Autor und Journalist Philipp Krohn / Lucas Baeuml

Philipp Krohn im Gespräch mit Ben Krischke - Cicero Podcast Politik: „Wachstum und Naturverbrauch entkoppeln“

Klimaschutz und Kapitalismus lassen sich miteinander vereinbaren, glaubt der Journalist und Autor Philipp Krohn. Sein Konzept des „Ökoliberalismus“ hat er jüngst als Buch veröffentlicht. Ben Krischke hat mit ihm gesprochen.

Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München. 

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„Degrowth!“ lautet eine zentrale Forderung angeblich progressiver Klimaschützer, um den Planeten vor dem Kollaps zu retten – und die Menschheit gleich mit. Ihre Rechnung ist diese: Weniger Konsum gleich weniger Emission gleich Klimakatastrophe verhindern. Was auf den ersten Blick logisch anmutet, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ziemlich eindimensional. Denn wer zu radikal in Wirtschaft und Gesellschaft eingreift, wie es die Grünen derzeit tun wollen, macht sich erstens nicht nur Freunde und riskiert zweitens, dass Deutschland – frei nach Klaus Wowereit – irgendwann arm, aber CO2-neutral ist.  

Philipp Krohn, Autor und Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat mit „Ökoliberal – Warum die Nachhaltigkeit die Freiheit braucht“ nun ein Buch vorgelegt, in dem er ein Konzept beschreibt und diskutiert, das Klimaschutz und Kapitalismus zusammenführen will; also Ökologie und freie Marktwirtschaft nicht als Gegensätze, sondern als miteinander vereinbar begreift.   

Ökoliberalismus
„Ökoliberal“ von Philipp Krohn

Krohn beschreibt sich selbst als „Kind der Ambivalenz“. Während sein Vater für den Mineralölkonzern Shell arbeitete, fuhr die Mutter mit einem Auto herum, auf dem ein Greenpeace-Aufkleber prangte. Krohn verzichtet, wenn möglich, auf Flugreisen, will aber auch niemandem verbieten, Urlaub via Flieger in der Ferne zu machen. Er nutzt, wenn nötig, Carsharing, versucht Familienfeste aber so zu planen, dass niemand mit dem Auto anreisen muss. Er ist Atomkraftgegner, fand die Abschaltung der letzten verbliebenen deutschen Atomkraftwerke aber falsch. 

Für Krohn ist der Emissionshandel das beste Klimaschutz-Instrument, um die Bevölkerung nicht mit zu viel Ambivalenzen beim Thema zu beschäftigen – plus aber das Nachhaltigkeitsbewusstsein des Einzelnen, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Krohn sagt: „Wenn die Grenzen des Planeten ernst genommen werden und wir dafür Instrumente einsetzen, die diese Grenzen wirklich respektieren, dann kann das in der Konsequenz heißen, dass die Wirtschaftsdynamik nicht mehr so ist, wie wir sie bislang kennen, sondern anders, aber auch nicht unbedingt negativer.“ 

Klingt erstmal gut. Gleichwohl lassen einzelne Sätze in seinem Buch dann doch aufhorchen. Zum Beispiel: „Ökoliberalismus setzt sich zum Ziel, Wachstum und Naturverbrauch zu entkoppeln. Gelingt das nicht, liegt die Priorität auf dem ökologischen Ziel. Denn es geht um das Überleben der Menschheit.“ Moment!, mag sich da manch Leser denken. Ist das wirklich noch Liberalismus? Ben Krischke, Leiter Debatte bei Cicero Online, hat mit Krohn gesprochen.

 

Das Gespräch wurde am 09. Mai 2023 aufgezeichnet.
 

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Tomas Poth | Fr., 12. Mai 2023 - 14:37

Immer wieder mein Lieblingsbeispiel!

Wir hätten schon seit dreißig Jahren ein weltweites Übereinkommen verabreden können, daß kein PKW-Verbrennermotor mehr als 2 bis 3 Liter Benzin oder Diesel verbrauchen darf.
Wir hätten Milliarden Tonnen von CO2-Emissionen vermieden und bräuchten nicht über CO2-Handel zu diskutieren!

E-Fuels? Schön und gut, aber total energieintensiv in der Herstellung. Es wäre schwachsinnig E-Fuel-Motoren mit hohem Verbrauch zu bauen, nur um mit 100 PS und mehr protzen zu können!

Die eigentliche Aufgabe vor der wir stehen, ist mit weniger Aufwand mehr Nutzen zu erreichen. Die Steigerung der Effizienz ist die wirkliche Aufgabe.