Von Merz (l.) und Kretschmer (r.) im Stich gelassen? Brandenburgs CDU-Spitzenkandidat Jan Redmann / dpa

Brandenburg hat gewählt - Die Wahllokale zu – und viele Fragen offen

In Brandenburg hat fast jeder Zweite für rechts- und linkradikale Parteien gestimmt, Regierungschef Woidke hat der AfD zur Sperrminorität verholfen und die CDU ihrem Kanzlerkandidaten den Start vermasselt. Das verstehe, wer will.

Hugo Müller-Vogg

Autoreninfo

Dr. Hugo Müller-Vogg arbeitet als Publizist in Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu politischen und wirtschaftlichen Fragen, darunter einen Interviewband mit Angela Merkel. Der gebürtige Mannheimer war von 1988 bis 2001 Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Die Meinungsforscher sind in der Lage, Wahlergebnisse mit erstaunlicher Treffsicherheit zu prognostizieren, die Präferenzen der Wähler zu erfragen und die Gründe für die Stimmabgabe herauszufinden. Ungeachtet aller Analysen und Nachwahlbefragungen bleiben viele Fragen offen. Hier die ungelösten Rätsel der Brandenburg-Wahl.

Warum erfahren die Putin-Versteher so viel Zustimmung?

AfD und das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) machen keinen Hehl daraus, dass Putin ihrer Meinung nach in und mit der Ukraine machen kann und soll, was er will. Hauptsache, wir stehen den überfallenen Ukrainern nicht bei. Uns aus allem rauszuhalten, mag ja vielen als bequem erscheinen. Aber sieht die Hälfte der Brandenburger nicht, dass Putin nach der Krim jetzt die Ukraine unter sein Diktat bringen will? Und dass sein Annexions-Appetit danach nicht gestillt wäre? Dass er möglichst viele ehemalige GUS-Republiken heim in sein Zarenreich holen will? 

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Markus Michaelis | Mo., 23. September 2024 - 14:37

die Grünen opfern sollen (die er nicht liebt, aber braucht), Kretschmer hätte nicht, der Wähler hätte nicht ... wenn jeder genau dies und das gemacht hätte, wäre dieses und jenes besser bei herausgekommen.

Alles richtig, nur ändert das nichts am Grundproblem. Das besteht nicht in ein paar dummen Aktionen von Kretschmer, Woidtke oder dem Wähler, sondern darin, dass wir wie FR und andere nur noch schwer regierbar sind. Alles passt nicht mehr so zusammen, man kann dies und das probieren. Mal klappt es gerade, oft geht es schief. Die Menschen und ihre Weltbilder passen nicht mehr so zusammen, dazu all die externen Probleme.

Ich denke es war schon alles ganz ok bei der Wahl - so ist es jetzt eben.

Stefan Jarzombek | Mo., 23. September 2024 - 14:40

Es ist die unselige Brandmauer,die zu solchem Chaos führt und fällt sie nicht werden die Länder offensichtlich unregierbar.Punkt.

T Romain | Mo., 23. September 2024 - 14:46

Ist doch prima, soll das BSW doch mit in die Regierung.
Man darf sehr gespannt sein. Denn am allerwenigsten möchte das - Wagenknecht selber.
Denn nur aus der Opposition heraus kann sie weiter alles besser wissen und jeden kritisieren. Regierungsverantwortung würde da doch sehr stören. Man könnte sie sonst tatsächlich an ihren Taten messen, statt an wohlformulierten Worten. Auch könnte die Zeit für Talkshowauftritte und gut dotierte Vorträge knapper werden.

Stefan Jarzombek | Mo., 23. September 2024 - 14:50

"Doch beim Stichwort „gegen rechts“ ersetzt offenbar die Emotion die Ratio."
Brandmauer=Sperrminorität
Und nicht vergessen,auch die CDU ist Feind der Ultralinken!
Das gibt mir schöne Landtage was da zusammengewählt wurde in Thüringen und Brandenburg.
Auch in Sachsen wird's wohl interessant.
Ist es dieses Chaos überhaupt
wert das die Brandmauer bestehen bleibt?

Sabine Lehmann | Mo., 23. September 2024 - 14:57

Sie verstehen DAS nicht, Herr Müller-Vogg? Ich bitte Sie. Als Journalist verstehen Sie nicht, dass Wähler nach mehr als 10 Jahren deutscher Misswirtschaft und katastrophaler Politik auf allen Ebenen, die "Etablierten", die allesamt dafür verantwortlich zeichnen und dieses Land an den Rand der vollständigen Zerstörung gefahren haben, abwählen? Dann kann ich Ihnen attestieren, dass Sie sich in "bester" Gesellschaft befinden. Und zwar zusammen mit all den angeblich derzeit so fassungslosen Schauspielern aus diesem "Kulturkreis", die sich darüber wundern, jetzt die Ernte ihrer Saat einzufahren!

