„Ich denke, also bin ich eurozentrisch“: Auch René Descartes gehört offenbar dekolonisiert / dpa

Postkolonialismus an Universitäten - Decolonising Philosophy: Ein Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit

Eine angesehene Londoner Hochschule will die Philosophie „dekolonisieren“. Die Deutsche Gesellschaft für Philosophie springt auf den Zug auf und möchte den Kanon von weißen, männlichen Denkern säubern. Was sich als bloße Empfehlung tarnt, dürfte bald zur Waffe gegen Andersdenkende werden.

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Der Wissenschaftsphilosoph Michael Esfeld ist seit 2002 Professor an der Universität Lausanne und seit 2009 Mitglied der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften. Sein Schwerpunkt ist die Philosophie der Physik und des Geistes.

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Dieter Schönecker ist Professor für Praktische Philosophie an der Universität Siegen. 

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So was kommt von so was: An der Londoner School of Oriental and African Studies (SOAS, London), das zum Hochschulverbund der University of London gehört, wurde vor einigen Tagen ein „Decolonising Philosophy Toolkit“ (DPT) veröffentlicht. Es ist eine Anleitung zu dem Projekt, philosophisches Forschen und Lehren und insbesondere auch philosophische Curricula zu „dekolonisieren“, also von den behaupteten Vorurteilen und kolonialistisch-rassistischen Strukturen westlich-weißer Philosophie zu befreien. 

In dieser Anleitung wird exemplarisch einem „Traditional-cum-Colonial“-Modul zur Erkenntnistheorie ein dekolonisiertes Modul gegenübergestellt. Während der klassische Semesterplan ganz herkömmlich etwa Platon, Russell, Hume, Descartes und neuere analytische Personen und Positionen enthält (z.B. Internalismus vs. Externalismus), sind im dekolonisierten Semesterplan diese, wie es heißt, „westlichen“, „weißen“, „bourgeoisen“, „heteronormativen“ und „eurozentrischen“ Personen und Positionen fast komplett getilgt; stattdessen geht es fast ausschließlich um Philosophie afrikanischer, asiatischer oder auch indigener Herkunft und spezifisch etwa um „Decolonising the Mind“, „Constructing the Epistemologies of the Global South“, um „Conceptualising Epistemic Oppression“, um „On Being White“ oder auch um „Children of the Palms: Growing Plants and Growing People in a Papuan Plantationocene“. Fast könnte man bei der Lektüre meinen, es wäre eine Satire.

Zwar heißt es in dem Toolkit, es gehe um ein dialogisches Model, in dem keine Kultur eine privilegierte Position habe; aber die reale Ausführung beweist die tatsächliche Absicht. Sie wollen nicht die Macht teilen, wie sie sagen, sie wollen sie haben. Umso grotesker ist, dass der Toolkit die Annahme, Postkolonialisten wollen doch nur Platon & Co. aus den Curricula verbannen, als Zerrbild darstellen; denn der vorgeschlagene dekolonisierte Semesterplan straft sie Lügen. Selbst wenn man nun einräumen würde, dass Philosophien dieser Herkunft und dieses Typs die Bezeichnung als „Philosophie“ wirklich verdienen und methodischen Ansprüchen wirklich genügen, kann die Vorgehensweise offenkundig nicht darin bestehen, die westliche Philosophie (von den Vorsokratikern bis zur Gegenwart) einfach komplett zu tilgen. 

Und selbst wenn das Narrativ zuträfe, dass eben dieses Unrecht einer solchen Tilgung den nicht-westlichen Philosophien widerfahren sei, folgt daraus natürlich kein Recht für postkolonialistische Akteure, nun ihrerseits Unrecht zu begehen. Wer zu den Versklavten gehört, hat ja auch kein Recht, die Sklavenhalter zu versklaven.

