Zwischen Anmaßung und Selbsthass : Der Westen droht zu scheitern Es gibt eine tiefe Krise der freiheitlich-demokratischen Staatenwelt. Zum einen sind viele Gesellschaften innerlich zerrissen, zum anderen herrscht eine Mischung aus Selbsthass und Hybris, die das westliche Modell In Gefahr bringt. Längst schrumpft die Zustimmung des globalen Südens. Nur wenn der Westen auch wieder seine innere Freiheit verteidigt, wird er den Gegnern begegnen können. VON SUSANNE SCHRÖTER
Systemversagen bei der ARD : Nach Gutsherrenart Der Skandal um das Gebaren von RBB-Chefin Patricia Schlesinger hat eine Lawine losgetreten. Der Skandal offenbart ein systemisches Problem der ARD. Die Rundfunk- und Fernsehräte verstehen sich regelmäßig nicht als Kontrolleure, sondern als Vertreter der Chefetage. VON JENS PETER PAUL
Oberammergauer Passionsspiele : Wo Gott selbst mitspielt Mehr als 2000 Mitwirkende, über 100 Vorstellungen, eine halbe Million Zuschauer aus aller Welt, die vom Leid Christi erfahren wollen: Die noch bis Oktober stattfindenden Oberammergauer Passionsspiele sind ein Theaterwunder – und das Gegenteil einer Laienaufführung. VON BERND STEGEMANN
Fachkräftemangel : Zu viele Studenten, zu wenige Lehrlinge In vielen Branchen herrscht akuter Fachkräftemangel, weil es zu wenig Nachwuchs gibt. Während sich immer weniger Schulabgänger für eine Berufsausbildung entscheiden, herrscht an Studienanfängern kein Mangel. Jetzt ist selbst das grüne Lieblingsprojekt, die Energiewende, in Gefahr, weil es zu wenige Fachkräfte gibt, die die Windräder, Solarpaneele und Wärmepumpen installieren. VON RAINER WERNER
Cancel Culture : Kultur bedeutet kulturelle Aneignung Der Vorwurf der kulturellen Aneignung gehört zu den neusten Trends in den ideologischen Wahn-Debatten unserer Zeit. Weißen soll so untersagt werden, Reggae zu spielen und Rastas zu tragen, oder Kindern, sich als Indianer zu verkleiden. Doch das Verbot kultureller Aneignung würde nicht nur zu absurden Konsequenzen führen. Es verkennt vor allem das Wesen der Kultur. KOLUMNE: GRAUZONE
Erst Corona, dann Inflation und Krieg : Genusskultur im Krisenmodus Auch unser Genusskolumnist guckt jetzt öfter mal nach Sonderangeboten und verkneift sich so manch kleines „Extra“ unterwegs. Seine Freude auf einen genussvollen Herbst bleibt davon aber weitgehend unberührt. KOLUMNE: GENUSS IST NOTWEHR VON RAINER BALCEROWIAK
Transgender-Streit bei Terre des Femmes : Wie weit geht Frauensolidarität heute? Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes engagiert sich seit Jahren unter anderem für Freierbestrafung in der Prostitution und für ein Verbot des muslimischen Kinderkopftuchs in Kitas und Schulen. Mit Anfeindungen kennt sich der Verein entsprechend aus. Doch ausgerechnet ein viel diskutiertes Positionspapier zu Transgender, Geschlecht und Selbstbestimmung wurde jüngst zurückgezogen. In der letzten Woche erklärte Vorstandsmitglied Inge Bell, warum das ein bedenkliches Signal ist. Im Folgenden entgegnet ihr Terre des Femmes-Geschäftsführerin Christa Stolle. VON CHRISTA STOLLE
Die letzte Generation : Mit dem Rücken zur Kunst Von Florenz über Dresden bis Berlin kleben sich derzeit Aktivisten von „Letzte Generation“ an Gemälden namhafter Alter Meister fest. Auffällig oft wählen sie sakrale Bildmotive aus und erklären ihre Motivation mit religiösen Metaphern. Ihre eigene Motivation ist indes äußerst profan: Alles dreht sich um das irdische Ego. VON RALF HANSELLE
