genau so ist es Herr Grau.
Stellt sich jetzt die Frage wie das wohl in Zukunft weitergehen wird.
Für den Wähler wird es immer schwerer sich in diesem Chaos zurecht zu finden.
Abgesehen davon, dass alles was sich ausserhalb des sogenannten Mainstream abspielt (wie die AfD) als nicht demokratisch ausgegliedert wird. Damit sind alle Wähler dieser Gruppierung automatisch Nichtdemokraten!

Wo bleibt hier eigentlich die Meinungsfreiheit?
Es ist doch eigentlich schon schlimm genug, dass die regierenden Parteien, die für die Lage verantwortlich sind, sich heimlich und leise davonstehlen und ausser Gemeinplätzen auch keine Lösungen anbieten.
Genau hier beginnt die Aufgabe der Medien neutral zu berichten und den Finger in die Wunden zu legen und vor allem auch den Linksextremismus nicht zu vergessen.
Immerhin ist es erfreulich wenigstens im CICERO neutrale und korrekte Informationen zu lesen.
Bitte weiter so!

Larissa Tscherkow | Sa., 20. Mai 2017 - 19:31

reicht die Lokalzeitung aus, um die Meinung fast aller deutschen Journalisten zu jedem Thema zu kennen. Fast alle haben immer diesselben Ansichten. Egal worum es geht. Erdogan, Brexit, Euro, Asyl, Trump, Afd, die Liste ist endlos.

Die deutschen Medien sind so vielfältig, wie die in Russland. Wer die Lokalzeitung liest, weiß schon welche Meinung fast alle anderen Journalisten auch vertreten. Tagesschau, Bild, Spiegel. Egal!

Doch ander als in Russland zensiert die Politik, die Journalisten nicht. Bei uns ist es andersherum!

Wenn unsere Journalisten wollten, könnten sie das NetzDG verhindern. Wenn sie wollten könnten sie eine restriktive Einwanderungspolitik erzwingen.
Wenn wollten könnten sie Merkel stürzen und die Linkspartei auf 20% hochschreiben, oder die AfD.

Sie haben die Macht. Und die haben sie, weil sie ein einheitliches Weltbild zeichnen und andere Ansichten kaum noch zu Wort kommen.

Aber nur Narren glauben einer Seite, ohne die andere Seite anzuhören!

Andreas Balmert | Sa., 20. Mai 2017 - 19:31

Der Hype ging doch von den Guten und Gerechten aus und hätte deshalb eigendlich jede Unterstützung mehr als verdient!
Schade, dass offensichtlich viele Landtagswähler das hellrote Licht nicht in die schwarze Dunkelheit tragen wollten ...

Dimitri Gales | Sa., 20. Mai 2017 - 19:46

nicht immer ernst nehmen. Ich, der im internationalen Aquarium schwimmt, bin erstaunt, was die deutsche Presse liefert. Ob zum Thema Schulz oder Trump, vieles scheint mir subjektiv, von der persönlichen, emotional gefärbten Meinung der Journalisten oder Artikelverfasser geprägt zu sein.
Vielleicht spielt auch die Tatsache eine Rolle, zumindest bei der Schulz-Hype, dass Jourmalisten mehrheitlich dem linken oder grünen Lager angehören und Schulz für sie tatsächlich eine Art Messias war, der Merkel zurückdrängen könnte.
Zahlreiche Journalisten sind nach meiner Beobachtung und Erfahrung unzureichend erfahren, haben zuweilen ein klägliches Allgemeinbildung und ein unzureichendes Urteilsvermögen, was manche dazu verführt, bei anderen abzuschreiben oder sich ihren Stoff im Internet zusammenzusuchen.

Torsten Knecht | Sa., 20. Mai 2017 - 20:34

... können die Medien nicht, es sei denn, sie müssten ihr Geschäft aufgeben. Solange die Aufmerksamkeit gewonnen wird, ist gar nix verloren, sondern Anzeigen/Werbung verkauft. Und wenn keine Werbepause läuft, dann wird die Bevölkerung beeinflusst, was politischer Propaganda gleich kommt (Trennung von Fakten u. Meinung, Lückenhafte Berichterstattung ...)

Natürlich hätte der sachlich-distanzierte u. neutrale Blick geholfen. Bloß den gab es schon zu Beginn der F-krise nicht.