Die Erfahrung mit „diversity, equity, and inclusion“ (DEI) zeigt, dass es nicht bei Empfehlungen bleibt

Es lässt sich gewiss darüber reden, ob man in westlichen Philosophie-Departments und, heruntergebrochen, auch in Schulen nicht-westliche Philosophien stärker repräsentieren sollte. Aber erstens ist es keineswegs so, dass zumindest die größeren Departments gar keine Kurse zu nicht-westlichen Philosophien anbieten würden. Zweitens und vor allem aber muss es den Philosophen selbst überlassen bleiben, ob und in welchem Umfang sie nicht-westliche Philosophien berücksichtigen wollen. Ein analytischer Philosoph, der zur Erkenntnistheorie arbeitet, wird sich von Konfuzius nicht beeindruckt zeigen (ebenso wenig übrigens, wie er in der Regel etwas mit Nietzsche oder Derrida wird anfangen können). Und es wäre ein massiver Eingriff in seine Wissenschaftsfreiheit, wollte man ihm vorschreiben, solche Figuren zu berücksichtigen.

Nun wird man einwenden, dass es ja nur um Empfehlungen gehe, nicht um Vorschriften. Really? Der Toolkit lässt keine Zweifel daran, dass er den kolonialistischen Mindset für strukturell so tief verwurzelt und andauernd hält, dass es mit individuellen, wohlmeinenden Maßnahmen nicht getan ist; er fordert tiefgreifende strukturelle und institutionelle Änderungen. Und die Erfahrung mit diversity, equity, and inclusion (DEI) zeigt, dass es nicht bei Empfehlungen bleibt. So gibt es mittlerweile viele amerikanische Universitäten, die von Bewerbern um eine Stelle ein DEI-Statement verlangen, in dem man etwa darlegt, dass und wie man (angeblich) unterrepräsentierte Gruppen von Studierenden besonders fördern will. 

An der UC Berkeley etwa erhalten Bewerber Punktabzug, wenn sie der Auffassung sind, man müsse Studierende unabhängig von ihrer Herkunft gleichbehandeln; kein Wunder, dass solche DEI-Statements mittlerweile von vielen als Lackmustest begriffen werden, der die Wissenschaftsfreiheit gefährde, zumal bereits angestellte Kollegen abgestraft werden, die sich DEI-kritisch äußern oder verhalten. In Deutschland ist es mittlerweile nicht mehr möglich, einen DFG-Antrag zu stellen, ohne sich zu Geschlecht und Diversität zu positionieren; immer mehr philosophische Zeitschriften machen das Gendern obligatorisch.

Regulierungswahn für das komplette akademische Leben

Auf diesen Zug springt nun auch die Deutsche Gesellschaft für Philosophie auf, deren Vorstands-AG Philosophie und Diversität im März dieses Jahres einen Leitfaden über „Antidiskriminierung und inklusive Praxen in der Philosophie“ veröffentlichte. Auch dieser Leitfaden moniert, dass zum Kanon der Philosophie „fast ausschließlich europäische, nordamerikanische, weiße, christliche und männliche Denker“ gehören. Auch ihnen geht es um die „Umsetzung von Diversität“; der Mangel daran liege an individueller, kultureller, institutioneller und damit struktureller Diskriminierung. 

Viele der monierten Punkte sind gewiss richtig und vernünftig; natürlich muss man etwa sexualisierte Nötigung kritisieren und bekämpfen. Aber erstens werden Dinge kritisiert oder umgekehrt vorgeschlagen, bei denen man doch getrost anderer Meinung sein kann. Diskriminierung äußere sich, so der Leitfaden, „durch Ausschlüsse auf Ebene der Studienfachbewerbung (z.B. Numerus Clausus, Staatsbürger:innenregelungen, Sprachkenntnisse)“, durch „misgendern“ oder durch die „fehlende Repräsentation nicht-binärer Geschlechtlichkeit oder geschlechtsneutraler Ansprache in Anträgen, Formularen, Schriftverkehr“ oder auch durch „Nicht- oder erschwerte Anerkennung ausländischer Schul- und Studienabschlüsse“. Das sind, um das Mindeste zu sagen, stark theorieabhängige Postulate aus einem stark theorieabhängigen Begriff von Diskriminierung.

