- Machtanspruch auf der Kippe
In einem seit sechs Wochen laufenden Prozess gegen Marine Le Pen hat die Staatsanwaltschaft nun in einem ganztägigen Plädoyer harte Strafen gefordert. Besonders brisant ist eine geforderte Sanktion: der Entzug des Wahlrechts.
Das Ziel rückte näher: Wie Donald Trump in den USA rechnete Marine Le Pen in Frankreich fest mit einem Sieg bei den nächsten Präsidentschaftswahlen. Die stehen erst 2027 an, doch schon jetzt schienen alle Voraussetzungen erfüllt, dass eine Rechtspopulistin und erstmals eine Frau in den Elysée einziehen könnte.
Marine Le Pen hatte sich in den letzten drei Präsidentschaftswahlen resultatmäßig ständig verbessert und zuletzt gegen Emmanuel Macron elf Millionen Stimmen erhalten. Da der amtierende Staatschef 2027 nicht mehr antreten kann und keine Topkandidaten in Sicht sind, wurden der 56-jährigen Gründerin des rechten Rassemblement National (RN) gute Gewinnchancen eingeräumt.
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ein "coup monté". Le Pen hat mit ihrer Partei grossen Erfolg - das stört manche, man will sie daher politisch vernichten. Der RN nimmt Konservativen natürlich Stimmen weg und ist eine effiziente Oppositionskraft, das gefällt nicht jedem. Auch die Linken können sie nicht ausstehen.
Der Schuss könnte allerdings ein Rohrkrepierer werden, denn die franz. Öffentlichkeit sieht das Ganze vielleicht anders, zumal der RN keine Protestpartei mehr ist, sondern eine Volkspartei.
Bardella ist noch ziemlich jung, aber das war Macron bei seiner ersten Präsidentschaftswahl auch. Würde es tatsächlich eng für Marine, dann müsste er wohl das Zepter übernehmen.
Die Initiatoren der angeblichen Strafsache - unter anderem ein linker Journalist - müssen damit rechnen dass das Ganze womöglich dem RN hilft. Denn der wird nicht darauf verzichten, die Hintergründe der Anschuldigungen zu beleuchten - und das könnte spannend werden.