Teilnehmerin einer Pegida-Kundgebung in Dresden
Pegida-Kundgebung in Dresden / picture alliance

Rechtspopulismus und Finanzkrise - Der Reiz der nationalen Identität

In politisch unruhigen Zeiten greifen alte Zugehörigkeiten zur Nation und zur Ethnie. Der Fremdenhass verbindet sich mit dem Angriff auf die Eliten. Das war auch früher nicht anders

Autoreninfo

Prof. Colin Crouch ist Soziologe und Politikwissenschaftler. Bis zu seiner Emeritierung 2011 leitete er das Institute of Governance and Public Management an der Warwick Business School der Warwick University. Er veröffentlichte zahlreiche Schriften, unter anderem „Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus “ (Berlin: Suhrkamp, 2011).

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Warum nur, haben wir uns gefragt, haben die Finanzkrise von 2008 und die aus ihr resultierenden Krisen der Wohlfahrtsstaaten, zusammen mit wachsender Ungleichheit und der Konzentration extrem großer Vermögen in den Händen einer globalen Elite, nicht zu einem politischen Angriff auf die Vorherrschaft des Neoliberalismus geführt? Die Antwort zeichnet sich allmählich ab. Es gibt diesen Angriff, doch zeigt er sich dies- und jenseits des Atlantiks als fremdenfeindlicher Populismus.

Aus der soziologischen Perspektive können wir nun rückblickend herausarbeiten, was geschehen ist. Dazu müssen wir als Erstes verstehen, dass es der großen Mehrheit der einfachen, politisch wenig interessierten Menschen schwerfällt, zu den bedeutenden Ereignissen des Wirtschafts- und Weltgeschehens eine eigene Position zu beziehen. Insbesondere dann, wenn Kritik an den mächtigen herrschenden Eliten auf der Tagesordnung steht – das erfordert durchaus Mut.

Die Ursprünge politischen Selbstverständnisses

Zweitens müssen wir bedenken, weshalb Menschen diese Hemmnisse überwanden und wie und warum Bürger sich vielerorts im Laufe des 20. Jahrhunderts politisch emanzipierten, wählen gingen und eigene Ansichten vertraten. Sie taten dies vor allem, weil die sozialen Gruppen, denen sie sich zugehörig fühlten, im Streit um Bürgerrechte politische Bedeutung erlangten.

So legte sich etwa das grundbesitzende, die vorherrschende Religion praktizierende Großbürgertum eines Landes eine politische Identität zu, indem es jene, denen diese Merkmale fehlten, von den Bürgerrechten auszuschließen versuchte. Durch ihren Unmut über den Ausschluss fanden die hiervon Betroffenen wiederum einen Bezug zur Politik. In aller Regel verlief dieser Prozess komplizierter als in diesem Beispiel, und viele gesellschaftliche Gruppen sahen sich Druck aus unterschiedlichen Richtungen ausgesetzt.

Doch entstand aus all der Komplexität heraus das, was wir in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach und nach als selbstverständlich erachtet haben: dass die große Mehrheit der Bürger ein politisches Selbstverständnis und einen politischen Standpunkt hat.

Alte Zugehörigkeiten beeinflussen weiterhin das Wahlverhalten

Nachdem sich das Konzept der Staatsbürgerschaft allgemein durchgesetzt hatte und hierdurch die Konflikte um Zugehörigkeit beigelegt worden waren, verloren diese sozialen Identitäten allmählich ihre Daseinsberechtigung. Jedoch waren sie inzwischen so tief verwurzelt, dass sie weiterhin das Wahlverhalten strukturierten. Paradoxerweise hing daher der Fortbestand der Demokratie von Kräften ab, die durch deren Erreichen geschwächt wurden.

Die unvermeidlich schwindende Energie der sozialen Identitäten ließ durch zwei bedeutende Entwicklungen sogar noch stärker nach. Zunächst wurden durch die Entfaltung der postindustriellen Wirtschaft viele neue Berufe geschaffen, die keinen Bezug zu den früheren Auseinandersetzungen haben und die von Menschen ausgeübt werden, denen es schwerfällt, ihre sozialen Identitäten überhaupt mit Politik zu verknüpfen. Hinzu kamen der Bedeutungsverlust der Religion (in Europa, jedoch nicht in den USA) und die damit einhergehende Abnahme religiöser Identitätskonflikte.