Zweitens will der Leitfaden ‒ und da wird es gefährlich ‒ „Leitlinien für Good Practices zusammenstellen“. Solche Leitlinien bleiben keine Empfehlungen, sie werden zumindest faktisch zu Spielregeln, die alle diejenigen ausschließen, die es anders sehen oder handhaben wollen. Neben der schon erwähnten Diversifizierung des philosophischen Kanons werden Leitlinien für Lehre, philosophisches Arbeiten (auch in Qualifikationsschriften), für die Gestaltung von Tagungen, für Institute, für die Verwaltung und den Zugang zum Studium genannt, kurzum für das komplette akademische Leben erstellt, die einen Regulierungswahn an den Tag legen, der einem angst und bange macht. Allein der Abschnitt dazu, wie man Tagungen gestalten sollte, umfasst dutzende Punkte.

Einladung von „Aktivist:innen mit inhaltlichem Bezug“

Hier ein paar Beispiele, was alles empfohlen und das heißt eben langfristig: gefordert wird: Etwa die „Formulierung des Diversitätsverständnisses und der Diversitätsstrategie in Ausschreibung, Ankündigung, Programm und auf der Webseite der Tagung“; die „aktive Ansprache bestehender Initiativen mit Diversitätsbezug und Einladung zur Bewerbung“; man soll auf das „Servieren von Schweinefleisch“ verzichten; man soll für eine „historische Verortung des Tagungsortes (z.B. Geschichte des Nationalsozialismus, Kolonialismus)“ sorgen (die blutige Geschichte des Kommunismus kommt der AG nicht in den Sinn); man soll die „aktive Teilnahme“ der Tagungsteilnehmer fördern, etwa durch „aktive Kennenlernphasen (kurze Kennenlernmethoden/Icebreaker, durchmischte Sitzordnung beim Essen), Formatwechsel: Mischung aus längeren und kürzeren Vorträgen, dialogisch angelegten Inputs, Referaten und Koreferaten“; eine „Öffnung der Philosophie“ wird gefordert durch die „Einladung ,Fachfremder‘ mit inhaltlichem Bezug, zivilgesellschaftlicher Akteur:innen/politischer Aktivist:innen mit inhaltlichem Bezug“; selbst „Murmelrunden“ und „Wiederholtes Daraufhinweisen, dass auch Verständnisfragen willkommen“ sind, werden gefordert; für die Institute verlangt man eine „Quotenregelung in Bezug auf gewählte Gremienmitglieder“ sowie eine „Verankerung von Diversität als Querschnittsthema“. Usw., usf.

Man muss der Diversitäts-AG nicht unterstellen, sie plane bewusst die Einschränkung von Wissenschaftsfreiheit. Aber man muss auch Rassisten keine Absicht unterstellen, um ihnen Rassismus vorzuwerfen. Respice finem – niemand soll sagen, er habe es nicht wissen können.

Michael Esfeld, Professor an der Universität Lausanne und Mitglied der Leopoldina
Dieter Schönecker, Professor für Praktische Philosophie an der Universität Siegen
Carola Freiin von Villiez, Professorin für Philosophie an der Universität Bergen, Norwegen

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Tomas Poth | Mo., 15. Juli 2024 - 14:49

(die blutige Geschichte des Kommunismus kommt der AG nicht in den Sinn)

Das sagt eigentlich alles!
Die Sozialisten-/Kommunisten dieser Welt versuchen wohl neue Wege einer schleichenden Machtergreifung.
Ab wann werden sie auf Lenins Linie umschwenken (die Macht kommt aus den Gewehrläufen) und zu den Waffen greifen?

Oder kommt DEI als Neue Religion in die Welt.
Das alte Motto: Ich halte sie dumm, ihr könnt sie ausbeuten und dafür erhalte ich dann satte Provisionen.

Benno Pluder | Mo., 15. Juli 2024 - 19:45

Antwort auf von Tomas Poth

Der Satz, dass die Macht aus den Gewehrläufen kommt, stammt von Mao Zedong, nicht von Lenin.

