
- „Strategische Fähigkeiten zerstören“
Unmittelbar nach Assads Flucht rückte Israel mit Streitkräften auf den Golan-Höhen ein und vernichtete mit Luftangriffen die Reste der syrischen militärischen Kapazitäten. Es geht um eigene Sicherheitsinteressen – aber auch andere Länder wollen in Syrien mitmischen.
Die abrupte Flucht von Bashar al-Assad aus Syrien hat ein Machtvakuum hinterlassen. Die Rebellen, die ihn gestürzt haben, arbeiten hart daran, der Öffentlichkeit und ausländischen Staatschefs zu versichern, dass der Übergang geordnet und so friedlich wie möglich verlaufen wird. Doch in der Zwischenzeit rangeln ausländische Mächte um ihre Position – in verschärfter Weise gilt dies für Israel, dessen Bodentruppen nun die ehemals entmilitarisierten Golan-Höhen besetzen und dessen Luftangriffe in weniger als einer Woche die Reste der syrischen militärischen Kapazitäten vernichtet haben. Infolgedessen wird die nächste Regierung in Syrien praktisch wehrlos sein und nach dem Gutdünken derjenigen ausländischen Macht agieren müssen, die den größten Einfluss oder die größte Macht ausüben kann – was Israel nur recht ist.
„Rückzugsabkommen gilt nicht mehr“
Kurz nachdem Assad aus dem Land geflohen war, rückten israelische Streitkräfte in die von den Vereinten Nationen kontrollierte Pufferzone auf den Golan-Höhen ein, einem 1800 Quadratkilometer großen Plateau, das Israel, Syrien, Jordanien und den Libanon überragt.
Auf den Vorwurf, die Invasion verstoße gegen das Rückzugsabkommen von 1974, mit dem die Pufferzone eingerichtet und der Jom-Kippur-Krieg beendet wurde, antworteten israelische Regierungsbeamte, der Sturz des Assad-Regimes markiere das Ende des Abkommens, und die israelische Kontrolle über die Golan-Höhen sowie den Berg Hermon sei für Israels Sicherheit unerlässlich. Israels unmittelbare Sorge besteht darin, dass die Unruhen in Syrien auf sein Territorium übergreifen könnten – eine Bedrohung, gegen die man sich besser zu verteidigen vermag, wenn die israelischen Truppen die Hochebene halten.
Die israelische Besatzung scheint jedoch nicht nur vorübergehend zu sein. Am vorigen Sonntag erklärte Verteidigungsminister Katz, das Militär bereite sich darauf vor, die Wintermonate auf der syrischen Seite des Berges Hermon zu verbringen, und forderte gleichzeitig die Regierung auf, den Verteidigungshaushalt zu erhöhen. Am selben Tag billigte die israelische Regierung einen Plan zur Verdoppelung der Bevölkerung in der umstrittenen Region.
Trotzdem sagte Ahmad al-Sharaa, der de facto neue Führer Syriens, besser bekannt unter seinem Kombattanten-Namen Abu Mohammed al-Golani, dass sein „kriegsmüdes“ Land nicht in einen weiteren Krieg hineingezogen werden würde – auch wenn er Israel beschuldigte, eine „ungerechtfertigte Eskalation“ unter falschem Vorwand zu betreiben.
Syrien ohne militärische Macht
Nicht, dass Syrien in seinem derzeitigen Zustand viel dagegen unternehmen könnte. Seit dem Sturz von Assad hat Israel Hunderte von Luftangriffen auf militärische Ziele in Syrien durchgeführt. Es hat syrische Marineschiffe in den Häfen von Al-Bayda und Latakia sowie Flugplätze, Militärausrüstung, Waffenverstecke, Waffenproduktionsanlagen und Chemiewaffenlager angegriffen. Israel gab außerdem an, mehr als 90 Prozent der syrischen Luftabwehr zerstört zu haben, so dass seine Flugzeuge weiterhin frei im syrischen Luftraum operieren können. Für Israel ist es wichtig, potenziell bedrohliche „strategische Fähigkeiten“ zu zerstören und sicherzustellen, dass Extremisten nicht in den Besitz gefährlicher Waffen gelangen, so Katz.