Die Verteidigung von Nation und Ethnie

Jedoch bleibt eine soziale Identität mit politischen Implikationen von all diesen Änderungen unberührt wie vulkanisches Gestein, das nach der Erosion weicherer Sedimente als Bergspitze verbleibt: die Nation, möglicherweise in einem erweiterten Bedeutungszusammenhang zu verstehen als Ethnie. Doch damit nicht genug – vielmehr scheint die Verteidigung von Nation und Ethnie eine rationale Antwort auf die wesentlichen Bedrohungen zu sein, denen sich die Menschen ausgesetzt sehen: eine globale Wirtschaft – gesteuert durch eine kosmopolitische Elite, Migrationsströme, Flüchtlingswellen, islamistischer Terror.

Diese Antwort ist allerdings nicht vollends rational, denn solange ein Land nicht zu einem zweiten Nordkorea wird, bleibt der Traum, sich gegen globale Einflüsse abschotten zu können, unerfüllbar. Auch gibt es keinen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Ursachen der Besorgnis: Flüchtlinge tragen keine Schuld an der Finanzkrise. Dies zu erörtern ist hier jedoch nicht die Aufgabe; sie besteht vielmehr darin, zu verstehen, wie bestimmte Politiker das Konzept der nationalen Identität nutzen, um solche Zusammenhänge herzustellen.

Der Angriff auf die Eliten

Alle fremdenfeindlichen Bewegungen, von Donald Trump in den USA bis hin zu Geert Wilders in den Niederlanden und Norbert Hofer in Österreich, verbinden ihre Angriffe auf Immigranten mit denen auf die nationalen Eliten. Sodann spüren die Bewegungen, die als nicht-fremdenfeindliche Kritik an Eliten begannen, wie etwa Il Movimento Cinque Stelle aus Italien, dass sie mehr Zugkraft entwickeln können, wenn sie ihre Angriffe auf Immigranten und Flüchtlinge ausdehnen. Gruppierungen wie die UKIP im Vereinigten Königreich oder die Alternative für Deutschland, die sich zunächst als Kritiker der Europäischen Union positionierten, haben mit einer Refokussierung ihrer Angriffe auf Immigranten und Muslime Erfolg gehabt.

Wie es scheint, hat nur die nationale Identität vielen Menschen den Mut gegeben, ihre jeweiligen Eliten zu kritisieren. Dabei agieren sie aus einer gesicherten Position heraus, denn die Rhetorik der Auseinandersetzung dreht sich erneut um Zugehörigkeit, und ihre Zugehörigkeit zu jenen Gesellschaften, von denen sie unterschiedliche Zuwanderungsgruppen ausgeschlossen sehen wollen, steht außer Frage. Eine solche Dynamik konnte auch Adolf Hitler in den 1930er-Jahren bewirken, als die Kritik an den Eliten zunehmend mit dem Thema Fremdenfeindlichkeit verwoben und davon schließlich so stark überlagert wurde, dass der Fremdenhass alles dominierte.

Der Text wurde ursprünglich in Englisch verfasst und im Auftrag des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung übersetzt.

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Gerdi Franke | Fr., 22. Juli 2016 - 16:14

Ist schon lästig, diese immer wiederkehrenden Versuche der Medien, den Globalismus schön zu reden. Um damit die derzeitige Flüchtlingspolitik zu begründen. Die Nationalisten, die zu ihrem Staat stehen, sind nur die Dummen, Alten, Zurückgeblienenen. Wer modern sein will muss Globalist sein. Und auf Altlasten wie Vaterland, Nationalhymne und Flagge verzichten. Und darf natürlich auch keine Kritik an seinen Politikern üben!

..steht nur einfach nicht in diesem Text. Jeder einzelne ihrer Vorwürfe ist konstruiert.
Vor allem wird nichts positives über Globalismus gesagt. Er wird nicht verteidigt. Die Flüchtlingspolitik wird nicht begründet. Und schon garnicht wird Kritik an Politikern oder anderen Eliten kritisiert.

Alles was in diesem Text geschieht ist das Mechanismen dargelegt werden. Was daran macht ihnen derart Angst?

Nicolas Wolf | Fr., 22. Juli 2016 - 16:27

Also übler geht's nimmer! Es war Judenhass nicht Fremdenhass, Japaner waren Arier ehrenhalber. Der Judenhass des dritten Reiches war nicht gegen Fremde, die Juden waren schon seid dem Mittelalter da und haben sich mit viel Geduld und Ausdauer ihren Platz in der Gesellschaft erkämpft. Sie mit Leuten gleichzusetzen die jetzt zu uns kommen weil unserer Sozialsyteme ihnen es besseres Leben ermöglicht, geht's noch? Auch ging es den Nationalsozialisten um die vernichtung der 'Rasse', Halbjude, Konvertit? Egal vergast würde trotzdem! Schon mal davon gehört das Juden sich dem Holocaust nicht entziehen durften, für sie waren die Grenzen geschlossen! Wer will denn das heute machen? Was ist denn das für eine Relativierung des Holocaust? Schämt Euch!