Hans Page | Mo., 15. Juli 2024 - 20:39

Antwort auf von Tomas Poth

Der Spruch stammt von Mao, genauso ein Übeltäter.

Manfred Sonntag | Mo., 15. Juli 2024 - 14:52

Super, der Totalitarismus kommt schon wieder um die Ecke. Sie können's einfach nicht lassen, dass terrorisieren "Andersdenkender". Das liest sich wie aus den Geschichtsbüchern vor ~90 Jahren oder den Lehrplänen von Marxismus-Leninismus in der DDR. Die Probleme stellen aber aber nicht diejenigen Zwangsneurotiker dar welche sich das ausdenken, nein, es sind diejenigen welche denken, sie müssten im entgleisenden Zug den Speiswagen aufsuchen um etwas Sahne abschöpfen zu können oder welche gedankenlos allen Quatsch dieser Welt nachäffen. Deshalb möchte ich zum Thema passend mit Hannah Arendt (Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft) schließen: “Totalitarismus, einmal an der Macht, ersetzt immer alle erstklassigen Talente - unabhängig von ihren Sympathien - durch jene Spinner und Trottel, deren Mangel an Intelligenz und Kreativität immer noch die beste Loyalitätsgarantie ist.”

Markus Michaelis | Mo., 15. Juli 2024 - 15:33

Dass es an einer "School of Oriental and African Studies" um orientalisch und afrikanisch Philosophen geht, nicht um westliche, scheint mir erstmal naheliegend.

Weniger naheliegend scheint mir, dass an so einem Institut der Ansatz ein dialogisches Model ist, in dem keine Kultur eine privilegierte Position habe. Es sollen doch gerade orientalische und afrikanische Positionen privilegiert sein - warum sonst der Name? Auch scheint mir der Ansatz, dass niemand eine privilegierte Position haben sollte, nicht typisch oriental. oder afrikan. ist - auch da kann ich keinen Ansatz erkennen, warum gerade dieses Motto gelten sollte. Da scheint es mir eher so, dass das sehr westliche Ansätze sind, denen sich mangels Alternative jetzt Teile des wohl in der Auseinandersetzung mit dem Westen geformten Globalen Südens anschließen? Auch Diversität, geschlechtsneutrale Ansprache etc. scheinen mir erstmal westliche und von der Idee her vielleicht nicht schlechte, aber koloniale Ansätze zu sein?

Ansätze.
Solange sie nicht dem Prinzip folgen "Die Trauben sind mir viel zu sauer", werden wir einander hoffentlich besser kennenlernen und annehmen können.
Wann wurden die letzten Hexen, ich glaube in Lemgo verbrannt?
Vielleicht wird das auch unsere "alten weis/sen Männer" zu ihrer Umwelt befreien.
Dabei bin ich ziemlich sicher, dass die klugen schon immer genau diese Umwelt im Blick hatten, lediglich verschleierten. Vielleicht auch nur respektvoll auf die Stimmen hoffen, die da tönen sollen.
Möglich, dass vielleicht sogar späte "Abkömmlinge" jetzt eine Ideologie daraus machen wollen oder Glaubenssätze, gerade, wenn sie nicht gut darlegen, sich selbst aber rechtfertigen wollen.
Darauf darf man ein Auge haben, man darf aber sicher auch eines zudrücken.
Auch zur "Reinigung" bedarf es Fachwissens .
Christa Wolf ist für mich literarische Philosophin; wirkten Frauen stärker ausserhalb des wissenschaftlichen Kanons?
Eco vermutete es? Der "Einkaufszettel" als Teil-"Ordnung der Dinge"?
Lachen

Henri Lassalle | Mo., 15. Juli 2024 - 15:35

einer heftigen, ins Absurde übergreifende Diskussion unter Geistesarbeitern, Journalisten etc. beigewohnt. Man forderte, alle Bücher von Schriftstellern, bei denen Antisemitismus wahrgenommen wird, zu verbannen. Darunter, zum Beispiel, den Schriftsteller Céline, der insbesondere durch seinen grossen, damals stilistisch innovativen Roman "Voyage au bout de la nuit" bekannt wurde.
Mein Argument war - und damit zog ich mich von diesem tristen wie stupiden Spektakel zurück - dass man dann nach meiner Schätzung etwa 50 Prozent oder mehr aller Künstler, ob Schriftsteller oder sonstige Kunstschaffende aussondern müsste.

"Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens".

Albert Schultheis | Mo., 15. Juli 2024 - 15:40

"den Kanon von weißen, männlich Denkern säubern"! - Wunderbar! Dann ist ein Philosophiestudium einschl. Promotion in ca 2 - 3 Semestern locker durchziehbar! Ein nachhaltiger Fortschritt. Dazu Philosophie in "einfacher Sprache"! Dann werden endlich auch akadem. Koryänen der RotGrünen Khmer, Katrin, Annalena, Claudia, Lisa, Ricarda, selbst Nähnzie plötzlich im philosophischen Diskurs durchhalten können! Es wird nur so gackern mit gutturalen glottal stops beim Tschendern, Katrin wird von Nuggets und Goldstücken dozieren, Annalena von exotischen Südseeküsten und ihrer spontan-feministischen Verschwisterung mit den edlen Töchtern der Kanibal:Innen. Und "natürlich muss man etwa sexualisierte Nötigung kritisieren und bekämpfen" - damit dürfte auch die gesamte humanistische Philosophie des Islam dem Furor des Rotstifts zum Opfer fallen - es sei denn, frau wird mit Skalpell und strukturell die Unterdrückung der Weiblichkeit aus dem Islam im Giftschrank mit Sokrates und Kant verbannen.

Romuald Veselic | Mo., 15. Juli 2024 - 15:58

papuanischen Philosophen oder Aeronautiker aus Ober Volta etwas zu erfahren. Wo gibt's sie? Auf welcher Uni oder Akademie? Im Umkreis von 5000 km, wenn ich BER als Midpoint hernehme.

95% der Nobelpreisträger sind weiße Männer.
99% der Nobelpreisträger aus dem MINT-Spektrum, sind - na wer sonst? Die weißen Männer.

Falls dies jemandem nicht in den Kram passt, soll doch einen Anti-Nobel-Preis herrichten, um "Gleichgewicht" zu schaffen. Wie KI versus nicht-künstliche (reale) Dummheit. Nebst "Gender-Studies".

Wenn aktuelle Unis solcher Blödsinn zur Wissenschaft konstruieren, können einige weiße Männer neue Unis gründen, eine Art von Gated Communities, wo nur Studenten/Profs aufgenommen werden, die Wokismus & Parallel-Idiotismus ablehnen. In 5 Jahren werden wir schon praktische Resultate sehen.

Vor allem freue mich auf das Gendern in Russland, VR China, Indien u in den Ländern der Islamischen Konferenz o Arabischen Liga. Oder in der Hamas Hass-Propaganda.

Karl-Heinz Weiß | Mo., 15. Juli 2024 - 17:29

Bei 8 Milliarden Erdbewohnern, davon lediglich 500 Millionen Europäern, ist es durchaus naheliegend, sich künftig verstärkt mit der Geistesgeschichte anderer Kulturen zu beschäftigen. Problematisch ist allerdings die Tendenz in Europa, den Diskurs auf die eigene "Gemeinschaft" zu verengen. Stilbildend in Deutschland waren dafür in den vergangenen Jahren die GRÜNEN. Deren Ex-Kanzlerkandidatin hat aber zwischenzeitlich dazugelernt, dass die politischen Vertreter von rund 80% der Weltbevölkerung mit feministischer Außenpolitik rein gar nichts anfangen können.

Dorothee Sehrt-Irrek | Di., 16. Juli 2024 - 10:31

Antwort auf von Karl-Heinz Weiß

ob die zurecht hochgehaltenen Kriterien wie Diversity, Feminism ff etwa besser auf die uns noch unbekannten bzw. bislang missachteten Wissenschaftsanteile passen.
Die Kriterien können ja nicht einfach nur "blühendem Unsinn" den Weg ebnen.
Wissenschaftskritik dürfte/sollte eventuell nicht ausgedient haben.
Okay, es wird nicht leichter, aber ich tippe mal, für NIEMANDEN!

