- Prosa im September: Erlesene Melancholie
In „Nachmittage“ erzählt Erfolgsautor Ferdinand von Schirach von Begegnungen, Reisen und natürlich von spektakulären Kriminalfällen. Aber immer wieder blitzt, wie das rote Fädchen in der ersten Geschichte des Bandes, die Reminiszenz an eine große, offenkundig verlorene Liebe auf.
Ferdinand von Schirachs Erzählen hat von Anfang an mit dem Autofiktionalen gearbeitet, um nicht zu sagen: kokettiert. Ein Strafverteidiger als Autor hat in der Hinsicht viel zu bieten. Als Inspiration Kriminalfälle anführen zu können, mit denen man in Berührung gekommen ist, wirkt deutlich attraktiver als der Alltag in, sagen wir: einer Schule, einer Behörde oder einer Stipendiatenunterkunft.
Ganz in den Vordergrund getreten ist das Autofiktionale bereits in der Prosasammlung „Kaffee und Zigaretten“, die vor drei Jahren erschien. So ist es auch in Ferdinand von Schirachs neuem Buch. Es heißt „Nachmittage“, und wieder kompiliert er in kurzen bis kürzesten Texten Erlebnisse, Beobachtungen und Einfälle aus seinem mittlerweile 58-jährigen Leben.
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Und so kann ich mir den Einwand nicht verkneifen, dass er unzweifelhaft ein intelligenter Autor und begabter Stilist ist.
Er rollt interessanterweise seine "Lebensthemen Schuld, Verbrechen und Strafe, von der menschlichen Seite (was ich auch bevorzuge) auf.
Läßt aber dem Zuschauer genug Spielraum für seine eigenen Gedanken, wie er im Fall des Falles handeln würde.
Was mancher Mensch (sind bei Cicero auch vertreten) ganz abgeht.
Sie haben eine Linie und da geht nichts mehr dazwischen.
Symphatien und Antiphatien sind ja Gott sei Dank, von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.
Selbst leite ich sie nicht nur vom Verbalen, sondern hauptsächlich aus nonverbaler Kommunikation (Gesichtsausdruck-Augen- Gestik-Mimik) ab.
Der moralischer Holzhammer, den sie erwähnen, werte Frau SCHRÖDER...ist doch sehr eng mit dem Neuen Zeitgeist verflochten.
Und so ziemlich jeder hat ihn in der Tasche, um bei passender Gelegenheit seinem (angeblichen) Gegner zu beglücken
Die Unmöglichkeit zu trauern, das Schweigen beschäftigt noch heute die Generation der Enkel. Das Schreibtalent des Autors könnte deshalb vielleicht vielen nützlicher sein als die Lektüre von Hotelerlebnissen, obwohl erlesen gestaltete Hotelbars zweifellos zu den schönsten Orten zählen.
Ich habe jeden seiner bislang verfilmten Kriminalerzählungen gesehen. Was für mich als Mann der Praxis schon immer fasziniert hat war die Tatsache, dass er oft seine Bücher/Filme aus den jeweiligen Sichtweisen der Beteiligten schildert und auch durchaus die Grenzen der Justiz sichtbar werden läßt. Was häufig im wahren Leben nicht abgebildet wird oder eben tendenziös benutzt wird, sind die menschlichen Schicksale, die hinter den Tatbeteiligten und den Angehörigen steht, die selten, bis gar nicht beleuchtet werden in den Medien oder maximal zu reißerischen Vorverurteilung die Auflagen steigern sollen. Ob das Buch lesenswert ist? Das mag jeder selbst entscheiden. Mir fehlt derzeit die Zeit Bücher zu lesen. Vielleicht in der kalten Jahreszeit, wenn mir dann nicht die Buchseiten zufrieren oder ich infolge kalter Hände kein Buch mehr halten kann. Vielleicht friert uns auch der Verstand ein? Wer weiß?