Arndt Reichstätter | Fr., 22. Juli 2016 - 19:43

Antwort auf von Nicolas Wolf

Zumal es verkehrt ist, die populistische Propaganda von Adolf Hitler mit tatsächlichem gutemeinden Populismus zu verwechseln. Adolf Hitler wurde von den großen weltweiten Konzernen finanziert (nachzulesen bei Anthony Sutton, "Wallstreet and the Rise of Hitler").

Der historische Nationalismus war eine Elitenbewegung. Er war eher eine Einigungsbewegung als eine Abspaltungsbewegung, weshalb die Anti-Brexit-Propaganda es, ob sie sich dem bewusst war oder nicht, der wirkliche Populismus war und ist.

Die selben Anreize, die heute der mobilen jungen Oberschicht via ERASMUS und anderen subventionierten Programmen die Welt bereist, begünstigten einst die nationalistische Einstellung - und politisierten die akademische Welt so weit, bis sie zu den Grässlichkeiten des 20. Jahrhunderts entstellt war.

Ich bin für freien weltweiten Handel, und nicht für diesen simulierten "Freih"andel á la TTIP, der Millionen von Akademikern benötigt, die unsere Freiheit kontrollieren.

Arndt Reichstätter | Fr., 22. Juli 2016 - 16:32

Herr Crouch gehört offensichtlich zur Elite. Er ist finanziell abgesichert, hat öffentlichen Einfluss, seine Meinung ist gefragt, er gestaltet.

Dies alles ist ihm zu gönnen.

Man kann den Populisten viel vorwerfen. Aber nicht die Verantwortung für folgende Umstände:

- Finanzkrise, ausgelöst vom staatlichen Geldsystem.

- Krieg gegen den Terror, der einen Anstieg des internationalen Terrors seit 9/11 um 4500% zumindest nicht hat verhindern können und im Inland die Bürgerrechte zunehmend einschränkt, aber trotzdem nicht die Grenzen sichert.

- Ständige Völkerrechtsverletzungen durch den militärisch industriellen Komplex.

- Brechen des Grundgesetzes durch Lissabonvertrag, und brechen dessen durch ESM.

Wüsste die Elite wirklich so genau, was für die Zukunft zu tun wäre, dann hätte sie in der Vergangenheit nicht so kläglich versagt, uns die derzeitige Gegenwart zu präsentieren.

Ich will nicht Populismus.

Aber ich will auch nicht Elitarismus.

Kat Teker | Fr., 22. Juli 2016 - 16:34

ignoriert die Autorin ebenso, wie die Tatsache, dass das Gefühl einer nationalen Identitität selbstverständlich nicht mit Fremdenfeindlichkeit gleichzusetzen ist. Auch die Unterstellung, es bedürfe eines solchen identitätsstifenden Gefühls, um den Mut zur Kritik an Regierungen zu finden, ist einfach nur haarsträubend.
Auf den ganzen anderen Rest gehe ich jetzt im Vertrauen darauf, dass das Forum schon die passenden Antworten finden wird, jetzt einfach mal nicht ein.

*selten zu finden, aber beispielsweise hier wäre ein Artikel, der aufzeigt, welche Trends tatsächlich auf den globaen Märkten zu beobachten sind: http://www.telegraph.co.uk/business/2016/07/19/if-this-is-the-end-of-gl…

Harro Meyer | Fr., 22. Juli 2016 - 16:54

Es ist ja nicht verwunderlich, dass der Wunsch der Menschen, sich abzuschotten vornehmlich solche Völker befällt, die in der Staatengemeinschaft ein eigenes und sicheres Auskommen haben.. Demgegenüber steht das Wohlverhalten einer sich grenzüberschreitend gerierenden moralischen Institution, der Religion, die den Flüchtling als Teil ihres Weltverständnisses sieht.
Damit ist in der üblichen Demokratie das alles entscheidende Verhalten der politischen Eliten das Mass aller Dinge. Diese wie auch gut Situierte sind vom Wohl Ihrer Bevölkerung im Allgemeinen wenig betroffen. Deshalb werden häufig Entscheidungen getroffen, die man auch moralische Vergewaltigung des Volkes nennen kann.
Einzig bleibt dann die Frage, Wie lange macht das Volk da mit? Eigentlich in der Demokratie eine perverse Frage. Mir scheint das aber bei einigen Politikern das Kriterium ihres Tuns zu sein.