Akira Ozawa | Sa., 20. Mai 2017 - 20:57

Früher:
- Investigativ,
- Kritisch gegenüber Staat und Wirtschaft,
- DIE vierte Macht im Lande,
- Unverwechselbares Kontrollorgan der Gesellschaft

Heute:
- Tendenzielle Beiträge mit Wahlvolk-Erziehungscharakter im Sinne einer regierungsgenehmen und -getreuen
Hofberichterstattung,
- Eng verzahnte Regierungs- & Lobbyistennähe zugunsten der eigenen Medienökonomie,
- Manipulationen und Verfälschen von Informationen im großem Stil,
- Aufruf und ideelle Unterstützung zu massiver Gewaltausübung an Andersdenkenden von demokratisch legitimierten Strukturen und Parteien (Besonders: AfD),
- Unkritische Übernahmen jedweder EU-Beschlüsse zum Nachteil der deutschen Bevölkerung unter dem Deckmantel der "Moderne",
- Aufgabe nahezu jedweder nationalen Souveränität (EU, Türkei, . . . )
- Nachhaltige Diffamierung von patriotisch gesinnten Kräften mit steten Verweis auf die nicht mehr rückwärts zu korrigierende unfehlbare Moderne,
- … et tutti quanti.

Der CICERO gehört NICHT dazu!

Helmut Glas | Sa., 20. Mai 2017 - 21:03

Daß der Schultz Hype ein Medienhype war wird nach drei verlorenen Wahlen anscheinend in allen Redaktionen akzeptiert. Aber daß die Medien dem Märchenonkel aus Brüssel zutrauen ein Programm zu entwickeln mit der man eine Angela Merkel die das Land seit 12 Jahren erfolgreich führt vom Thron stoßen kann ist absurd. Eher gilt da die Meinung über das "Programm" in der Heute Show gestern abend vorgetragen von der "Linken" Nina Hausten.

Wilhelm Maier | Sa., 20. Mai 2017 - 21:15

"Medienrealität und Realität sind zwei sehr verschiedene Dinge" oh,oh,wie wahr das ist!, Herr Grau, Danke.
"Da vergisst man die Regeln und Grenzen" das ist
von etablierte Medien selbs gemachte "eine unglückliche Entwicklung".
Und "mit Skepsis" ist zu "schön,o. gut" gemeint, oder zu weich ausgedruckt.
"Das Wahre gibt es nicht! Es gibt nur verschiedene Arten des Sehens."
Gustave Flaubert.

Max Hoffmann | Sa., 20. Mai 2017 - 23:14

Meines Erachtens gäbe es nur eine einzige Möglichkeit für Schulz, die Wahl zu gewinnen: das wäre ein wählerübergreifender Verdruss über die Dame in Berlin. Nur wenn im Wahlvolk die Meinung überhand nähme, dass man diese Dame loswerden will, weil man sie satt hat, einfach satt hat, ja dann ... Aber da niemand den Schulz einschätzen kann, wie er denn als Kanzler wäre, wird man wohl das Übel Merkel wählen, wohl ahnend, dass es eben ein Übel ist ist. Das Fatale an der Merkel ist, dass man ihr zutraut, noch mit 90 zur Wahl anzutreten, weil weder Alternativen vorhanden sind, noch abzusehen ist, dass Merkel von sich aus ein Ende setzen wird. (Selbst der unaussprechliche A.H. wollte nach dem "Endsieg" abtreten, weil er meinte, es sei Zeit für eien geeigneten Nachfolger. Von solchen Gedanken ist die Merkel Lichtjahre entfernt.)

Juliana Keppelen | Mo., 22. Mai 2017 - 14:14

Antwort auf von Max Hoffmann

Vergessen sie aber nicht sie hat mächtige Freunde/innen Burda, Bertelsmann, Springer sind nicht zu unterschätzen. Der "Hype" um Schulz wurde ja nicht von ihm selbst zelebriert es waren die Medien-Freunde unserer Kanzlerin die ihn sozusagen hochgejazzt haben wohlwissend ihn zur richtigen wieder niederzujatzzen so dass er auf keinen Fall der Alternativlosen gefährlich werden kann. Sozusagen jetzt ist der Zeitpunkt wo er zum Abschuss freigegeben wurde (wie Steinbrück) und es funktioniert.