Walter Bühler | Mo., 15. Juli 2024 - 18:33

... weil sie zu allen Zeiten zu einem Werkzeug von herrschenden religiösen oder pseudoreligiösen Ideologien instrumentalisiert werden sollte.

Das einzige, was Philosophie braucht, sind Menschen, die es wagen, ihren eigenen Verstand zu gebrauchen, und sich selbst um Wahrheit zu bemühen.

Die Universitäten, die sich wieder zu Priestersseminaren oder zu "höheren" gymnasialen Oberschulen zurückentwickelt haben, sind durch diese Verschulung kaum noch der Ort, wo Philosophie stattfindet, obwohl dort viel "Unterricht" in Philosophie angeboten wird.

Verschulung bedeutet: Vereinfachungen und Eselsbrücken werden für Wahrheiten gehalten, weil der infantil gebliebene Schüler sofort eine Wahrheit in der Hand halten oder vom Handy ablesen will.

Wozu sich unnötig anstrengen, die Wahrheit herauszufinden, wenn doch auch Uni-Lehrer fertige und zum Zeitgeist und zum Handy passende Wahrheiten und Ratgeber wie sauer Bier anbieten?

Ja, dadurch ist das europäische Projekt der Aufklärung in ernster Gefahr.

Martin Beckmann | Mo., 15. Juli 2024 - 18:33

Zitat:....unterrepräsentierte Gruppen von Studierende besonders fördern will......man müsse Studierende unabhängig.......

Was ist das denn für ein Kauderwelschdeutsch Herr Autor. Sind Sie auch auf den verkrüppelten Genderzug aufgesprungen?

Heidemarie Heim | Mo., 15. Juli 2024 - 19:11

Was ich aber so gar nicht verstehe geehrte Herren Professoren, warum Sie und viele andere Ihres Fachs sich diesen gefährlichen Kokolores überhaupt gefallen lassen! Es ist doch im Grunde genommen einfach. Wenn ich gutmütig wie ich bin jemand den kleinen Finger reiche und merke das mir mein Gegenüber absichtsvoll oder besser mit Vorhersage/Ansage? den ganzen Arm beabsichtigt ausreißen zu wollen, was ist dann das Naheliegendste? Brav stillhalten, weiter in den Tunnel schauen und hoffen, dass das auf mich zukommende Licht der Erkenntnis;), am Ende nicht doch nur ein entgegenkommender Zug ist, oder schlage ich zum Erhalt und Schutz meiner bisherigen Überzeugungen und Lehren zurück? Wie sich eine Mehrheit, hier der Geisteswissenschaften derart von einer totalitär agierenden Minderheit einlullen und vereinnahmen lässt, hat für mich entweder was mit unguten Abhängigkeiten zu tun, mangelnder Resilienz gegen Sektierertum o. schlichter Ignoranz der Realitäten. Ich verstehe es einfach nicht! MfG

von Herrn Sonntag , Frau Heim, erklärt das Phänomen zur Genüge, denke ich. Daß bei einer "Bildungsrevolution", die in der Realität eben nicht zu einem Zuwachs an klugen Köpfen, sondern nur zu einer brutalen Niveau-Absenkung geführt hat, die Flächen-deckende Herrschaft der Einäugigen rauskommt, war vorhersehbar, angesichts des Nutzens dieser Entwicklung für so viele aber nicht verhinderbar. Jetzt haben wir den Salat erstmal . Das Thema wird sich aber erledigen, wenn für all diesen papua-neuguinesischen und sonstigen Kappes das Geld ausgeht. Und daran arbeiten die mit Regierungsaufgaben betrauten Vorreiter der schönen neuen antikolonialen, antirassistischen Bewegung ja mit Hochdruck. Alles wird gut.