Bernhard K. Kopp | Fr., 22. Juli 2016 - 16:55

Sie ist nicht nur ein 'Reiz', sie ist eine elementare Notwendigkeit. Nur der eigene, nationale Rechtsstaat, und Sozialstaat, kann für die überwiegende Mehrheit der Bürger das Grundvertrauen in die Ordnung begründen und erhalten. Es gibt keine transnationale Rechtsstaatlichkeit und keine transnationale Demokratie (mit 27 Sprachen). Die kirchentagsgemässe EU-Seligkeit, die seit mindestens 24 Jahren, seit Maastricht, aufgetischt wird, und auch kürzlich von Verheugen hier zu lesen war, hat am Ende mehr zerstört, und, was noch schlimmer ist, hat den vorsichtigen Aufbau einer tragfähigen Konstruktion für eine europäische Konföderation verhindert. Auch deswegen ist das Brexit-Referendum so ausgegangen. Das bleibende Problem ist, dass wir keine bessere Elite haben als die, die die letzten 20 Jahre weitgehend verbockt hat.

die transnationale Rechtsstaatlichkeit und transnationale Demokratie, aber nur über das Zusammenwachsen und Selbstbestimmung, sowie Plausibilitäten.
Es ist auch so schon schwierig genug in Europa, der Islam ist diebezüglich eine Herausforderung, die sich entweder eingemeindet oder scheitern wird.
Er ist aber m.E., wie auch keine andere Religion als das Christentum, keine Plausibilität in Europa.
Es war plausibel, ist es immer noch, auf die englische Sprache zu setzen, da sie eine, die Weltsprache ist.
Es ist wichtig, dass Sprachen der jeweiligen Anrainer gelernt werden, mindestens angeboten werden.
Da hätte auch das Arabische seinen Platz, als Sprache von Anrainern, nicht als Plausibilität für Europa.
Also Pragmatismus ja, Naivität nein.

Jens Trabert | Fr., 22. Juli 2016 - 17:04

Es fällt mir, dass der Text in meiner Sprache veröffentlicht wurde. Diese Maßnahme dient wahrscheinlich weniger dazu, Indonesier zu diskriminieren, sondern die lokal gewachsene Kultur der Deutschsprechenden auszunutzen, um effizient für ein besseres System zu argumentieren. Nichts anderes ist staatliche ethnische Homogenität, die nicht bedeutet, dass man Fremdgruppen Gewalt antut.
Es fällt mir auf, dass der Autor aus einer mit nicht unfremden kulturellen Perspektive schreibt. Auch kann ich dieses nicht als Nachteil erkennen. Aber ich bin gespannt, wie seine Thesen in Bunyoro-Kitara, einem Königreich in Ostafrika, ankommen.
Es fällt mir auf, dass sich der Autor bemüht, in einer Gegend, in der bereits jeder vierte einen Migrationshintergrund hat, für Diversität zu werben. Wäre es nicht viel sinnvoller, seine Bemühungen auf das 97% ethnisch homogene Japan zu fokussieren? Schließlich muss es dort, durch den ganzen Nationalismus und so, furchtbar zugehen.

Dieter Ohlhofen | Fr., 22. Juli 2016 - 17:30

Wäre der Artikel von Prof. Colin Crouch eine reine intellektuelle Übung, würde ich voll zustimmen.
Aber der Professor nimmt ja aktiv Einfluß auf künftige Wahlen, etwa wenn er sich gegen Trump oder Wilders positioniert.
Damit sagt der Professor nichts anders als: Man soll sich gegenüber anderen friedlich verhalten, darf aber nicht gegen Zuwanderung von Menschen sein, die prozentual seltener friedlich handeln.
Selbstverständlich sagt er das nicht offen.
Warum weiß der Geier..

Baldur Jahn | Fr., 22. Juli 2016 - 17:41

Da ist vieles interessant und mit neuen Worten zur aktuellen Lage erhellend beschrieben. Dem Autor gelingt es postmodern das Henne/Ei-Problem, das die Moderne (Souverän, Wahlen, Regierung auf Zeit) beantwortete im Ungefähren des Zeitgeistverständnisses erhaschend zu skizzieren. Bezweifelnd werden muß, ob die Inklusion des 3. Reiches in seine Gleichnisrede paßt: ging Weimar nicht an der miserablen Wirtschaftslage und 2er totalitärer "Antworten" darauf kaputt? Böte sich als Vergleich nicht die Ukraine an, wo der Kommunismus keine Alternative mehr ist und die Typen mit den goldenen Wasserhähnen (z. Teil räuberische Akkumulationselite) durch den nationalistischen Maidan auf der Kippe standen und jetzt durch den "Rosenkrieg" der Nationalisten im Donezk eine Resozialisierungschance bekommen. Ob sie die nutzen oder lieber - postmodern - die Kurve kratzen und mit ihrem Geld ins Ausland ziehen?