Johan Odeson | So., 21. Mai 2017 - 06:34

Der Mediale Schulz Hype zeigt deutlich noch etwas anderes, nämlich die tiefe und intensive Verquickung eines Grossteils der Medien mit der linken politischen Klasse. Man sieht die geschaffenen Abhängigkeit und kann diese praktisch fühlen. Letztlich ergeht es diesen Medien genauso wie ihren politischen Kumpanen, die eigenen Narrative, Wunschvorstellungen und Projektionen ersetzen die Realität von der man sich immer weiter entfernt. Fühlt sich ja auch richtig gut mit dem linken Mainstream in moralisch erhabene Höhen zu steigen. Der Aufprall ist dann jedesmal brutal, man kann der Realität nämlich Vieles vorwerfen, nur nicht das sie wirkt.

Ralph Barthel | So., 21. Mai 2017 - 07:12

aber nicht der Artikel von Herrn Grau.

Analytischer Volltreffer.

Ich gebe zu bedenken, das nicht erst mit dem Ruf "Lügenpresse" etc. diese Analyse schon viel früher fast zum "Volkseigentum" wurde. Dabei meine ich nicht den alten Ostblock und seine Presse sondern beschränke mich auf die BRD und führe die Ironie "Bild bildet" als Beispiel an.

Das tatsächliche Problem ist die Lernresistenz dieser Zunft. Es gab mal Zeiten da wurde Meinung und Nachricht getrennt. Und heute glauben viele Jounalisten sich zum politischen Pastor mit überhöhter Moral aufspielen zu müssen. Menschen mit entsprechender Lebenserfahrung brauchen weder Moralinjektionen noch ständige Politpropagander von Leuten die dafür nicht Qualifiziert erscheinen. Ein Scholl-Latur war eine Größe im Geschäft der mit Sachverstand brilierte und dem ich gerne zugehört habe. Solche Menschen dürfen auch mal den Zeigefinger heben. Andere wirken dagegen nur noch peinlich.

Danke Herr Grau
mfG RB

Vielleicht trifft ihr Kommentar genau ins Schwarze. Ich erinnere mich wie man in meiner Kindheit in der Kirche war, und der Pfarrer einmal wöchentlich predigte. Ich war damals sehr beeindruckt. Wie man weiss, beschränkten sich in den 50er Jahren, bis auf den Spiegel, die Medien auf Berichterstattung mit ein bisschen Meinung. Heute geht kaum noch jemand jeden Sonntag in die Kirche, und die Rolle des Pfarrers als wöchentlicher Volkserzieher ist wirklich geschrumpft. Diese Lücke der Volkerziehung haben nun die "Medien" übernommen, die uns täglich erklären wie man "nachhaltig" lebt, politisch korrekt ist "gegen Putin und Rechts" und dass EU gut ist, und Nation schlecht. Wir erleben also eine massive Volkserziehung, und dass die einige politische Fuehrer kirchliche Wurzeln haben ist typisch (Merkel, GE, Gauck)und erklärt vielleicht Einiges. Danke an Cicero, dass er das nicht mitmacht und uns Sündern zeigt wie die Welt auch gesehen werden kann.

Michael Ludwig | So., 21. Mai 2017 - 07:26

Die Herrschenden bestimmen die Themen und die
Medien machen die Meinung.
Warum sitzen in den Rundfunkräten nur Lobbyisten der Parteien? Warum sind die Schlüsselpositionen von ARD und ZDF nur mit Leuten besetzt die streng der Regierungsmeinung huldigen? Warum haben Journalisten die nicht mehr bei den MSM angestellt plötzlich eine völlig andere Meinung?
Wie kommt es das Berichte über Trump oder die AfD immer mit negativen Adjektiven besetzt sind? Sehr geehrter Herr Grau, das Märchen was Sie hier
verkaufen wollen ist so alt wie die Menschheitsgeschichte. Wir wären mit einer wirklichen Demokratie schon wesentlich weiter, wenn gerade solche Leute wie Sie mal den Kopf aus dem Sand ziehen würden.
Kritische Anmerkungen auf Ihre Artikel von mir wurden schon mehrfach nicht veröffentlicht.
Ein Schelm, wer böses dabei denk.

Jaco Sandberg | So., 21. Mai 2017 - 08:22

Ich habe eine ganz andere These: Das politische Establishment hat bewusst eine Gegenfigur zu Merkel aufgebaut, diese Gegenfigur hieß (!) Schulz. Niemand im Establishment hat ernsthaft daran gedacht, dass der berühmte Würselener Kanzler dieses Landes werden würde. Aber er war ein scheinbarer Gegenentwurf zu Merkel, ein scheinbarer Beweis für die Existenz der Demokratie.Ziel war aber für das Establishment immer, dass Merkel wiedergewählt werden sollte. Jetzt, nach drei kläglich verlorenen Landtagswahlen, ist klar, dass die Scheinopposition in sich zusammengefallen ist. Die Wahl von Merkel ist nicht mehr aufzuhalten - auch dank eines erbärmlichen Schulz, der die Scheindemokratie nicht aufrechterhalten konnte.