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte, er habe der neuen syrischen Führung mitgeteilt, dass Israel bereit sei, Gewalt anzuwenden, um den Iran daran zu hindern, sich wieder im Land zu etablieren. Die begrenzten personellen Ressourcen werden Israel jedoch wahrscheinlich daran hindern, tiefer in syrisches Gebiet vorzudringen oder die neue syrische Regierung direkt zu konfrontieren.
Trotz des eindeutig präventiv-defensiven Charakters der israelischen Angriffe scheint Israel eine lange Besetzung der Pufferzone anzustreben, insbesondere angesichts der Pläne der Regierung, mehr israelische Zivilisten in das Gebiet zu bringen. Die Kontrolle strategischer Punkte auf den Golan-Höhen wird es Israel auch ermöglichen, später offensive Operationen durchzuführen.
Israel ist jedoch nicht das einzige Land, das überlegt, wie es vom syrischen Regierungswechsel profitieren kann. Die Liste der ausländischen Großmächte, die an der Gestaltung der Zukunft Syriens interessiert sind, ist lang und umfasst die Türkei, den Iran, Russland und die Vereinigten Staaten. Die Zerstörung der militärischen Kapazitäten Syriens durch Israel hat die neue Führung des Landes extrem geschwächt und anfällig für externe Einflüsse gemacht. Die größten Gewinne könnten denjenigen zufallen, die sich wie Israel am schnellsten bewegen.
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Ein klarer Verstoß gegen das Völkerrecht!
So ganz nonchalant und unreflektiert wird hier berichtet!
Das GPF ist eine NGO die Propaganda-Journalismus für US-Natointeressen betreibt.
Sie treffen den Punkt. Leider ist es verpönt Israel zu kritisieren aber wenn man Israel ernst nimmt muss man es kritisieren.
sie sagen es, wenn man Israel ernst nehmen will, oder überhaupt alle Welt-Bevölkerungen ernst nehmen will.
Politik bedeutet Interessenausgleich und nicht Hegemoniebestrebungen.
Die eigene Sicherheit läßt sich nur erreichen wenn auch das Sicherheitsbedürfnis anderer respektiert. Sonst erleben wir nur eine Abfolge von Kriegen.
"Die Liste der ausländischen Großmächte, die an der Gestaltung der Zukunft Syriens interessiert sind, ist lang ..."
Das klingt ja ganz herzallerliebst.
Das "1800 Quadratkilometer große Plateau, das Israel, Syrien, Jordanien und den Libanon überragt" sind nicht die Golan-Höhen, sondern das Hermon-Gebirge, welches Israel besetzt hat.
Das "Geo" in "geopolitical futures" bitte streichen. Dann bleibt nicht mehr viel übrig.
....ausreichende Pufferzonen schaffen gegen die doch sooo "guten" Islamisten.
Ich Stelle mir da gerade Baerbock oder anderes grüne Gemüse vor.
Erst mal Küchentischgespräche führen. Bei diesem Gegner ist Härte oberstes Gebot. Was anderes kennen die nicht.
Deswegen kriegen wir hier auch die Clanstrukturen nicht bekämpft. Und die Grünen wollen da gegen angehen. Die sollten erstmal 3 Jahre bei Netanjahu in die Lehre gehen.
Kurzum kann man den Israels nur dankbar sein.
Aber das böse Ende mit den eingefallen arabischen "Strukturen" wird es hier noch ein böses Erwachen geben.
Jetzt wird das Land, das sich einst als syrischer Staat darstellte, unter Interessensgruppen aufgeteilt.
Und davon gibt es viele!
Israel ist nur eine davon.
Meines Erachtens wird es niemals mehr so etwas geben wie das Syrien unter Assad, bevor der Bürgerkrieg ausbrach.
Die Islamisten sind untereinander zerstritten und Türken, Kurden und die Amerikaner vertreten eigene Interessen dort.
Dies bedeutet - wie in Libyen - auf Dauer unklare
Verhältnisse!
Und wer ist - neben den armen Menschen vor Ort - am meisten betroffen von dieser Lage?
Natürlich Deutschland, welches in Syrien überhaupt nichts mitzureden oder zu gewinnen hat, aber weiter b e z a h l e n darf für die vielen
Syrer, die es sich in Deutschland bequem gemacht haben. Die wenigen Ärzte, Krankenpfleger oder andere fleißige Arbeiter machen diese Kosten nicht wett.