Detlev Bargatzky | Fr., 22. Juli 2016 - 18:18

"Dazu müssen wir als Erstes verstehen, dass es der großen Mehrheit der einfachen, politisch wenig interessierten Menschen schwerfällt, zu den bedeutenden Ereignissen des Wirtschafts- und Weltgeschehens eine eigene Position zu beziehen."

Ich bin mir sicher, dass genau aus diesem Grund während der etwas ernsteren Krisen der letzten Jahre z.B. Flüchtlingspolitik, Ukraine-Krise oder aber TTIP, CETA etc. die deutschen Medien den interessierten und auch nicht-interessierten Teilen der Bevölkerung durch ihre "ausgewogene Berichterstattung" und Kommentierung "klare" Orientierungshilfen aufgedrängt hat.
Ganz wichtig war es vielen Vertretern Industrie, immer wieder aufzuzeigen, wer "gut" und wer "böse" ist.

Karola Schramm | Fr., 22. Juli 2016 - 18:49

Schade, dass der Bericht von Crouch so schnell zu Ende ist.
Jedenfalls ist die Analyse gut und richtig. Und was machen DE und EU mit diesen Erkenntnissen ?
Wie es aussieht - nichts.
Außerdem scheint das Kind eh in den Brunnen gefallen zu sein, da der Islamhass sich, von unserer Seite aus gesehen, mit jedem Amok von Tag zu Tag steigern wird. Und jede Bombe oder Drohne die in muslimischen Ländern Menschen tötet, erzeugt das gleiche Muster: Hass und Rache.
Bleibt nur die radikale Umkehr dieser Politik, die von BK, Parlament, EU jedoch als alternativlos dargestellt wird, wobei dahinter auch Interessen stecken.
Peter Vonnahme, Richter a.D., hat einen schönen Zwischenruf auf den Nachdenkseiten geschrieben: "Der Terrorismus ist besiegbar."
Setzte sich diese Haltung und Einstellung überall durch, hätten wir einen wunderschönen Herbst und "Ruhe im Karton."

Monika Medel | Fr., 22. Juli 2016 - 19:55

Die Nationalsozialisten hatten es gar nicht so mit der ethnischen Homogenität und Abschottung. Ihre Parole war keinesfalls "Deutschland den Deutschen" sondern "Russland den Deutschen", d.h. nach dem "Endsieg" Migration deutscher Herrenmenschen nach Osten mit Versklavung der einheimischen Bevölkerung. Auch wurden zahlreiche sog. "Fremdarbeiter" aus den besetzten Ostgebieten während des Krieges nach Deutschland verschleppt, wo es zwar der eine oder andere privat eingesetzte ganz ordentlich hatte, insgesamt waren diese Menschen aber rechtlos. Und - kaum bekannt: Das Reichsarbeitsamt warb während des Krieges in den besetzten Westgebieten zahlreiche Arbeitskräfte nach Deutschland an. Diese wohnten dann hier in Privatzimmern oder Gasthöfen und wurden wie die deutschen Arbeiter bezahlt. Motivation dieser Personen war meist große wirtschaftliche Not in ihrer Heimat, auch durch den Krieg verursacht - heimisch gefühlt haben sich hier wohl nur wenige. Globalisierung á la NS?

Klaus Damert | Fr., 22. Juli 2016 - 20:12

Darum geht es nur zum Teil. Das wichtigste ist jedoch, dass es keinen Sozialstaat gibt mit freien Grenzen, wo jeder illegale Migrant hier Grundsicherung bekommt. Das funktioniert schon wirtschaftlich nicht auf Dauer - vorher gibt es vermutlich schon ernsthafte Auseinandersetzungen zwischen denen, die das Geld erwirtschaften und denen, die es ohne jede Gegenleistung verbrauchen!

Dimitri Gales | Fr., 22. Juli 2016 - 21:48

Sie können doch nicht Adolf Hitler mit der heutigen Zeit vergleichen. Die Nazis haben unablässig die Demütigung durch den Versailler Vertrag in die vorderste Linie ihrer Demagogie gebracht. Die politische Umgebung damals in Europa war vergiftet, was heute nicht der Fall ist. Die Deutschen sahen sich damals umringt von Feinden.
Heute haben die Menschen das Gefühl, nicht mehr "Herr in eigenen Haus" zu sein; supranationale Organisationen haben an Macht gewonnen, ebenso wie Investoren und internationale Kreditgeber. Für das einzelne Individuum zählt jedoch sein Umkreis, seine Verwurzelung, seine Sorgen um das tägliche Brot.....Soll sich das einzelne Individuum denn für den Profit der Finanzaristokratie opfern?

Bernd Fischer | Fr., 22. Juli 2016 - 21:52

ist folgendes , das uns sogenannte "Experten" mit gut ausgestattenen Salär die Welt erklären wollen.

