Impressionen aus Fernost / Fotos: Dominik Pietzcker

Beobachtungen des chinesischen Alltags - Schlaflos in Schanghai

Vielleicht muss man einfach ein paar tausend Kilometer nach Osten fliegen, um die Strukturkrise Europas als das zu erkennen, was sie ist: ein permanent scheiternder Lösungsversuch. Fernab dieses Kontinents leben die Menschen nach völlig anderen Regeln.

Autoreninfo

Dr. phil. Dominik Pietzcker studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Von 1996 bis 2011 in leitender Funktion in der Kommunikationsbranche tätig, u.a. für die Europäische Kommission, diverse Bundesministerien und das Bundespräsidialamt. Seit 2012 Professur für Kommunikation an der Macromedia University of Applied Sciences, Hamburg. Er ist Visiting Scholar der Fudan University, Shanghai. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt „Was ist Schönheit? Eine kurze Geschichte der Ästhetik“ (Herder Verlag).

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Die größte Überraschung, die asiatische Gesellschaften dem westlichen Reisenden zu bieten haben, ist ebenso schlicht wie umwerfend. Es ist der – auch faktisch zutreffende – Eindruck, dass ein gelingendes Leben jenseits europäischer Wertmaßstäbe nicht nur denkbar oder möglich, sondern ganz real ist. 

In chinesischen Großstädten wie Hangzhou, Beijing und Chongqing genießen die Mittelschichten einen Lebensstandard, der den Vergleich mit europäischen Metropolen nicht scheuen muss. Deutsche Luxuslimousinen – auf Hochglanz poliert, dunkel getönte Scheiben, verchromte Felgen – sind in den Banken- und Geschäftsvierteln auffallend präsent, im sonstigen Straßenverkehr dominieren jedoch chinesische Fabrikate: BYD, Hongqi („Rote Fahne“), Great Wall Motors oder XPeng. Das günstigste chinesische Auto ist für umgerechnet 4500 Euro zu haben. Welche deutsche Marke hält bei diesem Preis mit?

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Dorothee Sehrt-Irrek | Mo., 31. März 2025 - 11:35

Ganz herzlichen Dank für diesen Erfahrungsbericht eines kundigen "Gastes", Herr Pietzecker.
Die technische und lebensweltliche Entwicklung folgt in Chna tradierten und wahrscheinlich gut befundenen Sozialverhalten, mehr jedenfalls, als den Lehren von Marx und Engels?
Aber auch diese Verhaltensweisen werden in chinesischen Serien einer Prüfung unterzogen.
Dabei, bzw. deshalb wirken chinesische Serien, anders als z.B. südkoreanische, auf mich ein bisschen wie Brechtsche Lehrstücke.
Hinzukommt aber auch evtl. die Schwierigkeit multiples Leben aus den Kunst-Forme(l)n gesellschaftlichen Umgangs zu entlassen.
Diese Formen und Regeln scheinen von weitem in Japan noch sehr gültig, ich bin auch nicht der Meinung, dass sie etwa abgeschafft gehörten.
Sie garantieren nicht nur Distanz in einer Massengesellschaft, sondern auch Respekt?
Man schaut französische Serien?
Aus der Bundesrepublik würde ich Kabarett empfehlen.
Kritik will gelernt werden.
Ich freue mich sehr für China.

S. Kaiser | Mo., 31. März 2025 - 14:31

Als privilegierter westl. Expat im akad. Milieu lässt sich leicht parlieren, über das Leben in dieser glitzernden Metropole.
Der Alltag sieht für viele weniger glamourös aus.
20€ plus für frz Macarons - nicht für jeden.
Vegan außer Haus essen, wenn Fleischkonsum noch das Zeichen für Wohlstand ist - eine Herausforderung. Die Wohlmeinende in der Kantine haut noch eine Prise Hackfleisch drauf, selbst wenn man‘s „ohne Fleisch“ will, weil ‚a bisserl Fleisch darfst scho‘. Tierschutz, ein unbekanntes Konzept.
In einer westl Supermarktkette, die Schildkröte wie hierzulande die Orangen im Netz ausharrend ihrer Verspeisung entgegensehend, kann man exotisch finden – oder nicht.
Im Restaurant zu sitzen, während alle drum‘rum Zombie-like in ihre I-Phones starren, das Interphase zur Welt, kann man fortschrittlich finden – oder nicht.
Ja, China ist Dtschl technologisch meilenweit voraus, zweifelsohne.
Aber ob eine ambitionierte, 24/7 überwachte Ellbogengesellschaft als Inspiration taugt - fraglich.

Hans Page | Di., 1. April 2025 - 13:10

Entspricht meinen Erfahrungen.

Ein Paragraph über die totale Armut und die vielen Hungersnöte in China mindesten bis 1978 würde den uninformierten Lesern helfen die beschriebenen Zustände und gewaltigen Fortschritte seit Maos Tod angemessen einzuordnen.