Thorwald Franke | Mo., 15. Juli 2024 - 19:27

Der "Wokismus" ist nichts anderes als ein postmoderner Antihumanismus. Die Postmoderne leugnet alle humanistischen Grundsätze, als da sind Vernunft, Wirklichkeitsbezug, individuelle Autonomie des Einzelnen usw.

Es geht nicht darum, diese oder jene diskriminierte Gruppe doch bitte besser zu berücksichtigen. Es geht um Macht. Um Unterwerfung. Um die Aufrichtung des Gesslerhutes auf der Stange. Buchstäblich.

Menschen nicht mehr gleich zu behandeln, positive Diskriminierung nach kollektiven Schuldzuschreibungen, die Leugnung des Wesens des Menschen bis hin zur Leugnung von Vernunft und Realität um der Sache willen - es ist ein Antihumanismus. Und als das sollte man es auch bezeichnen.

Wolfgang Borchardt | Mo., 15. Juli 2024 - 21:14

Ist das jetzt Rassismus? Mindestens ein Verstoß gegen die Wissenschaftsfreiheit. Aber wer die Macht hat (gegenwärtig die linke Bourgeoisie und feudale Eliten), wird auch die nötigen Oppurtunisten generieren. Mit der geistigen Elite wäre es nützlich, auch die westliche Wissenschaft abzuschaffen und uns auf die afrikanische zu verlassen. Schade, dass wir die nicht nutzen können. Wir wollen uns schließlich "kultureller Aneignung" nicht schuldig machen. Was natürlich auch umgekehrt gelten muss. Keine Relativitätstheorie, kein Mercedes für afrikanische Ureinwohner!

Franz Stradal | Di., 16. Juli 2024 - 08:05

Das findet grade an jeder Uni, Betrieb, Regierung usw. statt, nicht nur im deutschen Philosophen-Verband.
Ähnliche Ideen, ähnliche Regeln die zu Vorschriften werden.
Der Grund ist imho keine Verschwörung sondern römische Dekadenz. Uns, dem Westen, ist die Kraft verloren gegangen sich zu erneuern; und die kommt auch nicht wieder.
Der Westen ist wie ein rüstiger 70 Jähriger. Noch fit, noch…

Ernst-Günther Konrad | Di., 16. Juli 2024 - 08:35

Man könnte denken, ist doch in GB, sollen die dort machen, was sie wollen. Doch weit gefehlt. In der Taz wurde "versehentlich" eine Zahl veröffentlicht, die das ganze Ausmaß des Identitären aufzeigt. 2022 gab es Deutschland weit 939 gemeldete non-binäre Personen. Prozentual wieviel? Genau., Bei 83 Mill. Einwohner 0;0 %. Und wenn man sieht, wer sich da für diese Menschen in Zeuge legt: Genau, kaum ein Betroffener, sondern "Gutmenschen" und solche, die sich auf diese Weise einen Job in einer NGO oder sonst wo sichern. Was glaubt man denn, was man durch das Schleifen der Geschichte glaubt zu erreichen? Das es irgendwann vergessen geht? Das sich Milliarden Menschen, deren Vorfahren irgendwann und irgendwie in der Kolonialzeit versündigt haben, im Rahmen der Sippenhaft selbst töten? Wollen die Bücher verbrennen, wenn die Studien- und Lehrpläne "bereinigt" wurden. Glauben die im Ernst, es finden sich keine Mittel und Wege, das Wissen weiterhin zu transportieren? Die haben sie nicht mehr alle

Wolfgang Döbler | Di., 16. Juli 2024 - 09:43

Wie wäre es denn mit folgender Überschrift:

Der Weg des geringsten Widerstandes - oder 50 Jahre Antifaschismus.

Es geht doch um Angst, oder? Seit 50 Jahren beugen sich "Linke" demjenigen, der Ihnen am meisten Angst macht und rufen laut, dass sie nichts damit zu tun hätten.

Wenn dann die Horden kommen, können sie mit dem Finger auf andere zeigen und rufen, der oder die wäre es gewesen!