Ich mag einfach keine Leute die sich arrogant im Nachhinein ( Eloquent, geschmeidig, belesen haben, und aber auch schon vorher null Ahnung hatten ) und jetzt den schon immer politischen interessierten Bürger, die schon vorher ( oder ahnten ) wussten wohin so gewisse Dinge laufen würden was die Politiker fabrizieren , uns mit seinen (halbwahren ) "Weisheiten" belästigt.

Christoph Kuhlmann | Sa., 23. Juli 2016 - 09:04

jemals den Altruismus aufbringen, den sie von der eigenen Nation fordern, würden sie die Lasten der Migration sellbst tragen.

Wolfgang Tröbner | Sa., 23. Juli 2016 - 09:07

Laut Mr. Crouch sind die wesentlichen Bedrohungen für die Menschen eine globale Wirtschaft gesteuert durch eine kosmopolitische Elite, Migrationsströme, Flüchtlingswellen und islamistischer Terror.

Die Frage ist: Cui bono? Seneca gibt die Antwort: "Wem das Verbrechen nützt, der hat es begangen.“ Wer zieht also den Nutzen aus den gen. Bedrohungen? Ganz klar die sogen. kosmopolitische Elite, die nicht nur die Wirtschaft steuert, sondern auch die Migrationsströme und Flüchtlingswellen, weil man so noch mehr billige Arbeitssklaven erhält. Und nach dem Motto "Divide et impera" nutzt ihnen auch der islamistische Terror, da man so ein Volk spalten kann, damit man es leichter beherrschen bzw. besiegen kann. Und hier sind wir nun beim Volk/Nation. Die Nation ist die einzige Struktur, die den Menschen vor diesen Bedrohungen schützen kann. Wir befinden uns daher in einem Zeitalter, in dem die Rolle der Nation nicht schwindet, sondern sogar wächst.

Mr. Crouch, denken Sie mal darüber nach.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 23. Juli 2016 - 10:12

ich wäre versucht zu sagen, nicht in Europa.
Diese schwachen, ängstlichen Menschen, die sich nur mithilfe von etwas in der Lage sehen, ihre eigenen Interessen zu wahren, gibt es hier nur vereinzelt.
Ich will seine "Ängste" gar nicht kleinreden, denn eine nationale Identität wiegt schwerer als eine soziale.
Wie man unschwer an den Engländern sehen kann.
Hitler hatte evtl. höchstens eine Wagner-Identität, eine fiktive.
Jedenfalls wirkt seine deutsche Identität fiktional auf mich.
Ich bin geneigt, die derzeitigen auch rechten Strömungen unter dem Begriff der Partizipation an politischer Macht zu sehen.
Ich sehe derzeit in Deutschland keinen besonderen HASS auf "Fremde" und würde eher meinen, dass der Autor an so einem Hass-Mythos mitstrickt.
Wenn eine anders als in den USA/Aus "genuine/gewachsene" Gesellschaft sagt, eines bestimmten Einflusses ist es jetzt genug, dann darf sie das im Rahmen auch ihrer Gesetze.
Oder will Crouch das aus dem off verbieten?
In wessen Interesse?

Karola Schramm | Mo., 25. Juli 2016 - 23:20

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

Hallo, liebe Frau Sehrt-Irrek,
Crouch lebt in England und hat ein sehr lesenwertes Buch über die Postdemokratie geschrieben, in der wir uns derzeit befinden. Er ist Gegner der neoliberalen Politik, die die Reichen reicher und die Armen noch ärmer macht, eine Wirtschaftspolitik, die keine Gnade, keine Freunde und keine Feinde kennt sondern nur Gewinnmaximierung.

Sein Artikel setzt auch darauf ab, dass eben nicht, ähnlich wie derzeit in GB, die Menschen nicht die Politiker, die eine derartige Politik befürworten und betreiben, angreifen (obwohl Verursacher dieser desaströsen Lage) sondern Mirgranten, ob legal oder illegal spielt schon keine Rolle mehr. Diese Angreifer benutzen, um ihr Verhalten zu legitimieren, ihre nationale Identität um auf die anderen einzudreschen, verbal und in echt.
So zumindest lese ich den Artikel.
Eigentlich ist er auch ein Aufruf, gegen die Verursacher,Politiker, vorzugehen, statt auf die, die ja auf der untersten Ebene der Hierarchie leben.

peter hauser | Do., 28. Juli 2016 - 11:40

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

Es hat mich trotz dem ,im Etwas ausgrenzenden Duktus, wohl gestimmt, Ihren Kommentar zu lesen.