Die nächste Kanzlerin heißt Merkel, und unter ihr dienen entweder Lindner oder der Schulz-Nachfolger. Für St. Martin hat das Establishment bestimmt schon ein sicheres Plätzchen, vielleicht in Brüssel. Oder in der Industrie als Aufsichtsrat.

Mathias Trostdorf | Mo., 22. Mai 2017 - 14:29

Antwort auf von Jaco Sandberg

Mich beschlich dieselbe Ahnung. Es sollte so aussehen, als gäbe es einen nennenswerten Konkurrenten im Kampf ums Kanzleramt.

Josef Garnweitner | Di., 23. Mai 2017 - 15:24

Antwort auf von Jaco Sandberg

als Aufsichtsratsposten sind die Beraterverträge in der Industrie. Selbst ein Parade-Grüner wie Joschka erfreut sich Zuwendungen eines Konzerns wie BMW. Was er da beraten soll, ist zwar für einen normalen Menschen schleierhaft, aber er kennt jeden in Berlin. In unverschlüsseltem Deutsch heißt sowas ja eigentlich Lobbyist. Und Fachwissen ist in der Politik eh unerwünscht. Beziehungen braucht es.

helmut armbruster | So., 21. Mai 2017 - 08:32

was Journalisten und sonstige Medienschaffende tun, ist nur Tagesgeschäft. Und allzu oft ist es nichts anderes als Blendwerk.
Denn wichtig in diesem Beruf ist allein, dass das Interesse des Publikums geweckt wird und dadurch das Interesse an der eigenen Zeitung bzw. des eigenen Mediums. Darin besteht die eigentliche journalistische Kunst und gelingt das, dann wird der Journalist gefeiert.
Mit Objektivität, Nüchternheit oder gar Wahrheit hat das nichts zu tun.
Merkwürdigerweise verlangt das Publikum das auch gar nicht. Es will vielmehr Neues und Sensationelles und es will staunen können. Erklärungen warum das so ist und nicht anders sind nicht gefragt. Sie langweilen nur.
Die Wahrheit interessiert nur wenige und die meisten geben sich mit dem Anschein der Wahrheit zufrieden.
Darum wird an der Nase herumgeführt wer zu faul ist selber zu denken.
Bedauerlich ist nur, dass allzu viele Journalisten sich selbst viel zu wichtig nehmen und selbst glauben, was sie da verzapft haben.

Dorothee Sehrt-Irrek | So., 21. Mai 2017 - 09:26

nie auf dem Schirm hatte, weder national noch international.
Deshalb auch meine große Enttäuschung als Gabriel hingeworfen hat.
Mein erster Eindruck von ihm war bieder.
Aber die SPD ist ruhig und gefasst, es heisst nicht heute hü und morgen hott.
Schulz scheint getroffene Entscheidungen auch verantwortungsvoll einhalten zu können.
Wenn er sich vor allem als gewissenhafter Arbeiter "im Weinberg" der SPD entpuppen könnte, wäre ich hoch zufrieden.
Kurz, zuerst dachte ich er wäre eine weitere Merkel. Ihm fehlt Glamour, aber es scheint, dass er gewachsene Ansichten vertritt und zu ihnen stehen kann in seiner Biographie, ohne Angst oder Orientierungslosigkeit für die Zukunft.
Pläne müssen bestimmt auch nicht für ihn erarbeitet werden, die er sich dann aneignen müßte.
Es geht mir um die SPD, ihre Ziele, heute, morgen und übermorgen.
Ich stehe zu Schulz.

Dirk Nowotsch | So., 21. Mai 2017 - 10:15

Ich hab in letzter Zeit das Gefühl, dass viele Journalisten zum heimlichen Politiker avancieren und den Versuch unternehmen, ihre politischen Ansichten durchzudrücken! Bei Schulz war das dermaßen offensichtlich, dass viele von den Schreibern, aus dem SPD-Lager kommen! Aber auch bei eine Vielzahl von Lokal- und Kommunalpolitischen Themen, wird direkt der eigene Wille und die eigenen Interessen durchgedrückt, so das z.B. beim Berliner Kurier der Eindruck entsteht, es handele sich um die Parteizeitung der Grünen. Da wird mit markigen Worten, teils sogar mit beleidigendem Unterton, auf alle anderen Eingeprügelt. Journalisten versuchen ihre momentanen Ansichten anderen Menschen aufzuzwingen! Die ganzen Blätter der Dumond Gruppe sind auf dieser Ebene gleichgeschaltet. Ebenso ist dieser Trend beim Spiegel und beim Stern zu beobachten! Beim Spiegel fing es mit Apple Werbung als Artikel getarnt an. Jetzt wird nur noch Eigenmeinung publiziert aber nicht mehr unparteiisch berichtet! Pfui Daibel!