Der Verlust ist weitaus größer als der Gewinn - von der kulturellen Überfremdung ganz zu schweigen.
Ob Israel richtig gehandelt hat, wird die Zeit zeigen. Ich persönlich glaube es nicht, aber Geopolitik ist von hier nicht bzw. nur unzureichend zu bewerten. Der 1 Weltkrieg begann auch nur im Kleinen und endete in einer Tragödie (siehe Verdun)
Albert Einstein (1879-1955) sagte einmal über Jesus Christus:
"Ich bin ein Jude, aber das strahlende Bild des Nazareners hat einen überwältigenden Eindruck auf mich gemacht. Es hat sich keiner so göttlich ausgedrückt wie er. Es gibt wirklich nur eine Stelle in der Welt, wo wir kein Dunkel sehen. Das ist die Person Christi. In ihm hat sich Gott am deutlichsten vor uns hingestellt ... nicht Gott ist relativ und das Sein, sondern unser Denken!"
... was das Gebot der Stunde ist. Proaktives Handeln. Ausschalten von Bedrohungen, günstigere Verteidungsposition beziehen.
Von der hohen Pforte im Nordosten aus, kann das emsige Treiben nach dem Sturz Assads bestens beobachtet werden. Und diese Pforte bleibt versperrt, so lange die Torwächter das wollen.
Strategisch, taktisch, operativ war das zweifellos eine hervorragende Leistung des israelischen Militärs. Wir selbstbezogenen, friedensbewegten Europäer verstehen nicht mehr, wie man sich als Staat und Volk verhält, wenn man tatsächlich von echten Todfeinden umzingelt ist (nur um den Tatbestand einmal deutlich von der allrussischen Paranoia zu scheiden).
Da mag man bei uns gerne das Völkerrecht bemühen. Wie viel das Wert ist, selbst mit Garantenmächten, hat die Geschichte schon mehrfach belegt. Israel tut gut daran, den reinen Sicherheitsinteressen und eigenen Überlebensinstinkten zu folgen und sie über das Völkerrecht zu stellen.
Es verhindert, dass Syriens Waffen bei der Hamas landen, oder beim IS. Die führende Miliz ist übrigens ein Al Kaida/Al Nusra Ableger. Gefährlich wird es, wenn die Türkei einmarschiert und die Kurden vertreibt, die ja für die USA die Bodentruppen gegen den IS gestellt haben. Insofern sehe ich zwei bis drei große Risiken. Die Koalition aus 25 Milizen zerbricht und/oder geht einen radikalen, islamistischen Weg, oder wir erleben einen Krieg der Türkei gegen die Kurden.
Es ist legitim sich gegen Feinde zu wehren. Genau das tut Israel.
„Die größte Gefahr jüdischen Überlebens liegt in der Ignoranz unserer Geschichte“
Aussage von Zvi Eyal, einem der letzten Zeitzeugen der Shoa. Interview in der Sendung Fazination Israel auf Bibel TV. Absolut sehenswert.
Weiter Aussagen: „Die Realität in dieser Welt ist Antisemitismus“
„Nichts hören nicht sehen und schweigen“, daß wäre unsere Zivilisation.
Sinngemäß: Der Antisemitismus sei ein Symptom der Krankheit unserer Gesellschaft.
Unwissenheit, Vorurteile und Haß bilden den Nährboden für Antisemitismus
Nur solange wir uns nicht selbst hinterfragen, was in unserer Gesellschaft vor sich geht, werden wir keine Lösung finden.
„Solange sie aus ihren Fehlern nichts lernen, werden sie auch nicht wissen, was sie ihren Kindern beibringen sollen.
„Wenn Sie uns zu einem humanitären Waffenstillstand aufrufen (die Frage, haben die Amerikaner nach Pearl Harbour nach einem Waffenstillstand gerufen oder die Briten bei Bombadierungen).
Wie kann man von uns einen humanitären Waffenstillstand verlagen? Wollen wir etwa Selbstmord begehen? Natürlich ist menschlichen Leben das höchte Gut. Das ist eingegraben in die jüdischen Tradition. Die heiligste Kultur der Juden ist es, Leben zu erhalten.“
Wenn sich jemand intensiv mit Israel und seiner Geschicht befaßt, kann man Herrn Eyal nur zustimmen.