Kate Winslet als Lee Miller / Sky UK Ltd/Kimberley French

Film der Woche: „Die Fotografin“ - Von inneren und äußeren Kriegen

Die Amerikanerin Lee Miller dokumentierte mit ihren Fotografien die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Sie schuf ikonische Aufnahmen. Das Biopic „Die Fotografin“ portraitiert Miller als inspirierende, aber zerrissene Persönlichkeit.

Autoreninfo

Ursula Kähler ist promovierte Filmwissenschaftlerin und arbeitete unter anderem am Deutschen Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main. Sie veröffentlichte „Der Filmproduzent Ludwig Waldleitner“ (2007) und „Franz Schnyder. Regisseur der Nation“ (2020).

 

So erreichen Sie Ursula Kähler:

Das Foto zeigt eine attraktive Frau mittleren Alters mit hochgestecktem Haar in einer Badewanne. Davor steht ein Paar schmutzige Stiefel, rechts auf einer Frisierkommode eine antike Venus-Statuette. Sie blickt diagonal über die Wanne zu einem Bild in diesem Bild. Es zeigt Adolf Hitler. Die Badende ist Lee Miller – eine der wichtigsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Am 30. April 1945, dem Tag, an dem Hitler in seinem Berliner Bunker Suizid beging, ließ sich Miller in dessen Wohnung am Münchner Prinzregentenplatz ablichten. Es war Millers berühmtestes Bild, aufgenommen von ihrem Kollegen David E. Scherman. Noch heute wirkt es provokant, steckt voller Metaphern. Der Film „Die Fotografin“ erzählt, wie diese Aufnahme entstanden sein könnte. Regisseurin Ellen Kuras offenbart sie als bizarren Höhepunkt in der Vita dieser ambivalenten Künstlerin.  

Wer ein konventionelles Biopic erwartet, wird jedoch enttäuscht. Oder überrascht. Kuras hat sich für eine Erzählweise entschieden, mit der sie bewusst Meilensteine und wichtige Aspekte in Millers Karriere auslässt. Im Fokus steht nur ein Jahrzehnt, das die Persönlichkeit der New Yorkerin möglichst wahrheitsgetreu zum Vorschein bringen soll. Dieses Vorgehen ist nicht neu und ein legitimes dramaturgisches Mittel. Auch der Autorenfilmer Werner Herzog ist von ihm überzeugt: „Ich sehe Wahrheit nie als Fixstern weit am Horizont, sondern immer als eine Aktivität, eine Suche, den Versuch einer Annäherung.“

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Dietmar Philipp | Do., 19. September 2024 - 12:49

Geburt, Erbschaft, Erziehung, Bildung, Lebenseinstellung, Zusammenleben führen in der Regel zu einer hohen Moral und Ethik. Wir Menschen haben zwischenzeitlich tausendfaches Foto- und Filmmaterial über Kriege -besonders über den 1. und 2. Weltkrieg- uns ansehen und daraus die Schrecken der Menschheit ziehen können. Für meine Begriffe benötigen wir in dieser "Sparte" kein weiteres Material. Von Zeit zu Zeit wird auch immer wieder -auch gut gerade für die Jugend- das Filmmaterial gezeigt, so dass ein vergessen nicht entstehen dürfte. Trotz dieser Situationen wird weltweit eine vernichtende Rüstung betrieben mit Anwendung modernster lesergesteuerter Waffen. Wer da mit macht, ja, mir fehlt da die Moral und Ethik!?

Henri Lassalle | Do., 19. September 2024 - 14:13

Foto im Badezimmer fasziniert: Eine US-Fotografin als Siegerin über den Popanz.
Ich denke, Ihr Leben bekam eine drastische und dauerhafte Wende im Krieg, insbesondere bei der Befreiuung der KZ. Die bis zum Krieg eher privilegierte, am Luxusleben gewohnte Frau konnte sich von diesem Trauma wohl nicht mehr befreien. Diese Erlebnisse u Bilder wurden ihre Verfolger.

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