Ein Ort des amerikanischen Kulturkampfes: der Campus der Stanford Universität in Kalifornien / picture alliance

Kulturkampf an amerikanischen Universitäten - Die Sache mit der Meinungsfreiheit

Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist einer der Grundpfeiler demokratischer Gesellschaften – gerade in den USA. Doch kontroverse Vorfälle an Universitäten werfen immer häufiger die Frage auf, ob man seine Meinung nach wie vor ohne Angst vor Repressalien äußern kann.

Autoreninfo

Lisa Davidson ist Journalistin, freie Autorin und Podcast-Host. Sie lebt in Virginia, USA. 

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Wie steht es um die Meinungsfreiheit in den USA? Ein Fall, der sich kürzlich an der Stanford Law School abspielte, ist ein gutes Beispiel für das Für und Wider um das Recht der freien Rede. Im März besuchte Stuart Kyle Duncan, ein von Donald Trump ernannter Bundesberufungsrichter, die Uni, um einen Vortrag zu halten. Sein Besuch lief alles andere als reibungslos ab. Neben häufigen Unterbrechungen vonseiten der Studenten riefen einige Demonstranten sogar dazu auf, Duncans Töchter zu vergewaltigen. Als der Redner die Stanford-Verwaltung bat, die Menge zu beruhigen, ging die stellvertretende Dekanin für Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration zum Rednerpult und begann stattdessen, Duncans Arbeit zu kritisieren. 

Der konservative Richter tat seinem Unmut in einem Artikel im Wall Street Journal kund, der dem Vorfall landesweite Aufmerksamkeit verschaffte und in Stanford anhaltende Unruhen auslöste. Die stellvertretende Dekanin wurde beurlaubt, Stanfords Präsident und Dekanin der juristischen Fakultät entschuldigten sich bei Duncan, und Jurastudenten wurden zu einer halbtägigen Pflichtveranstaltung zum Thema Redefreiheit verdonnert.

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Hans Jürgen Wienroth | Di., 16. Mai 2023 - 16:12

Meinungsfreiheit ist in der Demokratie ein hohes Gut. Nur damit lassen sich die für die Demokratie so wichtigen Kompromisse finden, mit denen alle Betroffenen leben können. Leider haben die „sozialen Medien“ mit ihren Abschirmfunktionen die Verengung der Meinungen befördert, weil sie bevorzugt der eigenen ähnliche zeigen – so habe ich es mir sagen lassen. Dadurch verhärten sich die Fronten. Wird die andere Meinung als Hass oder Hetze bezeichnet, und wie bei der aktuellen Regierung mit der Verschärfung des $ 130 gar ohne jede Konkretisierung unter Strafe gestellt, dann ist das Ende der Meinungsfreiheit erreicht. Dann ist es möglich, das eine N-Wort unter Strafe zu stellen und das andere zur Adelung der eigenen Meinung heranzuziehen.

Das ist allerdings das Ende jeder Wissenschaft, weil nur noch eine „alternativlose“ (Regierungs-) Meinung gilt, die auch von den Lehranstalten bis zu den Unis verbreitet und vertreten werden muss. Da müssen nicht erst in die USA, um das zu erkennen.

Maria Arenz | Di., 16. Mai 2023 - 16:21

was auf die bei uns herrschende Gedankenfreiheit eingebildet. Nur um festzustellen, daß es kaum noch Gedanken gibt.

Gerhard Lenz | Di., 16. Mai 2023 - 16:58

Lässt sich bei politischen Auftritten gerne die eigene Meinung bestätigen. Das gilt selbstverständlich für alle politischen Lager.

Nun fällt es mir in der Tat schwer, bei Auftritten in einer relativ aufgeklärten, akademischen Einrichtung, wie einem Universitätscampus, Leuten zuzuhören, die meinen, man müsse im Biologieunterricht die Bibel verwenden. So wie mancher Cicero-Forist bei den (höchst selten gewordenen) Online-Beiträgen von Politikern oder Wissenschaftlern, die nicht dem konservativen Spektrum angehören, zuweilen die Frage stellt, was jene(r) hier zu suchen hätte, ob sich der Cicero dem Mainstream ergeben habe und ob es an der Zeit sei, das eigene Abonnement zu kündigen.

Selbstverständlich stellt sich irgendwann die Frage, wie weit diese Meinungsfreiheit gehen darf. Was ist mit bekennenden Nazis oder Putin-Anhängern? Muss jeder alles sagen können? Und ist Protest dagegen nicht genauso legitim, weil ebenfalls Teil der Meinungsfreiheit?