Literaturen im August : Grauen, Gestank, Gelsenkirchen Ralf Rothmann beschreibt die seelischen Verheerungen einer verlorenen Generation, Gregor Sander will nicht mehr die ostdeutsche Seele erklären. Ferner: Schicksal und Geschichte des Schweins. Belletristik und Sachbücher im August. VON CICERO-REDAKTION
Verlag zieht Bücher zurück : Der zweite Tod des Winnetou Der Ravensburger Verlag hat den Verkauf zweier Kinderbücher zum Film „Der junge Häuptling Winnetou“ gestoppt – wegen „verharmlosender Klischees“ über die Ureinwohner Amerikas. Das Vorgehen erinnert an die untergegangene DDR, wo die Bücher Karl Mays jahrzehntelang nicht gedruckt werden durften. VON HUBERTUS KNABE
Abberufene Intendantin Schlesinger fristlos entlassen : Wie der rbb den Bock zum Gärtner macht Der Verwaltungsrat des Berliner Skandal-Senders rbb hat der Ex-Intendantin Patricia Schlesinger soeben fristlos gekündigt. Die Öffentlichkeit glaubt, dieses Gremium werde jetzt für die Interessen der öffentlich-rechtlichen Anstalt eintreten. Doch ein näherer Blick auf die handelnden Personen legt eher das Gegenteil nahe. Über einen Verwaltungsrat, der sich selbst dekonstruieren müsste – es aber deshalb kaum tun wird. VON JENS PETER PAUL
Buchvorstellung „Die Vernunft und ihre Feinde“ : Sarrazin im Tellkamp’schen Schwarzlicht Das neue Buch von Thilo Sarrazin soll ein fundierter Appell für mehr Vernunft sein, gegen alles Ideologische. Vorgestellt wurde es von dem emotionsgeladenen Sprachkünstler Uwe Tellkamp. Die vermeintlich Seelenverwandten boten hingegen ein Schauspiel der pointierten Gegensätzlichkeiten. VON VOLKER RESING
Olaf Scholz und die Abbas-Äußerung : Trigger-Deutschland in Alarmbereitschaft Als Palästinenserpräsident Mahmud Abbas diese Woche am Ende einer Pressekonferenz Israel vorwarf, gegenüber Palästina bereits „50 Holocausts“ begangen zu haben, versäumte es der Bundeskanzler, hierauf sofort zu reagieren. Die Reaktionen waren entsprechend scharf. Sollte Abbas die Singularität des Holocaust geleugnet haben, bleibt unerklärlich, warum die Bundesregierung dennoch weitere 340 Millionen Euro nach Palästina überweisen will. Aber die Sache reicht tiefer. VON MATHIAS BRODKORB
Reisen mit der deutschen Bahn : Nachtzug nach Berlin Auf der Rückfahrt von Frankreich merkt unser Autor, dass in Deutschland so gut wie nichts mehr funktioniert. Doch immerhin kommt er im überfüllten Zug mit Amerikanern, Griechen und Abiturienten aus Berlin-Wedding ins Gespräch über die schöneren Länder, die man gerade bereist hatte. Nächstes Jahr kauft er sich einen Interrail-Pass. VON FINN JOB
Neue Folge im rbb-Skandal : Ohne jedes Gespür für grundlegende Regeln An diesem Samstag ist Friederike von Kirchbach von ihrem Amt als Rundfunkratsvorsitzende des rbb zurückgetreten – aber ohne jegliches Problembewusstsein. Dabei hat sie nicht nur eine völlig inakzeptable Konstellation an der Spitze der Anstalt mitzuverantworten. Sondern noch dazu als Pfarrerin führende rbb-Mitarbeiterinnen getraut. Beim Berliner öffentlich-rechtlichen Sender agiert man weiter komplett losgelöst von selbst grundlegenden Regeln der Führung eines Großunternehmens. VON JENS PETER PAUL