Karl Goesswein | So., 21. Mai 2017 - 10:25

1968 mag dieser Ausspruch noch gestimmt haben. Aber heute ist beinahe jeder Artikel eine Meinungsäusserung des Autors. Bereits durch die Wortwahl in der Überschrift wird oft schon eine Wertung des Themas erreicht. Die Trennung zwischen Bericht und Kommentar existiert nicht mehr.Das Kennzeichen eines Artikels mit MEINUNG hilft auch nicht mehr, da der Leser sich an die Vermischung gewöhnt hat. Es wäre schön, wen es wieder wie 68 neutrale Berichte geben würde.

Michael Sander | So., 21. Mai 2017 - 10:42

Dass die Menschen zunehmend mit Skepsis auf die Medien schauen, halte ich für eine längst überfällige und notwendige Entwicklung.

Jonas Walter | So., 21. Mai 2017 - 11:55

Meine Theorie ist die: Als das Mainstream-Medien-Establishment die Befürchtung hatte, der Stern Angela Merkels sei am Verglühen, wollte es Martin Schulz als Merkel-Nachfolger installieren - weil es wusste, dass der Mann sich in seiner neoliberalen Programmatik in nichts von der ewigen Kanzlerin unterscheidet. Alles sollte so weiter gehen, wie bisher - mit Merkel mit Bart. Martin Schulz ist ein Spesenritter, der in Brüssel/Straßburg mit schwer nachweisbarer Leistung - ich würde sagen virtueller Leistung - zum Multimillionär geworden ist. Wenn ein solcher Mensch - den ich als bauernschlau bezeichne - und der mit einem DDR-Ergebnis zum SPD-Vorsitzenden gewählt wurde, von sozialer Gerechtigkeit redet, dann weiß ich, dass die SPD moralisch total abgewirtschaftet hat.

Wolfgang Lang | Mo., 22. Mai 2017 - 17:17

Antwort auf von Jonas Walter

Auch die Kirche hat moralisch abgewirtschaftet. Trotzdem fließen enorme Gelder in die eigenen Kassen. Die SPD hat dermaßen viele Medienbeteiligungen und Posten in den Medien, sowie seltsame Firmen in Hongkong und wer weiß wo, da kann man mit Fug und Recht von einer Firma mit angeschlossener Partei reden. Mit den ehrenhaften Anfängen hat das nichts mehr zu tun. Daher ist es besonders lächerlich, wenn Ralf Stegner beständig die große Tradition der Partei beschwört. Tradition schießt keine Tore! Die heutige SPD hat fertig. Flasche leer. Stegner peinlich.

die die angeblich nichts von Wirtschaft verstehen sind Eigentümer von Firmen? Und die ausgewiesene Wirtschaftspartei ist angewiesen auf schwarze Kassen. Irgendwo stimmte da was nicht.

Rüdiger Tatus | So., 21. Mai 2017 - 16:41

Das ganze ist nur ein kleiner Kollateralschaden bei der Erhaltung des Politisch-medialen Macht-komplexes, mit dem Ziel des WEITERSO unter Ausschaltung einer realen Mitbestimmung des Volkes. Dazu die Inszenierung einer Schein-Alternative mit Schulz, um insbesondere die einzige ALTERNATIVE und eine starke Opposition zu verhindern-mit ALLEN Mitteln. Dazu haben alle MS-Medien ausnahmslos beigetragen, tägliche Hetze, Halbwahrheiten und Diffamierungen gegen die AFD, damit die Leute vor der Glotze bleiben und nicht auf die Straße gehen. Keine der anderen Parteien würden das in dem Maße überstehen. Auch die FDP wird hier als "Alternative" in diesem Spiel hochgejazzt und der Lindner soll zur Not den kleinen Macron, im Unterhemd und vielleicht zerlöcherten Jeans, spielen. Ich kenne keine MSM-Beiträge in den letzen 2 Jahren, die das Politik- und Staatsversagen tiefgründig, länger analysiert und kritisiert haben. Stattdessen Verschleiern und Täuschen.- Wahlversprecher werden zu Wahlverbrechern.

