Illustration: Soeren Kunz

Landauf, Landab - Friedenstauben im Kulturkampf

Gedanken über die Friedenstaube auf einer Kinderprozession durchs Dorf, Verbindungen zu den DDR-Pionieren und Merchandise-Belohnungen vom äußeren politischen Rand für die Kinder.

Autoreninfo

Sophie von Maltzahn ist Schriftstellerin und lebt in Mecklenburg. In Cicero blickt sie als Kolumnistin monatlich vom Land aus auf die Welt. Foto: Carolin Saage / Kiepenheuer & Witsch

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Beim diesjährigen Umzug der Kita-Kinder am Kindertag, einem der wenigen Bräuche mit ostdeutscher Wurzel, erfreute es mich besonders, dass der mit Luftballons und bunten Bändern geschmückte Stock, den jedes Kind wie eine Standarte beim Umzug durch unser Dorf trägt, noch so etwas wie einen kulturellen Wiedererkennungs­effekt hat.

„Da fehlt noch die Friedenstaube obendrauf so wie früher“, sagte ein Dorfbewohner, der mit der Kulturtechnik des Kindertagsumzugs offenbar sehr vertraut war. Mir gefiel die Vorstellung, unsere kleine Prozession durch das Symbol der Friedenstaube in den Dienst einer höheren Sache zu stellen. In mir klingelten dabei keine Alarmglocken vor einer übergriffigen Politisierung durch Idealisierung.

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Jens Böhme | Do., 18. Juli 2024 - 16:53

In Zeiten des extremen Klassenkampfes werden Begriffe, Symbole und Figuren ideologisch seziert und tabuisiert. Mir fiel kein anderes Wort ein als Tabuisierung. Das ist ein Begriff aus der Vormoderne, also vor der Aufklärung. Und hört und liest man die modernen (politischen) Schamanen aus allen Parteien und gesellschaftlichen Schichten, könnte man denken, wir leben im Mix von Klassenkampf und frühzeitlichen Schamanismus.

Ingofrank | Do., 18. Juli 2024 - 17:18

oder am Frieden prinzipiell ?
Gerade weil es am östlichsten Rand Europas
(welches i.ü. bis zum Ural reicht ! !) eine kriegerische Auseinandersetzung gibt, an der der Westen auch seine Aktien hat ….. Oder wer ist verantwortlich, den NATO Beitritt der Ukraine, in die Verfassung zu schreiben ? Der reichste Bettler der Welt im Nebenberuf Schauspieler ? Wohl kaum. …..
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Ingbert Jüdt | Fr., 19. Juli 2024 - 09:21

In Gestalt des Asow-Bataillons, das auf europäische Propaganda-Tournee gehen und sich als Heldenregiment verkaufen darf. Ich verstehe Ihre Bedenken bezüglich der AfD, Frau von Maltzahn, aber sollte mir Gott im Traum eingeben, in Zukunft nur noch diese Partei zu wählen, welche antifaschistische Widerrede könnte ich noch geben?

Man kündigt der AfD die Konten und versucht, ihre Versammlungsräume zu canceln, aber gewaltbereite Hardcore-Nazis mit offenem Bekenntnis zu den Bettgenossen des Dritten Reichs, das Äquivalent nicht der AfD, sondern der NPD sowie Repräsentanten mutmaßlicher Kriegsverbrecher, dürfen Ende Juli im Hotel Continental ihre Lügen verbreiten.

Es heißt biblisch: »Wenn das Salz seine Kraft verliert, womit soll man es salzen?« Wie kann man den europäischen und insbesondere deutschen »antifaschistischen Konsens« noch für zwei Cent ernst nehmen, wenn er dem eigenen Bedürfnis zum Selbstbetrug geopfert wird, sobald es den Kriegshetzern dieser Republik ins eigene Framing passt?