Grüne Bohnen / dpa

Fundstück im türkischen Supermarkt - Im Sommer darf es gerne lauwarm sein

Unser Genusskolumnist mag besonders im Hochsommer lauwarme Speisen. In einem türkischen Supermarkt stieß er auf ein einfaches, aber großartiges Rezept für ein lauwarmes Gericht: „Taze Fasulye Kavurmasi“ – geröstete grüne Bohnen.

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Im deutschen Sprachgebrauch sind die Begriffe „lau“  bzw. „lauwarm“ eher negativ konnotiert. Das gilt auch für den politischen Diskurs. Legendär ist der Ausspruch des früheren SPD-Fraktionsvorsitzenden und Partei-Strippenziehers Herbert Wehner, der „seinem“ Kanzler Willy Brandt im Rahmen einer Moskau-Reise 1973 attestierte: „Der Herr Bundeskanzler badet gerne lau“, womit eine eine gewisse Mut- und Tatenlosigkeit beschrieben werden sollte. Die Bezeichnung „lauwarm“ hat sich seitdem fest als Kennzeichnung einer zögerlichen Politik etabliert, für Personalisierungen kam später noch der „Warmduscher“ dazu.

In der mediterranen Küche weit verbreitet

Doch auch in der kulinarischen Alltagskultur ist – zumindesten in Deutschland – „lauwarm“ nicht eben schmeichelhaft gemeint. Lauwarme Suppen werden in Gaststätten ebenso reklamiert wie lauwarmes Bier. Lauwarm wird als etwas Diffuses empfunden, also nicht kalt oder nicht heißt genug. Das mag in vielen Fällen – etwa bei Bier – auch berechtigt sein, aber in vielen eben auch nicht. Lauwarme Speisen spielen u.a. in der mediterranen und der osteuropäischen Küche eine wichtige Rolle, und manch deutscher Tourist wird etwas irritiert sein, wenn er etwa einen lauwarmen Salat oder eine lauwarme Suppe serviert bekommt.

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Toníček - CZ | Sa., 17. August 2024 - 10:16

. . . diesen Satz: "Lauwarme Speisen spielen u.a. in der osteuropäischen Küche eine wichtige Rolle, und manch deutscher Tourist wird etwas irritiert sein, wenn er etwa einen lauwarmen Salat oder eine lauwarme Suppe serviert bekommt."
möchte ich bestätigen. Sehr oft habe ich in Rumänien und Bulgarien "lauwarmes" Essen serviert bekommen und war nicht gerade erfreut darüber. Meine Tischgenossen verstanden meine Reaktionen dann auch nicht.-
Aber wenn dann meine Bekannten bei mir zu Besuch waren, fanden sie das von mir servierte Essen auch zu heiß und verstanden das nicht.

A. Krüger | Sa., 17. August 2024 - 10:59

sollte ich ich in einem "der zahlreichen türkischen Supermärkte" einkaufen? Sämtliche Zutaten für die Suppe erhält man auch in deutschen Supermärkten. Auch das Publikum dort bestärkt ständig mein Gefühl, fremd im eigenen Land zu sein, insbesondere in der Hauptstadt..

Rainer Balcerowiak | Sa., 17. August 2024 - 14:04

Antwort auf von A. Krüger

wenn sie mir ein "deutsches" Lebensmittelgeschäft nennen, in dem ich 6-8 Weichkösesorten aus Ziegen- und/oder Schafkäse , ca. 20 unterschiedliche Käsepasten, ca. 20 Olivenzubereitungen sowie diverse Tapas als lose Ware an einer Frischetheke kaufen kann, würde ich das gerne mal ausprobieren, wenn es gut erreichbar ist. Und ich bin wahrlich nicht der einzige "Bio-Deutsche", der diese Supermärkte gerne und regelmäßig frequentiert.

Sabine Lehmann | Sa., 17. August 2024 - 16:11

Lau. Lauwarm.....Ich fange bei den Begriffen schon an zu schwitzen. Denn momentan ist hier alles lauwarm, im negativen Sinne. Ein Platz zum abkühlen gibt es nicht mehr, seit nunmehr fast zwei Wochen sinken die Nachttemperaturen nicht mehr unter 20 Grad. In Kombination mit extrem schwülen Tagestemperaturen um die 27 Grad im Schatten ist das für mich der Obergau.
Warum ich das schreibe? Weil in meiner Küche bestenfalls noch die Deckenleuchte als Wärmequelle zugelassen wird, alles andere bleibt aus. Von daher gibt es nur noch Sachen aus dem Kühlschrank, Kaffee gibt es nur noch frappé oder mit Vanilleeis, u. wem das nicht passt, der kann sich gerne dem Angebot "exotischer" kulinarischer Vielfalt im hiesigen Ortskern widmen.
Aber "exotisch" ist rassistisch. Zumindest im Berliner Bälleparadies. Da bekam jetzt ein Gastronom eine Abmahnung von Frau Rajanayagam(Referentin f. Dekolonialisierung in Berlin!). Der Wirt hatte eingeladen zu "exotischer, asiatischer Straßenküche". Geht ja gar nicht;)