Cicero-Cover im Januar; Ostermarsch in München 1968 / dpa

Cicero im Januar - Voranschreiter

Die linksgrüne Hegemonie geht zu Ende und schafft Platz für etwas Neues, von dem noch unklar ist, wie es konkret aussehen wird. Lesen Sie in der Januar-Ausgabe von Cicero, warum die heutige Linke so gestrig wirkt – und was das für die Bürgerlichen bedeutet.

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Einer der liebsten Anti-Helden in der deutschen Publizistik ist Elon Musk. Über die charakterlichen Eigenschaften des angeblich „reichsten Mannes der Welt“ kann man gern unterschiedlicher Meinung sein. Fest steht allerdings: Der gebürtige Südafrikaner zählt zu den größten Innovatoren der Gegenwart – von E-Mobilität über kommerzielle Raumfahrt bis hin zu einem Unternehmen, das Systeme zur Vernetzung des menschlichen Gehirns mit Maschinen entwickelt. 

Musk ist also zweifelsfrei „progressiv“ im Wortsinn: ein Voranschreiter. Wenn seine Neigung zur Disruption ausgerechnet die sich selbst als „progressiv“ verstehende Linke regelmäßig in Wut und Verzweiflung stürzt, macht das deutlich, wie sehr klassisch linke Parteien den Anschluss an die Moderne verloren haben – auch und vor allem in Deutschland, wo Musk wegen seiner Nähe zu Donald Trump besonders leidenschaftlich gehasst wird.

Strukturelles Megaproblem

Als Christian Lindner in einer Talkshow unlängst behauptete, die Bundesrepublik könne durchaus eine „Prise“ Musk vertragen, ergoss sich denn auch prompt eine Welle der Empörung über den FDP-Chef. Ähnliche Reaktionen hatte sein zuvor lanciertes „Wirtschaftspapier“ ausgelöst, welches letztendlich zum Bruch der selbsternannten „Fortschrittskoalition“ führte. Ob es womöglich gute Gründe für den Lindner-Vorstoß gab (und gibt), wurde hingegen kaum diskutiert. Dabei wird man kaum ausblenden können, dass Deutschland unter einigen ganz grundsätzlichen Fehlentwicklungen leidet, die sich inzwischen zu einem strukturellen Megaproblem addiert haben. 

Wer jetzt – wie insbesondere Olaf Scholz und seine Partei – so tut, als ob alles beim Alten bleiben könne, wenn nur endlich die elende Schuldenbremse geschleift wird, streut der Bevölkerung bewusst Sand in die Augen. Tatsächlich sind die meisten Bürgerinnen und Bürger dieses Landes innerlich schon viel weiter als SPD und Grüne, die sich mit jedem weiteren Tag nicht nur als strukturkonservative, sondern als regelrecht rückwärtsgewandte Parteien erweisen. Wann ist eigentlich aus den Reihen der Sozialdemokraten zuletzt mal ein Gedankenansatz darüber entwickelt worden, wie ein moderner, effizienter Sozialstaat unter den Nebenbedingungen der von Scholz höchstpersönlich ausgerufenen „Zeitenwende“ aussehen könnte? So wenig Aufbruch war selten – und das ausgerechnet jetzt, wo unser Land sich tatsächlich neu erfinden müsste.

Der Mut der Bürgerlichen

Mein Kollege Ben Krischke spürt in unserer Titelgeschichte der Frage nach, warum die heutige Linke so gestrig wirkt. Sein Fazit: Die linksgrüne Hegemonie geht zu Ende – und schafft Platz für etwas Neues, von dem noch unklar ist, wie es konkret aussehen wird. Günstige Zeiten für eine bürgerliche Renaissance also, doch dafür brauche es „den Mut der Bürgerlichen“, sich nicht einschüchtern zu lassen von jenen, die den Nimbus des Progressiven aus Bequemlichkeit verspielt haben.

 

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Volker Naumann | Fr., 20. Dezember 2024 - 09:45

Wer gestern Abend die Sendung "Maybritt Illner" gesehen hat mit dem offensichtlichen Flirt zwischen Union und der SPD sowie noch die aktuellen Umfragewerte von etwa 32 % bzw. 16 % mit einbezieht, kann wohl ziemlich sicher von einer Neuauflage der ehemaligen GroKo ausgehen.