Jochen Rollwagen | Mo., 23. September 2024 - 15:00

Die West-Deutschen haben die DDR nie verstanden.

Deshalb wundern sie sich jetzt, wie in der ehemaligen DDR "gewählt" wird.

Das ist erst der Anfang.

Die werden sich noch viel mehr wundern.

Henri Lassalle | Mo., 23. September 2024 - 15:10

Die Person oder vielmehr die Persönlichkeit ist deutlich mitentscheidend. So manche Stadt und Gemeinden treffen eine Wahl, die nicht der politischen Meinungsstruktur entspricht. So regiert in München ein SPDler als OB, obwohl in dieser Stadt nur noch das Geld zählt; aber die Münchner meinen, er mache eine gute Arbeit.
Dass Olaf Scholz im Wahlkampf ausgespart blieb, war ein weiser Entschluss. Der Mann ist für einen Wahlkampf nicht mehr "bankable".
Aber die AfD ist die eigentliche Gewinnerin des Wahlmarathons. Es wird jetzt ungemütlich in den Regierungsbüros in Berlin.
Man kann nur davor warnen, wieder Politik an den Bürgern vorbei zu machen.

Andreas Braun | Mo., 23. September 2024 - 15:26

Täte ich gerne, wenn Kommentare zeitnah freigeschaltet würden.
Ansonsten: Ziemlich üble Wählerbeschimpfung. Wie so viele weigert sich Müller-Vogg zu begreifen, dass es viel weniger um Putin geht, als um die Tatsache, dass für etliche wichtige Dinge angeblich das Geld fehlt, während Milliarden in der Ukraine versenkt werden. Und eben nicht nur für Waffenlieferungen, sondern auch (über die EU) für Direktzahlungen in den ukrainischen Staatshaushalt und die Alimentierung zehntausender ukrainischer Sozialtouristen. Ein Blick auf die Buchungszahlen von Flixbus Richtung Ukraine genügt diesbezüglich. Die Menschen im Osten haben eben sehr feine Antennen dafür, wenn sie von Politik und Medien verarscht werden sollen.
Leider ist meiner Meinung eine Zeichenbeschränkung auferlegt, sonst würde ich Müller-Voggs Erguß noch weiter bearbeiten.
Wenn man es überhaupt freigeben würde...

Norbert Heyer | Mo., 23. September 2024 - 15:40

Na, hier ist aber jemand furchtbar sauer, weil „seine“ Partei gleichauf ist mit der neubenannten SED. Warum wohl? Der Union traut man zu Recht zu, dass sie mit den Kommunisten eine Koalition eingeht. War ja auch schon zu DDR-Zeiten so: Viele Parteien, eine Marschrichtung. Ging 40 Jahre gut, dann ging das Volk auf die Barrikaden. Jetzt ist die Union im Bereich einer Splitterpartei und sie wird, wenn sie die Brandmauer weiter sklavisch einhält, bald ganz untergehen. Warum ist es denn schlecht, gegen den Ukraine-Krieg zu sein? Unser Niedergang hat auch damit zu tun. Die USA haben anscheinend ein neues Spielzeug und. Sehen genüsslich zu, wie Europa sich zerlegt. Vernichtung eines wirtschaftlichen Giganten durch sich selbst, besser geht es nicht. Ich bin auch der Meinung, dass uns der Krieg nichts angeht, wir werden aber wohl noch den Wiederaufbau stemmen sollen - falls wir dann noch liquide sind. Die Grünen wurden zwar abgestraft, aber ihr Gift findet sich auch in den anderen Parteien.

Wilfried Düring | Mo., 23. September 2024 - 15:58

'AfD und das "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW) machen keinen Hehl daraus, dass Putin ihrer Meinung nach in und mit der Ukraine machen kann und soll, was er will. Hauptsache, wir stehen den überfallenen Ukrainern nicht bei. Uns aus allem rauszuhalten, mag ja vielen als bequem erscheinen. Aber sieht die Hälfte der Brandenburger nicht, dass Putin nach der Krim jetzt die Ukraine unter sein Diktat bringen will? Und dass sein Annexions-Appetit danach nicht gestillt wäre?'
Das ist nicht nur eine Frechheit; das ist - eine (mindestens eine !) faustdicke Lüge. Der Cicero sollte sich für derart billige und ausgelutschte Plattitüden des Söder-Freundes Müller-Vogg zu schade sein!
Im Grunde ist es auch einfache Psychologie:
Die Beschimpfung und Stigmatisierung von Wählern und neuerdings großer Bevölkerungsgruppen (50% der Brandenburger) führt bei der diskriminierten 'Zielgruppe' regelmäßig zu Trotz und eben gerade nicht zum Umdenken. Aber, jeder wie mag und nach seinen intellektuellen Möglichkeiten.