Christa Wallau | Di., 16. Mai 2023 - 18:55

gegen jeden vorgegangen wird, der sich nicht an bestimmte Sprachregeln u. Umgangsformen hält, welche eine selbsternannte "Elite" sich ausgedacht hat, ist Ausdruck einer geistigen Verrücktheit u. dekadenten Überheblichkeit.
Daß diese Welle nach Deutschland überschwappte, kann niemanden verwundern, der die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte aufmerksam verfolgt hat; denn a l l e s, was in den USA en vogue war, kam mit tödlicher Sicherheit einige Jahre später bei uns an.

Das Ergebnis der überkandidelten, zutiefst menschen- und freiheitsverachtenden "political correctness" ist das Phänomen Trump und die totale Gespaltenheit der amerikanischen Gesellschaft.
Wunderbar haben die USA-"Eliten" das hinbekommen!
Aus dieser Lage einigermaßen anständig wieder herauszukommen, ist wesentlich schwieriger. Doch es muß geschehen! Denn mit
FREIHEIT hat der ganze Zirkus um die sog.
"Wokeness" n i c h t s mehr zu tun - das spüren die Menschen, die ihren gesunden Verstand noch nicht eingebüßt haben.

christoph ernst | Di., 16. Mai 2023 - 19:35

in Stanford und des skandalösen Auftritts der fettleibigen stellvertretenden Dekanin, der die Dummheit aus dem Gesicht sprang, fühle ich mich darin bestätigt, dass die identitätspolitisch durch 'Critical-Race-Theory' und 'Critical-Justice' verblödeten Studenten echte Linksfaschisten sind. Sie sind genauso radikal menschenverachtend und vernichtungswütig wie die NS-Studenten vor 90 Jahren. Die Leute, die sie unterrichten, sind echte Hassprediger, Feinde von Meinungsfreiheit und Demokratie. Was uns zum Bayreuther 'excellence cluster Africa multiple' bringt, das unlängst die Kampagne gegen Susanne Schröter losgetreten hat. Leute wie Rüdiger Seesemann, Ute Fendler, Sabelo J. Ndlovu-Gatsheni, Andrea Behrends, Cyrus Samimi, Christine Vogt-William und Franz Kogelmann, die unterm Deckmantel akademischer Würden zum Zensieren Andersdenkender aufrufen, haben in der freien Wissenschaft nichts zu suchen. Schon gar nicht mit Steuergeldern subventioniert.

Ernst-Günther Konrad | Di., 16. Mai 2023 - 21:22

Ich gehe mal davon aus, dass diese Versuche den ersten Verfassungszusatz zu unterlaufen bzw. auszuhebeln, bislang noch im Vorfeld gerichtlicher Entscheidungen lagen. Nachdem was ich über das amerikanische Rechtsystem weiß, ist der Schutz gerade verfassungsmäßiger Rechte das höchste Gut und Ansinnen der dortigen Gerichtsbarkeit. Mögen US Gerichte im Zweifel entscheiden, was rechtswidrige Hass- und Hetzparolen sind oder nicht. Wenn Jurastudenten bereits ein Problem mit der eigenen Verfassung haben gehören sie nicht ins Studium, so wie die stellvertretende Dekanin fehl am Platz ist, wenn sie ihre Pflichten zur Neutralität und Einhaltung verfassungsmäßiger Rechte nicht gewachsen sind. Eine durchaus probate Lösung ist vor allem, sich diesen asozialen Medien zu entziehen oder die innere Stärke aufzubringen, vermeintliche Hetze und Hass zu ignorieren. Diese Lösung bevorzuge ich hier im Forum auch. Wenn ich mir dagegen D ansehe, scheint bei uns die Meinungsfreiheit mehr als gefährdet.

Helmut Bachmann | Mi., 17. Mai 2023 - 10:14

Der Artikel beschreibt ein sowohl als auch und ist weder Fisch noch Fleisch. Dass es um Deutungshoheit geht und die Beleidigungen im Internet lediglich ein Vorwand sind, um die Meinungsfreiheit einzuschränken, erfasst er leider nicht.

Alexander Brand | Mi., 17. Mai 2023 - 13:40

schon seit Jahren, wer nicht die Meinung vertritt, die AStA und ihresgleichen absegnen können, dessen Karriere endet hierzulande ebenfalls jäh! Beispiel Ulrike Geurot die unter fadenscheinigen Plagiatsvorwürfen von der Uni Bonn entlassen wurde, weil sie der Systemmeinung widersprach.

Es wäre daher aus meiner Sicht sinnvoll intensiver über solche Fälle zu berichten, die VSA werden den linken Schwachsinn schon in den Griff bekommen, ohne an ihm zu ersticken. Wir hingegen werden mit ziemlicher Sicherheit wieder in der linksverursachten Katastrophe enden, wie schon 1933 ff!