Grün wäre damit in der Opposition und das ist die sprichwörtliche "Halbe Miete". Man kann nicht immer alles erreichen, aber es kommt dann wohl zu weiteren vier Jahren Stillstand, ist vielleicht besser als vier Jahre weiterer Absturz.

Die Hoffnung wäre unter diesen Umständen für mich, dass AfD und eventuell FDP die Zeit nutzen und dann vielleicht 2029 eine konsequente Richtungsänderung möglich wird.

MfG

Die Deutschen mit Volk und Parteien hätten 1990 die sehr gute Möglichkeit gehabt, alles auf den Prüfstand zu setzen und wahrlich etwas Neues aufzubauen! Aber Pustekuchen, alles blieb beim alten (Dirigenten und Parteien), diesen Zustand haben wir bis heute 35 Jahre nach der Wende. Treu und brav wird aller 4 Jahre gewählt, abwechselnd stellt mal diese Partei und dann jene Partei den Kanzler im Koaliationsreigen, unter Verteilung gutbezahlter Jobs. Das müsste und muss doch endlich jetzt ein Ende gefunden haben. Das Land ist an den Baum gefahren und keine Reparatur ist in Aussicht. Ein Neuanfang benötigt keine Parteien mit dem Klüngel, sondern wahre Persönlichkeiten die Visionen, VERNUNFT, Demokratie, Fortschritt, Frieden können!!!

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 20. Dezember 2024 - 12:32

und darf dann doch ein bisschen "wettern"?
Ihre Lobpreisungen auf eine bürgerliche Erneuerung merke ich mir, verehrter Herr Marguier, um sie Ihnen vor Augen zu führen, wenn diese scheitern sollte oder plötzlich Konservativen wichtige Vorhaben einfallen, für die man dann doch die Schuldenbremse reformieren müßte.
Geldbeschaffung geht natürlich auch anders...
Ich bin gespannt, wem dies zu welchen Bedingungen wie lange gefällt.
Ich persönlich traue da Konservativen bei weitem nicht soviel zu, wie evtl. Sie.
Dennoch glaubte auch ich so etwas wie "Verstaubtheit" zu spüren.
Das betraf eigentlich aber nur die Grünen und ihre in meinen Augen evtl. "apokalyptisch" anmutende Weltsicht.
Wenn Politik "vehement" bei Kindern und Jugendlichen angekommen scheint,
kann evtl. leicht etwas aus dem Ruder laufen?
"Politik als Weltanschauung", gab es das oft?
Ich setze auf breite gesellschaftliche Intelligenz, für mich SPD.
Ohne kluge Einsicht in Gesamtzusammenhänge kommen wir auch nicht weiter.
Bin betrübt

Urban Will | Fr., 20. Dezember 2024 - 12:39

auf dem Bild ist die Katze. Aber der Ober-Geck steht noch immer da mit verklärtem Blick in die Ferne und denkt, alles richtig gemacht zu haben.
Linksgrünwoke wird einst, wenn es noch Geschichtsschreibung geben wird, als Fehlentwicklung, als Geschwür der Weltgeschichte in diese eingehen.
Man hat nur Irrsinn und Groteskes hervorgebracht, Männer sind Frauen, Frauen sind Männer, man schaltet AKWs ab und bettelt um Atomstrom im Ausland. Verpestet die Umwelt mit Kohlestrom. Die Liste könnte man ewig fortsetzen. Hinzu diese elitäre Arroganz, wie Schmidt sie schon bei den 68ern feststellte.
Und nun? Eine lesbische Kandidatin, die Kinder großzieht und mit einer Farbigen zusammenlebt. Der „Traum“ aller linksgrünwoken Journalisten. Aber: sie ist nicht links. Daher stigmatisiert man sie als „rechtsextrem“, ein weiteres Symbol der Dummheit und Verblendung.
Fritzel könnte die Wende einleiten. Mit Ihr. Aber der Feigling möchte nicht.
Es wird noch dauern bis zur Renaissance. Aber sie kommt. Gewiss.

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