Thomas Nuszkowski | So., 21. Mai 2017 - 17:20

Den Medien mangelt es an Medienkompetenz.

Klaus Wenzel | So., 21. Mai 2017 - 17:44

Der Medienrummel um Martin Schulz wurde sorgsam organisiert, vermutlich von Parteistrategen und professionellen Öffentlichkeitsarbeitern. Hierzu mussten natürlich die Medien eingespannt werden. Ob diese allerdings selbst an des "Kaisers neue Kleider " glaubten, wage ich zu bezweifeln. Schließlich ist der Kandidat ja kein unbeschriebenes Blatt. Weshalb also die vorübergehend deutlich vernehmbare positive (Hof-)Berichterstattung in vielen Medien zum neuen "Helden" der SPD? Nun, die Gründe sind vermutlich so vielfältig wie die Interessen der Akteure: Sympathie für Schulz, Überdruss an der "ewigen Kanzlerin" Merkel, Nähe des Blattes zur SPD, Anweisung des Chefredakteurs, mal ein anderer Gast in der Talkshow bei Anne Will etc. pp. Mit anderen Worten: Journalisten müssen nicht alles selbst glauben, was sie schreiben und senden.
Pech nur, dass Schulz mehr Verpackung als Inhalt zu sein scheint und die Bürger dies recht schnell bemerkten und unbeeindruckt blieben.

Heidemarie Heim | So., 21. Mai 2017 - 17:52

Welchem Menschen mit einigermaßen gesunden Gefühl für völlig überzogene Inszenierungen,war dieser schon in Teilen unheimliche Aufriss und Freudentaumel der SPD Anhänger denn nicht suspekt? Das aber angeblich gestandene wie zur journalistischen Neutralität verpflichtete Beobachter etablierter Medien dabei nichts hinterfragen,ist in der Tat peinlich wie unglaubwürdig.Die gleichen Vertreter,die bestimmten Wählergruppen vorwerfen nur in ihren
rechten und linksextremen Blasen zu leben,verfügen scheinbar selbst über keinen "Filter" mehr," um die Kirche mal im Dorf zu lassen". Erinnert mich an bestimmte Formate des
Privatsendertums wo sich mir bei den offensichtlichen Laiendarstellern und dessen Dialogen,Pardon!,nur noch die Fußnägel aufrollen.
Man könnte natürlich auch eine bewusste Taktik dahinter vermuten.Wäre dies der Fall,frage ich mich,ob diese Medienprofis ähnlich anmutend wie PolitikerInnen schon so abgehoben sind,das sie dem Wahlvolk einen Normal-IQ absprechen.
MfG

Daniela Gmeiner | So., 21. Mai 2017 - 19:08

Hallo Herr Grau,
nicht die Wahlen werden unberechenbarer, sondern die Regierungspolitiker, allen voran, Herr Maas.
Wer im Wahlkampf als SPD-Politiker ein Gesetz durch den Bundestag "peitscht", noch dazu mit wenigen Abgeordneten, der muss sich nicht wundern, wenn der Wähler auch seinem SPD-Kanditaten, Martin Schulz, nicht vertraut.
Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz ist nun in 1.Lesung durch den Bundestag, erst mal im Grundsatz bestätigt.
Dieser Angriff gegen die Meinungsfreiheit hat
weder in den Medien, noch im Bundestag zu einem
"Aufschrei" geführt.
Diese aktuelle Konsenspolitik gegen den Bürger macht wütend und fassungslos.

Bernhard Jasper | So., 21. Mai 2017 - 20:23

In der heutigen medialen Wirklichkeit, kann man mit Katzen- und Hundegeschichten für ein bestimmtes Milieu Aufmerksamkeit erzielen. „Story telling“, „agenda setting“ und mediale Kampagnen - die Zeichen der Zeit. Die kleinen Empörungsgeschichten im Online-Journalismus reichen auch nicht mehr aus. Und in einer Zeit, die das „Individuum“ zu begünstigen scheint, wird der Selbstdarstellung, dem Sich-unterscheiden-Wollen Raum gegeben. Das hat medial bis zu Reality TV Formaten geführt und anderem Trash, der nur noch grauenerregend ist.