Reinhard Oldemeier | Sa., 23. Juli 2016 - 10:31

An diesem Artikel merkt man die Arroganz des Establishment. Woher wissen sie das Menschen politisch wenig interessiert sind und es Ihnen schwerfällt, zu den bedeutenden Ereignissen des Wirtschafts- und Weltgeschehens eine eigene Position zu beziehen. Wieso kommt der Autor auf so ein schmales Brett. Der Bürger versteht ganz genau die Zusammenhänge von Politik und Wirtschaft. Dieser kann sie zwar nicht erklären, doch er spürt Sie tagtäglich im seinem Leberumfeld Viele Menschen engagieren sich regional, weil Sie dort etwas bewegen können .
Ein Wirtschaftswissenschaftler hat ein mal gesagt "Global denken, regional handeln". Ich sehe das genauso, weil im Kleinen kommt die Identifikation mit der Sache. Das Wir Gefühl in der Region und die Identität mit dieser macht die Vielfalt in Europa aus. Wer als Politiker, oder Medienmensch von der Entgrenzung schwadroniert hat längst seine eigene Identität verloren. Das beste Bsp. wo Demokratie und Identität gelebt wird ist die Schweiz.

Andreas Kuntz | Sa., 23. Juli 2016 - 23:47

Die ganze Dummheit des grassierenden Linksliberalismus: jaja, globale Finanzherrschaft schlecht,aber ein Wir-hier-Zusammen dagegensetzen und inter-national kooperieren, das ist natürlich des Teufels. Crouch ist die Karikatur eines perfiden linksliberalen Elitisten.

Zoran Trajanovski | So., 24. Juli 2016 - 12:03

Das Wort kann man ins Slawische Sprache sehr gut verstehen. Er beinhaltät schon in sein interpretation ausgrenzug den jeniget die nicht zu "nasi"= unsere dazu gehören . Zum Kampf auffordernt klinkt er.
Es wird vill Zeit kosten und über Epochen des Feudalismus zu berichten über beziehungen un

Konrad Kugler | Mo., 25. Juli 2016 - 22:22

Antwort auf von Zoran Trajanovski

Ich bin kein Nationalist. Ich bin doch nicht blöd.
Der Nationalismus begann seine katastrophale Wirkung im slawischen Raum mit dem Gedanken der Vertreibung der Deutschen aus ihren Siedlungsgebieten in Polen , Tschechien, Ungarn usw. um 1850. Die Katastrophe lösten serbische Nationalisten mit der Ermordung von Franz Ferdinand 1914 aus.

Aber DE ist mir wichtiger als andere Länder. Kann man das auf die christliche Nächstenliebe zurückführen?

Jacqueline Gafner | So., 24. Juli 2016 - 12:39

Schon die Einleitung, wonach es "der grossen Mehrheit der einfachen, politisch wenig interessierten Menschen" schwerfällt, sich zu "bedeutenden Ereignissen des Wirtschafts- und Weltgeschehens" eine eigene Meinung zu bilden, zeigt, woher der Wind weht: hier schreibt einer, der nicht zu dieser überforderten Community gehört, sondern den vollen Durchblick hat und genau weiss, was gut ist und was nicht. Welch ein Glück, dass er dessen ungeachtet bereit ist, diese seine Einsichten mit den Trotteln zu teilen, die seine Ausführungen bis zum Ende gelesen haben, obwohl der Bauch (Hirn kann es per definitionem nicht sein) bereits vor dem ersten Zwischentitel signalisiert hat: lohnt nicht wirklich. Dass als Schlussbouquet originellerweise auch noch Adolf (da kann man nie etwas falsch machen) bemüht wird, beseitigt den letzten verbliebenen Zweifel am Gehalt des Gelesenen, den zu erfassen leider - siehe Einleitung - nicht allen vergönnt ist.

Zoran Trajanovski | So., 24. Juli 2016 - 12:49

Fortsetzung; bis zum 1918 das Duelliren spielt in Deutsche Kultur ein zentrale Rolle die in andere Länder kaum zu erscheinung vor kamm.
Es galt immer das Recht der Stärkeren.
Das ist der Reiz meines achtens an.
Wie hällt die Nation mit wiessenschaftliche Analise überhaupt?
Was ist mit dem Sprachgebrauch,was mit Religion?
Sind das Nationale symbolen ? Sind die grund Elemente der Nation autentische gebilde oder handelt sich um plagiaten?
Auf welchi Kulturele Erreignise sollen wir so Schtolz sein können?
Wie stät es mit Ethimologi der Wörter?
Ist Arbeit ein Deutsches Wort? Ist Sprache ein D. Wort? Ist Kirche ein D.Wort?
Was sagt unuversele wissenschaft dazu?
Mir ist klar das ville Deutsche M.Heidegger und sein verständnis "von Wesen der Wahrheit" der explizit mit dem Kampf für die Selbstbehauptung des D.Volkes und die Rasse identifiziert. Das ist der Identität der Pegida und AfD anhenger, wieder herstellen wollen.
Deshalb der Hass auf Fremde.

