Alexander Lukaschenko während eines Besuchs in Österreich im November 2019 / picture alliance

30 Jahre Lukaschenko an der Macht - Ein Mann Moskaus in Minsk

Vor 30 Jahren rückte Alexander Lukaschenko an die Spitze von Belarus. Doch anders als der Bevölkerung damals versprochen, hatte der neue Präsident mit demokratischen Reformen nichts im Sinn. Derzeit wendet er sich vor allem China zu. Zum Missfallen des Kreml.

Autoreninfo

Thomas Urban ist Journalist und Sachbuchautor. Er war Korrespondent in Warschau, Moskau und Kiew. Zuletzt von ihm erschienen: „Lexikon für Putin-Versteher“.

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Noch vor wenigen Jahren bekam Alexander Lukaschenko von Kommentatoren der westlichen Gazetten immer wieder das Etikett „letzter Diktator Europas“. Schon damals war das falsch, denn längst war ja auch Wladimir Putin unumschränkter Alleinherrscher. Seit mehr als zwei Jahrzehnten sind beide engste Verbündete, allerdings nicht auf Augenhöhe. Putin lässt keine Gelegenheit aus, dem belarussischen Präsidenten durch seine Körpersprache und immer wieder auch verbal zu bedeuten, dass er ihn als Vasall betrachtet. Alle Versuche Lukaschenkos, den Moskauer Klammergriff zu lockern, sind bislang gescheitert, die ehemalige Sowjetrepublik ist nämlich wirtschaftlich völlig vom großen Bruder abhängig.

Doch in diesem Jahr, seinem 30. an der Macht, versucht er es wieder, dieses Mal mit Hilfe Pekings: Erstmals findet ein belarussisch-chinesisches Manöver statt, bei dem die Russen offiziell nur Beobachter sind. Mit Argwohn verfolgt man auch aus Moskau, dass die Chinesen immer mehr Infrastrukturprojekte für Minsk realisieren, darunter die Modernisierung von Eisenbahnstrecken. Die rückständige russische Maschinenbauindustrie ist dazu nicht in der Lage, auch muss sie derzeit vor allem Panzer und Kanonen produzieren.

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Heidemarie Heim | So., 21. Juli 2024 - 12:08

Der wohl gerade persönlich verhandelt mit den unsrigen, ob er den verurteilten deutschen Terroristen nun erschießen lassen soll oder ob das Ganze nicht mit einem Deal zu lösen wäre. Und schon kommen unsere Werte und unser Rechtsstaat wieder in heftige Turbulenzen. Soll er sich erpressen lassen oder eröffnet man solchen Unrechtssystemen und ihren skrupellosen Diktatoren wenn man nachgibt ein lukratives neues Geschäftsmodell? Man braucht wie früher noch nicht mal einen echten Spion/Agenten, den man gegen einen Eigenen zum Austausch auf die Brücke schickt oder einen wie damals in Bautzen eingesessenen Staatsfeind zum Auskaufen. Man schnappt sich irgend einen bekloppten Touristen oder NGO-Helden, unterstellt ihm die passenden Taten und schon läufts wie geschmiert. Zur Unterstreichung noch ein paar Hundert oder Tausend Flüchtlinge Richtung Grenzzaun West, ein paar Bilder von westlichen Grenzschützern, die daraufhin eine übermäßige, nicht unserem Wertmaßstab entsprechende Härte bei der Abwehr an den Tag legen, passt!
Und bei uns, wie auch in anderen westlichen Demokratien soll es außerdem ja auch nicht wenige geben, die solchen totalitären Charmebolzen und ihren Systemen bis heute so einiges abgewinnen können oder zumindest hinterfragen. So lange man nicht selbst darunter leidet oder es ans eigene Leder geht versteht sich! MfG

Walter Bühler | So., 21. Juli 2024 - 17:27

... mag vielleicht Journalisten und Sachbuch-Experten ernähren, kann aber die Astrologie in ein politisches Analyse-Instrument verwandeln.

Zwei wesentliche Fakten lässt der Kreml-Astrologe Urban nämlich bewusst aus:

1. Große Teile Weißrusslands (Belarus) und Litauens wurden um 1920 von Pilsudski erobert und gegen den Willen der Bevölkerung in Polen eingegliedert. Diese nichtpolnische Bevölkerung hat Stalin 1939 von den Polen und 1944 von den noch grausameren Deutschen "befreit".

2. Im Jahre 2020 kam es nach den Präsidentschaftswahlen zu schweren Unruhen in Minsk, die von Polen (und von der EU) aus nach dem Muster des ukrainischen "Maidans" organisiert worden sind. Lukaschenko hat als Gewinner der Wahl diesen Protest unterdrückt und die weißrussischen Aktivisten aus dem Lande vertrieben oder verhaftet.

Seitdem wird Belarus von der EU mit Sanktionen belegt.

Das macht das Verhalten von Belarus mMn etwas verständlicher als die rein polnische (PIS-)Position von Herrn Urban.