Das alles hat jedoch nichts mit mehr mit dem kulturellen Kapital eines Landes zu tun. Das wird zunächst in der Familie erworben, später in Institutionen (institutionalisierte Kulturkapital)- hier spricht ein Vater.

Eigentlich müsste es eine großangelegte Bildungsoffensive geben (ich denke da auch perspektivisch an „Industrie 4.0“ und die Auswirkungen auf die Arbeitswelt). Das ist jedoch kein Thema im Wahlkampf 2017. Thema Zukunft? Fehlanzeige!

Detlev Dinter | So., 21. Mai 2017 - 21:01

Die penetrante ARD/ZDF Meinungsmache trägt schon noch Früchte. Früher, als seriös bekannt - zu Zeiten eines Hajo Friedrichs - lebt man heute noch von diesem Nimbus. Erst Silvester Köln brachte den sozialen Netzwerken den Durchbruch, da man die öffentlich Rechtlichen entlarvte. Auch die Printmedien verlieren an Auflage. Schulz, zunächst hochgejubelt, ist nur noch ein Windbeutel. Bei der heutigen Informationsmöglichkeit ist es trotzdem erstaunlich, dass Merkel und Co. solche Politik (noch) durchziehen können.

Gerhard Krohmer | So., 21. Mai 2017 - 21:16

Im Fremdwörterbuch des DUDEN wird das Wort "Hype" erklärt als " Welle oberflächlicher Begeisterung."
Menschen - Tiere - Sensationen war eine Zirkusschau, die von 1937 - 1997 in der Deutschlandhalle in Berlin lief.
Bei Kurznachrichtendiensten gilt eine Buchstabenfolge von 140 Zeichen als "Nachricht".

Ich wünsche mir Journalisten, die sorgfältig recherchieren und beobachten, dann nachdenken, dann nochmals nachdenken und erst dann schreiben. Und weder als Journalisten getarnten Leithammeln nachlaufen, noch gedanklich in einer Show sitzen, wie ich sie oben erwähnte. Dafür bin ich gerne bereit, für die Produkte dieser Zunft mehr zu zahlen.

Olaf Romer | So., 21. Mai 2017 - 22:10

Medien verlueren sich immer mehr im Interessenkonflikt von Parteien und Interessengruppen.Darüberhinaus wollen Sie "lenken" und "erziehen" speziell die ÖR-Anstalten. Da hilft nur ein breiter Konsum verschiedener Quellen und ein wacher Verstand.

Sepp Kneip | So., 21. Mai 2017 - 22:50

Was ist eigentlich los in Deutschland? Viele Bürger wünschen sich eine neue Regierung. Neue Leute an den Schalthebeln der Macht. Aber - woher nehmen? Da taucht plötzlich aus dem Nichts ein Schulz auf. Weil man weder Merkel noch AfD wählen will, ist er nunmehr die Alternative. Oder besser, er wird zu einer Alternative hoch stilisiert. Man hat sich diesen Mann, der irgend wann nach Europa abgeschoben wurde, noch gar ncht richtig angesehen. Dennoch wird er zum Umfrage-Messias und Merkel sackt ab. Die Medien jubeln, denn die AfD hat als Alternative ausgedient, es gibt ja eine neue: Schulz. Tatsächlich sackt auch die AfD ab. Die SPD wähnt den Sieg schon in der Tasche. Aber dann passiert es. Schuzens Verdienste f ü r Europa werden zu "Verdiensten" a n Europa. Die Vorstellungen seiner Deutschland-Politik hauen auch nicht gerade um. Die Umfragen machen wieder eine Kehrtwende. Bei der Wahl zwischen Pest und Cholera wählt man wieder das, was man schon hat. Also keine Alternative.

Dr. Jürgen Herrmann | Mo., 22. Mai 2017 - 08:40

ist ein verhaltenspsychologisches Problem.
Jeder, tatsächlich Jeder, schafft sich seine eigene Realität und Wahrheit, verteidigt sie gegen Andere, zur Not mit Gewalt, und nimmt selbst bei eigenem Nachteil Fakten, die seiner Interpretation der Wirklichkeit widersprechen, nicht wahr bzw. will diese nicht wahrhaben.
Besser ist das erklärt bei Daniel Kahneman "Schnelles Denken, Langsames Denken".
Abmildern kann man diese Denk-Defizite nur durch das bewusste Suchen nach Alternativen in der Wahrnehmung und im Handeln. Es empfiehlt sich die Installation eine Advocatus Diaboli, der immer eine gegenteilige Meinung oder Position vertreten muss -"Was ist, wenn das alles ganz anders ist als wir denken". Dies empfiehlt sich m.E. besonders für Politiker, aber auch für Redaktionen.