Ingofrank | Mo., 23. September 2024 - 16:04

ich finde ein Parlament ohne Grüne Beteilige toll.
Selbst wenn einige Leihstimmen gen SPD von den Grünen gegangen sind, sollte dies doch wohl den „harten Kern“ der Grünen Sekte nicht betreffen. Und wenn dieser gerade mal noch auf 4% zusammen geschmolzen ist, ist doch alles in bester Ordnung mit der Grünen außerparlamentarischen Opposition.
Und klar doch, da haben Sie schon Recht, wenn’s für die AfD nicht als stärkste Partei gereicht hat bei den 1…..2% Rückstand…. Aber wenn es rd. 9% Vorsprung vor der Zweitplatzierten Partei der CDU wie in Thüringen ist, ist dies doch eine ganz andere Qualität. Nun ja, dies gegen den Amtsbonuns gegen den Linken Rammelow zu erzielen, ist ja nicht so schwer, als diese gegen einen CDU oder SPD Mann ….schon klar …..😜
Warten wir auf die Possen- Spiele der Regierungsbildung …. wie hoch Wagenknecht die Preise treibt. Vielleicht gibts auch hier und da wieder ganz fix Neuwahlen …… aber da hat ja bekanntlich die CDU schon mal in Thüringen versagt.
M f G a d E R

Hans Jürgen Wienroth | Mo., 23. September 2024 - 16:10

Warum ist jeder, der der Ukraine nicht unbegrenzt Geld und Material für Selenskyjs Maximalziele zur Verfügung stellen will, sondern die Hilfe mit der Forderung nach Waffenstillstandsgesprächen verbindet, ein „Putin-Versteher“? Das ist ähnlich wie bei der Migration, Unterstützung bis zum eigenen Untergang und bei Bedarf noch weiter.

Nun zu Brandenburg. Es ist immer wieder dasselbe. Im Kampf gegen „rechts“ gibt es keine Grenzen, bis man feststellt, dass man sich Linksradikalen ausgeliefert hat. Das muss jetzt auch Woidke feststellen. Mit der CDU reicht es vermutlich nicht, es müssen entweder die Forderungen des BSW erfüllt werden, oder die Brandmauer muss fallen.

Dass über den Bundesrat kein Einfluss auf die Bundespolitik genommen werden kann, ist nur bedingt richtig, gilt doch in der Politik das Prinzip Geben und Nehmen eine Rolle. Vielleicht kann diesem Gremium wieder etwas Macht eingeräumt werden, nachdem das BVerfG. es mit seinem „Abstimmurteil“ (eine Stimme / Land) entmachtete.

Manfred Sonntag | Mo., 23. September 2024 - 16:11

Sie schreiben: "Das verstehe, wer will." Ich denke, Sie wollen es nicht verstehen und können es wahrscheinlich mit dem ideologischen Tunnelblick offensichtlich auch nicht. Vielfalt, Toleranz, Freiheit, Selbstbestimmung und Demokratie nutzen doch viele westlich sozialisierte Politiker und Journalisten nur noch als hohle Phrasen. Und das machen sie nicht nur mit Ostdeutschen, nein auch mit Ungarn, Afrikanern u.v.a.m. so. Sie haben den arroganten Stil des Lothar von Trotha seit über 100 Jahren nicht ablegen können. Beispielhaft ist dabei die Festlegung des Standortes für Toilettenhäuschen für afrikanische Dörfer durch deutsche Politiker (Baerbock). Aus Angst vor mächtigen Argumentationsdefiziten haben sie sich innerhalb ihrer Brandmauern eingegraben und bemerken gar nicht, dass sich die Welt weiterdreht. Wie soll die heutige Jugend den Rückstand zu den BRICS-Staaten in Bildung, Forschung und Wirtschaft jemals wieder aufholen?

Gerhard Lenz | Mo., 23. September 2024 - 16:13

Die Union hat allen Grund, enttäuscht zu sein. Weder die verkündete Kanzlerkandidatur des Herrn Merz, noch dessen markige Worte in Sachen Migration haben AfD-Wähler zur "konservativ-runderneuerten CDU" zurückgebracht. Im Gegenteil: Es zeichnet sich immer mehr ab, dass die Strategen der Partei um Lindemann und Merz ganz gewaltig auf dem Holzweg sind. In Thüringen hat man sich die Tür zu längst nicht mehr radikalen Linken selbst verschlossen, jetzt muss man sich mit der Putin-freundlichen Wagenknecht-Partei arrangieren, wenn man noch regieren will. Die Taktik, der AfD-ähnlich die Grünen zum Hauptgegner zu erklären, hat zwar die Ökos aus dem Parlament vertrieben - was allerdings bedeutet, dass der vorherigen Koalition ein Partner abhanden gekommen ist und die Union nicht mehr mitregieren kann. Wie clever!

Es ist aber schon reichlich abenteuerlich, solche Patzer jetzt dem SPD-Spitzenkandidaten anzuhängen. Die Union wird die eigene Strategie überdenken müssen - sonst wird Merz nie Kanzler.

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