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() Meg Whitman
1… 2… 3… schuldenfrei!

42 Milliarden US-Dollar Schulden wird Kalifornien bis zu den Wahlen 2010 angehäuft haben. Um die Nachfolge von Gouverneur Arnold Schwarzenegger bewirbt sich nun Meg Whitman, die Ex-Chefin des Internet-Auktionshauses eBay

Lesen Sie auch: Thomas Jahn: Die unsichtbare Frau Warum in aller Welt, fragte der Kolumnist Dan Walters in der kalifornischen Hauptstadtzeitung Sacramento Bee, könne man nur freiwillig einen Staat regieren wollen, der unregierbar sei? Ob sie denn eine Therapie brauche? Noch nicht, meinte Meg Whitman trocken. „Ich will verhindern, dass Kalifornien vor die Hunde geht.“ Das ist eine typische Antwort für die New Yorkerin, Ex-Chefin des Internet-Auktionshauses eBay, Ex-Wahlkampfhelferin von John McCain und Bewerberin um die Nachfolge von Arnold Schwarzenegger als Gouverneur von Kalifornien. Bis zu den Wahlen 2010 wird Kalifornien 42 Milliarden US-Dollar Schulden angehäuft haben. Meg Whitman fühlt sich bereit für den Job. Sie ist 52, eine hochgewachsene Frau, die wenig dahermacht: Sie trägt das blonde Haar in einer braven Topf-Frisur, Make-up legt sie nur selten auf, und ihr Lachen ist unberührt von Hollywoods Zahnästheten. Meg Whitman war das, was Amerikaner eine No-Nonsense-Managerin nennen, und sie wird auch eine No-Nonsense-Politikerin werden: geerdet, ohne Schnörkel, ohne Allüren, aber auch ohne Glanz. Margaret „Meg“ Whitman hat noch nie so ganz perfekt gepasst, nicht in die New Economy, nicht in die Politik, nicht nach Kalifornien. Geboren wurde sie in Long Island. Sie studierte Wirtschaft an den Eliteuniversitäten Princeton und Harvard, arbeitete beim Konsumgüterhersteller Procter & Gamble, beim Spielwarenhersteller Hasbro, bei der Walt Disney Company. Zwischendurch heiratete sie den Gehirnchirurgen Griffith Rutherford Harsh IV., der heute in Stanford lehrt. Die beiden Söhne studieren in Princeton. Ihr klassisch-konservativer Lebenslauf, ihre Karriere in der Old Economy und ihr biederes Äußeres mögen darüber hinwegtäuschen, dass Meg Whitman eine Pionierfrau in bester amerikanischer Tradition ist, unkonventionell und furchtlos. Als sie 1997 um den Job als CEO von eBay vorsprach, war die Internet-Ära in den Anfängen und eBay eine Klitsche mit 30 Mitarbeitern in einem schäbigen Büropark am Rande von San José. Aber Whitman erkannte das enorme Potenzial in der Online-Börse, und Pierre Omidyar, Pferdeschwanz- und Birkenstock-tragender Gründer von eBay, ahnte, dass die vermeintlich brave Meg das schrullige Start-up zum Weltunternehmen machen könnte. Und so geschah es. Unter Whitmans Führung entwickelte sich eBay zwischen 1998 bis 2008 zum digitalen Weltflohmarkt mit gigantischen Wachstumszahlen: eBay steigerte seinen jährlichen Umsatz von vier auf acht Millionen US-Dollar. Der Wert der Akie stieg um 5600 Prozent. Heute hat das Unternehmen 16000 Mitarbeiter. Das Time-Magazine nahm Whitman in seine Liste der einflussreichsten Amerikaner auf. Sie sei „eine stille Gigantin der Internet-Welt“. Aber es gab auch Kritik: Daran, dass sie das rasante Wachstum der ersten Jahre nicht halten konnte. Manche in der hippen eBay-Gemeinde fanden Whitman zu kommerziell. Einmal gab es Protest, als sie der Walt Disney Company einen Sonderstatus einräumen wollte. Das verstieß gegen das Grundprinzip von eBay, nach dem Verkäufer und Käufer als gleichberechtigte Parteien auftreten. Whitman stoppte den Plan. Auch sonst hielt sie Wort. Bei ihrem Amtsantritt hatte sie gesagt, dass sie den Job nicht länger als zehn Jahre machen werde. Sie trat pünktlich 2008 zurück. Und startete ihren Weg in die Politik, im großen US-Präsidentschaftsjahr. Zunächst unterstützte sie die Kandidatur ihres Freundes Mitt Romney, wandte sich dann McCain zu. Sie hielt eine Rede auf dem Parteitag der Republikaner in Minnesota, pries artig und etwas hölzern die Qualitäten des Kandidaten und bekannte, sie sei „eine amerikanische Optimistin“. Sie war kurz als McCains Running Mate im Gespräch und später als Finanzministerin. Jetzt will sie Gouverneurin von Kalifornien werden. Für den Wahlkampf positioniert sie sich als wirtschaftlich Konservative und sozial Liberale: Sie ist gegen Steuererhöhungen und staatliche Eingriffe, unterstützt aber das Recht auf Abtreibung und lehnt die Schwulenehe nur halbherzig ab. Warum will sie den Job? Geld kann der Grund nicht sein. Ihr geschätztes Vermögen liegt bei 1,3 Milliarden US-Dollar. Auch Eitelkeit scheidet aus. Möglicherweise ist es Neugierde. Oder tatsächlich der Wunsch, Dinge zu verändern. Jedenfalls wird das Feld im Rennen um das höchste Amt in Kalifornien eng werden. Whitmans Mitbewerber, darunter einige Silicon-Valley-Veteranen, werfen ihr Unerfahrenheit vor, mangelnden Feinschliff in den Manövern der Politik. Aber vielleicht liegt gerade darin die Stärke von Meg Whitman. Unter all den blank polierten und medientrainierten Kandidaten wirkt sie gelassen und authentisch. Erst 2007 registrierte sie sich als Republikanerin. Und gibt freimütig zu, „als Mutter und viel reisende Managerin“ früher viel zu selten zur Wahl gegangen zu sein. Einer Sache allerdings ist sie sich ganz sicher: Dass in der Schaffung von Arbeitsplätzen der Schlüssel zur Lösung der Krise liege. „Damit kenne ich mich aus, das habe ich schon gemacht, und zwar erfolgreich“, sagt sie und lächelt. Meg Whitman ist eben fest entschlossen, Kalifornien zu retten. Mit oder ohne Therapie. Foto: Picture Alliance

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