Petra Führmann | Mo., 22. Mai 2017 - 08:44

Der Behauptung, dass Medien nicht in der Lage wären, Meinungen zu manipulieren, möchte ich widersprechen; ich nehme eher das Gegenteil wahr. Schon die Auswahl der Themen oder deren Weglassen haben ihre Wirkung, und heute erscheint kaum noch etwas, das nicht die Meinung des Autors oder gar der Redaktion widerspiegelt. Siehe AfD, Trump... Leute, die selbst denken und sich informieren - das sind die wenigstens - mögen weniger anfällig sein gegen Manipulation; man kann nur noch entscheiden, wem und was man glauben mag und den einen oder anderen Schluss ziehen, persönlich gewichten, was einem wichtig ist.
Gleichwohl: Überall hörte man, Merkel müsse weg, es seien zu viele Migranten gekommen etc. Über die, die immer noch kommen, wird schon lange nicht mehr berichtet, wohl, um die Leute glauben zu machen, es sei vorbei. Und was sagen die Wahlergebnisse? Auch das passt nicht zusammen. Da genügt es zu kolportieren "es ginge uns doch gut"... und alles ist wieder vergessen.

Es ist ganz einfach: Udo Ulfkotte lesen, der beantwortet die Frage knallhart unterfüttert mit vielen Beispielen. Mehr braucht man nicht. Die Medien stehen nicht im luftleeren Raum. Da gibt es massive finanzielle Interessen, politische, militärische. Es ist doch klar dass keine Zeitung in Deutschland gegen die NATO, gegen die CIA, gegen Rockefeller oder Rothschild anschreiben kann. Auch nicht gegen Soros. Egal wie die Fakten liegen. Daher muss man mühsam im Internet suchen. Die Annäherung an die Wahrheit.

Dr. Florian Bode | Mo., 22. Mai 2017 - 11:10

Der Schulz-Hype ist verpufft wie ein nasser Knallfrosch. Das war nicht unerwartbar, dass es so schnell ging, verblüfft dennoch. Die von ihnen geschilderten Zusammenhänge sollten den SPD-"Strategen" nicht unbekannt sein. Warum haben sie den Chulz also so (zu?) früh gebracht? Und warum haben sie die Inszenierung nicht mit greifbaren Postitionen unterfüttert. Ist die Parteiführung einfach nur unfähig oder steuert die Partei willentlich als Kleinpartner auf eine weitere GroKo zu?

Ulrich Bohl | Mo., 22. Mai 2017 - 12:09

Der SPD-Ikarus stieg auf,bis dass der Absturz und Tod des Übermütigen die Strafe der Götter für seinen unverschämten Griff nach der Sonne wurde. Kannte Martin der Ikarus sich in der griechischen Mythologie überhaupt nicht aus, es scheint so.
Der SPD-Ikarus kam doch aus Brüssel schon mit
verbrannten Flügeln an, das konnte gar nicht gut gehen.
Dieser naive Auftritt mit" ruft doch mal alle Martin"war dann die Ankunft an der Sonne mit dem sofortigen Absturz.
Ich empfinde dafür Schadenfreude.

Bernhard Huber | Mo., 22. Mai 2017 - 14:19

Die Frage ist, was die Medien daraus lernen werden. Ich fürchte, wieder nichts, obwohl sie, vom BSE zum Betreuungsgeld, von Eva Herman bis Christian Wulff, schon des öfteren Gelegenheit dazu gehabt hätten. Sie merken offenbar nicht, dass sie zum Krug geworden sind, der bereits in den Brunnen fällt.

Werner Schick | Mo., 22. Mai 2017 - 19:21

Chapau Herr Ludwig zu ihrem Beitrag,
besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.
Aber solange Leser diese Zeitung weiterhin als neutral und seriös betrachten, wie auch zu diesem Artikel zu lesen, können sich Autoren wie Herr Grau und andere Schönschreiber an der gefühlten Zustimmung erwärmen. Doch interessant wird es erst, wenn sie von der Realität eingeholt und erschlagen werden. Bis dahin ist weiterhin träumen und wohlfühlen angesagt. Es sei euch gegönnt, denn es ist das letzte mal, dass ihr träumen dürft. Wer nicht hören und sehen will, muss fühlen, so ein altes deutsches Sprichwort.