Thomas Nichterlein | Mo., 25. Juli 2016 - 15:11

Globalisierung der weltweiten Wirtschaft (Freihandel) schliesst doch die lokale Lösung lokaler Probleme nicht aus. Sie erfordert auch nicht die Aufgabe nationaler Identitäten (Schweiz). Und Globalisierung ist auch nicht an der Destabilisierung der islamischen Länder schuld, nicht an den Massen entwurzelter Flüchtlinge und keinesfalls, daran, dass man in Deutschland meinte, am Islam werde das Land genesen denn man könnte den Kapitalismus destabilisieren, wenn man die Flüchtlinge massenhaft ins Land lässt. Es ist doch gerade diese muckerhafte Antiglobalisierung, verbunden mit bürokratischer Hybris und Überlegenheitsdünkel, die für die Schattenseiten des neuen Nationalismus verantwortlich sind.

Ernst Laub | Mo., 25. Juli 2016 - 23:21

Ich bin noch lange kein "Hasser", wenn ich mich mit der muslimischen Masseneinwanderung nicht abfinden will. Dabei gilt meine Verachtung nicht den Einwandern sondern den überheblichen und gleichzeitig verantwortungslosen Politikern.

peter hauser | Di., 26. Juli 2016 - 04:01

(Mensch, Sie sind jetzt Journalist und nicht mehr wissenschaftlich tätig.)

Also, "Zugehörigkeit" ist lebensnotwendig und keine historische Kategorie.
Der ganze Artikel ist leider rein auf eine Perspektive ausgerichtet, die es sich einfach macht.

Identität ist nicht nur eine soziologische Frage , sondern auch, wenn nicht überhaupt, ein anthropologisches Problem, das Unterscheidung als Überlebensprinzip notwendig gemacht hatte.
Differenz ist philosophisch angemerkt, eine ontologische Eigenschaft des Seins.
Identität, als altruistisches Vermögen, ist also notwendig und hier politisch kein Aufgebehren gegen Eliten.

(Angloamerikanische Versuche tiefgründig zu denken, sind leider auch hier nur alzu offensichtlich..:-) _)

Siegfried Stein | Di., 26. Juli 2016 - 09:34

Muss ja für das herrschende Establishment schlimm stehen, wenn jetzt schon alle Posaunen hervorgeholt werden, um auf Attacke gegen sogenannte Populisten zu blasen.
Ist ja sowas von gemein, wenn immer grössere Anteile vom doofen Volkes nicht mehr so wollen wie die Herrschenden. Da braucht es Wissenschftler, die nur Nord-Korea als ultimatives 'Argument' auf den Tisch bringen können.
Ist dieses 'doofe Volk' jetzt die Zielgruppe von Cicero?
Ich mag diese Auftragsarbeiten nicht mehr lesen.

Waren das noch Zeiten als man einer Diskussion zwischen Prof. Dahrendorf und Rudi Dutschke folgen konnte - temps perdu.

Aus Niveau ist Nivea geworden - ok, schmiert besser.

Siegfried Stein | Di., 26. Juli 2016 - 09:53

Die Entgrenzung der Identität produziert meist die komplementäre 'indentitäre Bewegung', ob nun'völkisch', religiös (aktuell:muslimisch), afro-amerikanisch, white-aryan, 'Landsmannschaften', um nur einige unterschiedlich extremer Potentiale zu nennen.

Cornelius Angermann | Mo., 1. August 2016 - 18:01

"Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht stimmt, dann stimmen die Werke nicht. Gedeihen die Werke nicht, so verderben Sitten und Künste." (Konfuzius)

Genau da sind wir angelangt! Durch falsche Begrifflichkeit, durch Beschönigungen und Tabus wird jegliche offene Diskussion über die wirklich wichtigen und relevanten Themen verhindert. Mr. Crouch beteiligt sich trefflich daran, mit dem Diffamierungskanon "Wer gegen die Flüchtlingspolitik ist, ist fremdenfeindlich! Wer wegen der eigenen Sicherheit gegen die Zuwanderung von Muslimen ist, ist Islamhasser."

Dass die Natur es so eingerichtet hat, dass jedes und alles seinen Lebensraum hat, den man nicht einfach transferieren kann, das wollen diese Leute nicht einsehen!

Parteien wie FN, UKIP oder AfD sind deshalb so spektakulär, weil sie das Schweigekartell der Regierenden + Systemmedien durchbrechen, auch manchmal politisch unkorrekt sind! Kritik muss das dürfen!